Un-CDs – revisited 2022
#1
Hallo,

Eigentlich ist das Thema schon verjährt. Kopiergeschützte Audio-CDs war spätestens 2010 nicht mehr en vogue. Warum also nochmals auf die alten Kriegsschauplätze zurückblicken? Die Antwort ist einfach: die Un-CDs, also CDs, die nicht dem Red-Book-Standard genügen, sind noch im Umlauf. Als ich vor gut einer Woche über den heimischen Flohmarkt schlenderte, habe ich ein paar CDs und DVDs gekauft, Stückpreis zwischen 1 und 2 Euro.
Unterwegs griff ich mir eine CD und legte sie in meinen CD-Wechsler im Auto ein. Fehlanzeige: No Disc. Zuhause habe ich sie etwas näher inspiziert und fand auf der Rückseite des Jewel Case den Hinweis: „CD nicht auf dem PC abspielbar“. Leider tat es die CD auch nicht in meinem Harman/ Kardon DVD 25. Mein Sony CD-Player schluckte sie problemlos, auch der Harmon/Kardon BDT 30 konnte sie abspielen.
Kurzer Rückblick
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Mitte bis Ende der 1990er Jahre gab es für die Musikindustrie drei beunruhigende Trends:
a) Sinkende Preise für CD-Brenner
b) Sinkende Preise für Rohlinge
c) Starkes Aufkommen von Tauschbörsen.
Die Folgen waren weitreichend. Warum sollte jemand zwischen 30 und 40 DM für eine CD ausgeben, wenn er diese sich ausleihen (oder downloaden) konnte und für 1-3 DM brennen konnte. So oder so die Major Labels mussten sich etwas einfallen lassen. Ende der 1990er kamen die ersten kopier- bzw. zugriffsgeschützen Musik-CDs auf den Markt. Auf den meisten Hi-Fi-Playern liefen sie ohne Probleme; nicht abspielbar waren sie auf CD-ROM-Laufwerken/Brennern, phasenweise gab es auch Probleme bei High-End-Playern und Laufwerken im Auto – abhängig davon, ob darin PC-Laufwerke verbaut waren. Mangelnde Effizienz des Kopierschutzes und mangelnde Akzeptanz bei den Anwendern führten zu Umsatzrückgängen und läuteten letztlich das Ende dieser Maßnahmen ein.
Funktionsweise
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Um zu verhindern, dass Musik-CDs gerippt bzw. kopiert werden, nutzt man den grundsätzlichen Unterschied zwischen Daten- und Musik-CDs. Musik-CDs nach dem Red-Book-Standard sind Single-Session-CDs. PC-Laufwerke können prinzipbedingt Multisession-CDs lesen. Was aber passiert, wenn man die Audio-Tracks auf eine Multisession-CD brennt? Einen HiFi-Player stört es nicht, da er nur die erste Session liest, während ein PC-Laufwerk automatisch auf die letzte Session zugreift. Dort finden sich die essentiellen Teile des Kopierschutzes: manipulierter ToC, Einsatz defekter Sektoren, falscher Startpositionen, Markieren von Musik-Tracks als Daten-Track etc. Um die Schweinerein zu vervollständigen, sind die eigentlichen Audio-Tracks auch verhunzt.
Auf dem Markt gab es ein gutes Dutzend unterschiedlicher Kopierverfahren. In der Frühzeit dominierten Verfahren, die den Zugriff auf die CD verhinderten, d.h. beim Zugriff meldete das Programm „Error“, „No Disc“ etc. Zu diesen Verfahren zählten u.a. Cactus Data Shield 100, Doc.Loc und Key2uudio und DOCloc. Die nächste Generation dieser Techniken ermöglichten PC-Laufwerken einen reglementierten Zugriff (mit Hilfe eines proprietären Players) auf die in einer zweiten Session komprimierten Musik-Tracks (von minderer Qualität). Aufgrund andauernder Negativpresse gab es eine dritte Phase von Kopierschutzverfahren, die (noch) weniger effizient waren und den PC-Nutzern DRM-geschützte Titel zum Download anboten.
Und heute?
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Ausgehend von meinen aktuellen Erfahrungen habe ich mal meinen Bestand durchgemustert und komme auf einen 10% Anteil von kopiergeschützten Audio-CDs. Da ich die letzten Jahre nur noch wenige CDs rippte, fiel mir das in der Vergangenheit auch weniger auf. Nichtsdestotrotz habe ich einige Experimente mit PC-Laufwerken unternommen – und war überrascht. Die Hälfte meiner sechs Laufwerke verweigerten den Dienst. Getestet habe ich das mit dem härtesten Kopierschutz, der mir bis dato untergekommen ist: DOCloc, zu erkennen an der Aufschrift auf dem inneren rückseitigen Ring der CD: DOCdata, wie er sich zum Beispiel auf der CD „Helium Vola“ findet. Gerade diese CD widerlegt sehr schön den Mythos, dass man nur den richtigen Ripper bräuchte, um den Kopierschutz zu überwinden. Tatsächlich kommt es aber auf das Laufwerk an. Anfang der 2000er Jahre erlangten hier zwei CD-Brenner Kultstatus: der Plextor Plexwriter Premium (heute nicht unter 500 € zu bekommen) und der Yamaha CRW F1 (ab 100 € aufwärts). Von den neueren Laufwerken liest der externe DVD-Brenner von Samsung Typ SE-208 (ab 20 €) so gut wie jede kopiergeschützte Audio CD ein.

Jetzt zur spannenden Frage: Habt Ihr und nutzt Ihr noch Un-CDs?

Gruß
Peter
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Un-CDs – revisited 2022 - von LoveASC - 25.04.2022, 14:26
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