Studer A810, eine Begutachtung
#1
Präsentiert: "Die Studer A810".


Das Modell A810 wurde etwa im Zeitraum von 1982 bis 1990 (Quelle: 01/02) gefertigt. Dies ist ein beachtlicher Zeitraum! In jener Zeit gab es ganz nach dem Baukastenprinzip sehr unterschiedliche Ausführungen dieser Maschine, bis hin zu Geräten mit der Möglichkeit der Umrüstung auf amorphen Studer-Tonköpfen (Typ 1.318...). Diese Tonköpfe verfügen über eine deutlich abriebfestere Oberfläche und weisen deutlich verbesserte Eigenschaften gegenüber den konventionellen Tonköpfen auf. (Quelle 06) In dieser Zeit brach das digitale Zeitalter schon im Profilager auf. Zahlreiche Maschinen wie die A807, C27x und A820 bzw. als DASH Version wurden gleichfalls angeboten.

Die hier präsentierte Maschine wurde im Zeitraum des Monats Februar 1986 gefertigt.
Eigentlich könnte man allein über die A810 ein ganzes Buch schreiben, so Innovativ ist sie und markiert einen Meilenstein der hoch technisierten analogen Bandmaschine. Mittels digitaler Steuerung und Parametrierung stellt sie eine Symbiose zur Digitaltechnik her. Neue Schaltungskonzepte wurden auch im Verlauf ihrer Modellpflege implementiert, so dass die Maschine quasi innovativ mit wuchs.

Angefangen vom neuen modularen Grundkonzept welches sich in austauschbaren Funktionseinheiten unmittelbar unter dem Bedienfeld auszeichnet. Die A810 bringt eine neue Technik der Entzerrung nach IEC1 (CCIR) und IEC2 (NAB) mit. Die Verstärker sind hierzu so genannt von Studer, phasenkompensiert konstruiert. Hintergrund ist die Erkenntnis, das die Aufzeichnung des normverzerrten Eingangssignals, physikalisch bedingte Störeinflüssen ausgesetzt ist die durch das magnetische Speicherverfahren begründet sind. Vor alle die Höhenverluste sind ausgeprägt es entstehen Verzerrungen, welche z.B. große Dynamiksprünge negativ beeinflussen. Dies zeigt sich z.B. wenn ein Rechtecksignal reproduziert wird. Die neue Konstruktion soll diese Störeinflüsse wirksam kompensieren. (Quelle 03). Weiterhin ist z.B. der Eingangsverstärker Übertragerlos ausgeführt und bringt damit eine weitere Verbesserung. (Quelle 07) Die Wickelmotoren werden über eine schaltgetaktete (76kHz) 50Hz Wechselspannung mit Energie versorgt was zu kleineren Wärmeverlusten im Teillastbetrieb der Motoren führt. (Quelle 04). Solch ein Rekorder benötigte um geschaffen zu werden ein umfangreiches Team von Mitarbeitern, hier waren im Entwicklungsprozess der A810 ohne Herrn Dr.h.c. W. Studer gezählt 15 Personen einbezogen. (Quelle 04)

Die A810 will ein kompakter Rekorder sein (max. 28,2cm Spulen/Wickel), wenn sie auch letztendlich mit knapp 31kg dennoch kein Leichtgewicht ist. Doch welche Bandmaschine ist das schon und im Vergleich zu einer AEG M2x mit 45kg ist die A810 wesentlich leichter und mobiler. Eine kostengünstige Weiterentwicklung, gerade für Lokalradiostationen oder dem speziellen Redaktionsbereich bzw. Schnittbereich stellt die Studer A807 dar. Die Studer A807 mag auf den ersten Blick als abgespeckte A810 erscheinen, dies täuscht jedoch. Im Innern der A807 werkelt noch deutlich weiterentwickelte Elektronik insbesondere bezogen auf ihr Laufwerk! (Quelle: 05)

Die gezeigte Maschine "Studer A810TC" ist mit drei wählbaren Bandgeschwindigkeiten (9,525cm/s; 19,05cm/s und 38,1cm/s) ausgestattet, es gibt aber auch Modelle mit bis zu vier Geschwindigkeiten bis hinauf zu 76cm/s. Hinzu kommen eine interne VU-Meter-Einheit und Time-Code-Ausstattung.

Seit der Fertigung ist viel Wasser den Rhein hinuntergeflossen, nach fast 26Jahren nagt auch hier der Zahn der Zeit im Innern. Es gibt zahlreiche potentielle Kandidaten die unverhofft die Arbeit einstellen können, so wie sie auch in einer ReVox A77 und B77 bzw. im beliebten Verstärker B251 (der mit der dynamischen Ruhestromregelung bzw. auch Grillstübchen genannt) zu finden sind.

Wenn solch einen Edel-Trümmer wieder hergerichtet wird, sind neben kräftigen Muskeln, Geduld auch viel Zeit vonnöten. Es gibt zahlreiche Leiterplatten im Innern, da ist man beschäftigt mit Sichten und dem Austausch von Bauteilen.

Doch gehen wir nun ins eingemachte und sehen was es zu beobachten gibt und was unser besonderes Augenmerk treffen sollte.

[Bild: Studer_A810_01581.jpg]
Bild: Studer_A810_01581.JPG

Eine Bandzugregelung für beide Wickel ist Ehrensache und auch eine Bandberuhigungsrolle wurde dem Bandlauf spendiert.

[Bild: Studer_A810_01588.jpg]
Bild: Studer_A810_01588.jpg

Die Bedienungselemente, sind übersichtlich und nach Zugehörigkeit geordnet angebracht.

[Bild: Studer_A810_01580cut.jpg]
Bild: Studer_A810_01580cut.jpg

Erste Sichtung!

Unser erster Blick gilt nun dem der hinter der Kulisse, unmittelbar hinter dem Bedienfeld. Auf die Innereien des Bedienfeldes kommen wir später, denn auch dort kann der potentielle Kurzschluss lauern.

[Bild: Studer_A810_01546.jpg]
Bild: Studer_A810_01546.jpg

Wird das Bedienfeld durch lösen von zwei außen liegenden Schrauben entriegelt, so sieht man darunter die oben abgebildete Ansammlung an steckbaren Leiterplatten. Von links nach rechts sind diese Funktional gruppiert eingebracht. Von links beginnend mit der zentralen Prozessorsteuerung für die Laufwerkssteuerung und Audioparametrierung.

Hier der Mikroprozessor-Block an Leiterplatten zur Steuerung der A810, gefolgt von den Elementen zur elektrischen Parametreirung der Maschine. Die erste Einstelleiste lautet hier "Tape Tension Adjust". Es stehen Einstellregler getrennt für den jeweiligen Wickelmotor zur Verfügung. Hier gibt dann zusätzlich die Trennung in Anlaufspitzenmoment, Spulmoment und dem Moment des Modus "Play". Zwischen der Bandzugparametrierung und den Parameter der Audio-Elektronik befindet sich noch eine Informationsanzeige für die Serielle-Steuerkommunikation (RS232C) der Maschine. Die Einmessung der Maschine erfolgt im letzten Bereich des Steuerungsblocks. Über die Umschaltung zwischen CH1 und CH2 lassen sich die Audioparameter Kanalgetrennt abspeichern. Die jeweilige Speicherbank für die Kanal-Paare wird über die Geschwindigkeitsvorwahl, EQ und "Tape >A< oder >B<", außen am Bedienfeld der Maschine gewählt.

[Bild: Studer_A810_01547.jpg]
Bild: Studer_A810_01547.jpg


Gefolgt von einer Karte für die serielle Schnittstelle und TimeCode. Ab der Mitte geht es dann mit den Audiokarten für den ersten Kanal los und wird gefolgt von Steckkarten für den zweiten Kanal.

[Bild: Studer_A810_01548.jpg]
Bild: Studer_A810_01548.jpg

Alle Karten werden durch darunter liegende Steckverbinder welche die Platinen aufnehmen, über eine Busplatine gekoppelt.

Doch unsere Arbeit beginnt mit dem Herzstück dieser Steckkarten, dem MPU-Board.

[Bild: Studer_A810_01486.jpg]
Bild: Studer_A810_01486.jpg

Ein Blick auf die EPROM’s zeigt uns auch im Spannungsfreien Zustand den Versionsstand der vorhanden Firmware. Hier ist es die Version 01/88, welche als solide und ausgereift gilt und ein Austausch auf andere Versionen wird nicht angeraten.
Letzte Version war eine Firmware mit Kennung SW25/91 gekennzeichnet.
Weitere Versionen lauten: (Quelle 09)
13/83
25/86
01/88
46/90
25/91

Zu beachten ist, dass nicht gedankenlos jede MPU-Karte mit jedweder Firmware funktioniert. Es ist immer zu beachten welche Version an Hardware, also MPU-Karte vorliegt. Näheres dazu findet sich unter (Quelle 08)

In Abhängigkeit der Firmware sind auch die EQ-Werte verschieden gesetzt. Ohne Bezugsband bieten diese Eckparameter eine gute Einstellhilfe:

[Bild: SI_A810_EQUpdate_2007.jpg]
Bild: SI_A810_EQUpdate_2007.jpg

Problematisch an der MPU-Leiterplatte sind vornehmlich die Pufferbatterie hier als Akkumulator ausgeführt. Weiterhin bieten die alten EPROM gleichfalls die Gefahr des Ausfalls. Die Bausteine sind meist nur für etwa 10 Jahre Datenerhalt spezifiziert.
Ein Backup der Firmware ist daher angeraten.
Die als Akkumulator ausgeführte Pufferbatterie, hat eine Lebensdauer von nur wenigen Jahren und neigt dazu kristallinen Ablagerungen an den Elektroden zu bilden und die Umgebung an der Leiterplatte anzugreifen. Rechtzeitiger Austausch ist hier wichtig.

[Bild: Studer_A810_01486cut.jpg]
Bild: Studer_A810_01486cut.jpg

Ich hatte mich hier jedoch nicht für eine Erneuerung des Akkus entschieden sondern diesen durch eine handelsübliche 1/2AA Li-Zelle ersetzt. Um dies zu realisieren muss unbedingt R5 (Ladewiderstand) entfernt werden.

[Bild: Studer_A810_01507.jpg]
Bild: Studer_A810_01507.jpg

Fertiggestellt sieht es dann wie hir abgebildet aus.


[Bild: Studer_A810_01545.jpg]
Bild: Studer_A810_01545.jpg

Bevor jemand den orangen Tantalkondensator am ehemals vorhandenen Akku vermisst. Der Kondensator muste weichen um Raum für den Batteriehalter zu schaffen. Er hat also ein neues Zuhause auf der Rückseite der Leiterplatte gefunden, geschützt durch die rückwärtig vorhandene Kunststoffabdeckung der Leiterplatte.

Fortsetzung vom 16-01-2012:

Austauschwürdige Ausfallkandidaten an Kondensatoren sind hier vor allen die Rifa -Typen, deren Kunststoff über die Jahre rissig wird und so den Ausfall des Kondensators herbeiführen kann. Nächster Kandidat sind die Kondensatoren des Hersteller FRAKO, im Bild unten in axialer Bauform Gold-Gelb-Farbig. Kann Kandidaten sind dann noch die rechts dargestellten Philips-Kondensatoren.
Weiterhin, hier nicht abgebildet finden sich auch der ein oder andere Roederstein Kondensator dabei, diese dürfen auch gerne frischen weichen.

[Bild: nStuder_A810_01589.jpg]

Bild:01589

Es ist jede Leiterplatte zu begutachten, Beispielhaft soll diese hier für den Rest der oberen Einsteckleiterplatten stehen.

[Bild: nStuder_A810_01543.jpg]

Bild: 1543

Am Ende hat man eine ansehnliche Menge an Kondensatoren im Döschen ;-)
[Bild: nStuder_A810_01590.jpg]

Bild: 1590

Fortsetzung vom 17-01-2012

Wenn nun alle Steckkarten aufgearbeitet wurden, kann es nun hinter der Kulisse am Bedienend weitergehen. Hier sind die folgende Blöcke vorhanden: Tastaturfeld des Laufwerks, je eine VU-Meter-Einheit pro Kanal und die Tonmotorsteuerung kombiniert mit der EQ und Tape-Auswahl.

Beginnen wir also mit dem Tastaturfeld des Laufwerks, denn hier droht schon erstes potentielles Ungemach.

[Bild: Keyboard_A810_01531.jpg]

Bild: Keyboard_A810_01531.jpg

Direkt am Baustein für die Zähleranzeige sitzen gleich zwei Kondensatoren, welche gewechselt werden sollten, denn im Fehlerfall würde bei Kurzschluss des selben ein rückwärtig verbauter Widerstand abbrauchen. Dieser Widerstand ist keiner aus der Wühlkiste sonder einer der für eine höherer Verlustleistung ausgelegt ist.

[Bild: Keyboard_Inside_A810_01533.jpg]

Bild:Keyboard_Inside_A810_01533.jpg

Im Innern lagert sich natürlich auch diverser Dreck ab, der bei dieser Gelegenheit gleich entfernt werden darf.

[Bild: Keyboard_dirt_A810_01534.jpg]

Bild:Keyboard_dirt_A810_01534.jpg

Im nächsten Schritt kommt die VU-Meter-Einheit auf den Tisch.

[Bild: VU-Meter_hinten_A810_01539.jpg]

Bild: VU-Meter_hinten_A810_01539.jpg

Im obigen Bild sieht alles noch unscheinbar aus, doch schon beim Zerlegen droht Gefahr!
Das VU-Meter-Gehüuse ist über zwei Riegelnasen mit der oben liegenden Leiterplatte verriegelt. Dahinter sitzen z.B. die Leuchtmittel des VUs. Es ist also wahrscheinlich das hier von Zeit zur Zeit eine Demontage erfolgen muss. Das Gehäuse des VU-Meters besteht aus Kunststoff und darin besteht die Gefahr. Nach all den Jahrzehnten, ist dieser Brüchig geworden, die Gefahr das die hinteren Kunststoffelemte brechen ist groß und hier wie abgebildet schon passiert. In der Regle lassen sich diese Bruchstücke jedoch unkompliziert mit geeignetem Klebstoff wieder fixieren.

[Bild: VU-Meter_offen_A810_01540.jpg]
Bild: VU-Meter_offen_A810_01540.jpg

Wenn das gesamte Bedienfeld überarbeitet wurde, kann es zum nächsten Schritt Richtung Laufwerk gehen. Dort sammelt sich, bedingt durch das Bandmaterial besonders viel Schmutz an.

So wie hier unten im Ausschnitt des Kopfträgers, sah es eigentlich auf der gesamten Laufwerksfläche aus!

[Bild: dirt_Studer_A810_01549.jpg]
Bild: dirt_Studer_A810_01549.jpg

Wenn dann gut gesäubert ist sieht es wieder recht anschaulich aus.

[Bild: clean_Studer_A810_01555.jpg]
clean_Studer_A810_01555.jpg ??

[Bild: clean_amp_Studer_A810_01551.jpg]
clean_amp_Studer_A810_01551.jpg

Im oberen Bild findet man auch gleich den am Kopfträger befindlichen Vorvorverstärker im abgebautem Zustand wieder.

Dort besteht in aller Regel kein Handlungsbedarf und arbeiten daran sollten besonders vorsichtig ausgeführt werden.





Fortsetzung folgt!

Gruß

Thomas



Quellenverzeichnis:

1: http://www.studerundrevox.de/index.php?o...&Itemid=77

2: http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=7159

3: Swiss Sound 03/83: ftp://ftp.studer.ch/Public/SwissSound/Sw...ep83LR.pdf

4: Swiss Sound 01/83) ftp://ftp.studer.ch/Public/SwissSound/Sw...4r83LR.pdf

5: Swiss Sound (12 und 20)
ftp://ftp.studer.ch/Public/SwissSound/Sw...ul85LR.pdf
ftp://ftp.studer.ch/Public/SwissSound/Sw...ul87LR.pdf

6: Swiss Sound (23) und „Technical Info“
ftp://ftp.studer.ch/Public/SwissSound/Sw...ul88LR.pdf

ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/Reco...s_2007.pdf

ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/Reco...e_2007.pdf

7: ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/Reco...pments.pdf

8: ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/Reco...W01-88.pdf

9: http://www.tapeproject.com/smf/index.php?topic=984.0
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

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