Sansui Solid State 300L
#1
Völlig unverhofft ist mir dieser offenbar schon sehr alte Sansui-Receiver zugeflogen:

[Bild: LsFpOGW5IgcnPOqY.jpg]

Leider findet man im Netz kaum Informationen zu dem Gerät. Es stammt vermutlich aus den späten 1960er Jahren und war damals das Einstiegsmodell unter den volltransistorierten Sansui-Receivern.

Mein erster Eindruck sagt: Kein Watt-strotzender Bolide, sondern ein kleines, feines Understatement-Gerät mit unaufdringlicher, aber beim näheren Hinsehen sehr ansprechender Optik. Verarbeitungs- und Materialqualität machen einen erstklassigen Eindruck, hochwertiges Echtholzgehäuse, massive Metallknöpfe, sehr präzise Schalter und Regler.

Zwei Fragen:

- Hat jemand die vollständigen technischen Daten zu dem Gerät, eventuell auch den einstigen Neupreis in Deutschland und Testberichte? Schaltplan wäre natürlich auch schön.

- Der Vorbesitzer hat mich darauf hingewiesen, daß das Gerät im (sowohl beim Radiobetrieb als auch bei externen Quellen) ein hörbares Grundrauschen hat. Ich habe das erst nicht auf die Goldwaage gelegt, da der Mann über als Besitzer einer sehr erlesenen High-End-Sammlung wahrscheinlich andere Maßstäbe hat als ich. Allerdings hat sich beim ansonsten sehr positiv verlaufenen ersten Hörtest gezeigt, daß, wenn ich den Eingangswahlschalter auf irgendeine "stumme" Position schalte, tatsächlich bei höherer Lautstärke ein ungleichmäßiges und gegenüber meinen anderen Geräten merklich stärkeres Rauschen zu hören ist.

Der frühere Besitzer hatte mal einen befreundeten Radio- und Fernsehmechaniker auf das Phänomen angesprochen, der ihm sagte, so etwas sei bei vielen Geräten aus dem frühen Transistor-Zeitalter normal gewesen und nicht abzustellen. Kann jemand das - allgemein oder speziell auf dieses Modell bezogen - bestätigen, oder schreit da vielleicht doch irgendwo ein Transistor nach seinem Altersruhestand?

Danke schon mal für alle Antworten!
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#2
Hallo Timo,

genaue Daten zu dem 300L habe ich auch nicht aber mit den
ausgehenden 60er Jahren liegst Du richtig. Wo genau er einzu-
ordnen ist, ist ohnehin schwer. Sansui hat, wie einige japanische
Wettbewerber auch, entsetzlich viele Modelle am Start gehabt,
die sich allerdings machmal nur äusserlich und durch die Bezeichnung
voneinander unterschieden. Da wechselte das Programm manchmal im
12-Monate-Turnus.

Die Ähnlichkeit zu den Modellen 350 und 310 lässt eine Sinusleistung
von etwa 2x 15 o. 20 Watt vermuten - sicher kein "kraftstrotzender Bolide"
(wie Du schreibst) aber damals durchaus auf der Höhe der
Zeit.
Was das Rauschen angeht, so ist das mit den alten Kisten tatsächlich
so eine Sache: einige Hersteller schienen bei der Auswahl der
Transistoren nicht sehr sorgfältig gewesen zu sein - bei den Geräten
der unteren Preisklassen jedenfalls. Wenn ich mich recht besinne,
rauschte mein Sansui 881 (und das ist schon ein anderes Kaliber)
bereits in den 80er Jahren vernehmlich. Und da war er gerade mal
10 oder 12 Jahre alt. Mittlerweile ist das noch schlimmer geworden
(ich habe ihn noch immer), d.h. die Transistoren werden nicht besser.

Ein Tausch gegen rauschärmere Ersatztypen sollte aber ein wenig
Abhilfe schaffen. Wenn es allerdings ungleichmässig rauscht, rufen
da wohlmöglich noch einige Kondensatoren nach "Ablösung".

Gruß

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#3
Zitat:PeZett postete
Ein Tausch gegen rauschärmere Ersatztypen sollte aber ein wenig
Abhilfe schaffen. Wenn es allerdings ungleichmässig rauscht, rufen
da wohlmöglich noch einige Kondensatoren nach "Ablösung".
Ah, das ist doch dann einen Versuch wert. :-)

Zu meiner freudigen Überraschung hab' ich gerade festgestellt, daß der Original-Schaltplan in einem Umschlag unter dem Gerät klebte. Das Problem ist also schon mal gelöst. Aber wo könnte man mit dem Tauschen ansetzen?

Das hier scheint der Endverstärker zu sein:

[Bild: nJcKgJwwsPl6kXU7.png]

Die 2SC458LG (TR801 und 802) sind mir aus einigen Akai-Bandmaschinen als mögliche Rausch-Quelle bekannt, macht da ein Austausch Sinn?
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#4
nunja - was in den Akai Bandmaschinen schon für Rauschen
sorgte, wird hier nicht besser sein.

Vielleicht hilft ein bischen Signalverfolgung bei der Lokalisierung
der heftigsten Rauscher.

Gruß
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#5
Hallo Timo,

kannst du noch den Teil des Plans mit dem Vorverstärker und Quellenumschaltung posten? Ich denke du solltest dort mit der Fahndung nach dem Rauscher beginnen.

Gruß,
David
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#6
Hallo Timo,

bezüglich des Baujahres, habe ich die Angaben von 1970 bis 1971 gefunden.
Ansonsten ist es mau mit Angaben.
Rauscht er denn auf beiden Ausgängen im Verstärkerbetrieb gleichmäßig ?
Deuten Lötstellen auf eine ältere Reparatur hin ?

Viele Grüße
Michael
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#7
Zitat:PeZett postete
Vielleicht hilft ein bischen Signalverfolgung bei der Lokalisierung
der heftigsten Rauscher.
Ja, das ist wohl wahr. Bin da nur leider sehr aus der Übung. :-(

Zitat:David77 postete
kannst du noch den Teil des Plans mit dem Vorverstärker und Quellenumschaltung posten? Ich denke du solltest dort mit der Fahndung nach dem Rauscher beginnen.
Gar nicht so einfach zu scannen, der Plan ist ziemlich riesig. Reicht das?

[Bild: a3QhHgYW8i86YZjz.png]

Zitat:Remanenz postete
Rauscht er denn auf beiden Ausgängen im Verstärkerbetrieb gleichmäßig ?
Ja, große Unterschiede zwischen den Kanälen kann ich nicht hören.

Zitat:Deuten Lötstellen auf eine ältere Reparatur hin ?
Hab' das Gerät noch nicht aufgeschraubt, melde mich dazu noch.
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#8
Ich würde das Ding so lassen wie es ist.
Es wird nie mehr als ein Sammelobjekt sein und als Solches ist der Originalzustand wichtiger.

Gruß Ulrich
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#9
Hallo Ulrich,

im Grunde gebe ich die Recht.
Es ist so, das ich einen Sansui 310 habe. Wenn ich den Kleinen als Verstärker nutze, rauscht er nicht hörbar. Der Tuner ist allerdings sehr rauschfreudig.
Der Sansui 310 kam 1972 auf den Markt und könnte der Nachfolger des 300 sein ?!
Vielleicht wurde der 300er von Timo einmal repariert und falsch bestückt ? Es wäre zumindest eine schnelle Sache, mal nach einer fehlerhaften Reparatur zu suchen.
Sollte aber alles noch original sein, naja einen Hifi-Überflieger wird der kleine Sansui sicher nicht.

@Timo
Sag mal aus Interesse. Hat der 300L auch eine gravierte Beschriftung oder bedruckt.
Sansui hat sich ja recht viel Mühe mit der Optik und der Verarbeitung gegeben.

Viele Grüße
Michael
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#10
Zitat:Remanenz postete
..Es ist so, das ich einen Sansui 310 habe. Wenn ich den Kleinen als Verstärker nutze, rauscht er nicht hörbar. ...l
Hallo,

schalte doch mal auf Phono und drehe dann ohne Quellsignal auf...
(Laß mich raten was Du dann hörst Wink)

Gruß
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#11
Nee, nee. Das gilt hier nicht.
Wir sind hier doch in einem Tonbandforum. Was war Phono noch gleich ... ? :-)

Viele Grüße
Michael
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#12
Zitat:uk64 postete
Ich würde das Ding so lassen wie es ist.
Es wird nie mehr als ein Sammelobjekt sein und als Solches ist der Originalzustand wichtiger.
Der Austausch weniger Teile widerspricht für mein Empfinden zwar nicht dem Originalzustand, aber trotzdem hast Du natürlich irgendwie recht - vor allem, wenn ich bedenke, daß mir dieses Rauschen ohne den vorherigen Hinweis möglicherweise gar nicht aufgefallen wäre.

Zitat:PeZett postete
schalte doch mal auf Phono und drehe dann ohne Quellsignal auf...
(Laß mich raten was Du dann hörst Wink)
Also, noch mal per Kopfhörer probiert: Wenn ich auf FM schalte und somit ein Signal habe, rauscht es nicht stärker, als man es von älteren Receivern gewohnt ist. Übrigens ist die Empfangsqualität ohne angeschlossene Antenne (leider hat das Gerät noch keinen Koax-Anschluss, und ich finde meine Dipol-Wurfantenne nicht mehr) überraschend gut. ;-)

Phono ohne angeschlossenes Gerät: Rauscht hörbar.

Aux 1 und Aux 2 ohne angeschlossenes Gerät: Rauscht etwas, aber jetzt habe ich es erstaunlicherweise nicht mehr als ungewöhnlich oder störend empfunden. Haben meine Ohren seit vorgestern nachgelassen, hat das Gerät sich wieder eingespielt oder hatte ich damals versehentlich mit Phono getestet? :oah: Ich behalte das mal im Auge... eventuell war ich wirklich durch die Aussage des Vorbesitzers etwas übersensibel.

Zitat:Remanenz postete
Der Sansui 310 kam 1972 auf den Markt und könnte der Nachfolger des 300 sein ?!
http://audioklassiks.de/wordpress/?p=439

Das könnte schon passen. Optik und Bedienelemente haben sich zwar deutlich geändert, aber es scheint die gleiche Geräteklasse zu sein.

Wobei ich für meinen 300er im Netz widersprüchliche Angaben hinsichtlich des Produktionszeitraums gefunden habe. Einmal heißt es 1968, einmal 1970. Könnte also sein, daß da noch ein Modell zwischen kam.

Noch eine Erkenntnis: Neben dem 300L mit Langwelle-Tuner, der wohl vor allem für den europäischen Markt gebaut wurde, gab es auch noch einen 300 ohne L und Langwelle.

Zitat:Sag mal aus Interesse. Hat der 300L auch eine gravierte Beschriftung oder bedruckt.
Die Beschriftung beim silbernen Bedienteil hat ein leichtes Relief, nur oberflächlich aufgedruckt ist sie also offenbar nicht.

[Bild: mqD3MVgf8MjQfMqZ.jpg]
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#13
Rauschen soll man eh nicht mit offenen Eingängen beurteilen, egal ob "Phono" oder "Aux".

Gruß Ulrich
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#14
Ja, sehe ich genau so.
...wobei diese alten Verstärker eben manchmal auch mit
angeschlossener Signalquelle rauschen. Alles andere ist ja
- wie ich finde - auch ohne Belang. (Mit "ohne Quellsignal"
meine ich nicht den offenen Eingang sondern eben ohne
Signal von der Quelle)


Thema Beschriftung: ...meines Erachtens ist das eine Art Gravur
(oder geätzt - aber ich schätze, das beherrschte man damals noch nicht
in der geforderten "Auflösung"). Auf jeden Fall hat mein 881 die gleiche
Art der Beschriftung. Auch das war annodunnemals bei einigen
Herstellern Usus (zB bei Kenwood o. Onkyo).

Gruß

Peter
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#15
Hallo,

der Vollständigkeit halber, habe ich mal die Gravur vom 310 fotografiert.

[Bild: 6130383434653963.jpg]

Man muß die frühen Sansui´s einfach mögen.
Bei späteren Modellen wurde dann wohl aus Kostengründen nur noch gedruckt.

Viele Grüße
Michael
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#16
Nun die nächste Frage: Die Empfangsleistungen des 300L mit der integrierten UKW-Antenne sind (wie schon geschrieben) beachtlich, aber trotzdem würd' ich ihn gerne an die Dachantenne anschließen. Altersbedingt hat er leider noch Klemmen statt einer Koax-Buchse, aber immerhin schon (neben einem 300- auch) einen 75-Ohm-Anschluss.

[Bild: tM8ZifhwmcQka35e.jpg]

Die Frage ist nun: Wie macht man es möglichst einfach und würdevoll? Eine Koax-Buchse mit Kabel für die Klemmen versehen?
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#17
"einfach"? - vom ankommenden Kabel den Koax-Stecker entfernen...
"würdevoll? - Koax-Buchse usw. usw. (wie von Dir beschrieben).

Gruß

P.
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#18
Hallo Timo,

Quelle: SANSUI Preisliste von 1969.

Preis war DM 1.075.-. 2x16 Watt Dauerleistung, mehr habe ich leider nicht.

Gruß

Michael-Otto
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#19
...immerhin ein paar konkrete Daten.

Dank an das "Unergründliche"!

Gruß

P.
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#20
Vielen Dank für die Daten, Michael! In Sachen "Watt pro DM" stellt er also (wie erwartet) keine Rekorde auf. ;-)

Was hat man eigentlich damals an so ein Gerät für Boxen angeschlossen? Die Ausgangsleistung liegt für mein Empfinden noch klar in der Breitbänder-Klasse, der ehemalige Neupreis dagegen legt allerdings ein hochwertiges 2-Wege-System nahe. Sollte ich mich entschließen, das Gerät dauerhaft zu behalten (die Chancen stehen recht gut), hätte ich schon gerne stilechte Lautsprecher dazu.
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#21
Zitat:timo postete
..Was hat man eigentlich damals an so ein Gerät für Boxen angeschlossen?...

...Sollte ich mich entschließen, das Gerät dauerhaft zu behalten (die Chancen stehen recht gut), hätte ich schon gerne stilechte Lautsprecher dazu.
Die stilgerechten Sansui-Dosen siehst Du u.a. hier...

http://www.sansui.us/SP_3Digits.htm

...wobei die grossen LS mit den üppigen Bassisten nicht unbedingt
geeignet sind. Die kleine Endstufe des 300L wird deren Membran
wohl nur mässig anregen können, obwohl die verwendeten
Basslautsprecher weitestgehend Kurzhuber mit kleinen Magneten
sind. Deshalb auch die großen Membranflächen und die "harten"
Sicken.

Ich würde zu kompakten 2-"Wegerichen" raten und wenn mangels
Verfügbarkeit nicht von Sansui, dann z.B. von Heco, Saba, Wharfedale
oder frühe Canton. Es gab natürl. noch viele andere "Zeitgenossen"
im passenden Design (Kenwood etc.) oder mit hochwertigem Innen-
leben (Spendor, alte JBL-Monitore etc.) aber es soll ja wohl bezahlbar bleiben, denke ich.

Gruß

P.
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#22
Zitat:PeZett postete
...Thema Beschriftung: ...meines Erachtens ist das eine Art Gravur
(oder geätzt - aber ich schätze, das beherrschte man damals noch nicht
in der geforderten "Auflösung"). ...
Prägen wäre noch eine Möglichkeit, eine Alufront ist ja relativ weich. Gravieren ist eine Art fräsen, und eloxierfähiges Alu läßt sich nicht gut spannend bearbeiten, nur mit langsamen Werkzeugen und geringem Vorschub.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#23
Schweren Herzens (!) habe ich heute beschlossen, mich von dem Sansui zu trennen. Ich habe es noch nicht aufgeschraubt, ist also (sofern kein früherer Besitzer etwas daran gemacht hat) noch gänzlich unverbastelt. Der Schaltplan ist dabei.

Falls jemand Interesse haben sollte, bitte ich um Kontaktaufnahme.

Edit: Schon vergeben. :-)
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