Belgisches Wunder - Das Servo Sound-System
#1
Moin, moin,

ihr ahnt schon, ich hab was Neues. Und etwas Neues zu bekommen, das ich vorher bestenfalls dem Namen nach kannte, motiviert mich zu suchen, was es darüber zu finden – zu wissen – gibt. Und das ist bei Servo Sound recht wenig!
Und das sind vor allem Vermutungen und Gerüchte!

Vielleicht wisst ihr mehr und laßt Euch motivieren, mich an Eurem Wissen über Servo Sound teilhaben zu lassen?

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Servo Sound? Ein Servo, das ist eine Hilfseinrichtung, die einen bei einer Handlung unterstützt. Erhält hier also der "Sound" eine besondere Unterstützung durch einen „Servo“?

Ende der Sechziger Jahre war die klangtreue Wiedergabe über eine HiFi-Anlage zwar möglich, aber ihr Erreichen doch nur mit einer Menge Aufwand und Engagement. Insbesondere, wer seine Wohnung nicht durch voluminöse Geräte und noch größere Lautsprecherboxen dominiert sehen wollte, der mußte oftmals auf eine High Fidelity-Wiedergabe verzichten. Kleine Boxen gab es, doch waren die halt „Stereo“ und nicht unbedingt „high fidelity“.
Um trotzdem auch aus kleinen Lautsprecherboxen einen großen Sound hervorholen zu können, zündete man in Belgien anno 1967 gewissermaßen den Nachbrenner, schaltete den Servo zu: "Die Servo-Sound-Anlage, auf der hifi68 zum erstenmal vorgestellt, zeichnet sich durch besonders kleine Abmessungen der Lautsprecherboxen ... aus, wobei die Nachteile kleiner Boxen auf elektronischem Wege überwunden werden." ("Technische Meldungen", Fono Forum 1/69).

Revolutionär sehen sie nicht aus, meine beiden Neuzugänge und ihr Anhang. Ein wenig erinnern sie mich an die Werufa-Anlage von Görler (WV60 und WT60, 1968) oder an das Steuergerät Kuba HiFi-Columia 864 (1969), die ich, zumindest im zeitgenössischen Vergleich, als vergleichbar elegant und dezent empfinde.
Im Gegensatz dazu stehen die „üblichen“ Steuergeräte jener Zeit, die Körting als „Neckermann“, „Elac“ oder „Siemens“ im Angebot gehabt hatte, von denen es aber auch Vergleichbares von Blaupunkt, Nordmende, Grundig oder Saba gegeben hatte: Dickschiffe mit dominanten grauen oder schwarzen Kunststoff-Fronten mit großer Skala: Telefunken Opus 2650, Grundig Stereomeister 3000 oder gar Saba Studio Freiburg Professional etc. Im Gegensatz dazu stehen auch die „üblichen“ HiFi-Anlagen jener Zeit, die eher „stämmig“ wirken und ebenfalls zweifellos großzügiger dimensioniert daher kommen, als meine niedlichen Belgier.

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Auf den ersten Blick sehen die tatsächlich ganz normal aus. Eine recht massive Holzzarge mit Edelholz-Furnier, der rückwärtige Ausschnitt für das Anschlußterminal in Kunststoff eingerahmt, der vordere, standesgemäß, mit einer massiven Alu-Maske. Darin liegt die Frontplatte des Chassis eingebettet, das in seiner Gesamtheit, bei dem Vorverstärker genauso wie beim jüngeren Tuner, nach vorn herausgezogen werden könnte, ohne daß Schalter oder Knöpfe abgezogen werden müssten.

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Der Tuner, das enthüllt er spätestens, wenn er herausgezogen würde, ist ein Görler. Zumindest ist sein Inneres von Bauteilen der Körting-Tochter dominiert, die halb Europa mit Empfangs-, Filter- oder Abstimmbauteilen beliefert hatte: Außer dem Netzteil ist so ziemlich jede Platine im Servo-Sound-Tuner mit „Görler“ beschriftet.
Äußerlich ist er übrigens nur mit „Servo Sound“ benannt und enthält seinem Betrachter jedwedes Anzeichen einer Typen- oder Generationsbezeichnung vor.

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Es handelt sich um einen reinen UKW-Empfänger, dessen analoge Skala von unter 88 bis über 108 MHz reicht. Damit ist sein Frequenzband auch für heutiges UKW-Hören hinreichend geeignet.
Die Mono-/Stereo-Umschaltung erfolgt automatisch. Ein grünes Lämpchen zeigt den Stereo-Empfang an, der bei Bedarf auch manuell wieder auf den Mono-Betrieb umgeschaltet werden kann, um die Empfindlichkeit zu steigern.

Sozusagen „typisch deutsch“ ist der AFC-Schalter, den fast alle hiesigen Empfangsgeräte zeigten, der aber bei der internationalen Konkurrenten jenseits größerer Gewässer nicht in dem Maße verbreitet war.
Hinter der „Automatic Frequency Control“ beziehungsweise dem „Automatic Fine Tuning“ versteckt sich eine Regelschaltung. Ein Radiosignal wird im Superhet-Empfänger demoduliert, und somit zur Weiterverarbeitung nutzbar gemacht, indem es im Empfänger mit der Frequenz eines Oszillators gemischt wird. Die definierbare Qszillatorschwingung reduziert das Nutzsignal auf ein Spektrum, das in der Lage ist den ZF-Filter zu passieren. Wenn die Differenz aus der Frequenz des Nutzsignals und der Oszillatorfrequenz nicht mehr der Zwischenfrequenz entspricht, wird die aus dem FM-Demodulator gewonnene Spannung von der AFC-Schaltung zur Nachregelung der Oszillatorfrequenz benutzt.
„International“, das meinte damals vor allem US-amerikanisch. Für dortige Verhältnisse war der Einsatz einer AFC schwieriger umzusetzen, weil die Rasterbreite in den USA (100 kHz), im Vergleich zu jener in der BRD (200 kHz), geringer ist. Zudem war die Senderdichte größer, doch gab viel mehr schwache Sender mit zu geringem Mindestpegel, für das Erreichen einer stabilen Trägerfrequenz. Zu häufiges Springen zum Nachbarsender wäre die Folge eines AFC-Einsatzes in den USA gewesen, so daß sich der Einbau kaum lohnte. Abgesehen davon war das Standardband der Sechziger Jahre in den USA noch immer die Mittelwelle gewesen. Somit waren AFC-Schaltungen für analoge Tuner, die für den größten Freizeitmarkt der Welt bestimmt waren, nicht nötig, mußten zumindest abschaltbar sein. Mit der Einführung von PLL erübrigte sich zudem der Nutzen von AFC.

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Fast noch dominanter als seine Skala zeigt der Tuner sein silber-schwarzes Doppel-Instrument, dessen senkrecht stehende Skalen links die Ratiomitte und rechts die Feldstärke von „0“ bis über „50“ µV anzeigen.
Zubringer des Wellenjägers ist eine externe Antenne, die ihre Verbindung zum Tuner über einen symmetrischen Anschluß findet, dessen Impedanz üblicherweise für 240 bis 300 Ohm ausgelegt war.
Der Netzanschluß erfolgt mit Hilfe eines Kabels mit zweipoligem Kaltgerätestecker, wie er damals üblich und noch jahrelang bei Revox zum Einsatz gekommen war. Eine Sicherung und ein Spannungswähler komplettieren das Anschlußfeld. Und dann ist da noch die DIN-Buchse für das Anschlußkabel zum Vorverstärker.

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Der Vorverstärker Aperiodic HiFi zeigt sich in Größe und Ausführung identisch dem Tuner. Aus heutiger Sicht fast edel im Design. Doch etwas mehr „edel“ als die spätere Massenware war damals eigentlich bei allem üblich, was sich „HiFi“ nennen durfte oder zu nennen anmaßte.

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Neben dem einen Eingang für den Tuner verfügt er über drei weitere DIN-Buchsen, die für ein weiteres Hochpegelgerät (Plattenspieler mit Kristall-Tonabnehmer), ein Bandgerät, mit kombiniertem Ein- und Ausgang nach DIN („Radio“), und für einen Plattenspieler mit Magnetsystem vorgesehen sind. Eine Monitor-Schleife gibt es nicht.
Dem Kaltgerätestecker des Vorverstärkers ist nur eine Sicherung und kein Spannungswähler zugeordnet; doch dazu später mehr.

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Auf der Frontplatte zeigt sich das erste kleine Mysterium des Servo Sound Aperiodic-HiFi. Für die vier Eingangsbuchsen kennt der Vorverstärker nur drei Quellenumschalter: Tape, Aux und Phono. Dazu verfügt er über eine Mono-Umschaltung, einen „Scratch“ genannten Höhenfilter und, neben dem Lautstärke- und Balanceregler, über eine Klangregelung nach Höhen und Tiefen.
Eine gehörrichtige Lautstärkekorrektur (Loudness) ist fest in den Vorverstärker integriert und läßt sich nicht abschalten.

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Das Ambiente der beiden ist angenehm, fast modern, irgendwo zwischen technisch und warm. Das glitzernde Antharzit der Frontplatte und das gebürstete Silber des massiven Alu-Rahmens sorgen für ein dezentes Finish. Edler als das Grau der damals hierzulande üblichen Kunststoff-Fronten, und sympathischer als das krasse Silber mancher Import-Geräte.
Die Schalter rasten präzise, nur die Regler und das Tuningrad wirken etwas „leicht“. Damals war das Empfinden jedoch noch anders. Zumindest in Europa legte man noch keinen Wert auf voluminöse und schwere Regler zum Zwecke der Empfindungserzeugung: „Ich hab was, also bin ich“.

Aus zeitgenössischer Sicht dürften stattdessen schon die Beschriftungen mit „HiFi“ und „F.E.T.“ der beiden Belgier die interessierten Betrachter ganz wuschig gemacht haben.
Ich erinnere noch, wie ich, Jahre später, während ich bei der Vorführung der selbst gebauten Boxen meines Cousins in einem Versandprospekt blätterte, über die werbeträchtig hervorgehobenen Begriffe „FET“ und „Monolithic“ in einer Kirksaeter-Anzeige stolperte, mich nahezu ehrfürchtig aufklären ließ, was das bedeute. Klangen jedenfalls beeindruckend.
Ansonsten erinnere ich von dem Tag bestenfalls noch die hölzerne Spielburg im Innenhof der Siedlung, in der die Verwandschaft wohnte.

Schaut man in den Grundig Katalog von 1968, dann sind dort eine ganze Reihe auch kleiner Boxen zu sehen. Attribute wie „für Stereo-Geräte“, „mit geschlitzter Holzschallwand“, „hochwertig“ oder „elegant“ machen die Beschreibungen voll. Gleicher Umfang des Lastenheftes signalisiert dem Kunden gleiche Wertigkeit. Nur wenn man in die Beschreibungen der mit „HiFi“ bezeichneten Boxen schaut, und nach den Abmessungen sucht, dann wird offensichtlich, beträgt die kürzeste größte Länge fast immer mindestens einen halben Meter. Oft mehr. Nur zwei Ausnahmen gibt es: Die 39cm breite Box 412 und die Box 205 von 17 x 28 x 21 cm.
Der damals einzige Servo Sound-Boxentyp hat ähnliche Dimensionen: In Ihrem Gehäuse von 180 x 260 x 280 mm befinden sich allerdings nicht drei Chassis, etwas Luft und eine Dämmung, sondern nur ein einzelner Breitband-Lautsprecher, die obligatorische Luft und Dämmung für umgerechnet fast mehr Geld pro Kubikmillimeter als heutzutage Druckertinte, dazu jedoch eine Endstufe und die Motional Feedback-Regelung. Die Servo Sound ist eine geregelte Aktiv-Box!

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Äußerlich zeigt sie durch das edle Furnier, und mehr noch, durch den massiven Alu-Grill, das sie etwas Besonderes ist. Zu den Typen SL20 wird im Audax-Forum kolportiert, der Grill sei dem eines Rolls Royce nachempfunden.

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Auf der Rückseite macht sie durch zwei massive Anschlüsse samt Spannungswähler kenntlich, das sie mit „normalen“ Vollverstärkern nichts zu tun haben will. Sowenig, wie der Vorverstärker mit „normalen“ Boxen. Auch nicht mit „normalen“ aktiven Boxen!

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So ist auch das zweite Mysterium, das man dem Aperiodic HiFi und auch einem Cybernetic HiFi ansieht, zwei mit Drahtbügeln verriegelbare Buchsen am Heck, die jeweils zwölf Anschluß-Segmente zur Schau stellen, erklärbar.
Hier werden die Boxen angeschlossen, von denen die FONO FORUM zitiert hatte, sie würden „die Nachteile kleiner Boxen auf elektronischem Wege“ überwinden.


Aperiodische Steuerung im "Cybernetic Circuit"
Das Konzept, angepaßte Endstufen in eine Box zu verlagern, war nicht neu. Selbst die Idee einer Regelung des Lautsprechers wurde bereits im Jahre 1924 mit dem "kybernetischen System" (Patent Voigt) beschrieben. Weitere Patente eines Regelkreises zwischen Lautsprecher und Verstärker hatte es seit den Dreißiger Jahren gegeben (1.1.1933 Smythe, April 1935, Februar 1945, 1961 Lux Corp., 1969 Francis Miller, 1966 Matsushita, 29.05.1974 Philips, 1.2.78 Backes & Müller, 14.7.75 und 20.04.83 Pioneer, lt. http://www.hifi-studio.de/hifi-klassiker/MFB.htm).
Tadeusz S. Korn, Professor an der Universität von Brüssel und (angeblich) zeitweise Direktor der Servo-Sound S.A., übernahm jedoch nicht einfach die bestehende Technologie, sondern paßte die Motional Feedback-Idee seinen Vorstellungen an: Bereits 1968 erhielt Korn ein Patent für die direkte Verbindung des M.F.B.-Regelkreises mit der Schwingspule des Lautsprechers. (KM-Prospekt 1979)

Tatsächlich ist das System komplexer, als die "Technischen Meldungen" der FONO FORUM vermitteln können. Professor Korn, dessen Artikel und Vorträge zum Thema Akustik und auch HiFi schon seit der Mitte der Fünfziger Jahre dokumentiert sind, formulierte in dem Artikel "Wiedergabe tiefer Frequenzen mit Hi-Fi-Lautsprechern" in der FUNKSCHAU (1.11.72, Übersetzung: Wolfgang Oppermann, Bolex, München): "Die beste Wiedergabe tiefer Tonfrequenzen zeichnet sich nicht nur durch das Vorhandensein aller im Original vorhandener Töne aus, sondern vor allem durch Fehlen von Resonanzerscheinungen, die die Wiedergabe verfärben."

Schon ein Lautsprecher-Chassis sei mit "einer prinzipbedingten Resonanz behaftet", die sich aus der Masse der sich bewegenden Teile und der als "Compliance" bezeichneten Elastizität der Membranaufhängung ergäbe, und den Klangeindruck beeinflusse.
Unterhalb von 40Hz sei diese Resonsanzfrequenz zwar nicht hörbar, würde aber bereits "beträchtliche Sekundäreffekte, wie unkontrollierte, großhubige Membranbewegungen" erzeugen. Nähere sich die Resonanzfrequenz einem Wert von 50 Hz, würde sie auch hörbar, zeige sich durch eine "unsaubere oder undurchsichtige Tiefenwiedergabe", ein hohles Klangbild sei die Folge, und ab 60 Hz Resonanzfrequenz entstünden "auf einem Ton bumsende Bässe".

Wählt man eine deutlich weiche Aufhängung, um die Eigenresonanz des Chassis zu reduzieren, ist sie möglicherweise nicht mehr geeignet, für eine genaue Zentrierung der Sprechspule im Luftspalt des Magneten und für deren hinreichende Führung im homogenen Bereich des Magnetfeldes zu sorgen.
Zudem müssen Membran, Sicke und Zentrierspinne hinreichend Rückstellkräfte aufbringen können "um die dem System eigenen Reibungskräfte zu überwinden". Dies insbesondere, wenn das Chassis in einem geschlossenen Gehäuse eingebaut ist, in dem die Luftsäule eine zusätzliche "akustische Impedanz" erzeugt, die "gleichbedeutend mit einer Versteifung der Membranaufhängung" ist, was die Resonanzfrequenz wieder auf einen höheren Wert addieren würde.

Um eine Resonanzfrequenz von 38 Hz zu erreichen, müsste, so Professor Korn, für ein Chassis mit 20cm Durchmesser, einer Eigenresonanz von 10 Hz und 10g bewegter Masse, ein Gehäusevolumen von 250 Litern eingesetzt werden. Kein Wunder, wenn zeitgenössische Boxen üblicherweise etwas größer waren.
Würde man die bewegte Masse auf 80g steigern, könnte man das Gehäusevolumen auf 30 Liter verringern. Das allerdings würde gleichzeitig den Wirkungsgrad des Lautsprechers reduzieren. Im Beispiel müsste das 64-fache der elektrischen Energie für das Erreichen der gleichen "akustischen Strahlungsleistung", also beispielsweise 1 kW anstelle von 15 Watt, eingesetzt werden.
Wollte man die Strahlungsleistung, anstatt durch mehr Energieeinsatz, durch eine Verkleinerung der Membran erreichen, wären die notwendige Folge "ungewöhnlich große Membranauslenkungen". Würde man zum Beispiel mit einer 7cm durchmessenden Membran die gleiche Schalldruckleistung von 95 dB bei 50 Hz (ca. 0,2 Watt Arbeitsleistung in einem durchschnittlichem Raum) erreichen wollen, wie mit einem 15cm-Chassis, betrüge die Membran-Auslenkung, anstatt 3mm, 14mm, was einer Gesamtauslenkung, von Amplitude zu Amplitude, von 28mm und einer relativen Membrangeschwindigkeit von 4,2m/s entspräche. Die resultierenden Dopplerverzerrungen lägen mit 1,3% weit über den als "annehmbar" akzeptierten 0,3%.

Es besteht also das Problem, daß einerseits ein Lautsprecher, ebenso ein Boxengehäuse, Eigenschwingungen erzeugt, die den Klang beeinflussen, andererseits die Methoden, diese Eigenschwingungen in einen nicht hörbaren, gleichsam das Nutzsignal nicht verändernden Frequenzbereich zu schieben, einander, beziehungsweise den Anforderungen vieler Nutzer an eine Lautsprecherbox, widersprechen

Die Aufgabe einer elektronischen Regelung besteht darin, die Folgen der Fremdeinwirkung auf die Membranbewegung zu erkennen und auszugleichen.
An Gleichstrommotoren war dies schon seit langem praktiziert worden. Bestand deren Regelung in früheren Zeiten in der periodischen Unterbrechung der Stromversorgung, arbeitet die elektronische Regelung aperiodisch.
Warum denke ich jetzt an Vorverstärkerbezeichnungen?!

Wird ein laufender Motor belastet, verringert er seine Drehzahl und gleichzeitig die Spannung, die er selbst erzeugt, und in das elektrische System als Gegeninduktionsspannung (Elektromotorische Gegenkraft, Gegen-EMK) einbringt. Seine Impedanz sinkt. Die Verringerung des dynamischen Widerstandes steigert seinen Stromverbrauch und sorgt für das Absinken der Klemmenspannung der Stromquelle. Dies verringert den Stromfluß durch den Motor weiter, was zu einem zusätzlichen Absinken der Drehzahl und wiederum der Impedanz führt. Und so weiter.
Die Steigerung des Abflusses der Speisespannung, beziehungsweise das Absinken der Klemmenspannung, kann als Kriterium für den Betriebszustand des Motors gemessen werden. Bei Bedarf kann somit die Spannung der Stromquelle hoch- oder runter-geregelt werden, um die gewünschte Drehzahl zu stabilisieren.
Letztendlich funktioniert die Regelung eines elektrodynamischen Lautsprechers durchaus ähnlich: "Es ist bekannt, daß ein Lautsprecher, der mit einer Frequenz weitab seiner Resonanzfrequenz betrieben wird, einen großen mechanischen Widerstand zu überwinden hat. Bei einer konstanten zugeführten Leistung schwingt seine Membran mit einer gewissen Geschwindigkeit. Nähert sich die Frequenz des zugeführten Signales aber der Resonanzfrequenz des Lautsprechers, wird der mechanische Widerstand sehr klein und der Membranhub und somit die Schnelle der Bewegung nimmt stark zu. Die Gegen-EMK steigt aufgrund der größeren Schnelle und mit ihr der Scheinwiderstand der Sprechspule, was eine Verringerung des Stromflusses in der Sprechspule zur Folge hat. (...) Gesteuert durch den verringerten Stromfluß in der Sprechspule im Resonanzbereich wird die Amplitude des zugeführten elektrischen Signals vom Verstärker her verringert. Dies hat eine Verringerung der Schnelle der Membranbewegung zur Folge und hält diese auf einem konstanten Wert. Das Ziel einer gleichmäßigen Amplitude unabhängig von der mechanischen Resonanz des verwendeten Lautsprechers ist erreicht."

Im Prospekt von 1972 wird das Verfahren wie folgt beschrieben: „Der Ausgang des Leistungsverstärkers arbeitet auf eine Brückenschaltung. Ein Zweig der Brücke ist der Lautsprecher mit seiner rein elektrischen Impedanz. Neigt nun der Lautsprecher dazu, Bewegungen auszuführen, die nicht dem ansteuernden Signal entsprechen (Resonanzerscheinungen), so überlagert sich die mechanische Bewegungsimpedanz der elektrischen Impedanz und bringt die Brückenschaltung aus dem Gleichgewicht. Als Folge hiervon entsteht eine elektrische Hilfsgröße, die auf dem Gegenkopplungsweg den Verstärker so beeinflußt, daß augenblicklich eine aktive Bedämpfung der Membran (negativer Widerstand) erfolgt.

Um zu vermeiden, daß der Regelkreis selber "parasitäre Schwingungen" erzeugt, besteht die Servo-Sound-Steuerung, so Korn in der FUNKSCHAU, aus folgenden Schritten:
1. Die Schnelle der schwingenden Membran wird "abgetastet".
2. Die Bewegung wird mit dem Original-Steuersignal verglichen.
3. Ein "Fehlersignal" wird erzeugt, aufbereitet und phasenrichtig dem Verstärker zugeführt, damit
4. der Verstärker auf dem Wege der Dosierung der dem Lautsprecher zugeführten Energie die Membran zu einem dem Steuersignal gerechten Verhalten "zwingen" kann.


Als Resultat der aktiven Regelung würde die Resonanzfrequenz der Aktivboxen SL70 von 140 Hz um bis zu 12 dB gedämpft. Es entstünde ein glatter Frequenzverlauf.

NEW SCIENTIST weist darauf hin, daß ein Tiefpassfilter in der Rückkopplungsschleife des Verstärkers die Feedback-Spannung auf den Bereich beschränkt, in dem die Fehler auftreten. Außerdem würde dieser Tiefpaßfilter in der Gegenkopplung die Leistungsabgabe des Verstärkers für die niedrigen Frequenzen steigern.

Die "Abtastung" erfolgt ohne den Einsatz eines Meßgerätes, das den Membranhub mechanisch überwacht, so eines Mikrofons, stattdessen rein kapazitiv. Das hat, so ist im KM-Prospekt von 1979 zu lesen, den Vorteil einer größeren Geschwindigkeit der Regelung gegenüber herkömmlichen MFB-Systemen. Nebenbei sei es einfacher und günstiger zu realisieren gewesen.
Lustig in diesem Zusammenhang: Die Tatsache, daß sich der steigende Membranhub in der Gegenkopplung abbildet und zur Auslösung der Regelung führt, hat zur Folge, daß dieses System im Flämischen als "elektropneumatisches Motional Feedback" bezeichnet wird ("Vandaar de naam electro-pneumatisch M.F.B.", KM-Prospekt 1979). Die Begriffserklärung im KM-Prospekt, die Luftbewegung innerhalb des geschlossenen Gehäuses würde den passiven Lautsprecher aktivieren, halte ich allerdings für eine gewagte Vereinfachung für unterforderte Leser. Im deutschsprachigen Servo Sound-Prospekt wird das Verfarhen übrigens „elektro-mechanische Gegenkopplung“ genannt.

Nicht verheimlichen möchte ich allerdings, daß THE GRAMMOPHONE (Ausgabe 7/74) im Jahre 1974 von einem "ceramic transducer" schreibt, der die Signal-Amplitude mit dem Ansteuersignal des Chassis vergleichen würde.
Entweder verstehe ich, oder das britische Magazin da etwas falsch. Bis zum Beweis des Gegenteils denke ich mal: die!

Das Ergebnis der elektronischen Regelung des Lautsprechers beschreibt der Prospekt von 1972 als besonders ausgeprägte „Neutralität und Durchsichtigkeit des Klangbildes“ als Resultat eines ausgezeichneten Impulsverhaltens. „Ein in Abbildung 2 dargestellter, stark aperiodischer Originalimpuls wird durch Servo Sound ohne wesentliche Ausschwingvorgänge wiedergegeben. (Abb. 2b) während Resonanzen der Membran bei Lautsprechern vergleichbarer Größe nach Auslenkung durch den Originalimpuls noch eine Anzahl unkontrollierter Schwingungen verursachen und den Klang verfälschen (Abb. 2c).

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Die eigentliche Leistung des Erfinders Korn, so meldete NEW SCIENTIST im Artikel "Loop stops bad vibrations" (8. Febr. 1973, S.309), unter Berufung auf eine Patentanmeldung von T.S. Korn, bestand in der Erkenntnis, daß die Probleme der Eigenresonanzen nicht, wie bislang immer vermutet, aus den Auswirkungen der induktiven Komponenten der Spulenimpedanz resultieren, sondern aus der Nähe der übertragenden Frequenz zur Resonanzfrequenz.


Das Stereo-Crossing-Verfahren.
Aus heutiger Sicht wird man die Servo Sound-Idee möglicherweise mit jüngeren geregelten Lautsprecherboxen zu vergleichen versuchen und sich fragen, warum macht der Schreiberling so ein Aufhebens um ein Konzept, das T.S. Korn zumindest weder erfunden hat, noch das im klanglichen Ergebnis wirklich besser ist, als seine jüngeren Umsetzungen von Philips, oder gar von Backes & Müller.

Wenn man versteht, daß es Korn bei der Entwicklung von Servo Sound nicht in erster Linie um das Herstellen kleiner Geräte, sondern darum gegangen ist, aus kleinen Geräten einen adäquaten Klang herauszuholen, dann ist auch klar, daß ein Problem in der Basswiedergabe der Boxen liegen muß.

Es ist nicht so, daß kleine Membranen keine Signale tiefer Frequenzen reproduzieren könnten. In der Regel sind sie nur nicht in der Lage, diese adäquat laut wiederzugeben.
Eine Regelung des Lautsprechers kann zwar gewährleisten, das das Signal sauber abgestrahlt wird, das abzustrahlen der Lautsprecher in der Lage ist, kann jedoch nicht zusätzliches Luftvolumen zum Schwingen anregen, um die Frequenzbereiche zu reproduzieren, die das verwendete Chassis eigentlich nicht zu bewegen fähig ist.

Zudem stellt T.S. Korn in seinem Artikel "The positioning of loudspeakers" in der Ausgabe 12/70 des Magazins HIFI-STEREO (auszugsweiser Nachdruck in The Grammophone 9/71) fest, daß für die klangtreue Wiedergabe immer auch die Eigenschaften des Raumes, in dem die Wiedergabe stattfindet, relevant sind.

So werden die sich ausbreitenden Wellen mehrfach reflektiert und absorbiert, bevor sie auf das Ohr des Zuhörers treffen. Da neben der Einrichtung und den Wänden auch die im Raum befindliche Luft Einfluß auf die Ausbreitung von Schallwellen nimmt, wird selbst die Raumluft als Gruppe von Resonatoren definiert, die die Wellenlänge von stehenden Wellen verändern können. Die Art des Einflusses auf bestimmte Frequenzbereiche hängt von der Dimension und Form des Raumes ab, der sie enthält, also letztlich von der Strecke die der Schall durch die Luft zurücklegen muß.
Theoretisch läßt sich die Resonanzfrequenz für einen kubischen Raum errechnen. "Aus der Formel kann man schließen, das die stehenden Wellen eines Raumes effektiv nach Frequenzen getrennt sind." Das bedeutet, daß bestimmte Relationen von Form und Dimension eines Raumes unterschiedliche Einflüsse auf die Fähigkeit dieses Raumes haben, ein HiFi-gerechtes Frequenzspektrum gleichmäßig in die Hörzone zu übertragen, die Raumresonanz möglicherweise einen "Eigenton" erzeugt.
Die theoretisch vorhandene Klangfarbe eines Raumes tritt aber erst dann zutage, wenn die relevanten Frequenzbänder hinreichend angeregt und nicht durch Absorption oder Reflexion gestört werden. Zudem kann jeder theoretisch definierte Eigenton immer nur an einem definierten geometrischen Punkt im Raum auftreten, da nur dort die notwendige Relation zwischen Wellenlänge und Entfernung auftritt.

Der Direktschall sei nach Korns Dafürhalten in der Regel wenig gefährdet, durch Raumresonanz oder Absorption verändert zu werden; es sei vor allem das Spektrum tiefer Frequenzen, die sich weniger gerichtet ausbreiten, die in einem Raum vielfach reflektiert oder absorbiert würden.
So führt er aus, er habe festgestellt, daß "nur von einen Punkt des Raumes aus eine stehende Welle für einen bestimmten Frequenzbereich aufgebaut werden kann und beispielsweise nur von dort aus eine optimale Tiefton-Wiedergabe gewährleistet ist."
Es wäre daher aber auch überhaupt nicht notwendig, kanalgetrennte Tieftonimpulse aus unterschiedlichen Boxen an unterschiedlichen Punkten des Raumes zu emittieren. Zumal das menschliche Ohr sowieso nicht in der Lage ist, tiefe Frequenzen zu orten.
Vielmehr sei wichtig, so viele Quellen wie möglich für ein gleichartiges Tieftonsignal einzurichten.

Während die bekannten geregelten oder ungeregelten Aktivboxen-Konzepte auf eine beliebige Kombination aus einem Paar Boxen eines Herstellers und irgendeiner Vorstufe setzen, gehen der Vorverstärker Aperiodic HiFi oder Cybernetic HiFi und die Servo Sound-Boxen also eine spezifische Verbindung ein.
Korn verwendet im Vorverstärker ein extrem steilflankiges Filter, um die tiefen Frequenzen von dem Übertragungsspektrum abzutrennen. Kanalgetrennt werden nur die mittleren und hohen Frequenzen übertragen, während die Impulse im Tieftonbereich zu einem Monosignal zusammengeführt und an beide Lautsprecher identisch übermittelt werden.
Damit sei es möglich, in einem Gehäuse von nur 10 Litern Volumen, eine HiFi-gerechte Baßwiedergabe zu erzeugen. Im Prospekt von 1972 wirbt Serrvo Sound daher damit, daß der „außergewöhnliche Wirkungsgrad der Servo Sound Schallstrahler im Bereich der extremen Bässe (unter 70 Hz) zum großen Teil der „Stereo Crossing“ Schaltung des Servo Sound Vorverstärkers zu verdanken ist.

[Bild: SL70_15k.jpg]

Um die Leistung der Tieftonwiedergabe weiter zu optimieren, empfiehlt Korn die Aufstellung eines Stereo-Paares in unterschiedlicher Höhe, "da das menschliche Ohr für die Information der Höhe nicht besonders empfindlich ist. Eine solche Anordnung erlaubt es jeder einzelnen Box eine eigene Gruppe stehender Wellen zu erregen und somit ein ausgeglicheneres Klangbild zu erzeugen, als bei herkömmlicher Stereo-Anordnung."


Das Multi-Source-Prinzip.
Wenn auch das Multi-Crossing-Verfahren für eine Verbesserung der Tieftonwiedergabe sorgt, so stellt sich doch die Frage, ob dies ausreicht, Bässe zu erzeugen, wie man sie von größeren Boxen gewohnt ist.
Um tiefe Töne zu erzeugen, müssen üblicherweise große Membranflächen viel Luft in Bewegung setzen. Große Membranflächen verlangen allerdings nach großen Lautsprecherboxen. Denn ganz unabhängig von den Problemen der Resonanzen von Chassis und Gehäuse, wollen große Membranflächen untergebracht werden und passen daher oftmals nicht in kleine Gehäuse. Jedenfalls nicht in solche, die schmaler sind, als der Membrandurchmesser.

Durch den Einsatz von Schallreflexionen läßt sich wahrnehmbare Lautstärke steigern, ohne daß dazu mehr Energie eingesetzt werden müsste, denn die Amplituden von Schallwellen gleicher Wellenlänge addieren sich. Insbesondere tiefe Frequenzen können auf diesem Wege verstärkt werden, weil sie sich weniger gerichtet ausbreiten, somit auf ihrem Wege in geschlossenen Räumen auf mehr reflektierende Flächen treffen, als dies Signale mittlerer oder hoher Frequenzbereiche tun. Es besteht also nicht die Notwendigkeit, Lautsprecher direkt auf eine oder mehrere reflektierende Flächen auszurichten, um eine Verstärkung zu erreichen. Nicht zufällig wollen beispielsweise Flachboxen in der Regel direkt an der Wand aufgestellt werden und ist der Unterschied sofort wahrnehmbar, wenn sie nicht so stehen. Sie demonstrieren dann!: weniger Bass.
Ein zweiter Vorteil der Nutzung von Reflexionen zur Verstärkung der empfundenen Lautstärke eines Signals ist die Tatsache, daß das menschliche Ohr zeitversetzte Signale in Frequenzbereichen, um so höher sie sind, umso eher, als Echo, und nicht als klangverändernd wahrnimmt. Die Baßverstärkung durch Schallwandreflektionen ist also möglich, ohne das Klangbild zu verändern.
Kleine Boxen können also, bei richtiger Aufstellung, die tiefen Töne, die abzugeben sie eigentlich nur leise in der Lage wären, im Zusammenwirken mit ihrer Umgebung durchaus beeindruckend laut produzieren.

Ein Problem bei der Nutzung von Lautsprechern in geschlossenen Räumen ist die Tatsache, daß sich phasenverschoben aufeinandertreffende Wellen nicht zu mehr Leistung addieren, sondern gegenseitig auslöschen: +1 + -1 = 0.

In seinem Artikel "The positioning of loudspeakers" beschreibt T.S. Korn den Effekt, daß eine Leistungs-Verdopplung eintritt, wird ein Lautsprecher auf eine Wand ausgerichtet, eine Vervierfachung, wenn gleichzeitig der Boden reflektiert, und eine Verachtfachung der Leistung Konsequenz einer Aufstellung in einer Raumecke mit drei reflektierenden Flächen wäre.
Dies würde aber nur dann funktionieren, "wenn die Differenz zwischen der Wellenlänge des Signals und dem Abstand von der Schallquelle, bezogen auf die Mitte des Konus, zu der reflektierenden Fläche vernachlässigbar gering ist. Bereits wenn dieser Abstand einem Viertel der Wellenlänge entspricht, tritt ein gegenteiliges Resultat ein: Das Zusammenwirken der Schallenergie des Quellsignals und der in der Phase umgekehrten Schallenergie des reflektierten Signals reduzieren die effektive Leistung der duplizierten Schallquelle. Ein Beispiel: Wenn der Abstand der Mitte eines Konus zur unteren Ecke eines Raumes, also zu drei reflektierenden Flächen ausgerichtet, 20cm beträgt, fällt die Effizienz eines Lautsprechers im Frequenzbereich von 430 Herz rapide ab." Nur dort, nicht unbedingt in anderen Frequenzbereichen der Reproduktion, deren Wellenlänge ja in andere Beziehung der Entfernung der Mitte des Konus zur Wand steht.

Nun ist es aber offensichtlich, daß in einem Wohnraum eine Vielzahl von reflektierenden, aber auch von dämpfenden Bereichen bestehen, die, abhängig von der individuellen Ausbreitungscharakteristik der verschiedenen abgestrahlen Frequenzbereiche, ganz eigene und für einen Boxenhersteller unvorhersehbare Reflexionsmuster erzeugen. Bestimmte Frequenzbereiche mögen verstärkt, andere absorbiert oder ausgelöscht werden. Der schon angesprochene "Eigenton" ist die Folge.

Betrachtern der Servo Sound-Boxen fällt auf, sie haben nicht nur einen Ein-, sondern auch einen Ausgang. Grundig-Kennern sei gesagt, das liegt nicht an zu verwendenden Stereo-Kabeln für die Signal-Übermittlung!
Die Auftrennung des Servo-Sound-Systems in Vorverstärker und Boxen mit integrierter Endstufe erlaube, pro Stereokanal bis zu fünfzig Lautsprecherboxen parallel zu betreiben – im Prospekt sind bis zu dreißig benannt -, ohne sich um die Abstimmung von Verstärker und Boxen Gedanken machen zu müssen.
Die Verwendung mehrerer Lautprecherboxen pro Kanal, in unterschiedlicher Position und Ausrichtung, könne die Zahl stehender Wellen nochmals erhöhen und die eigene Klangfarbe des Raumes weiter unterdrücken helfen. Das System kann modular auf die Anforderungen der individuellen Hörzone oder der Hörzonen angepaßt werden.

In seinem Artikel resümiert Korn, noch sei die Aufgabe jener, die HiFi-Anlagen üblicherweise installieren würden, nicht auf das Anschließen von Kabeln beschränkt. Ihre Hauptaufgabe bestünde noch immer vor allem in der exakten Positionierung der Lautsprecherboxen in der Hörzone, so daß eine optimale Klangwiedergabe ermöglicht werden könne. Sie hätten dabei mehr Einfluß auf die Wiedergabegüte, als die Hersteller einer Anlage.
Dem gelte es entgegen zu wirken.


Viele kleine Kisten.
Im Ergebnis war die Kombination der Aktivierung und Regelung einer Box, zusammen mit der Zusammenführung der Stereokanäle im Tieftonbereich, die eigentliche Innovation der Servo-Sound-Anlage, die T.S. Korn entwickelt hatte.

Bekanntermaßen beließ er es nicht dabei. Zusammen mit "seinen Händen und seinem Schutzengel", wie es die Tochter von T.S. Korn einem Mitglied des Audax-Forum gegenüber formulierte, dem Kaufmann Macway, realisierte der Akustiker ab 1973, andere sprechen von 1975, das KM-System, dessen Elektronik nicht nur eine passive Kühlung spendiert bekommen hatte, das darüberhinaus quasi eine Fortentwicklung der bisherigen Ideen um weitere Funktionalität, nämlich zum Beispiel um das Acoustic Intermodulation Reduction System, darstellt.
Korn & Macway war zehn Jahr lang, bis zur (angeblichen) Insolvenz im Jahre 1983, als Hersteller präsent. Dabei war Herr Macway für die praktische Seite der Firmenleitung zuständig, realisierte die Produktion und das Marketing der Geräte.

Die Quellenlage zum Thema Servo-Sound ist leider dünn. Es wird kolportiert, das brüsseler Unternehmen sei tatsächlich eine Gründung der Herren Korn und Macway gewesen. Leider habe ich dafür weder einen Beleg aus Primär-, noch aus Sekundärquellen gefunden. Nachvollziehbar ist die Information, Professor Korn sei, zumindest zeitweise, Direktor von Servo-Sound gewesen. Andere Quellen bezeichnen ihn lediglich als „Mitarbeiter“. Vielleicht ist das auch nur eine Frage des „wann“

Die ursprüngliche Servo Sound-Anlage wurde im Jahr 1967 präsentiert (Prospekt „KM - De integrale ruimtelijke Klank“) und bestand aus einem Vorverstärker und den speziellen Schallstrahlern.
Da der KM-Prospekt 1968 als Jahr der Erteilung des Patents für die Verbindung der Schwingspule des Lautsprechers mit der Regelung der Aktivbox an T.S. Korn nennt, halte ich es für unwahrscheinlich, daß das Servo-Sound System vor 1968 tatsächlich verfügbar gewesen ist. So wird auch im Audax-Forum der Zeitrahmen 1968 bis 1974 für die Aktivität von Servo Sound genannt.

Im Herbst 1968, so berichtet die FONO FORUM (1/69) in ihren „Technischen Meldungen“, stellte der Distributor Paillard-Bolex auf der hifi68 in Düsseldorf die Servo-Sound „erstmals“ vor. „Erstmals“ meint in diesem Zusammenhang zumindest erstmals in Deutschland.
Für einen Neupreis von 1.550 D-Mark sollte die Kombination aus Vorverstärker Aperiodic HiFi und zwei Boxen erhältlich gewesen sein. Zusammen mit dem Thorens-Plattenspieler TD150 waren 1.850 Mark fällig. Es soll sogar eine Variante mit im Vorverstärker-Gehäuse integrierten Thorens-Plattenspieler gegeben haben (lt. Georg Richter auf radiomuseum.org). Kein Wunder, Paillard-Bolex in München vertrat in dieser Zeit auch Thorens.
Zur Hannover-Messe im Jahre 1970 präsentierte Servo-Sound dann den passenden FM-Rundfunkempfänger (HiFi-Report, Fono Forum 6/70).

Meine Geräte tragen keinerlei spezifische Typenbezeichnung, nach denen ich sie in die später genannten Nummernkreise einordnen könnte. Lediglich die großen Ducati-Elkos der Endstufen enthüllen mit Ihrem Produktionsdaten in 1967 und 1968 einen frühest-möglichen Gestehtungszeitraum der Boxen, wobei zu beachten ist, daß ein Kleinserienhersteller der ausgehenden Sechziger Jahre seine Bauelemente nicht „Just-in-Time“ verarbeitet, das ein Händler die einmal eingekauften Komponenten nicht sofort wieder an den Kunden abgesetzt haben können wird.

Das einzige äußerliche Individualisierungs-Merkmal meines Vorverstärkers ist seine Bezeichnung „Aperiodic HiFi“, was ich auf die aperiodische elektronische Steuerung der Servo-Sound Aktiv-Boxen beziehe.
Noch auf der Funkausstellung im Jahre 1971 in Berlin zeigte der Distributor die "bewährten HiFi-Bausteine" von Servo-Sound (HiFi-Stereophonie 10/71).
Im HiFi-JAHRBUCH Nr. 6 von 1972 wird der Vorverstärker SP-70 aufgeführt. Auch radiomuseum.org bezeichnet 1972 als Gestehungsjahr für den SP70, die zugehörigen Boxen SL70 und den Tuner SR2. Das „S“ in der Typenbezeichnung assoziiere ich übrigens mit der Markenbezeichnung „Servo Sound
Im Servo-Sound Prospekt von Paillard-Bolex-Thorens, München, von 1972, sind diese Komponenten ebenfalls aufgeführt und zeigt der Vorverstärker an gleicher Stelle, an der sich an meinem Gerät die Bezeichnung „Aperiodic HiFi“ befindet, den Schriftzug „Cybernetic HiFi“, was ich auf den „Cybernetic Circuit“ gennanten Regelkreis beziehe.

Es mag sein, daß eine – wie auch immer veränderte – zweite Serie schon deshalb im Jahre 1972 eingeführt worden war, weil Professor Korn in diesem Jahr, so der KM-Prospekt von 1979, ein zweites Patent erteilt bekommen hatte. Vielleicht deutet die Ziffer in der Typenbezeichnung aber auch auf eine Serie von 1970 hin.
Vielleicht war auch die Tatsache, daß Servo-Sound im Jahre 1972 der „SQ-family“ (Billboard 9/72) beigetreten war ein Grund, eine neue Gerätegeneration zu präsentieren: Plötzlich hatte der Hersteller ein "Servo-Sound SQ Decoder Rear Channel Quad Unit" (http://www.quadraphonicquad.com/forums/s...d.php?4080) im Angebot gehabt, dessen SQ-Baustein angeblich von Audionics stammte. Jedoch soll Professor Korn mit der Quadrophonie nicht viel am Hut gehabt haben. Stattdessen sollte die zusätzlich Information der hinteren Kanäle helfen, eine Raum-Entzerrung zu realisieren. Ob das wirklich realisiert worden war, ist mir nicht bekannt.

Zumindest war 1972 das Jahr, in dem Servo-Sound in die USA expandiert war (High-Fidelity, Bd.22, 1972). POLULAR MECHANICS kündigt in der Februar-Ausgabe von 1973 die Servo-Sound Kombination für die USA an; Die Aktivboxen und der Vorverstärker sollten für 160$ pro Gerät in den USA zu haben gewesen sein. Ein Set aus Vorverstärker und einem Paar Boxen wurde mit 400$ Kaufpreis angekündigt.
Der Wechselkurs des US-Dollar war zu diesem Zeitpunkt noch mit 3,25 D-Mark festgeschrieben, fiel dann binnen weniger Monate auf etwa 2,50 DM.

Im Jahre 1973 gründeten die Herren Korn und Macway eine nach ihnen benannte Firma, die unter anderem auch den schon in früheren Zeiten geschützten Begriff „Servo-Sound“ führte.
Ein offensichtlicher Unterschied zwischen den KM- und den Servo-Sound-Modellen war die nun runde Steckerform für die Verbindung zu den Boxen.

Doch noch 1974 führt die FONO FORUM im Jahrbuch HiFi-REPORT 1974/75 die 70er Servo-Sound Anlage in der Marktübersicht auf.

Tatsache ist, nicht nur in den USA hatte es eine Vertriebsfirma mit Namen Servo-Sound gegeben. Man kann auch im Directory of Makers and Suppliers im HiFi-YEARBOOK 1976 die „Servo-Sound (Cybernetic HiFi)“ in London als Bezugsquelle für die Geräte nachschlagen.
Aus Erfahrung wissen wir, daß ehemalige Tochterfirmen selbst nach der Auflösung einer namensgebenden Mutterfirma oftmals noch lange ein Eigenleben führen können. Den Röhrenhersteller Telefunken gibt es in den USA noch heute.
Damit will ich sagen, aus der Tatsache, daß noch im HiFI-YEARBOOK 1976 ein Tuner SR3, der Vorverstärker PR3 und der Zusatz-Vorverstärker/Quadro-Decoder RC4-SQ angeboten worden waren, kann man keine unabhängige Existenz einer belgischen Firma Servo-Sound von den Korn&Macway Laboratories schließen; nicht einmal aus der Tatsache, daß die Vorstellung der Aktivboxen SL20 im „Stop Press“ genannten Anhang von nach Redaktionsschluß nachgemeldeten Geräten stattgefunden hat, was ein eindeutiges Indiz dafür ist, daß der Vertrieb tatsächlich noch aktiv gewesen war und die Redaktion nicht einfach, wie im DM HiFi-Jahrbuch immer wieder vorgekommen (und gekennzeichnet), den Eintrag vom Vorjahr kopiert hatte.

Interessant ist allerdings die Änderung der Namenskonvention. Plötzlich ist weder in der Bezeichnung des Vorverstärkers, noch in jener des Quadro-Decoders das bisher führende „S“ (für Servo Sound?) zu finden.

Übrigens kann man im Audax-Forum nachlesen, es hätte noch einen "Verteilerkasten" gegeben, mit dem sich die Servo-Sound-Boxen an Komponenten fremder Hersteller anschließen ließen.

Grundlage der Servo-Sound-Anlage sind die aktiven Boxen im Bookshelf-Format, von 180 x 260 x 280 mm. Es scheint, die in den Siebziger Jahren SL70 genannten Lautsprecherboxen haben sich zumindest in der Größe nicht relevant verändert. Noch die 1976 in England angebotenen SL20 werden mit Abmessungen von 18 x 27 x 28 cm benannt. Auch an den sonstigen Technischen Daten mag ich keinen relevanten Unterschied feststellen (siehe unten).
Interessant allerdings der erstmalige Hinweis in den im Yearbook aufgeführten Technischen Daten des Vorverstärkers, daß zwei der vier DIN-Buchsen über eine 30 Volt-Stromversorgung (15mA) an zwei Pins (1 und 4) verfügt hätten. Was hier versorgt werden soll, geht aus dem Hinweis nicht hervor. Denkbar wäre der Quadro-Decoder als Abnehmer einer Versorgungsspannung, der wohl an Aux und TB anzuschließen gewesen sein dürfte.

Allerdings ist unbestritten, es hat auch Pro-Versionen der Lautsprecherboxen gegeben. In wieweit die mit „P“ oder „Pro“ bezeichneten Boxen anders ausgestattet waren, als die HiFi-Modelle, kann ich leider nicht sagen. Auch nicht, ob die Modelle 60 Pro, 70P und 100P sich in Leistung, Form oder Dimension unterschieden, ob zum Beispiel die Pro-Versionen in ihrer Stromversorgung immer noch – und nicht VDE-gemäß ausgeführt - mit dem Servo-Sound-Vorverstärker verbandelt gewesen waren. Zumindest limitiert die Prospektangabe von 1972 die Zahl der mit Hilfe der „mitgelieferten“ Kabel anschließbaren Boxen auf „bis zu zehn Lautsprecher pro Kanal“.
Zumindest deutet die Existenz solcher Versionen darauf hin, Servo-Sound war nicht ausschließlich im HiFi-Bereich tätig gewesen.

In diversen Foren wird nämlich gemunkelt, Servo-Sound sei auch im Tätigkeitsfeld der Beschallungsanlagen aktiv gewesen.
Dies bestätigen auch Sekundärquellen: Dureco, "part of Europe's biggest privately-owned independed record-group" gönnte sich nämlich zum 20ten Jubiläum eine Vorstellung im amerikanischen Magazin BILLBOARD (2.12.72). Dureco war die niederländische Niederlassung der Plattenfirma von E.W. Pilgrims de Bigard, die auch über Schwesterfirmen in Frankreich (Sofrason) und Belgien (Fonior) verfügt hatte. Hier erfahren wir, für das neue Studio in Weesp hätte Servo-Sound unter anderem die Installationen für den Schallschutz, und außerdem die Studio-Konstruktion geliefert.
Im Anzeigenteil der Vereinszeitschrift der British Folk Dance and Song Society findet sich eine Offerte für ein Paar 15Watt-Aktivboxen Servo-Sound SL60Pro, die 1973 zusammen mit einem Allen&Heath Minimixer für 430 GBP angeboten worden waren; Das System könnte beliebig durch weitere Boxen erweitert werden. In einem Bericht für THE GRAMMOPHONE (12/74) erwähnt Roger Driscoll die Boxen SL70P und SL100P. Wie angedeutet, ich unterstelle, "P" entspricht dem "Pro" bei den genannten SL60, und klassifiziert die Zielgruppe der ELA- und PA-Kunden.

Zur Düsseldorfer hifi70 hätte Servo-Sound zudem das Mischpult 2002 vorgestellt (Fono Forum 10/70); auch im HiFi-Jahrbuch Nr.5 (1970) soll ein Mixer zu finden sein. Allerdings ist, wie oben angedeutet, ebenfalls überliefert, der britische Hersteller Allen & Heath habe einen mit den für den professionellen Anwender konzipierten Boxen von Servo-Sound kompatiblen "Minimixer" im Angebot gehabt. Allen & Heath baute Anfang der Siebziger Jahre, frisch gegründet, seine Mixer auf Kundenwunsch von Hand. Auch für Servo-Sound? Oder nur für deren Kunden?
Da zumindest die ersten Servo-Sound-Boxen von den ihnen vorgeschalteten Geräten lediglich das Quellsignal und den Netzstrom erhielten, dürfte es kein Problem gewesen sein, ein Mischpult entsprechend anzupassen.

Es wäre interessant zu erfahren, welcher der eigentlich Schwerpunkt der Tätigkeit der Belgier gewesen war. HiFi oder Beschallung?

Die Tochter von T.S. Korn, Ingrid Korn, hat in einem Gespräch mit einem Mitglied des Audax-Forums dazu eine eigene Darstellung geliefert. Ihr Vater wäre in erster Linie Lehrer und Forscher gewesen. Vor dem Krieg hätte er an der Universität von Warschau gelehrt, danach wäre er Professor an der Universität von Brüssel und Leiter des Akustiklabor der Universität gewesen.
Nebenbei hätte ihn und seiner Frau vor allem interessieren, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Die Firma hätte er eher als ein "lustiges Spielzeug" gesehen. Seine Frau habe ihm sogar übel genommen, das Angebot von Philips zur Zusammenarbeit ausgeschlagen zu haben, hätte das doch einen sozialen Aufstieg bedeutet.
Die Firma Korn & WacWay hätte für T.S. Korn vor allem einen Zugang zu "gehobenen Restaurants, Nachtclubs, Diskotheken" bedeutet.


Technische Daten.

Vorverstärker Cybernetic HiFI SP-70
Einführung 1972***
Bestückung: 12 Silizium-Transistoren *
Eingänge: Phono MM: 6 mV / 47 kOhm, Aux I und II: 500 mV / 40 kOhm, Tape: 600 mV / 10 kOhm * bzw. 500 mV / 40 kOhm ******
Ausgänge: Aufnahme (von Phono: 600 mV an 10 kOhm, 10 cm/sec bei 1 kHz ( von Aux: direkt) ******, Aktivboxen SL70 (max. 1200 mV an 400 Ohm, entspricht max. 30 Schallstrahler pro Kanal) ******, Kopfhörer-Anschluss mittelohmig 200-800 Ohm***
Ausgangsspannun: 1,2 V**, Ausgangsspannung für Schallstrahler max. 120mV an 400 Ohm (entspricht max. 30 Schallstrahler pro Kanal)***
Phonoentzerrung: RIAA *
Klirrgrad: < 0,25 % bei 1 kHz ******
Frequenzgang: 35 - 30.000 Hz +/- 1 dB (Lautstärkesteller in „3Uhr-Position“) ******
Klangregler: Bässe: + 13 / - 16 dB (100 Hz), Höhen: + 16 / - 10 dB (10 kHz) *
Scratch-Filter: 8 dB Abfall pro Oktave ab 8 kHz ******
Abmessungen: 395 x 95 x 190 mm *
Schaltleistung: 15 Watt *
Netzspannung: 220 Volt ******
Klirrgrad (einschl. Lautsprecher): 1 % *
Ausstattung: Rauschfilter, SQ-Quadro, transparentes Quadro mit Zusatz **, Vorverstärker mit elektro-mechanischer Gegenkopplung, Physiologisches Loudnessfilter mit Lautstärkeeinsteller kombiniert. Sicherheit gegen HF-Einsrahlung durch HF-Eingangsfilter ***
unverbindlicher Richtpreis: 575 DM + 15 DM Aufschlag für Schleiflack-Ausführung *
Gehäuseausführung Nussbaum oder Weiss***

Schallstrahler SL70
Einführung: 1972***
Bauart: geschlossen **
Chassis: 1x Breitband **
Endstufenleistung 15 Watt*** / ****
Musikbelastbarkeit: Schalleistung 103 dB in 1 m Entfernung **
Frequenzgang: 35 - 20.000 Hz +/- 3 dB *
Klirrgrad (einschl. Vorverstärker): 1,5% bei 1 kHz (Vollast) / 1,0% bei 1kHz (6 dB unter Vollast) ******
Stromaufnahme: 38 Watt bei Vollast, 5 Watt bei Leerlauf ******
Bestückung (Lautsprecher): 1 Breitbandsystem *
Bestückung (Endstufe): 7 Transistoren, 4 Dioden *
Volumen: 13 Liter **
Abmessungen: 180 x 260 x 280 mm *
Besonderheit: Bewegungsgekoppelter Lautsprecher *, Stromversorgung über Vorverstärker SP70***
unverbindlicher Richtpreis: 595 DM / St. + 15 DM / St. Aufschlag für Schleiflack-Ausführung *, Preisbereich: 450 bis 500 DM / St. **
Gehäuseausführung: Nußbaum oder weiß ***
Membranfläche: 175 cm² *****
Schalleistung: 0,2 akustische Watt bei 3mm Membranhub und 0,3% Dopplerverzerrung *****
bewegte Masse: 4,8g *****
Resonanzfrequenz: 140 Hz, aktiv kompensiert um > 11 dB *****


Empfänger SR2
Vorstellung: 1972 ***
Empfangsbereich: UKW 87,5 - 108 MHz *
Empfindlichkeit: 24 µV (30 dB) * bzw. mono 1,8µV / stereo 4µV ******
Bandbreite (-6 dB): ZF-Verstärker 250 kHz, FM-Demodulation: 1 Mhz ******
Klirrgrad: < 0,5 % bei 1 kHz ******
Übersprechdämpfung: > 32 dB (bei 1 kHz) *
Fremdspannungsabstand: > 60 dB *
Signalrauschabstand: > 60 dB **
Pilottonunterdrückung: 45 dB bei 19 und 38 kHz ******
Ausgangsspannung: 500 mV an 15 kOhm ******
Bestückung: 2 FET, 7 Si-Transistoren, 4 IC, 8 Dioden * (9 Dioden ******)
Netzspannung: 220 Volt ******
Abmessungen: 395 x 90 x 190 mm *, 395 x 83 x 160 mm / 15.6 x 3.3 x 6.3 in ***
Beschreibung: Stereo UKW-Tuner mit getrennten Anzeigeinstrumenten für Feldstärke und Ratio-Mitte. Abschaltung der Rauschsperre bei Mono-Empfang ***
unverbindlicher Richtpreis: 798 DM + 15 DM Aufschlag für Schleiflack-Ausführung *
Gehäuseausführung Nussbaum oder Weiss ***

Quellen (einige Daten sind mehrfach genannt; ich habe dann die „erst gelesene“ Quelle angegeben):
* HiFI-Jahrbuch Nr.6, c8/72:
** HiFi-Report 1974/75, c1974
*** radiomuseum.org
**** The Grammophone 5/72
***** Funkschau Heft 21 von 1972
****** Thorens-Prospekt 1972


SR3 Stereophonic and quadrophonic multiplex FM tuner
Range: 88-108 Mhz
Variable tuning
Switchable AFC
Squelch circuit FM discriminator
Meter tuning indicator
Usable sensivity: 0,9 µV for 30 dB signal-to-noise
Aerial input: 240-300 ohms balanced
Output: 1 V
Stereo decoder included
Circuit includes two FETs an one IC
Size: 42 x 8,5 x 16,5 cm
Mains: 110-240 VAC
Finish: metal front and black wood cabinet
Price: on application
HiFi Yearbook 1976

Amplifier/Loudspeaker SL20
Acoustic pressure: 103 dB at 1 kHz
Output power: 15 Watt RMS
FR: 35 Hz - 30k Hz +/- 1 dB
Power consupmtion: 38 VA (full signal)
AC mains: Fittet with 7 transistors, 4 diodes, 1 thermistor
Size: 18 x 27 x 28 cm
Price: on application
HiFi Yearbook 1976

PR4: Stereo Pre-Amplifier designed to drive SL20 loudspeakers which incorporate their own 15W ampflifiers
Inputs: phono: 1,5 mV / 47 kOhm with h.f. radio filter, tape: 300 mV / 40 kOhm, Aux I+II: 300 mV / 40 kOhm
Power supply is connected to two of the DIN socket pins: 30 V, 15 mA PIN 4 pos., pin 1 neg
FR: 30 Hz - 35k Hz +/- 1 dB
S/N: phono better than 60 dB
THD: less than 0,25 % at 1 kHz
Outputs: tape: 600 mV / 10 kOhm, phones: 1,2 V / 400 ohms
Power reproducer: 1,2 V / 400 ohms (max. of 35 reproducers per channel)
Tone controls: treble, bass, low pass filter, loudness control on volume
Price: 70 GBP plus VAT
HiFi Yearbook 1976

RC4-SQ preamplifier/decoder
Stereophonic preamplifier for the two rear channels in a quadrophonic system
Incorporates SQ decoder and remote control for adjustment of volume levels
Controls: master gain, bass, treble, balance, volume
Push buttons for blend, tape monitor, ambio, SQ, stereo front, four channel tape, mains on/off.
Price: 99,95 GBP plus VAT
HiFI Yearbook 1976

Übrigens nennt ein Posting im Audax-Forum noch eine Box SL100, die mit mehr Leistung ausgestattet gewesen wäre. Bislang hätten Tester immer mal wieder kritisert gehabt, die Leistung der Endstufen mit 15 und 20 Watt sei zu gering gewesen, wenn auch kaum ein Tester dies im Kontext der Aufstellungs-Empfehlungen von T.S. Korn überprüft hätte. Die SL100 sei die eine Reaktion von Servo-Sound auf die Philips RH532 gewsen, hätte aber wohl Fehler gehabt.
Zu dieser Zeit hatte sich Servo Sound wohl schon in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befunden.


Filetierung.
Tuner und Vorverstärker sind recht leicht zu öffnen: Man entnimmt zwei Schrauben links und rechts des Anschluß-Terminals am Heck und zieht das gesamte Chassis nach vorn heraus.

[Bild: Aperiodic_03k.jpg]

Beim Zerlegend es Tuner sollte darauf geachtet werden, daß das federnde Blech, das gegen die Abschirmfolie an der Innenwand der Zarge drückt, diese nicht zerreißt. Weitere Fallen gibt es an dieser Stelle nicht zu beachten.

[Bild: SR_08k.jpg]

Die Abschirmung nach unten ist mit Hilfe eines soliden Blechplatte Zerriß-sicher ausgeführt.

[Bild: SR_04k.jpg]
[Bild: SR_05k.jpg]
[Bild: SR_06k.jpg]
[Bild: SR_07k.jpg]


[Bild: SL70_04k.jpg]

Um an das Innere der Boxen heran zu kommen, müssen vier Nägel, die durch das Frontgitter in das Gehäuse getrieben sind, herausgezogen und das massive Gitter abgenommen werden.

[Bild: SL70_05k.jpg]

Dahinter tritt der ovale Lautsprecher zu Tage, der ebenfalls abgeschraubt und herausgenommen werden will.

[Bild: SL70_06k.jpg]

Unter der Dämmung versteckt sich die Elektronik, die auf einem gewinkelten Blechchassis aufgebracht ist. Es ist mit acht Schrauben durch die Rückwand des Gehäuses verschraubt, wobei die Muttern innen liegen und teils recht schwer erreichbar sind.

[Bild: SL70_07k.jpg]

Wer eine Servo Sound-Box einmal geöffnet hat, und hofft dies wiederholen zu dürfen, der sollte überlegen, entweder ein Gewinde in die Grundplatte des Chassis zu schneiden, oder die Muttern daran festzuschweißen oder zu -kleben.

[Bild: SL70_08k.jpg]

Das gewinkelte Trägerblech der Elektronik der Boxen trägt an einer Seite die Anschlüsse, Netzsicherung und Spannungswähler, dann den Trafo, auf der Spitze des Winkels zwei große Ducati-Elkos, und schließlich die Platine mit der Verstärker- und Regel-Elektronik.

[Bild: SL70_10k.jpg]

Die beiden auf Stelzen gelegenen Kühlkörper, in denen die beiden [i]AD149
-Transistoren eingeklemmt sind, befinden sich auf der Außenseite des Chassis, und damit auch der Boxen, direkt gegenüber dem Trafo.

[Bild: SL70_09k.jpg]

Geschirmt ist im Aufbau der Boxen wenig. Die signalführenden Kabel sind im Bündel, mit den stromführenden Leitungen zusammen, um den Trafo herum verlegt.

[Bild: SL70_12k.jpg]

Ein ärgerliches Detail am Aufbau der Elektronik der Boxen ist der verkapselte Regelbaustein; ein unbezeichnetes, schwarzes Bauelement, dessen Defekt heutzutage aus einer Box einen Ersatzteilträger machen dürfte.

[Bild: SL70_11k.jpg]

Übrigens belegt die Datierung der beiden Elkos auf „11/67“ und „9/68“, das ich ich hier eine eher frühe Servo Sound-Box zerlegt habe und Euch zeige.

[Bild: SL70_13k.jpg]

Interessant ist ein Blick auf die Verkabelung zwischen Vorverstärker und Boxen.
Die Verbindung zwischen dem Steuerteil und den Aktivboxen erfolgt mit Hilfe zweier Kabelstränge mit mehreren Litzen über die sowohl das Signal, wie auch die Stromversorgung geführt wird.
Das typische Kabel verfügt auf einer Seite über einen Stecker, auf der anderen Seite über eine Buchse. Der Stecker kommt in den Ausgang des Vorverstärkers oder der Boxen, die Buchse wird auf den in das Boxen-Gehäuse eingebaute Steckerstück des Eingangs gesteckt.

[Bild: Kabel_k.jpg]

Während das Buchsenteil der Kette zwölf Anschlußsegmente zeigt, verfügt das jeweilige Steckerteil nur über sechs davon. Tatsächlich sind am Vorverstärker auch sechs der Kontaktelemente (2, 4, 6, 8, 10 und 12) belegt. Am Ausgang, zur nächsten Box hin, werden nur noch vier der Kontakte weiter verwendet (2, 8, 10 und 12).
Die Stromversorgung der Endstufen erfolgt dabei nicht etwa mit dem Betriebsstrom, den ein Trafo des Vorverstärkers abgibt, sondern es wird tatsächlich die Versorgungsspannung von 220 Volt (inzwischen 235 Volt) des öffentlichen Netzes durch das auch signalführende Kabelbündel in jede angeschlossene Box geleitet und dort mit eigenem Trafo dem Bedarf angepaßt.

[Bild: Aperiodic_11k.jpg]

Zu diesem Zweck wird im Aperiodic der Strom von der Netzbuchse (rote Litzen) auf eine Schraubleiste auf einer Platine geführt und von dort direkt zur ersten Ausgangsbuchse (gelbe Litze) geleitet, deren Pins 10 und 12 mit einer Kabelbrücke mit deren Entsprechungen der zweiten Augangsbuchse verbunden sind.
Auch in den Boxen sind die Pins 10 und 12 von Ein- und Ausgangs jeweils direkt miteinander, sowie mit dem Netzteil verbunden.

Interessant sind die Pins 4 und 6, die nicht in eine zweite Box weitergeführt werden. In Anbetracht der Tatsache, daß der Vorverstärker über keinen eigenen Trafo verfügt, ist verständlich wenn jedem seiner Stereokanäle der Betriebsstrom aus jeweils einem Boxen-Netzteil reicht. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, wenn Tuner und Boxen, nicht aber der Vorverstärker, über eigene Spannungswähler verfügen.

[Bild: Aperiodic_12k.jpg]

Ein weiteres Betriebsstrom-Hinundher deutet das britische HiFi-YEARBOOK von 1976 an. Hier wird beschrieben, daß auf zwei der DIN-Eingangsbuchsen (auf PIN 1 und 4) eine 30 Volt-Stromversorgung anliegt. Ich vermute, die dient der Spannungsversorgung des Quadro-Adapters.

[Bild: Aperiodic_05k.jpg]
[Bild: Aperiodic_06k.jpg]

[Bild: Aperiodic_04k.jpg]
[Bild: Aperiodic_07k.jpg]
[Bild: Aperiodic_08k.jpg]
[Bild: Aperiodic_09k.jpg]

Wer nun den Hinweisen im Internet folgend versuchen will, seinen Aperiodic- oder Cybernetic-HiFi Vorverstärker mit „normalen“ Aktivboxen zu verbandeln, der sollte im Hinterkopf behalten, daß er nicht nur eine Stromversorgung für die Vorstufe realisieren muß, sondern sollte auch nicht vergessen, daß die Stereo-Crossing-Schaltung im Vorverstärker sitzt, also im Tieftonbereich ein Monosignal über die Endstufen-Anschlüsse ausgegeben wird.


„Servo-Sound – High Fidelity ohne Platzprobleme“ (Thorens-Paillard Prospekt 1972)
Wer auf die Idee kommt, die Servo Sound-Anlage mit einer zeitgenössischen „großen“ HiFi-Anlage zu vergleichen, so wie G.W. Tillett dies für den Bericht „Audio in America" im September 1972 getan und die Leistung der Belgier als eher enttäuschend zusammenfasst hatte ("The Belgian Servo-Sound systems were also being demonstrated but results were rather disappointing, at least I thought so."), der hat das Entwicklungsziel von T.S. Korn nicht ganz verstanden. Da hilft es auch nicht, wenn man im Internet lesen kann, ein Schallplattentester hätte Servo Sound als Referenz verwendet.
Denn als Referenz oder gar als „highend“ war das System nie gedacht gewesen.

Verdeutlichen tut dies der deutschsprachige Servo Sound-Porspekt von 1972. Seine Autoren fordern den Interessenten auf, die Servo Sound-Anlage zu vergleichen: aber eben nicht mit dem Magnaplanar-System, wie es Tillett in seinem Messebericht für THE GRAMMOPHONE getan hatte, sondern mit „einem beliebigen, kleinen Lautsprecher, herkömmlicher Bauart“.
So ist es auch kein Zufall, wenn John Gilbert schon im Mai 1972 im Rahmen der Vorstellungen von Neuigkeiten vom Festival Du Son für THE GRAMMOPHONE über die damals aktuelle Version der Anlage zu einer ganz anderen Einschätzung gekommen war, als sein Kollege: "The results are quite outstanding, and many visitors to a demonstration recently given in Paris were very impressed by the wide frequency response and power handling capacity of the system." Der Maßstab machts.

Noch in den Sechziger Jahren galt oft, „umso größer, desto besser“. Nicht zuletzt die Tatsache, daß in Radios die Lautsprecher üblicherweise integriert gewesen waren und in größeren Gehäusen mehr Chassis eingebaut werden konnten, sorgten dafür, daß schon in den Fünfziger Jahren nur die groß bemessenen Geräte das Attribut „HiFi“ geführt hatten haben können.
Doch mochte und doch konnte nicht jeder Bewohner einer kleinen Wohnung, oder einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus, eine großvolumige HiFi-Anlage stellen, geschweige denn hinreichend laut – hifi-gerecht - Musik hören.
Schon in den Sechziger Jahren schien das Käuferpotential der echten, leidensfähigen HiFi-Fans erschöpft gewesen zu sein. Nicht zufällig begann in dieser Zeit in den USA das Sterben der HiFi-Hersteller. Neue Kunden mußten her, und die schauten nur nebenbei auf die erzielbare Klangqualität. Das belegt nicht zuletzt die Werbung von Blaupunkt für ihre Steuergeräte von 1970, die darauf Wert legt festzustellen, daß sich ihre „... HiFi-Receiver … wegen ihrer geringen Gehäusetiefe von maximal 29 cm ohne weiteres auch in einer Schrank- oder Regalwand unterbringen“ ließen. Zum Thema Klangqualität wußte Blaupunkt zu berichten, die Technik wäre inzwischen so weit, daß die Unterschiede jenseits des Hörbaren lägen („Der Tonumfang unserer Geräte reicht schon jetzt über den Hörbereich hinaus. Der einengende Faktor ist nicht mehr die Technik, sondern das menschliche Ohr.“)

Der Trend im Lautpsrecherbau geht zu stets kleineren und flacheren Gehäusen. Größvolumige Lautsprecher mit klassischen Gehäuseformen lassen in akustischer Hinsicht zwar kaum Wünsche offen, können aber aus naheliegenden Gründen nicht immer Verwendung finden.“ So schildert Servo Sound also die zugrundeliegende Fragestellung im Prospekt.
Die aus den kleinen Gehäusen entstehenden Probleme zu lösen, hatte sich Korn zum Ziel gesetzt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


Nachtrag: Wer hat's erfunden?
Immer wieder wird Servo-Sound mit Thorens in Verbindung gebracht. Nicht zuletzt deshalb, weil „Thorens“ auf dem deutschprachigen Servo Sound-Prospekt zu lesen steht!

Auf dem Kontinent wurden Servo-Sound-Geräte über die Paillard-Bolex-Gruppe vertrieben, die zumindest teilweise auch den Thorens-Vertrieb inne gehabt hatte.
Paillard-Bolex galt um 1960 als größtes Industrieunternehmen der französischen Schweiz, hatte bis zu 10.000 Beschäftigte weltweit. Die Familien Paillard und Thorens waren einander verwandschaftlich verbunden, Edouard Thorens hatte bei Paillard gearbeitet, und 1962 fusionierten die beiden Betriebe.
Doch wurde die Situation für Paillard schon Mitte der Sechziger Jahre schwierig: Die mechanischen Alpa-Kameras waren immer weniger konkurrenzfähig, mit der Einführung der Super-8-Kassette durch Kodak im Jahre 1965 stieg die Zahl der Konkurrenten für Bolex und brachen die Umsätze ein, und mit der Einführung der Quarzuhr begann die "Uhrenkrise", die nördlich und südlich der Alpen zigtausend Arbeitsplätze vernichten sollte.
Bereits 1966 (Funkschau Nr.21 vom 12.10.73) verkaufte Paillard die Thorens S.A. an den EMT-Gründer Wilhelm Franz aus Lahr im Schwarzwald. Der verlagerte sie und nahm zum 1.7.1966 mit der nun Thorens-Franz AG in Wettingen (Schweiz) den Betrieb als Vertriebsgesellschaft für Thorens-Plattenspieler auf. Entwicklung und Produktion wurden in das sogenannte "Gerätewerk Lahr" nach Deutschland verlegt, das wohl durch einen Lizenzvertrag über die Markenrechte mit Paillard verbunden blieb. Jedenfalls lag der Vertrieb von Thorens noch im Herbst 1971, kurz nach dem Tod von Wilhelm Franz, bei der "Abteilung Thorens" der Münchner Paillard-Bolex GmbH, die auch die Servo-Sound-Geräte im Programm gehabt hatte.
Man kann davon aufgehen, die Verwendung der eingeführten Marke „Thorens“ auf dem Servo Sound-Prospekt sollte deren Renomee steigern, gleichsam den Verkauf von Thorens-Plattenspielern zusammen mit Servo Sound-Anlagen ankurbeln. Beispielsweise Rank hatte dies mit seinen Portfoil-Katalogen für die Tochterfirmen der Rank-Radio (Heco, Wharfedale, Leak, Bush, Arena etc.) und ihre Distributionen (Lenco, AKG etc.) genauso versucht.

1969 nennt das virtuelle Eumig-Museum (http://www.fuchsberg.at/eumig/pandreas/m...hichte.htm) als Datum für den Einstieg bei Bolex. Urs Maurer schrieb für swissinfo.com, die Wiener "kauften die Mehrheit an Paillard-Bolex." (http://www.swissinfo.ch/ger/Home/Archiv/...cid=143262) In der deutschsprachigen Wikipedia ist zu lesen, "1974 wurde Paillard-Bolex schlussendlich liquidiert und von dem österreichischen Filmgerätehersteller Eumig aufgekauft." Die mir letzte bekannte Nennung von Servo-Sound in einem deutschen Jahrbuch datiert übrigens ebenfalls auf einen Redaktionsschluß von 1974, im HiFi-Report 1974/75 der FONO FORUM.
Zufällig oder nicht, der Niedergang von Paillard paßt zeitlich ins Bild: Etwa zeitgleich mit dem Verschwinden der Schweizer tauchte der vorher geschützte Begriff "Servo-Sound" in den Prospekten von K&M auf. Zudem fällt auf, nach dem Einstieg von Eumig scheint der Distributor nicht besonders intensiv für Servo-Sound geworben zu haben. Die HiFi-STEREOPHONIE (10/71) schreibt zur Funkausstellung in Berlin zum Auftritt von Paillard, es waren die bewährten "...HiFi-Bausteine der Firmen Thorens, Stanton, SME, McIntosh, Sherwood, Quad, Servo-Sound, Cabasse, Bozak, Sharpe und Marantz zu sehen. Ein deutlicher Schwerpunkt lag auf den Marantz-Erzeugnissen." So wird Servo-Sound im ganzen Jahrgang 1971 der HiFi-STEREOPHONIE weder redaktionell, noch in einer der Werbeanzeigen von Paillard-Bolex-Thorens erwähnt.
War also die Gründung der Firma Korn&Macway im Jahre 1973 die Reaktion auf die Probleme bei Paillard gewesen? Bedeutet das, Paillard war mehr als nur Distributor für die Belgier gewesen? Warum war der Wechsel der Firma von Nöten? Hatte man sich von einem Teilhaber getrennt, oder war Servo-Sound einfach nur insolvent gewesen?
Wer stand nach der Gründung von K&M hinter der britischen Servo-Sound und wer baute deren Geräte, während K&M schon aktiv war? Verschwand Servo-Sound als erstes im deutschsprachigen Raum wegen der Liquidation von Paillard und überlebte die eigene Struktur in Belgien mit den eigenen Vertreibstöchtern einfach länger? War Servo-Sound zur Marke oder Tochter von Korn&Macway geworden?

Wer auch immer Geldgeber und/oder Eigentümer der Firma Servo-Sound N.V. gewesen war, erfunden hat das System, so sind sich die Quellen einig, kein Schweizer, sondern der belgische Professor Tadeusz S. Korn.


... Fortsetzung folgt...
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
...hier:


Quellen:
Servo-Sound Prospekt (Paillard-Bolex-Thorens) 1972 (http://wegavision.pytalhost.com/servoSound72/)
HiFi-Jahrbuch Nr.5 (1970) und Nr. 6 (1972)
Fono Forum Jahrbuch HiFi-Report 1974 /75
HiFi Yearbook (GB) 1976
KM-Prospekt (B) 1979

Fono Forum 1/69, 6/70 und 10/70
HiFi-Stereophonie 10/71
Funkschau Nr.21 vom 1.11.1972
The Grammophone (GB) 9/71, 5/72, 9/72 5/73, 7/74 und 12/74
Neue Zeitschrift für Musik (CH), Band 132, 1971 (S. 334, Ankündigung)
Billboard (USA) 9/72 und 12/72
High-Fidelity (USA), Bd.22, 1972
New Scientist (USA) vom 8.02.1973
Popular Mechanics (USA), 2/73

http://www.hifi-forum.de/viewthread-84-681.html
http://www.hifi-forum.de/viewthread-84-18698.html
http://www.hifi-forum.de/viewthread-84-13029.html
http://www.hifi-forum.de/viewthread-84-8672.html

http://www.audax.fr/forum/read.php?4,146...14,quote=1
http://www.diyaudio.com/forums/solid-sta...lgium.html

http://www.radiomuseum.org/dsp_herstelle...ny_id=7445
http://www.radiomuseum.org/r/servosound_...tiple.html
http://www.radiomuseum.org/forum/belgium...elles.html
http://www.radiomuseum.org/r/thorens_ser..._sl70.html
http://www.radiomuseum.org/r/thorens_ser...d_sr2.html
http://www.radiomuseum.org/r/thorens_ser..._sp70.html

http://www.diyaudio.com/forums/solid-sta...lgium.html
http://www.jogis-roehrenbude.de/forum/fo...p?id=38277
http://www.quadraphonicquad.com/forums/s...d.php?4080
http://www.gramophone.net/Issue/Page/Sep...TIONING+OF
http://www.gramophone.net/Issue/Page/May...HN+GILBERT
http://www.gramophone.net/Issue/Page/Sep...IN+AMERICA
http://www.gramophone.net/Issue/Page/May...PARIS+1973
http://www.gramophone.net/Issue/Page/Jul...+PARIS+AND
http://www.gramophone.net/Issue/Page/Dec...UDSPEAKERS

http://www.hifi-studio.de/hifi-klassiker/MFB.htm
http://www.mfbfreaks.com/theorie/uitvoering.htm
http://cgi.ebay.de/Korn-Macway-KM-SP-100...0593155267
http://vintageaudiopassion.xooit.fr/t138...Macway.htm

Weitere Quellenangaben und -Materialien sind willkommen.

P.S.: Dieser Text samt Bilder ist ausschließlich für die interne Verwendung durch Besucher des "Bandmaschinenforum" gedacht. Die durch Gänsefüßchen hervorgehobenen oder kursiv gesetzten Zitate unterliegen gegebenenfalls Urheberrechten Dritter. Eine, auch auszugsweise, private oder gewerbliche Nachverwertung ohne schriftliche Genehmigung ist ausdrücklich untersagt.
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#3
Mal wieder eine interessante Vorstellung, vielen Dank!

Die Reglerknöpfe erinnern auffällig an die Nordmende 6001. Sind die identisch?
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#4
...wenn man solche Vorstellungen gelesen hat, möchte man das Gerät gar nicht mehr haben. Grund: Man hat sich bereits sattgesehen und weiß alles darüber.
Super gemacht mal wieder, vielen Dank.

Gruß

Peter S.
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#5
Haben nicht. Hören aber schon.

Vielen Dank, Matthias.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#6
Da hast du ja hoch interessante Dinger an Land gezogen.
Wie klingt das Teil denn?
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#7
Was für eine immense Fleißarbeit, all diese Informationen zusammenzutragen!

Als Ergebnis lesen wir nun die höchst interessante Geschichte über Professor Korn, seine Entwicklungen, seine Firma und deren Produkte.
Von all dem hatte ich bisher noch überhaupt nichts gehört.

Nur eine von mehreren bemerkenswerten Lösungen in diesen Geräten: das Verlagern der Spannungsversorgung des VV in die Boxen.

Weiß man eigentlich, welche Funktion die kleine Glühbirne hat, die auf der Platine der Endverstärker sitzt? Innenbeleuchtung der Boxen doch wohl nicht?

Gruß
TSF
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#8
Bravo, Matthias!

Wieder einmal eine exzellente Vorstellung eines mir bis dato völlig unbekannten Systems.
„Wunder gibt es immer wieder“… …diesmal aus Belgien.

Neben der soliden Beschreibung finde ich besonders die Betrachtungen des Konstrukteurs
zu den akustischen Einflüssen des Hörraumes bemerkenswert. Bemerkenswert deswegen,
weil die Hinweise auf „Raummoden“ und sonst. akustische Eigenschaften des Raumes zu der
Zeit noch eine Seltenheit waren (zumindest aus dem Munde eines Herstellers bzw. Konstrukteurs).
Bemerkenswert auch, dass die Zusammenschaltung der Tiefbass-Anteile zu einem Monosignal
ja bereits die Idee des Subwoofers in sich trägt. Ein „Kunstgriff“, der zu dieser Zeit sicher auch
noch nicht häufig angewandt wurde.
Weniger neu hingegen seine Erkenntnis, dass ein kleiner Basslautsprecher durchaus Tiefbass
erzeugen kann, wenn man ihn (bzw. die Box) an entsprechender Stelle positioniert.
Man denke an die damals weit verbreiteten „Regalboxen“, die nicht nur so hiessen, weil
sie gut in eine Schrankwand hineinpassten sondern (…meine Sicht der Dinge) weil sie
ausserhalb der Schrankwand etwas „dünn“ im Bass daher kamen. Big Grin

Danke jedenfalls für diesen überaus bereichernden Artikel, dem ich ungebildeter
Banause (aus genanntem Grund) so rein gar nichts hinzufügen kann.

Ich würde mich freuen, wenn du dieses Kleinod solange in deinem Bestand hältst, bis ich
mal die Gelegenheit des Anfassens/Ansehens/Anhörens habe…


Gruss

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#9
Schöne Vorstellung, wie immer.

Es tauchen immer wieder Sachen auf, von denen man noch nie was gehört hat.

Die Lösung sowohl Signal wie auch 230V durch ein Kabel zu schleusen halte ich
für etwas bedenklich. Damals war man da aber wohl noch etwas flexibler Wink.

@TSF: Das Glühbirnchen wird wohl als Kaltleiter eingesetzt worden sein.
Sieht man in altertümlichen Transistorschaltungen öfter mal.

Gruß,
David
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#10
Moin, moin,

danke für die Blumen.

Zum Klang kann ich leider noch nichts sagen, denn das Bild der Kabel ist nur geklaut. Ich bin noch auf der Suche nach einer Lösung. Komplette Kabel wird man ja kaum finden.
Vielleicht wisst Ihr, woher die Stecker kommen?
Wäre schade, müsste ich die Stecker/Buchsen umbauen.

Zum Thema Raumakustik hat Korn natürlich noch viel mehr und länger geschrieben. Einen Artikel habe ich verlinkt (The Grammophone), den Funkschau-Artikel habe ich inzwischen an Michael geschickt; vielleicht erscheint er ja demnächst im Funkschau Download-Bereich hier im Forum.

@Timo
die Stecker sehen ähnlich aus, scheinen mir aber doch geringfügig anders. Leider habe ich keine 6001 an der ich das prüfen könnte; jedoch sitzen in dem 8001 Regler anderer Größe. Prüfe ich nochmal.

@Peter
T.S. Korn war halt Universitätsprofessor / Akustiker. Inwieweit er tatsächlich Konstrukteur und nicht nur Ideengeber gewesen war, entzieht sich meiner Kenntnis.
Auf jeden Fall habe ich schon Hinweise auf Artikel von ihm zum Thema HiFi und Akustik seit Mitte der Fünfziger Jahre gefunden!
Mit dem Thema "Regalboxen" hast Du natürlich recht. Noch deutlicher wird das bei den damals verbreiteten Flachboxen. Auf diese Thematik geht Korn in seinen Artikeln weiter ein. Wer sich interessiert: s.o.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#11
Hi Matthias,

....das mit den Kabeln ist wirkl. dumm. Die Stecker sehen sehr stark nach
Industriesteckverb. (Maschinensteuerungen) aus. Bei dem Riesensortiment
von Harting (um nur ein Beispiel zu nennen) ist das allerdings eine zähe
Sucherei. Im Lieferprogramm von RS-Components gibt es zumindest
12-pol. Stecker, mit denen eine "standesgemässe Nachbildung" möglich
wäre (Spannungs- und Strombelastbarkeit passen wohl auch).
Genau das Gleiche haben die aber nicht im Katalog.

Zitat:...T.S. Korn war halt Universitätsprofessor / Akustiker..
Das erklärt einiges...

Gruss

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#12
Das mit den Kabeln ist echt doof.
Ich kenne ja so einige Steckverbinder, aber bei denen klingelt gar nix.

Harting scheidet mit Sicherheit aus, deren aktuelles Programm kenne ich im Schlaf.
Evtl. könnte das was von Hirschmann gewesen sein, ist aber nur eine Vermutung.

Da sehe ich schwarz, ehrlich gesagt.

Gruß,
David
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#13
Moin, moin,

am Ende bleibt halt "umbauen" ... zumindest Korn & Macway haben in den späteren Generationen ja auch selbst andere Steckerformen (runde) verbaut.

Aber ein bisserl suchen werde ich noch.

Glücklicherweise sind die Anschlüsse ja verschraubt, so daß ich sie leicht entnehmen kann.
Ich denke daran, jeweils eine Maske mit zwei handelsüblichen (Euro-) Kaltgeräte-Anschlüssen und einem Paar Chinch-Buchsen anzufertigen und anzuschrauben. Solange, bis etwas Passendes vorbeiläuft.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#14
´
In meiner Lehrzeit Anfang der 1970er Jahre stand im HiFi- Studio des Ladens eine solche oder wenigstens eine ähnliche Anlage, allerdings in weiß. Darum bin ich mir nicht 100% sicher. Aber der Klang war für so kleine Boxen schon beeindruckend. In den Pausen habe ich öfter damit gehört.

Allerdings sagt meine Erinnerung, dass dieses Klangwunder aus Schweden kam- aber nach vierzig Jahren kann ein latenter juveniler Altersheimer da schon einiges durcheinander bringen.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#15
Zitat:PeZett postete
Im Lieferprogramm von RS-Components gibt es zumindest
12-pol. Stecker, mit denen eine "standesgemässe Nachbildung" möglich wäre ...
Der besagte Stecker sieht so aus:
http://de.rs-online.com/web/search/searc...034#header
bzw.
http://de.rs-online.com/web/search/searc...078#header

Immerhin nicht gar so weit enfernt vom Original. Passende Gehäuse
scheint es unter 466-113 zu geben, bei dem Preis allerdings wohl nur
in einer VE mit mehreren Stück. Aber man kann ja fragen...

edit: ...hier nochmal ein Blatt des Herstellers, da sieht man auch
die Gehäuse: http://docs-europe.electrocomponents.com...02b5c6.pdf

Gruss
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#16
Moin, moin,

ein netter Hinweis in einem KM-Thread im HiFi-Forum hat mich auf zwei Quellen stoßen lassen

http://www.audax.fr/forum/read.php?4,146...14,quote=1
http://www.diyaudio.com/forums/solid-sta...lgium.html

Vor allem im Audax-Forum gab es einige interessante Informationen, die ich oben eingepflegt habe.

Falls von Euch jemand Französisch kann und ihm auffällt, ich hätte Wichtiges vergessen, weise er oder sie mich gerne darauf hin! Wink

Tschüß, Matthias
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#17
Hallo Matthias,

bist Du zwischenzeitlich mit den Steckern weiter gekommen?

Gruß
Peter
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#18
PeZett,'index.php?page=Thread&postID=164145#post164145 schrieb:... bist Du zwischenzeitlich mit den Steckern weiter gekommen? ...

Hallo Peter,

die K&M-Kabel mit den runden Steckern laufen mir hin und wieder mal über den Weg, die Servo Sound-Typen leider nicht. Noch sträube ich mich, die vorhandenen Buchsen umzubauen und über andere Verbinder anzuschließen.

Bis ich was gefunden habe, lenke ich mich mit anderen Projekten ab ... Wink

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#19
Hallo Matthias,

habe deinen sehr ausführlichen und sehr informativen Bericht gerade erst gelesen. KOMPLIMENT !!!
Vieles über diese Raritäten wußte ich bereits und konnte auch verschiedene Kombinationen ausführlich testen.
Div.Reparaturen habe ich auch schon durchgeführt.
Ich befasse mich als Hobby auch speziell mit HiFi-Klassikern (70er - 90er Jahre). Überwiegend mit Lautsprechern.
Da ich noch viele Servo Sound- bzw. K&M-Komponenten und Schaltunterlagen besitze, mich damit aber aus Zeitgründen nicht weiter befassen möchte,
würde ich diese gerne an jemanden vermachen der diese z.T. wieder überholen kann und diese für die "Nachwelt" erhalten möchte.

Die einzelnen Typen kann ich im Moment nicht genau benennen, da meine Sammlung "eingemottet" ist.
Z.B.: 1 Paar SL-20 mit Tuner und Vorverstärker aus deinem Bericht.
1 Paar KM 50 oder KM 52 ? in Nußbaum mit hinten eckigen Kanten und Servo Anschlußbox+Kabel
2 Paar KM 50 oder KM 52 in weiss mir hinten abgerundeten Kanten + Servo Anschlußbox+Kabel

Hättest du evtl. daran Interesse ? Oder kennst du dafür einen geeigneten Abnehmer ?
Ich werde die nächsten Tage mein Inventar mal sichten...

Gruß,
Horst
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#20
Hallo Horst,
Da ich gerade dabei bin mein EIgenheim mit guten alten Hifi Komponenten zu bestücken und ich leidenschaftlich bastel, wollte ich dich Fragen ob du deine Sammlung bereits aufgelöst hast?
Ich hätte Interesse an Tuner, Vorverstärker und den Lautsprechern in Nussbaum.
Bitte um pn, falls noch verfügbar, würde mich sehr freuen.

Freundliche Grüße,
Dominik
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#21
Hallo Alle,

ich hole den Thread mal wieder hoch, nachdem mir gestern eine komplette Servo-Sound-Anlage aus Tuner, Vorverstärker, vier Lautsprechern und allen Kabeln zugelaufen ist.

Hat hier irgendwer Schaltunterlagen? Eine ausgedehnte Websuche hat nur das Schaltbild des Tuners zutage gefördert.

Für jede Hilfe dankbar,
Ralf
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#22
gelöscht
Bei den nächsten Wahlen wähle ich die NSA, denn die sind die einzigen die sich um mich kümmern.
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#23
Zur Ergänzung, hier noch die Patente zu der ganzen Geschichte - einmal die MFB-Verstärkerschaltung von 1972, also deutlich vor Philips und B&M:

http://www.freepatentsonline.com/3647969.html

Und hier die Verteilung des Basssignals auf beide Kanäle:

http://www.freepatentsonline.com/3659217.html

Ralf
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#24
Ich schreibe das einfach mal hier hin, weil jeder, der nach Servo-Sound googelt, früher oder später in diesem Thread landen sollte...

Achtung: an der AUX-Buchse 2 (der äußeren, gleich neben dem Eingang für das Netzkabel) liegen zwischen Pin 1 und 4 die vollen 30 V Betriebsspannung an!
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#25
café_liégeois,'index.php?page=Thread&postID=182984#post182984 schrieb:...an der AUX-Buchse 2 (der äußeren, gleich neben dem Eingang für das Netzkabel) liegen zwischen Pin 1 und 4 die vollen 30 V Betriebsspannung an!

Hallo Ralf,

danke für den Tipp.

Laut HiFi-YEARBOOK von 1976 liegt diese Spannung sogar an ZWEI der DIN-Buchsen an. Begründet wird das dort nicht. Ich hatte oben vermutet, es diene der Spannungsversorgung des optionalen Quadro-Adapters.
Ich habe allerdings keine Ahnung, ob diese Speise-Spannung in allen Versionen der Vorstufe gleichermaßen realisiert ist.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#26
Bei Deinen Bildern vom Inneren des Vorverstärkers sieht man, dass an der AUX-Buchse, die gleich neben der Netzbuchse liegt, an den Pins 1 und 4 jeweils zwei braune bzw. grüne Adern angeschlossen sind. Das sind die 30 V und die zugehörige Masse. Die zweite AUX-Buchse ist anders beschaltet. Dort liegt die Spannung nicht an. Das mag bei anderen Ausführungen anders gewesen sein. Bei Deinem und meinem Vorverstärker ist das eindeutig so.

Es muss überhaupt einiges an Varianten gegeben haben. So hat es den Vorverstärker offenbar mit Germanium- und - wahrscheinlich später - mit Siliziumtransistoren gegeben, wobei dementsprechend Plus bzw. Minus an Masse liegt. Wir beide haben die Germanium-Version.

Ralf
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#27
Kurze Korrektur zu meiner letzten Nachricht:

Der Vorverstärker ist komplett mit Siliziumtransistoren bestückt, aber es liegt trotzdem Plus an Masse.

Ralf
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#28
Nachdem ich mich nun einige Jahre mit den diversen Produkten von Servo-Sound und Korn & Macway befasst habe, hier kurz einige Korrekturen und Ergänzungen:

Plus an Masse
Bei den frühen Geräten von Servo-Sound mit dem 6poligen Stecker, also dem Vorverstärker und den Kompaktlautsprechern mit Alu-Front, liegt grundsätzlich Plus an Masse. Die Betriebsspannung beträgt sozusagen -30 V.

Prinzip des MFB
Das MFB bei Servo-Sound und K&M funktioniert ausschließlich über die Auswertung der Gegen-EMK. Nix Piezo, nix kapazitives.

Stereo-Crossing
Das famose Stereo-Crossing ist eine nette Idee, aber - wie die Anglophonen sagen - eine Lösung, die nach ihrem Problem sucht. Die tiefen Frequenzen, bei denen das Stereo-Crossing wirksam ist, werden bei der Musikproduktion seit jeher in die Mitte gelegt, weil sie ohnehin nicht ortbar sind und spätestens bei der Schallplatte sonst zu Problemen mit der Abtastung führen. Wozu also das Stereo-Crossing? Nun, der gute Professor Korn hat dafür ein Patent erhalten und Patente sind bei Professoren gut fürs Renomee.

Elektropneumatisches Motional Feedback
Das "elektropneumatische Motional Feedback" gab es erst bei den späteren Produkten von K&M, z.B. den Aktivboxen der Reihen KM3x und KM5x. Es handelt sich um eine sog. Passivmembran, quasi ein Lautsprecher ohne Schwingspule, ähnlich dem bekannten B139 von KEF aus England.

Pro-Versionen
Die Geräte sind seinerzeit tatsächlich in Bars und Diskotheken eingesetzt worden. Deswegen gab es ja auch die beiden Mischpulte. Immerhin waren mit der möglichen Reihenschaltung der Boxen Gesamtleistungen bis rund 900 Watt möglich. Dabei gab es wohl gelegentlich thermische Probleme, weswegen man die Kühlkörper hinten auf den Boxen vergrößert hat. Teilweise hatten sie an den Seiten der Gehäuse Anschlüsse für einen Bügel zur Wand- oder Deckenmontage. Das waren die Pro-Versionen.

Steckverbinder
Die rechteckigen 12- bzw. 6poligen Steckverbinder der Servo-Sound-Geräte stammen von einer französischen Tochtergesellschaft von Amphenol, die seit Ewigkeiten nicht mehr existiert. Die 4poligen runden Steckverbinder der späteren K&M-Geräte sind von Bulgin und es gibt sie weiterhin bei RS.

Hinterbandkontrolle
Der Vorverstärker hat sehr wohl eine Möglichkeit, bei der Tonbandaufnahme 'hinter Band' mitzuhören. Man muss einfach die Tape-Taste und die Taste des Eingangs der jeweiligen Aufnahmequelle zusammen drücken. Das ist in der Bedienungsanleitung auch so beschrieben.

Hersteller der Lautsprecherchassis
Die ovalen Lautsprecherchassis der Boxen mit dem in einem Stück gegossenen Korb und der Schallwand kamen... aus der DDR. Vom VEB Elektrogerätebau (EGB) aus Leipzig.

Mehr zum Thema
Sehr viel mehr und ausführlicheres sowie viele Fotos und Dokumente gibt es naturgemäß in den französischen Hifi-Foren, z.B. hier:

https://vintage-audio-heritage.fr

Eine Forensuche nach "Servo-Sound" liefert dort mehrere sehr umfangreiche Threads:

https://vintage-audio-heritage.fr/search...ervo-sound

Stand heute (9.4.2023) 35 Seiten mit Links!

Kontakt

Ich lese dieses Forum eher unregelmäßig, bin aber bei Fragen und Anmerkungen jederzeit per E-Mail erreichbar unter "fotoralf (bei) gmx (punkt) de"

Ralf
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