Mein erster Radiorecorder: Philips RR 522
#1
Hallo, Liebhaber alter und mittelguter Geräte,

kleine Vorgeschichte. 1974, als Zehnjähriger, war es mein brennender Wunsch, einen Radiorecorder zu besitzen. Gerade hatte ich nämlich meinen allerersten Cassettenrecorder, einen Telefunken Magnetophon CC Alpha, unrettbar kaputtgebastelt. Wie nun aufnehmen und Räuber Hotzenplotz-Cassetten hören?
Die elterlichen Geldgeber mussten mühsam überzeugt werden, ein neues Gerät zu finanzieren, natürlich mit dem Versprechen meinerseits verknüpft, das neue Teil nicht auseinanderzunehmen und pfleglich damit umzugehen. Hat damals immerhin so um die 250,- DM gekostet, das war auch nicht wenig. Natürlich habe ich es bestimmt 100x auseinandergenommen und es langsam aber sicher zugrunde gerichtet. Mitte der 80er habe ich die Fragmente dann weggeworfen, was mir aber bald schon wieder leid tat. 1996 dann habe ich dann bei einem Bekannten einen RR 522 im Arbeitszimmer gesehen und ihn ihm abgeschnackt. Auf den folgenden Bildern ist infolgedessen dieses Exemplar und nicht "meins" zu sehen.

Damals mit Zehn war es natürlich super für mich, direkt und mobil aus dem Radio aufnehmen zu können. Die Tonqualität war ganz ok, Geld für tolle Chromcassetten hatte ich sowieso nicht, auf jede neue Cassette musste extra gespart werden. An eine BASF C90 mit "Special Mechanism" kann ich mich noch besonders erinnern (die existiert auch noch, mit den Aufnahmen von damals), die mochte der RR 522 nicht, klemmte dauernd und hatte Bandsalat. Erst nach Entfernen der beiden Plastikführungshebel in der Cassette ging es, warum auch immer. Fingerfertig im Herauspulen von Bandsalat und Kleben gerissener Bänder war ich ja schon, der CC Alpha war nämlich auch nicht zimperlich mit den Cassetten gewesen. Eine C120 brauchte man erst gar nicht zu kaufen, die hielt nicht lange. Ein Bekannter meines Vaters hatte damals einen Grundig C4000 und brachte ihn ab und zu zur Reparatur, dauernd Bandsalat, er selbst konnte nicht schrauben, Vater vertraute damals meinen diesbezüglichen Bastelkünsten aber schon und ließ mich 'ran, aber das ist eine andere Geschichte.
Also, der RR 522 war damals super, das Radioteil sehr empfangsstark.
Leider hatten die Philipsmannen, die an sich Meister in der Verarbeitung von Kunststoffteilen waren, dem Gehäuse einige Schwächen mit auf den Weg gegeben. Zunächst natürlich die aufgedrucke Nussbaumimitation, die sehr schnell
abgegrabbelt war und dann, sehr bedauerlich, ein absolut blödes Cassettenfach.
Dessen "Gelenk" war ein Foliengelenk, also ein Spritzgussteil mit ganz dünnem
Mittelstück, das sich biegen ließ. Ratet mal, wie lange das gehalten hat...
Auch die oberen Tasten waren sehr klapprig, lagen in ihrer Führung nur lose nebeneinander und wackelten bei der Bedienung lustig hin und her.

Hier aber zunächst die Bilder:

[Bild: PhilipsRR522-1.jpg]

[Bild: PhilipsRR522-2.jpg]

[Bild: PhilipsRR522-3.jpg]

Links sind Drehknöpfe für Ein/Aus/Lautstärke und Klangblende zu finden, 2 DIN-Buchsen für Radio, Mikro und Platte und ein kleiner Knopp, um bei Mittelwellenaufnahmen störende Pfeifgeräusche wegzufiltern.
Rechts oben der Knopf zur Senderwahl und darunter sogar eine Kurzwellenlupe!
4 Wellenbereiche hat er auch. Als Radio wirklich nicht schlecht, auch heute noch.
Der eingebaute Lautsprecher ist allerdings etwas schwächlich.

[Bild: PhilipsRR522-4.jpg]

Enfernt man die Rückwand, sagt es sofort "Philips, Philips, Philips", die typische Handschrift. Alles in noch recht gutem Zustand.

[Bild: PhilipsRR522-5.jpg]

Die herausgeklappte Platine und das Laufwerk. Einfach gebaut, aber gut. Hat im Prinzip nie Probleme gemacht.

[Bild: PhilipsRR522-6.jpg]

Bis auf die Klappertasten (die aber ansonsten gut funktionieren) ein braves Ding, das Laufwerk. Die Endabschaltung ist aber rein elektrisch, die Wiedergabetaste springt nicht raus, nur der Motor stoppt. Man darf also nicht vergessen, das Gerät vernünftig auszuschalten.

[Bild: PhilipsRR522-7.jpg]

Die typischen Philipsköpfe sind hier gut zu erkennen, sind auch noch prima in Ordnung. Leider ist aber das Sinterlager der Capstanwelle ausgeschlagen, da muss noch eine neue Buchse rein, ist Fummelarbeit.

[Bild: PhilipsRR522-8.jpg]


Ansonsten ist der RR 522 aber ein netter kleiner Oldtimer, wie ich finde.

Gruß

Peter S.
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#2
Auch von mir endlich mal ein Lob für deine tollen, humorvollen Vorstellungen. Ich finds schön, dass sich auch mal jemand um die Brot-und-Butter-Teile bemüht oder eben in diesem Falle, um "my first Philips". Wink

Weiter so....

Gruss
Richard
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#3
Ja natürlich von mir auch ein herzliches Dankeschön ,für die seltenen Einblicke längst vergessener Technik. Eigentlich könntest Du ja ein Tonbandladen aufmachen,bei den "Massen "was du hast....grins.



Gruß Holger :welldone:
Jede Tonbandmaschine ist ein kleines Wunder!

Maschinen:Telefunken M -15 A, und M-20.... 1 X Philips 4420... Uher Report 4000-L ,(Mono)
Uher- Royal -de Luxe . .. Philips N-4422 .. Akai GX 600 DB... und das Abenteuer geht weiter
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#4
Die obige Geschichte vom teuren RR522 ist eigentlich nicht ganz vollständig, weil damals etwas traurig.
In der Vitrine beim Philipshändler stand nämlich neben dem mir zugedachten RR522 der FETTE GROSSE
SUPER-DUPER RADIORECORDER RR722, für mich Zehnjährigen damals der Hammer! Glitzi-Chrom, 3 Stationstasten, großer Lautsprecher,
gespreiztes KW-Band, viel mehr Knöppe dran als beim kleinen Modell. Haben? Damals keine Chance, viel zu teuer.
Die Eltern als Gelgeber meinten, dass ich mal nicht so unverschämt sein solle. Basta.

Nie wieder nach 1974 habe ich einen RR722 gesehen, in der Bucht nicht (ab und zu mal gesucht im Laufe der Jahre), auf Flohmärkten auch nicht.
Gestern Abend: Da isser! Geboten und gewonnen. Hüpf, hüpf!

Jetzt gibt es also Bastelnachwuchs für die dunkle Jahreszeit. Der Kasten soll noch halbwegs funktionieren, optisch so lala sein, aber brauchbar.
Für den günstigen Kurs alles in Ordnung. Mal sehen, ob er was taugt, oder nur eine Verchromt-ABS verzierte Plastikkrücke ist.

Gruß
Peter S.

http://www.hifi-archiv.info/Philips/phil...s73-07.jpg

http://www.hifi-archiv.info/Philips/phil...eite07.jpg

Hier ist er im Katalog.
Das hinten abgebildete Stereo-Teil ist schon beeindruckend, aber zu unhandlich (in der Bucht ist eines zu haben), ich kenne es auch nicht und habe keinen Bezug dazu.
Steht daher zum Glück nicht auf der Haben-Liste
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#5
Schöne Vorstellung, ich bin nur mit einem Detail nicht einverstanden: dem Preis. Der 522 hat defnitiv mehr als 250Dm gekostet, eher 400. Leider habe ich ihn nicht in der damaligen Taxliste gefunden. Sein Vorgänger, der 22RR517 lag bei 398,-
Da haben deine Eltern schon tiefer für dich in die Tasche gegriffen!
Gruß
Stefan
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#6
Hallo,

das mit dem Preis mag sein, ich hab 250 im Kopf, kann mich aber auch irren. Etwas günstiger wars, weil wir mit "Beziehungen" beim Großhandel
einkaufen konnten.

Klingeling! Der Postbote bringt ihn!

Ich mache besser eine Extra-Vorstellung vom 722:

Der "große" Philips-Radiorecorder RR 722
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#7
Hallo

Bin auf Deinen alten Bericht zum 522 gestossen.

Genau den haben wir auch zu Hause, hatte sich meine Frau 1975 vom Kommuniongeld gekauft und er läuft bis heute und wird regelmäßig genutzt, zumindest der Radioteil läuft oft.

Leider haben wir keine Unterlagen dazu, Anleitung, Service und ich habe auch im Netz nichts gefunden. Konnte jetzt zumindest aus Deinem Post endlich verstehen wofür der kleine Taster links unten ist.

Wenn Du oder jemand anderes einen Scan hat oder weiß wo ich etwas finden kann, wäre das sehr lieb

Danke und noch schönen sonnigen Sonntag
Lars
Revox B77 MKII / A77 MK III (2&4 Spur), Tandberg 10X / TD20 / TCD 340, Akai GX215, Philips 4419/4515, Uher Report 4000 IC & Monitor, Uher CR 240, Grundig TK 147
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