Telefunken M26 - Reparatur eines Röhrenmonsters
#1
Meine letzte geliebte Telefunken M24, die ich eigentlich behalten wollte, habe ich dann doch in treue Hände nach Kiel gegeben.
Dort hat sie eine Aufgabe und wird auch regelmäßig genutzt.
Wehmütig hatte ich mit diesen schönen Telefunken Geräten aus Hamburg Wedel gedanklich abgeschlossen…dachte ich...
Letzte Woche habe ich mir dann doch wieder eine M26 mit 38cm/s und natürlich Vollspur ans Bein gebunden..
Irgendwie wusste ich natürlich was mich erwartet, eine 62jährige Maschine steckt trotzdem voller Herausforderungen.
Es ist eine im Telefunken Werk umgebaute M24.
Um auf 19 oder 38cm/s zu kommen wurde eine andere Reibradübersetzung mittels geänderten Motorpulley eingebaut.
Die Entzerrung wurde geändert und im Unterschied zur M24 ist auch bei abgeschalteten rechten Wickelmotor Papierkorbbetrieb möglich.
Als letztes wurde noch ein Vollspurkopfträger montiert.

Als ich die Maschine übernommen hatte funktionierte erst einmal fast gar nichts mehr, bis auf langsames Vorspulen gab es wenig Lebenszeichen.
Immerhin lief das Gerät mit lauten polternden Geräuschen bei 19cm/s.

Nach dem obligatorischen Ausbau des Taumellagers für die Schwungmasse, Reinigung und Versorgung des Depotfilzes mit Öl stand ich wieder vor dem Problem des senkrechten Ausrichtens der Tonwelle, nach einigen Versuchen steht diese jetzt wieder genau senkrecht.
Die Reibradmechanik war mit verharztem Fett schwergängig so dass die Umschaltung auf 38cm/s nicht mehr funktionierte.
           
Schließlich musste ich das Reibrad leicht mit 80er Schmirgelleinwand anrauhen, jetzt läuft der Antrieb wieder leiser.
Bei der M24/26 wird der Bandspannung bei Wiedergabe komplett mechanisch konstant gehalten, dazu muss die Feinfühlbremse genauestens eingestellt werden.
   
Nach den mechanischen Arbeiten kam das elektrische Röhren-Wunderwerk unter den Seitenschneider und den Lötkolben.
Ich bin normalerweise kein Freund von kompletten Kondensatortauschen, in den M23/24/26
sind jedoch die Ero100- und Eroid-Papierkondensatoren in Massen verbaut; diese müssen alle ausgewechselt werden.
Keiner von diesen Kandidaten hatte noch Kapazitäts- und Isolationswerte die dem Soll entsprachen...
Die Erofoil-Kondensatoren hingegen musste ich nicht wechseln.
Unter dem Tastaturblock lagen einige kurzgeschlossene Funkenlöschkombinationen parallel zu den Kontakten, die habe ich durch konventionelle Widerstände und Kondensatoren ersetzt. Damit spult die Maschine wieder kräftig.
Die Kathoden- und die Auskoppelelkos waren zwar noch in der Toleranz, habe ich trotzdem getauscht.
Um an die Kondensatoren zu gelangen muss man mit Pinzette arbeiten und die Beine der alten Bauelemente als Lötstützpunkte für die Neuen benutzen. Auswechseln war 1962 nicht vorgesehen...
               
Unglücklicherweise zerbröselte mir noch der Vor/Hinterbandumschalter, hier musste ich eine M23 des Schalters berauben.
Als ich mit allem fertig war kam trotzdem kein Ton aus der M26…
Nach einem langen Tag Fehlersuche hatte ich alle von mir selber verursachten Kabelbrüche und Masseschlüsse endlich gefunden und beseitigt.
       
Jetzt läuft die Wiedergabe, die Aufnahmefunktion werde ich zu einem späteren Zeitpunkt testen, ich habe erst mal genug von Fehlersuche in Röhrengeräten.

Gruß Jan
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#2
Hallo Jan,

Hut ab vor dieser Leistung.
Wenn ich sowas lese, wird mir wieder meine eigene Unzulänglichkeit bewusst.

Weiter viel Freude an dem Gerät.

Gruß
Alfred

Meine Freude an der Tonbandtechnik verdanke ich Hermann Hoffmann, dem Erfinder der Radio-Comedy.

http://www.sender-zitrone.de/
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#3
Sehr schön, Jan. Ich frag mich immer nur, warum man sich solche Exoten antut. 22er Spulen, Mono...da ist ja nichts mit anderen Maschinen kompatibel.
Viele Grüße,

Matthias
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#4
Wieso nicht kompatibel? Gerade Vollspur-Mono kannst Du doch mit allen Spurlagen abspielen. Und 22er Spulen passen auf jeden Großspuler.
Die Entzerrung hat unübliche Werte, zumindest bei der M24, aber das kann man ja mit dem Höhenregler etwas ausgleichen...

Ich hatte auch lange eine gespeicherte Suche für M24/M26, aber war immer zu weit weg oder mit völlig abgehobener Preisvorstellung. Ich hatte eigentlich schon aufgegeben, aber vor ein paar Wochen wurde doch tatsächlich eine M24 angeboten, keine 5 Minuten mit dem Auto von mir entfernt. Leider nur Halbspur-Mono, aber gut.
Sie lief an sich, aber völlig verzerrt. Nach Kondensatortausch klingt es wieder richtig mit externem Verstärker, auch die Aufnahme funktioniert. Der interne Verstärker will aber noch nicht.

Überrascht war ich von den Einstellmöglichkeiten bezüglich der Einmessung. Wiedergabepegel plus Korrektur im Hochtonbereich, getrennt einstellbar für beide Geschwindigkeiten. Bias ebenfalls getrennt für beide Geschwindigkeit und auch hier ein Korrekturmöglichkeit für den Hochtonbereich, wieder pro Geschwindigkeit. Finde ich für die Zeit schon beachtlich, wenn man das mit anderen Geräten aus der Zeit vergleicht. Gut, die M24 war auch nicht gerade günstig, aber dennoch...

Gruß
Robert
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#5
Naja, ich hab halt überwiegend 30er Bänder, und die passen schlecht auf das Gerät...
Viele Grüße,

Matthias
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#6
(17.06.2024, 09:34)q-tip schrieb: Überrascht war ich von den Einstellmöglichkeiten bezüglich der Einmessung. Wiedergabepegel plus Korrektur im Hochtonbereich, getrennt einstellbar für beide Geschwindigkeiten. Bias ebenfalls getrennt für beide Geschwindigkeit und auch hier ein Korrekturmöglichkeit für den Hochtonbereich, wieder pro Geschwindigkeit. Finde ich für die Zeit schon beachtlich, wenn man das mit anderen Geräten aus der Zeit vergleicht.

Laut "Zeitschichten..." wurde die M24 parallel zur M5 im TFK Werk Hmb-Wedel gebaut.
Der Anspruch dort schien zu sein etwas qualitativ Hochwertiges zu produzieren.
Dazu gehörte auch die Einstellbarkeit des Wiedergabefrequenzganges sowie der Vormagnetisierung getrennt nach den Geschwindigkeiten.
Der Aussteuerungsmesser hat auch eine eigene Verstärkerstufe, arbeitet in einer Brückenschaltung und folgt auch der Spitzenspannung.
Die Maschine sollte damals auf 160 nWb/m Bandfluß kalibriert werden, bei mir läuft die M26 mit 320 nWb/m ohne (hörbare) Verzerrungen auf PER368.
Den Ausgangspegel kann man auf +6dBu einstellen.

Gruß Jan
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#7
Hallo Jan,

vielen Dank für die großartige Vorstellung des Magnetophon 26 aus alten Tagen meiner schwärmerischen Jugend.

Inzwischen gehörst Du zu den ganz wenigen, die die Tonwelle mit den Taumellagern wieder senkrecht zum Band einstellen können.
Der Herr Neumann von der Service-Zentrale wäre damals stolz auf Dich gewesen.

Die Spulengröße und das Chassis hat das Gerät vom M23 geerbt, und dort gab es noch keine Bandzugregelung und der schwache Tonmotor hätte mehr nicht verkraften können. Er kam in der Möhre auch so schon nicht zurecht.
Die für Telefunken untypische Lösung der Bandzugregelung hatte damals in der Eile nur ein gelernter Uhrmacher hinbekommen, und der hat das Problem zwar ungewöhnlich, aber funktionell zuverlässig gelöst.

Die konstruktive Ähnlichkeit des in Sekundenschnelle auswechselbaren Kopfträgers und der in beiden Drehrichtungen unabhängig voneinander einstellbaren Bandbremsen mit den Lösungen bei der großen Studiomaschine M10 war damals in dieser Preisklasse etwas ganz Besonderes.

Die Vollspur-Kopfträgerbestückung ist ja auch nicht alltäglich. 
Der Löschkopf ist von der M10. Die nur teilweise erkennbare Vergußmasse könnte einen Hinweis auf M10 Tonköpfe geben. In die Abschirmungen der Halbspurköpfe hätten die aber nicht gepaßt. Möglicherweise sind diese Abschirmungen hier etwas größer. In Wedel wurde fast jeder Kundenwunsch erfüllt.

Das Gerät könnte von einem prominenten Vorbesitzer stammen. 
Vielleicht sogar von einem aus Wedel. Dann war es vermutlich Peter Frankenfeld, der noch in der Lage war eine Rundfunksendung komplett sendefertig selbst herzustellen. (Hans Rosenthal konnte das auch.)  Peter Frankenfeld benutzte M24/26?, bevor er mit M5-Geräten zu Hause arbeitete. Er hatte es ja auch nicht weit bis zum Erfinder der Magnetbandtechnik.

Zu den Preisen der Geräte aus den kleinen Serienlosen:
Es mußte ein erheblicher Wasserkopf mit hohen Gehältern und fetten Spesenabrechnungen mitfinanziert werden (Darunter nicht wenige Leute, die 20 Jahre vorher mit Uniform und Reitstiefeln durch die Fabrikhallen stolziert waren).  -  
Da war der Schdudrrr, Willi wesentlich effektiver mit einer günstigen Kostenstruktur und hervorragenden Geräten.

Hier noch ein kleiner wichtiger Hinweis für Jan: Ich habe einen Vor/Hinter-Band-Schalter für Dich reserviert. Wenn Du willst, sollst Du ihn haben.

Viele Grüße
Manfred
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#8
Hallo Jan,

großartig, meinen Respekt!

Grüße
Erhard
Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem. Karl Valentin
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#9
(17.06.2024, 13:09)Magnettonmanni schrieb: ... Inzwischen gehörst Du zu den ganz wenigen, die die Tonwelle mit den Taumellagern wieder senkrecht zum Band einstellen können....
Der Herr Neumann von der Service-Zentrale wäre damals stolz auf Dich gewesen.


....Hier noch ein kleiner wichtiger Hinweis für Jan: Ich habe einen Vor/Hinter-Band-Schalter für Dich reserviert. Wenn Du willst, sollst Du ihn haben....
Hallo Manfred, Dankeschön; so viel Lob habe ich auf gar keinen Fall verdient...

Den Vor/Hinterbandschalter würde ich sehr gerne nehmen, damit rettest du einer weiteren Telefunken das Leben....
Ich habe dir eine PN geschrieben, tausend Dank für dein großzügiges Angebot....



Danke Alfred, Robert, Erhard und auch Matthias für den Zuspruch zur M26.

Gruß Jan
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#10
(17.06.2024, 09:21)MatthiasB. schrieb: Ich frag mich immer nur, warum man sich solche Exoten antut.

Weil es nur wenige gibt, die so etwas tun und ohne diese wenigen diese wunderbaren Geräte im Schrott landen würden.  Wink

Das schreibt natürlich einer, der selber gern sein Ohr solchen Exoten leiht und ebenso gerne seine Nase hineinsteckt. Und der sich naturgemäß über solche Berichte wie diesen freut.

Gruß
TSF
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#11
(16.06.2024, 23:36)Ferrograph schrieb: Die Entzerrung wurde geändert und im Unterschied zur M24 ist auch bei abgeschalteten rechten Wickelmotor Papierkorbbetrieb möglich.
Als letztes wurde noch ein Vollspurkopfträger montiert.

Hallo Jan, 
weißt Du, inwiefern die Entzerrung geändert wurde? Die M24 soll ja bei beiden Geschwindigkeiten 100 µs haben, wobei es hier einen alten Thread gibt, wo niedrigere Werte ausgerechnet wurden. Hat die M26 "üblichere" Werte? (Die Revox G36 hat ja in der Standardversion auch unübliche Werte, entspricht in der Highspeed Version aber dem noch heute üblichen Standard für CCIR.)

Gruß
Robert
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#12
(21.06.2024, 23:28)q-tip schrieb: weißt Du, inwiefern die Entzerrung geändert wurde? Die M24 soll ja bei beiden Geschwindigkeiten 100 µs haben, wobei es hier einen alten Thread gibt, wo niedrigere Werte ausgerechnet wurden. Hat die M26 "üblichere" Werte?

Also Kaimex hatte für die M24 ja 70us Zeitkonstante im Wiedergabeverstärker für 19cm/s rein rechnerisch bestimmt.
Wenn ich dieser Berechnungslogik im geänderten Stromlauf der M26 folge komme ich bei 38cm/s auf knapp 20us.
Die Herleitung ergibt sich aus der Gegenkopplung C32 und R53...
   
Gruß Jan
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#13
(23.06.2024, 09:03)Ferrograph schrieb: Die Herleitung ergibt sich aus der Gegenkopplung C32 und R53...

Was ist denn mit R54 || C3 an der Kathode von V7/I?
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#14
(23.06.2024, 10:48)Peter Ruhrberg schrieb:
(23.06.2024, 09:03)Ferrograph schrieb: Die Herleitung ergibt sich aus der Gegenkopplung C32 und R53...

Was ist denn mit R54 || C3 an der Kathode von V7/I?

Falls du R54 parallel C30 meinst, sind die nicht über den Kontakt bei 38cm/s kurzgeschlossen?

Gruß Jan
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#15
(23.06.2024, 10:54)Ferrograph schrieb: Falls du R54 parallel C33 meinst, sind die nicht über den Kontakt bei 38cm/s kurzgeschlossen?

Ich glaub ich brauch ne neue Brille, oder vielleicht besser nen neuen Kopp ...
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#16
Ferrograph schrieb:
q-tip schrieb:weißt Du, inwiefern die Entzerrung geändert wurde? Die M24 soll ja bei beiden Geschwindigkeiten 100 µs haben, wobei es hier einen alten Thread gibt, wo niedrigere Werte ausgerechnet wurden. Hat die M26 "üblichere" Werte?

Also Kaimex hatte für die M24 ja 70us Zeitkonstante im Wiedergabeverstärker für 19cm/s rein rechnerisch bestimmt.
Wenn ich dieser Berechnungslogik im geänderten Stromlauf der M26 folge komme ich bei 38cm/s auf knapp 20us.
Die Herleitung ergibt sich aus der Gegenkopplung C32 und R53...

Gruß Jan

Ist hier nicht eher die Entzerrung der M24 bei 9,5 cm/s erstaunlich?
Bei 38 cm/s gab es in Europa (DIN & CCIR) ja eigentlich "immer" 35 µs.
Und bei 19 cm/s von 1955 bis 1966 (DIN & CCIR) immer 100 µs, was ja auch zum Fertigungsende der Wedeler M24 / M26 passt.
Nur bei 9,5 entsprechen die 100 µs zeitgemäß weder DIN noch CCIR, was für Telefunken unüblich wäre.

Revox war da, zumindest zu diesem Zeitpunkt, weniger an DIN oder CCIR gebunden. Und die IEC94 war in den 60ern wohl noch nicht "der" internationale Maßstab...

   

Schöne Grüße
Frank
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#17
Vielen Dank für den interessanten, launig geschriebenen Reparaturbericht und die vielen guten, interessanten Bilder!

MfG
Binse
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#18
Ich fand endlich Zeit mich um die Aufnahmefunktion der Telefunken M26 zu kümmern.
Das Wichtigste für mich war eine Kompatibilität zu meinen anderen Geräten herzustellen.
Die Einstellung auf einen neuzeitlichen Bandfluß von 320nWb/m bei Vollaussteuerung war problemlos möglich.
Die Wiedergabeentzerrung der M26 ist so dimensioniert und eingestellt daß die Eigenaufnahmen perfekt klingen.

Schwieriger war die Aufnahmeverzerrung so einzustellen daß die aufgenommenen Vollspur Bänder auf moderneren Maschinen transparent klingt.
Dazu musste ich die Höhenanhebung im Aufnahmeverzerrer modifizieren.
Der Ausgleich des Höhenverlustes bei der Aufnahme wird durch 2 Reihenschwingkreise in der Gegenkopplung des Aufsprechverstärkes vorgenommen.
   
Deren Resonanzfrequenzen liegen ohne Schaltungsanpassung bei 28 bzw 22 KHz.
Damit werden die Höhen ab 1KHz nicht ausreichend bei der Aufnahme angehoben.
Die damit aufgenommenen Bänder klingen auf anderen Geräten etwas dumpf, das heißt man muss bei Wiedergabe auf einer anderen Maschine den Höhenregler etwas aufziehen.
Die Verschiebung der Resonanzkurven auf 14 bzw. 15 kHz durch Änderung der Kondensatoren C14 und C15 brachte eine eindeutige Verbesseung.
Hier der Gesamtfrequenzgang bei 38cm/s
   
Und hier bei 19cm/s Bandgeschwindigkeit.
   
Den Wert von C14 muss ich noch etwas reduzieren das war zuviel des Guten...

Der Abgleich der Maschine erfolgte auf PER368
Wenn ich altersgrechtes Band (LGS) einsetzen würde reduziert sich die Höhenanhebung.
Die Resonanz im unteren Frequenzbereich muss ich noch etwas kompensieren.

Vielleicht helfen diese Erfahrungen anderen Kollegen bei der Reparatur oder Überholung einer M24/M26
Nach Austausch der Kondensatoren gelingen bei 19cm/s hervorragende Aufnahmen, bei 38cm/s Vollspur ist die Studio-Kompatibilität zur altersgleichen Telefunken M5 gegeben.

Momentan überlege ich noch ob ich das Gerät wieder in den originalen Koffer mit den 2 oder 4 Lautsprechern einbaue oder beim Tischler eine M26 Transportschatulle aus furnierten Holz nachfertigen lasse.

Gruß Jan
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#19
Hallo Jan,

gute Arbeit!

Was ich (als elektronisch Einäugiger) nicht ganz verstehe:
wenn man die Aufnahmeverzerrung ändert, muss man die Wiedergabeentzerrung nicht ebenfalls anpassen?

War bei Eigenaufnahmen das Resultat denn immer gut, egal ob historisches LGS oder 80er-Jahre-entwickeltes PER368?
Konntest Du den Frequenzgangteil eines Bezugsbands versuchen, auch wenn dies (wegen Deines Kompatibilitätswunsches) nicht die primäre Zielrichtung war?

Der Bezugsbandfluss von 320 nWb/m war gemäß DIN bei 19 und 38 offenbar ab 1962 Standard.

Schöne Grüße
Frank
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#20
Ich hatte einen ähnlichen Effekt beim UHER Report 1000.
Dieses ist aufnahmeseitig auf die alten Bandsorten wie z.B. PER525, LGR30 eingemessen.
Bei Verwendung von z.B. PER368 und anderen modernen Bändern zeigt sich ein Höhenanstieg,
wenn man den Bias korrekt für die zu verwendende Bandsorte einstellt. 
Ich habe daher bei meinen beiden 1000ern ebenfalls den Aufnahmezweig modifiziert.
Eine Änderung des Wiedergabezweiges ist bei korrekter Wiedergabe eines Bezugsbandes nicht nötig.
Freundliche Grüße
Jens
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#21
Ich habe meine M24 (9,5/19, 1/2-Spur) auf LPR35 eingemessen und dieses Ergebnis bei 19 cm/s erhalten:
   
Das ist ohne Anpassung der Entzerrung, aber eben auch auf der M24 aufgenommen und Wiedergegeben.
Wieso da so ein starker Abfall bei ca. 45 Hz ist, verstehe ich nicht. Danach sieht es eigentlich ganz gut aus, wobei ich finde, dass die Kurve da bei 14 bis 15 kHz etwas früh abfällt.

Bei 9,5 cm/s sieht es deutlich schlechter aus. Da geht die Kurve bereits ab 7 kHz steil nach unten. Vielleicht sind auch einfach die Köpfe nicht mehr so toll?

Gruß
Robert
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#22
(17.07.2024, 21:30)kesselsweier schrieb: wenn man die Aufnahmeverzerrung ändert, muss man die Wiedergabeentzerrung nicht ebenfalls anpassen?

War bei Eigenaufnahmen das Resultat denn immer gut, egal ob historisches LGS oder 80er-Jahre-entwickeltes PER368?
Konntest Du den Frequenzgangteil eines Bezugsbands versuchen, auch wenn dies (wegen Deines Kompatibilitätswunsches) nicht die primäre Zielrichtung war?

Da hast du Recht; die Wiedergabeentzerrung folgt hier der Aufnahme:
Die stärkere Höhenanhebung nach der Modifikation bei der Aufnahme konnte ich durch die beiden Regler R59 und R60 im Wiedergabeentzerrer ausgleichen.

Im Originalzustand waren diese Regler mehr aufgezogen um das Höhendefizit bei der Aufnahme während der Wiedergabe zu kompensieren.
Damit war der Über-Alles-Frequenzgang im Originalzustand auch linear.
Der erzeugte Bandfluss war aber auf anderen Maschinen in der Höhenmagnetisierung zu gering, deshalb die Anpassung um eine normgerechte Austauschbarkeit der Aufnahme sicherzustellen.
Mit den Original Einstellungen fielen Aufnahmen auf LGS-Material bei 16KHz ab, PER368 war bereits etwas besser in den Höhen....

Gruß Jan

(17.07.2024, 23:59)q-tip schrieb: Ich habe meine M24 (9,5/19, 1/2-Spur) auf LPR35 eingemessen und dieses Ergebnis bei 19 cm/s erhalten:

Das ist ohne Anpassung der Entzerrung, aber eben auch auf der M24 aufgenommen und Wiedergegeben.
Wieso da so ein starker Abfall bei ca. 45 Hz ist, verstehe ich nicht. Danach sieht es eigentlich ganz gut aus, wobei ich finde, dass die Kurve da bei 14 bis 15 kHz etwas früh abfällt.

Bei 9,5 cm/s sieht es deutlich schlechter aus. Da geht die Kurve bereits ab 7 kHz steil nach unten. Vielleicht sind auch einfach die Köpfe nicht mehr so toll?

Hallo Robert,

du hast bei 19cm/s ab 75Hz einen sehr linearen Verlauf, schau dir nur mal deinen Maßstab an....
Woher der Einbruch bei 45 Hz kommt ist mir auch rätselhaft, Kopfspiegelresonanz wird das doch nicht sein?

Gruß Jan
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#23
Danke, Jan.
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#24
(18.07.2024, 06:25)Ferrograph schrieb: Woher der Einbruch bei 45 Hz kommt ist mir auch rätselhaft, Kopfspiegelresonanz wird das doch nicht sein?

Hm, das könnte man durch einen Vergleich des Verlaufs bei beiden Geschwindigkeiten sehen. Wenn der Effekt sich zu halber oder doppelter Frequenz verschiebt, hat es irgendwas mit der Wellenlänge und mit dem Band-Kopf-System zu tun. Wenn nicht, ist der Effekt eher auf der elektrischen Seite.

Viele Grüße
Andreas
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#25
(17.07.2024, 23:59)q-tip schrieb: Bei 9,5 cm/s sieht es deutlich schlechter aus. Da geht die Kurve bereits ab 7 kHz steil nach unten. Vielleicht sind auch einfach die Köpfe nicht mehr so toll?

Hallo Robert,
einen starken Frequenzabfall bei 7 KHz würde ich nicht unbedingt allein auf abgenutze Köpfe zurückführen.
Das deutet auch auf unzureichende Höhenentzerrung hin.
Ob im Aufnahme oder Wiedergabezweig lässt sich leicht mit einem Vergleichsband oder noch besser mit einem Bezugsmessband, sofern für 9,5cm/s vorhanden, einkreisen.
Die M24/M26 bietet ja sowohl im Aufnahme- als auch im Wiedergabezweig getrennte Anpassung der höheren Frequenzen für beide Geschwindigkeiten.

Gruß Jan
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#26
Zum Schluß der M26 Reparatur stand ich noch vor dem Problem daß im Originalgehäuse nur noch ein Lautsprecher wohnte.
Normalerweise gibt es in der Kofferausführung mindestens 2 und je nach Modell sogar 4 eingebaute Schallwandler.
Ich habe das Thema nun pragmatisch gelöst.
Nun werkeln in friedlicher Koexistenz ein Lautsprecher aus dem Lautsprecherwerk Leipzig neben dem ehemaligen Klassenfeind aus dem Magnetwerk Dortmund.
   
Beide vertragen sich prima, ich musste zur Impedanzanpassung lediglich einen Ersatzwiderstand in die Parallelschaltung einsetzen sonst hätte es die Endstufe oder den Leipziger Lautsprecher getötet da dieser niederohmiger ist...
       
Der Röhrenklang der eingebauten Lautsprecher in der M24/M26 ist einfach überragend...
Schnell noch ein Foto von der fertigen Maschine, die Reparatur hat sich gelohnt und am Ende sogar Spaß gemacht.
   
Gruß Jan
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#27
Cool
Viele Grüße,

Matthias
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#28
Absolut klasse!

Grüße
Erhard
Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem. Karl Valentin
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#29
Klasse, die magnetische Wiedervereinigung Big Grin  Leipzig <-> Dortmund ergibt eine ordentliche Bandbreite   thumbsup  vor allem beim Dialekt
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#30
Nicht nur das. Auch die Kombination Agfa (West)- Spule und Orwo-BG 19-Spule ist ... äh... gewöhnungsbedürftig.
Aber sonst ein schönes Ergebnis!

VG Stefan
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