Hörtest 2020 - Norddeutsche HiFi-Tage irgendwo im mittleren Norden
#1
Moin,

heute war mal wieder HiFi-Messe. Und wieder habe ich mich nicht abhalten lassen …

Noch immer bieten die niederländische STS und Eternal Arts aus Hannover Masterband-Kopien zum Verkauf an.
Beide präsentieren auch Bandgeräte in der Vorführung: STS eine Philips Pro12 und Dr. Schwäbe seine bekannte Ferrograph Logic 7, außerdem eine Schlumberger, eine Nagra und eine Super 7.

   

HiFi-Zeile wirbt mit einer B77 ohne Gehäuse für seine Reparaturen und Valeur Audio spielt in der Vorführung von gleich zwei Bandmaschinen zu.

   

Neue Bandgeräte habe ich allerdings nicht gesehen …


Auch sonst war es fast wie immer. Obwohl ich den Eindruck hatte, es war mehr Publikum aber etwas weniger Angebot zu sehen.

Vor allem DSP scheint mir aus den Präsentationen verschwunden, zumindest in den Hintergrund gerückt.
Überhaupt wird „digital“ etwas skeptisch betrachtet: Ingo Hansen von Phonosophie erwähnte nebenbei die messbaren und irgendwann auch hörbaren Kopierverluste, würde man Sound-Dateien von Festplatte zu Festplatte umkopieren, und das Net-Magazin hifistatement führte vor, wie sich Sounddateien von in hochbit digitalisierten Masterbändern klanglich unterscheiden würden, wenn sie unter Windows 10 Pro oder alternativ von einem Windows Server-Computer abgespielt werden.

Die Briten waren wohl vollzählig anwesend, wollen die letzte Chance nutzen, ihre Geräte zollfrei anzubieten. Die französische Fraktion scheint etwas stärker geworden, dafür hatte ich den Eindruck, es sind weniger Skandinavier gekommen.

Auch die „alten HiFi-Firmen“, Marantz, Onkyo, Technics, CEC, waren wieder da und auch eine Revox ist mit einer Präsentation vor Ort.

Grundig, Saba und Nordmende wurden natürlich nicht gesehen. Ebenso wenig Loewe und Metz …
Man muss sich wohl daran gewöhnen, dass inzwischen Restek länger im HiFi-Markt aktiv ist, als es die alten Radio- und Fernseh-Firmen aus unserem Lande jemals ernsthaft gewesen sind.

Im Lautsprecher-Bereich gibt es zumindest noch ältere Marken, auch wenn Heco und Elac nichts mehr mit den ursprünglichen Firmen zu tun haben. Aber das geht „Marantz“ und so manchem Briten ja ebenso.


Im Gegensatz zu den Vorjahren habe ich den Eindruck, viele Anbieter treiben weniger Aufwand. Vor allem die Promoter von Boxen haben oft nur ein oder zwei Exponate mitgebracht, und das zweite stand häufig nur zur Deko.

Eine Ausnahme, zumindest was den Aufwand angeht, hat sich ein Ehepaar aus Schleswig-Holstein geleistet, und zu Zweit ein 600kg-System aufgebaut.
"Soundstein" heißt die Marke, die die Idee wieder aufnimmt, für das System Kubus Stein als Gehäuse zu verwenden. Doch ist die Firma kein Serien-Hersteller, sondern lässt bei einem Steinmetz mit CNC-Fräse aus Ratzeburg die Gehäuse in dem Stein-Material bauen, das der Kunde bestellt.
Zwei Zentimeter Wandstärke bekommen die Boxen-Module und ebenso der Verstärker.

In der Vorführung spielt ein Acoustic Solid-Plattenspieler mehr oder weniger direkt auf dem spielenden Subwoofer mit 38cm Bass und steht ein Geldstück, auf den Rand gestellt, oben auf einem Turm mit Hoch-, Mittel- und zwei Tieftönern. Weder fällt das Geldstück um, noch scheint sich der Plattenspieler etwas aus seinem Standort zu machen.

   

Interessant ist der technische Hintergrund. Das System besteht aus Modulen. Jedes Gehäuse hat das selbe Flächenmaß und steht auf vier Metall-Füßen. Nur die Höhe ist unterschiedlich. Der Subwoofer verfügt über das höchste Gehäuse-Maß. Etwas kleiner der normale Bass. Und auch Mittel- und Hochtöner sitzen im eigenen Gehäuse mit eigener Weiche. Verbinden kann man, im Prinzip, so viele Boxen-Gehäuse miteinander, wie man möchte. Verbunden werden die Geräte natürlich mit XLR-Strippen.

Natürlich, denn die Technik in den Kubus kommt aus dem professionellen Bereich, von Kort aus Ratzeburg. Wer Kort kennen lernen möchte, der sollte einen Jahrmarkt besuchen. Bei den Schaustellern scheint das Unternehmen Marktführer zu sein und bewähren sich ihre Geräte im harten Alltagseinsatz. Aber wer möchte, kann bei Kort auch Festzelte oder halt Wohnräume ausstatten lassen …

Eine besonders lustige Idee resultiert aus der Tatsache, dass Kort halt nur Boxen und Verstärker baut, aber keine CD-Player, Streamer oder andere digitale Geräte. Also bietet Soundstein ein besonderes Gehäuse an: innen 19“, außen zwei Zentimeter dicke Steinplatten. Die Frontplatte ist ein Deckel, der sich, gedämpft, nach unten öffnen lässt, so dass sich die in diesem Schränkchen versteckte Allerwelts-Elektronik bedienen lässt. Selbst dieser Deckel hat zwei Zentimeter Wandstärke!

   

„Made in Germany“ heißt bei dieser Anlage, Handmade in Schleswig-Holstein. Selbst die Lautsprecher-Körbe sind speziell von Kort gegossen, die Spulen werden Hand-gewickelt … und wer den Kauf seines neuen Mittelklasse-Wagen ein paar Jahre verschieben mag, der kann sich die Einsteiger-Version eines Kubus-Systems sicher auch bald bestellen.

   

Und sonst? Der Trend zu Breitband-Lautsprechern und „Punktschallquellen“ scheint ungebrochen.
Und während Ingo Hansen im Erdgeschoss über Elektrosmog flucht und die Auswirkungen vorzuführen versucht, nimmt die Zahl der WLAN- und Bluetooth-Lautsprecher drumherum und über ihm zu. Ein Hersteller scheint sogar versucht zu haben, die Zero One von Avantgarde Acoustic zu kopieren und im Kleinformat als Funkbox an die Wand zu hängen. Klang irgendwie nach Dose.

Nach sieben Etagen Hifi hatte ich den Eindruck, vor allem Boxen gehört zu haben. Elektronik war natürlich auch da, hat sich aber irgendwie noch weniger präsentiert, als in den letzten Jahren.
Tatsächlich habe ich den Eindruck, „digital“ verringert die Bedeutung von Zuspiel-Geräten in meiner Wahrnehmung enorm. Kein Wunder, wenn inzwischen überall Plattenspieler stehen und auch aktiv für die Vorführung genutzt werden.

So etwas wie ein Zitat ist mir noch in Erinnerung geblieben. In der Vorführung der Wiener Lautsprecher-Manufaktur beschrieb der Promoter die technische Ausstattung seiner Boxen, mit Stab-verleimten Echtholz-Gehäusen, mit Konus-Hoch und -Tieftönern aus Deutschland und mit Österreichischer Schafwolle als Schallwand-Beflockung. Letztere sei ein Werbegang. Die könne man auch weg lassen. Wer den Unterschied heraus hören könne, dem würde er gratulieren …
Fast schon erholsam, im Vergleich zu der Ernsthaftigkeit, mit der das Gros der „Berater“ in den anderen Räumen jeden Blödsinn als Unverzichtbar anpreisen.

Und noch etwas ist mir in Erinnerung geblieben. Der Ausspruch von Herrn Wittig von HiFi-Zeile, der im Gespräch mit einem Kunden anmerkte, was er so alles an Unsinn aus getunten Geräten wieder herausholen müsse, wenn solche Geräte bei ihm zur Wartung abgegeben würden. Nicht nur Bitumen-Matten, die ins Gerät hinein bröselten, sondern auch vergoldete Sicherungen, die nicht nur keiner VDE-Norm mehr entsprechen würden, die im Zweifel sogar eine ernsthafte Gefahr darstellen könnten, weil solcherart nachbehandelte Sicherungen nicht mehr so reagieren würden, wie vom Hersteller original vorgesehen. Brandgefahr nicht ausgeschlossen.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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Hörtest 2020 - Norddeutsche HiFi-Tage irgendwo im mittleren Norden - von Matthias M - 02.02.2020, 01:44
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