nano-Weber / Meter
#2
Lieber Niels,

nWb/m (Nano-Weber pro Meter) oder pWb/mm (Pico-Weber pro Millimeter Spurbreite) ist die Einheit des (remanenten) magnetischen Flusses, der nach der Magnetisierung durch den Kopf auf dem Band zurückgeblieben ist. Der Fluss steigt mit der Aussteuerung vom Rauschen des unmagnetisierten Bandes bis zur Sättigungsgrenze idealerweise linear an. In praxi ist das aufgrund der ausgeprägten nichtlinearität im System dermagnetischen Tonaufzeichnung nicht so. Früher übrigens maß man in Maxwell/mm, wobei 185 pWb/mm 18,5 mM/mm (Millimaxwell pro Millimeter) entsprachen.

Die 'Pegelwirtschaft' gehört zu den denkbar problematischen Sachverhalten in der Tonaufnahmetechnik, weil derjenige, der nicht zu 100% in den Sachverhalt hineingewachsen ist, wenig Chancen hat, mit überschaubarem Aufwand in die Rechnerei eingeführt zu werden. Ich beschränke mich daher anhand deiner Vorgaben auf das Allernötigste.

In der Tonaufnahmetechnik finden für die Aussteuerungsmessung Spitzenspannungsmesser (Integrationszeit 10 ms: Lichtzeiger, Plasmaanzeigen, Bildschirmbargraph-Einrichtungen) und VU-Meter (Integrationszeit etwa 250 ms: meist billige Zeigermesswerke) Verwendung. Die VU-Meter kamen aus den USA, als man hier in Europa die magischen Fächer/magischen Bänder aus den Amateurgeräten verbannte und die Lichtzeigermesswerke (mit entsprechenden Messverstärkern) in den mehr oder minder professionellen Pulten selten wurden. VU-Meter sind nämlich wesentlich billiger.
Nachdem die Integrationszeit der VU-Messinstrumente sehr lang ist, kann man nach ihnen eigentlich gar nicht aussteuern, man produziert ständig Über- oder Untersteuerungen. Um dem ein wenig zu begegnen, verpasst man dem VU-Meter einen so genannten Lead (Vorlauf), der zumeist 6 dB beträgt, d.h. man macht es um 6 dB empfindlicher. Beaufschlagt man einen solchen 'Messverstärker' mit einem stehenden Sinuston, den dieser Verstärker als 'Vollaussteuerung' ausgibt, so erfolgt diese Anzeige demnach 6 dB zu früh. Erst mit einer im Pegel ja stark schwankenden Musikmodulation und teilweise sehr viel kürzen Impulsen als 250 ms stellt sich so 'über den Daumen gepeilt' eine Anzeige ein, die dem eines Spitzenspannungsmessers entspricht.
Dieser erreicht -ohne Vorlauf- innerhalb von 10 ms definitionsgemäß eine Anzeige von 90% des tatsächlich aufgetretetenen Pegelwertes, zeigt also Impulse sehr viel genauer an als das VU-Meter.

Der Vorlauf der VU-Meter kann abhängig von den ballistischen Eigenschaften des Messwerkes zwischen 5 und 12 dB betragen. Davon weiß man aber in den seltensten Fällen genaueres, weil das in den Bedienungsanleitungen iegentlich nie vermerkt steht.

Deine Werte, die der amerikanischen, final durch den fast legendären Ray Dolby from Portland, OR festgeklopften Pegelnormierung entstammen, besagen nun folgendes:

OdBVU werden vom VU-Meter (hier mit 6 dB Lead angenommen) angezeigt, wenn das Band einen remanenten magnetischen Fluss von 185 pWb/mm aufweist, denn es gilt:

185 nWb/m = 370 nWb/m - 6 dB

Den hinreichend souveränen Umgang mit der dB-Rechnung setzte ich bei dir einmal als vorhanden voraus.

Mit einem stehenden Sinuston von 1 kHz wird also 0 dBVU angezeigt, wenn das Band auf ein Level von 185 pWb/mm aufmagnetisiert wurde. Dieser Pegel ist übrigens das sog. DOLBY-Level, das weit unterhalb des Sättigungsflusses der Bänder der letzten 35 Jahre liegt; bei heutigem Material beträgt dieser um 2300 pWb/mm. Professionelle DOLBY-Prozessoren müssen unter Vermeidung jeglicher Sättigung eingepegelt werden, weshalb DOLBY bei Einführung seines A-Prozessors Ende der 1960er Jahre 185 pWb/mm als zuverlässig sättigungsfreies 'DOLBY-Level' in die Branche brachte.

Hans-Joachim
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