21.02.2010, 18:01
Ich konnte mal wieder nicht widerstehen und bin bei einer N4450 schwach geworden. Im Hinterkopf waren natürlich immer all die Forums-Kommentare zu den Problemen die diese Maschine macht, die mickrigen Motörchen, die unsäglichen, unzähligen Steckkärtchen, das Laufwerk und dessen Logik welche sich oft selbstständig macht....
Aber ihr wisst ja wie das ist, alle Bedenken sind irgendwie plötzlich aus dem Kopf und schon steht das Möbel auf dem Tisch in der guten Stube.
Der Verkäufer hatte mir versichert, dass alles funktioniert, und tatsächlich, nach dem Einschalten erleuchten fast ein Dutzend Lämpchen, der Capstan legt los..... und klingt komisch! Irgendwas streift irgendwo, oder Lagerschaden? Toll.....Mal alle Laufwerksfunktionen prüfen, ohne Band versteht sich....hmmmm...sieht gut aus, alles reagiert so wie es soll, nehm ich zumindest an. Aber die Rückwand muss weg, dieses komische Schleifgeräusch klingt nicht gesund.
Ha, die Schrauben der Rückwand sehen irgendwie nach Baumarkt aus. Also Deckel weg und puhhh....es schleifen lediglich ein paar Kabel an der Schwungmasse...und ein lustig „isoliertes“ Kabel ist auch ein Bild wert.
Na dann, ein altes Band aufgelegt, Din-Stecker rein und auf die Right-Taste gedrückt. Brav legt die Philips los, die ersten Takte erklingen etwas dumpf aber naja, doch was ist nun? Die rechte Spule bleibt plötzlich stehen währen der Rest munter weiter läuft. Langsam „ergiesst“ sich das Band auf den Tisch, und als ich endlich reagieren und die Stoptaste drücken will, legt der rechte Wickel wieder los und ZACK schon ist die riesige Bandschlaufe unsanft wieder auf der Spule. Ich guck immer noch mit grossen Augen auf die Maschine, aber die läuft nun ganz normal weiter. Hmmm, vielleicht muss das ja so sein? Gewissermassen ein eingebauter Band-Reiss-Test? Ob das bei Links-Lauf auch so ist? Schon ist die Left-Taste gedrückt, tatsächlich erklingt die Rückseite des Bandes und .....nichts aussergewöhnliches passiert. Nun bin ich schon fast enttäuscht. Noch mal Wiedergabe Modus rechts, und diesmal gibts keine Bandschlaufen. Tja, war wohl einfach ein Zufall. Ich spule ein bisschen hin und her, was die Philips ziemlich gemächlich macht, zudem stehen noch die Spul- Geschwindikeiten MED (sehr gemächlich) und SLOW (gähn) an. Funktioniert tadellos. Auch beide VUs arbeiten aber nur das linke ist beleuchtet. Na, die Frontplatte muss eh runter, dann wissen wir mehr.
Darunter sieht eigentlich alles recht gut aus, wenn auch ziemlich schmutzig. Die N4450 bekam vom Vorbesitzern noch vier neue Riemen spendiert, nirgendwo ist der berüchtigte Philips-Riemen-Matsch sichtbar, toll! Ich schalte die Maschine wieder ein und will noch mal ein wenig mit den Laufwerksfunktionen spielen, die Philips anscheinend aber nicht mehr. Der rechte Motor ist in den Streik getreten. So, das habe ich jetzt davon, hätte ich doch all die Mahnworte im Forum ernst genommen. Naja, ich mach das, was alle 4450-Besitzer in dem Fall wohl tun, ich tausche die beiden Bandzugsplatinen aus, und tatsächlich der Fehler wandert zum linken Motor. Nach einigem Messen und prüfen stellt sich heraus, das nur das Einstell-Poti für den Bandzug Kontaktprobleme macht. Puh, beide Motoren arbeiten wieder. Die Steckleisten für die Platinen machen aber in der Tat keinen vertrauenerweckenden Eindruck, es wackelt, klemmt trotzdem heftig beim rein- oder raus ziehen, aber naja, es funktioniert trotzdem. Als mein Blick dann so über die Elektronik wandert habe ich diese lustige Konstruktion gefunden:
Es ist dies die SpeedControl-Platine, so stehts jedenfalls drauf, und die abenteuerliche Lötkonstruktion ist doch bemerkenswert. Man beachte auch die schnucklige, kleine SMD-Diode oben auf dem dicken Widerstand und unten hat irgendwer oder was ein Stück der Platine raus gebissen. Will ich noch mehr sehen? Ich schieb die Platine wieder an ihren Platz und sehe so nebenbei, das anscheinend auch kleine Lämpchen recht heiss werden können.
Ich leg noch mal ein Band ein, starte und artig macht sich die Philips wieder an die Arbeit, und tatsächlich bleibt die rechte Spule nach wenigen Sekunden wieder stehen, um dann doch loszujagen und mein Band zu zerreissen, aber diesmal bin ich schneller und kann das Spielchen vorher stoppen. Hmm, könnt es am rechten Bandkomparator liegen? Die Maschine hat zwei davon, und tatsächlich werden über diese via zwei Kontakte (starker Zug – schwacher Zug) die Spulenmotoren geregelt. Die Fühlhebel scheinen aber verharzt zu sein, und bewegen sich nicht mehr in ihre Anfangsposition zurück. Also runter damit! Normalerweise verwendet man bei so einer Konstruktion einen Segerring, welcher den Hebel auf der Achse hält. Hier findet man aber nur einen klitzekleinen Plastikring (welcher mir selbstverständlich später in die Tiefen der Maschine gefallen ist...habe ihn aber wieder gefunden), welcher einfach auf den Dorn gewurstelt wird. Mit einem kleinen Schraubendreher kann man ihn runter hebeln. Und nun sehe ich endlich, wofür diese weisen Scheiben gut sind: Das sind Schwingungsdämpfer, gewissermassen Reibungsstossdämpfer wie früher bei alten Autos oder Motorrädern, einfach im Kleinstformat. Die eine Scheibe ist am Chassis arretiert, die andere am Fühlhebel, dazwischen ein wenig Fett. Das Ganze wird mittels Federscheibe zusammengedrückt und schon hat man einen gedämpften Hebel. Ich werd nicht mehr. Das Fett dazwischen ist natürlich komplett zäh, also alles reinigen, frisch fetten und wieder zusammenbauen. Und hurra, Bandschlaufen gehören der Vergangenheit an, und die Maschine geht erstaunlich sorgsam mit dem Bandmaterial um.
Dann gibts ja hinten oben noch die Netzteilplatine, auch hier wurden bei meiner Maschine „Verbesserungen“ vorgenommen, denn ich denke nicht, dass so viele Gleichrichter auf so kleinem Raum normal sein können. Und es sieht auch leicht verbrutzelt aus. Übrigens auf der Oberseite der Platine hats noch mal vier Gleichrichter, Total also acht (in Zahlen: 8) Stück. Vielleicht kann ja mal einer von euch in seine Philips gucken und mir sagen, wie es ursprünglich ausgesehen hat?
Weil mir das alles immer besser gefällt, habe ich dann noch in einem Anfall von Selbstgeisselung das schmudelige Zählwerk komplett zerlegt, übrigens genau der selbe Typ wie im Grundig TS-1000. Ich sag nun nicht, wie lange ich am Zusammenbau hatte, bis wieder alle Rädchen und Achsen so verteilt waren, dass es wieder funktionierte. Es lohnt sich aber definitiv, vor der Demontage viele Fotos zu machen. Nun klappt aber auch der Memory-Stop wieder tadellos, toll!
Achja, unter dem rechte Wiedergabe-Andruckfilz hat jemand noch altes Gewebeband gewurstelt, ev um den Andruck zu erhöhen (siehe Schrauben-Bild)? Völlig unnötig wie ich finde, die Maschine klingt auch bei weggedrückten Filzen toll.
Tja, das wars mal für erste, ich bin gespannt was noch für Überraschungen auf mich warten. Aber nicht das mich jemand nun falsch versteht und denkt, ich wolle die Philips schlecht machen. Im Gegenteil, anfänglich war ich schon skeptisch, und auch die vielen Basteleien trugen nicht gerade zu einem vertrauenerweckenden Eindruck bei. Aber wenn die arme Kiste schon soviel über sich ergehen lassen musste, und trotzdem noch bestens funktioniert, dann muss man sagen: Hut ab vor dir, N4450!
Endlich hat meine einsame N4520 ein Geschwisterchen bekommen.
Aber ihr wisst ja wie das ist, alle Bedenken sind irgendwie plötzlich aus dem Kopf und schon steht das Möbel auf dem Tisch in der guten Stube.
Der Verkäufer hatte mir versichert, dass alles funktioniert, und tatsächlich, nach dem Einschalten erleuchten fast ein Dutzend Lämpchen, der Capstan legt los..... und klingt komisch! Irgendwas streift irgendwo, oder Lagerschaden? Toll.....Mal alle Laufwerksfunktionen prüfen, ohne Band versteht sich....hmmmm...sieht gut aus, alles reagiert so wie es soll, nehm ich zumindest an. Aber die Rückwand muss weg, dieses komische Schleifgeräusch klingt nicht gesund.
Ha, die Schrauben der Rückwand sehen irgendwie nach Baumarkt aus. Also Deckel weg und puhhh....es schleifen lediglich ein paar Kabel an der Schwungmasse...und ein lustig „isoliertes“ Kabel ist auch ein Bild wert.
Na dann, ein altes Band aufgelegt, Din-Stecker rein und auf die Right-Taste gedrückt. Brav legt die Philips los, die ersten Takte erklingen etwas dumpf aber naja, doch was ist nun? Die rechte Spule bleibt plötzlich stehen währen der Rest munter weiter läuft. Langsam „ergiesst“ sich das Band auf den Tisch, und als ich endlich reagieren und die Stoptaste drücken will, legt der rechte Wickel wieder los und ZACK schon ist die riesige Bandschlaufe unsanft wieder auf der Spule. Ich guck immer noch mit grossen Augen auf die Maschine, aber die läuft nun ganz normal weiter. Hmmm, vielleicht muss das ja so sein? Gewissermassen ein eingebauter Band-Reiss-Test? Ob das bei Links-Lauf auch so ist? Schon ist die Left-Taste gedrückt, tatsächlich erklingt die Rückseite des Bandes und .....nichts aussergewöhnliches passiert. Nun bin ich schon fast enttäuscht. Noch mal Wiedergabe Modus rechts, und diesmal gibts keine Bandschlaufen. Tja, war wohl einfach ein Zufall. Ich spule ein bisschen hin und her, was die Philips ziemlich gemächlich macht, zudem stehen noch die Spul- Geschwindikeiten MED (sehr gemächlich) und SLOW (gähn) an. Funktioniert tadellos. Auch beide VUs arbeiten aber nur das linke ist beleuchtet. Na, die Frontplatte muss eh runter, dann wissen wir mehr.
Darunter sieht eigentlich alles recht gut aus, wenn auch ziemlich schmutzig. Die N4450 bekam vom Vorbesitzern noch vier neue Riemen spendiert, nirgendwo ist der berüchtigte Philips-Riemen-Matsch sichtbar, toll! Ich schalte die Maschine wieder ein und will noch mal ein wenig mit den Laufwerksfunktionen spielen, die Philips anscheinend aber nicht mehr. Der rechte Motor ist in den Streik getreten. So, das habe ich jetzt davon, hätte ich doch all die Mahnworte im Forum ernst genommen. Naja, ich mach das, was alle 4450-Besitzer in dem Fall wohl tun, ich tausche die beiden Bandzugsplatinen aus, und tatsächlich der Fehler wandert zum linken Motor. Nach einigem Messen und prüfen stellt sich heraus, das nur das Einstell-Poti für den Bandzug Kontaktprobleme macht. Puh, beide Motoren arbeiten wieder. Die Steckleisten für die Platinen machen aber in der Tat keinen vertrauenerweckenden Eindruck, es wackelt, klemmt trotzdem heftig beim rein- oder raus ziehen, aber naja, es funktioniert trotzdem. Als mein Blick dann so über die Elektronik wandert habe ich diese lustige Konstruktion gefunden:
Es ist dies die SpeedControl-Platine, so stehts jedenfalls drauf, und die abenteuerliche Lötkonstruktion ist doch bemerkenswert. Man beachte auch die schnucklige, kleine SMD-Diode oben auf dem dicken Widerstand und unten hat irgendwer oder was ein Stück der Platine raus gebissen. Will ich noch mehr sehen? Ich schieb die Platine wieder an ihren Platz und sehe so nebenbei, das anscheinend auch kleine Lämpchen recht heiss werden können.
Ich leg noch mal ein Band ein, starte und artig macht sich die Philips wieder an die Arbeit, und tatsächlich bleibt die rechte Spule nach wenigen Sekunden wieder stehen, um dann doch loszujagen und mein Band zu zerreissen, aber diesmal bin ich schneller und kann das Spielchen vorher stoppen. Hmm, könnt es am rechten Bandkomparator liegen? Die Maschine hat zwei davon, und tatsächlich werden über diese via zwei Kontakte (starker Zug – schwacher Zug) die Spulenmotoren geregelt. Die Fühlhebel scheinen aber verharzt zu sein, und bewegen sich nicht mehr in ihre Anfangsposition zurück. Also runter damit! Normalerweise verwendet man bei so einer Konstruktion einen Segerring, welcher den Hebel auf der Achse hält. Hier findet man aber nur einen klitzekleinen Plastikring (welcher mir selbstverständlich später in die Tiefen der Maschine gefallen ist...habe ihn aber wieder gefunden), welcher einfach auf den Dorn gewurstelt wird. Mit einem kleinen Schraubendreher kann man ihn runter hebeln. Und nun sehe ich endlich, wofür diese weisen Scheiben gut sind: Das sind Schwingungsdämpfer, gewissermassen Reibungsstossdämpfer wie früher bei alten Autos oder Motorrädern, einfach im Kleinstformat. Die eine Scheibe ist am Chassis arretiert, die andere am Fühlhebel, dazwischen ein wenig Fett. Das Ganze wird mittels Federscheibe zusammengedrückt und schon hat man einen gedämpften Hebel. Ich werd nicht mehr. Das Fett dazwischen ist natürlich komplett zäh, also alles reinigen, frisch fetten und wieder zusammenbauen. Und hurra, Bandschlaufen gehören der Vergangenheit an, und die Maschine geht erstaunlich sorgsam mit dem Bandmaterial um.
Dann gibts ja hinten oben noch die Netzteilplatine, auch hier wurden bei meiner Maschine „Verbesserungen“ vorgenommen, denn ich denke nicht, dass so viele Gleichrichter auf so kleinem Raum normal sein können. Und es sieht auch leicht verbrutzelt aus. Übrigens auf der Oberseite der Platine hats noch mal vier Gleichrichter, Total also acht (in Zahlen: 8) Stück. Vielleicht kann ja mal einer von euch in seine Philips gucken und mir sagen, wie es ursprünglich ausgesehen hat?
Weil mir das alles immer besser gefällt, habe ich dann noch in einem Anfall von Selbstgeisselung das schmudelige Zählwerk komplett zerlegt, übrigens genau der selbe Typ wie im Grundig TS-1000. Ich sag nun nicht, wie lange ich am Zusammenbau hatte, bis wieder alle Rädchen und Achsen so verteilt waren, dass es wieder funktionierte. Es lohnt sich aber definitiv, vor der Demontage viele Fotos zu machen. Nun klappt aber auch der Memory-Stop wieder tadellos, toll!
Achja, unter dem rechte Wiedergabe-Andruckfilz hat jemand noch altes Gewebeband gewurstelt, ev um den Andruck zu erhöhen (siehe Schrauben-Bild)? Völlig unnötig wie ich finde, die Maschine klingt auch bei weggedrückten Filzen toll.
Tja, das wars mal für erste, ich bin gespannt was noch für Überraschungen auf mich warten. Aber nicht das mich jemand nun falsch versteht und denkt, ich wolle die Philips schlecht machen. Im Gegenteil, anfänglich war ich schon skeptisch, und auch die vielen Basteleien trugen nicht gerade zu einem vertrauenerweckenden Eindruck bei. Aber wenn die arme Kiste schon soviel über sich ergehen lassen musste, und trotzdem noch bestens funktioniert, dann muss man sagen: Hut ab vor dir, N4450!
Endlich hat meine einsame N4520 ein Geschwisterchen bekommen.