JVC 4VR-54xx; Schlachtschiffe der 70iger
#1
Die 70er jahre waren eine zeit von unglaublichen technischen revolutionen- eine davon war sicherlich das streben nach dem perfekten schallfeld. Zur weltaustellung in osaka (japan) 1970 wurde die quadrofonie offiziell vorgestellt. eine der grössten hürden- 4 kanäle auf 2 flanken einer schallplattenrille unterzubringen- wurde mit dem cd4 verfahren gelöst. modulation und demodulation war die "einfache" lösung.

der gezielten einführung in europa stand immer wieder die skepsis von marketingstrategen entgegen. Toningenieure waren feuer und flamme. der konsument verunsichert. 4 Lautsprecherboxen, ein demodulator und genauerste einstellungen daran, ein quadroverstärker waren erforderlich.

[Bild: 57329529yz8.jpg]
(Original JVC_Graz, JVC Produktkatalog 1976)

erst viel zu spät (1973-76) wurden dann die "all in one" schlachtschiffe in den systemkrieg (wie ja bekannt gab es ausser dem cd4 verfahren auch sq u.a.m) geschickt, sie konnten auch nichts mehr retten.

dieser thread versucht nun ein klein wenig diese schlachtschiffe vorzustellen.

Zuvor aber (weil ich immer wieder gefragt werde) das referenzmodell VR-5660 (1972, kein quadro!) von jvc :

[Bild: 5660gb7.jpg]
(Modell VR-5660, mit typischen anzeigeproblem des displays)

[Bild: 27031964of8.jpg]
(Modell VR-5660- Detail, Produktkatalog JVC 1972)


Dokumentationen (Service- Usermanuals):
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4VR-5456(X): http://www.hifiengine.com/manuals/jvc/4vr-5456.shtml
4VR-5446(X): http://www.hifiengine.com/manuals/jvc/4vr-5446.shtml
4VR-5445: http://www.hifiengine.com/manuals/jvc/4vr-5445.shtml
4VR-5414: http://www.hifiengine.com/manuals/jvc/4vr-5414.shtml
4MM-4600: http://www.hifiengine.com/manuals/jvc/4mm-4600.shtml
4MM-1000: http://audioklassiks.de/wordpress/?p=285


Weiterführende Links:
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Alles zum Thema Quadrofonie: http://www.quadrophonie.de



Überblick:

in dieser aufstellung sind vermutlich nicht alle 4VR's genannt. gerade im japanischen raum tauchen immer wieder mir unbekannte geräte auf. der VR-5565X kam erstmalig in den USA zum vorschein. ein reiner quadroreceiver mit einer "falschen" typenbezeichnung.
auch bekam ich die info dass in den usa nach 1975/76 die quadroreceiver mit neuen fronten verkauft wurden um die restbestände loszuwerden. d.h. innen quadro, aussen nur noch stereo. die quadrobedienelemente wurden weggelassen...

[Bild: 1a.jpg]


Sondergeräte

Bei vielen geräten der quadro's gab es sonderschaltungen um den stereophonen klang quadrofonisch zu erweitern. dazu diente der sound field composer welchen es in japan auch in 2 externen geräten gab- SFCA-1 und SFCU-2

[Bild: 1.jpg]
(Internet Japan SFCA-1 und SFCU-2)

[Bild: SFCA1_03.jpg]
(Rückseite SFCA-1)

[Bild: SFCU2_02.jpg]
(Rückseite SFCU-2)


4VR-5436, 4VR-5446X und 4VR-5456X
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[Bild: 97651301sb7.jpg]
(Original JVC_Graz, Quadrofoniereceiver 4VR-5456X, 4VR-5446X und 4VR-5436)

[Bild: 45308913yk9.jpg]
(Original JVC_Graz, Quadrofoniereceiver 4VR-5446X)

[Bild: 97458299dc2.jpg]
(Original JVC_Graz, Quadrofoniereceiver 4VR-5446X, Display)

[Bild: 52851560pk6.jpg]
(technische Daten aus Produktkatalog JVC, Quadrofoniereceiver 4VR-5446X)

[Bild: 97744396ee4.jpg]
(Original JVC_Graz, Quadrofoniereceiver 4VR-5456X)

[Bild: 33966094aw7.jpg]
(technische Daten aus Produktkatalog JVC, Quadrofoniereceiver 4VR-5456X)

[Bild: 70103891bn0.jpg]
(Original JVC_Graz, Quadrofoniereceiver 4VR-5436, Rückseite)

Das abspielen von CD4- schallplatten erfordert einige systemkenntnisse:

- Cd4 fähigkeit des Tonabnehmersystems (> 30khz Abtastfähigkeit, der nadelschliff wird als "Sibatha schliff" bezeichnet). Die wichtigsten JVC Systeme wären: 4MD-10X, 4MD20X, X-1, X-2, MC-1, MC-L10, MC-L1000

Eine richtige einstellung der Separation und des 30 khz level anhand einer eigenen einstellschallplatte muss unbedingt durchgeführt werden!

[Bild: 77606645qc8.jpg]
(Original JVC_Graz, Einstellplatte für CD4, Mitgeliefert im original mit den Quadroreceivern mir eingebauten demodulatoren bzw. mit externen Demodulationseinheiten wie JVC 4DD5)

- richtige einstellung am receiver selbst, Mode: Discrete 4CH und Source: CD4 Phono.

[Bild: 96222532aq5.jpg]
(Original JVC_Graz, Einstellregler für Wiedergabeverfahren und Eingangsquellenwahl)

Die Stellungen "Matrix 1" und "Matrix 2" dienen unter anderen zur wiedergabe von SQ- kodierten platten! auch können damit normale stereoqellen in ihrer breitenwirkung verbessert werden.

- und natürlich eine cd4 platte

sind diese hürden gemeistert, dann wird man mit einem sehr realistischen klangbild belohnt. Sehr gute ortbarkeit der einzelnen instrumente, kein nervender klang und gedöse wie bei den ganzen dolby spielarten Wink

4VR-5446X
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Die typischen Probleme sind an diesem Gerät sind:

- diverse anzeige lämpchen (12V 250mA, 6V 65mA) sind ausgefallen
- rauschen, egal welche eingangsquelle gewählt wird
- kaltlötstellen verursachen ausfällle

Wird solch ein gerät geöffnet, erschlägt einen auf den ersten blick die komplexität:

[Bild: 22688391jh3.jpg]
(Original JVC_Graz, Quadrofoniereceiver 4VR-5446X, Innenansicht Unterseite, noch original)

[Bild: 23393223ri9.jpg]
(Original JVC_Graz, Quadrofoniereceiver 4VR-5446X, Innenansicht Oberseite, Spannungswandlung/Tunerteil- bereits revitalisiert)

Beginnen sollte man mit dem Spannungswandlungsteil. Eine konstante und stabile spannungsversorgung löst viele problem.

[Bild: 13054908so4.jpg]
(Original JVC_Graz, Quadrofoniereceiver 4VR-5446X, Spannungswandlung, original)

[Bild: 65660778sw3.jpg]
(Original JVC_Graz, Quadrofoniereceiver 4VR-5446X, Spannungswandlung, neu: Elkos, Transistoren, div. widerstände)

Problematisch wird es beim cd4/matrixteil. kompliziert auszubauen, sehr kleiner abstand der leiterbahnen, eng beieinanderliegende lötpunkte. hier ist einiges geschick erforderlich.

[Bild: 53638834zl9.jpg]
(Original JVC_Graz, Quadrofoniereceiver 4VR-5446X, Demodulationsteil, original)


wunderbar aufgebaut ist das Power Amplifier circuit board:

[Bild: 97550468hd5.jpg]
(Original JVC_Graz, Quadrofoniereceiver 4VR-5446X, Power Amplifier circuit board, original)

4VR-5456X
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Diese Receiver gab es in mehreren baumustern. die bekanntesten sind die 4VR-5456 und 4VR-5456X version.

[Bild: 1.jpg]
(Produktwerbung 4VR-5456X 1973 und 1977!)

auch sollte es hier laut meiner prospekte eine version mit automatischer umschaltplatine CD4 auf Matrix geben. nur in beiden meiner geräte fehlt diese

dazu noch ein paar gedanken- durch den wahlschalter lässt sich ja das verfahren cd4/matrix1 oder 2/stereo einstellen. wenn nun solch eine platine eingebaut wäre und automatisch z.b. cd4 erkennt- wird der schalter dann deaktiviert? nachdem damals ja alles mechanisch war- wie schaute die lösung aus? oder war diese platine nur ein wunschdenken der marketingstrategen?

Hier ein auszug aus dem SM f.d. 4VR-5456. ich habe den bereich rot eingefärbt WO diese platine TAC-309 liegen sollte. wenn jemand diese platine in seinem gerät hat bitte bei mir melden!

[Bild: 3.jpg]

Die Platine TAC-309 ist gefunden- ich entdeckte sie auf dem foto eines reparaturberichtes des 4VR-5456 ( http://hifi.harald-muss-bleiben.de/thread-586.html ) von armin.

[Bild: TAC309.jpg]
(Detailvergrösserung aus einem Foto von Armin777)

eine ungute fehlerquelle ist die gleichrichterplatine. der widerstand R258 wird brennend heiss und gibt seine wärme voll auf die unterseite des tunerteiles ab. Dazu wurde auf der platine unterhalb dieses widerstandes eine ausnehmung geschnitten sodass die wärme aufsteigen kann. das verhindert zwar eine beschädigung der gleichrichterplatine- nicht aber der tunerplatine, wo die wärme ja voll auftrifft. schlicht weg falsch ausgelegt.

weitere beliebte fehlerquellen sind:

- beleuchtung der radioskala incl. der anzeigenadel. diese sollte nur im AM/FM betrieb aktiv sein. nicht aber im betrieb phono oder aux. wenn die radioskala immer leuchtet wurde gebastelt.... das problem ist im drehschalter zu suchen. eine metallamelle leitet den strom im AM/FM betrieb zu den lämpchen. in den anderen betriebsarten erfolgt eine unterbrechung. diese lamelle (oder der schleifer) können verbogen sein. dann bleibt alles dunkel. unwissende legen dann einfach eine leitung zum netzteil und überbrücken diesen schalter. womit dann eine beleuchtung in jeder betriebsart ist

- die metallklappe zu den bedienelementen wird durch kleine federn links/rechts gehalten. diese fehlen meist wenn das gerät einmal zur reparatur war.

eine überarbeitung des receivers ist ein wenig zeitaufwendig. sehr enge bauweise, tiefe verschachtelung der platinen.

[Bild: 1.jpg]
(4VR-5456X, unterseite)

[Bild: 2.jpg]
(4VR-5456X, gleichrichter/spannungsversorgung)

[Bild: 1.jpg]
(4VR-5456X, nude Wink )

[Bild: 2.jpg]
(4VR-5456X, nude Wink )

[Bild: 3.jpg]
(4VR-5456X, Power Amplifier circuit board)


Und zum abschluss zum 4VR-5456X noch 2 bildliche eindrücke im zusammengebauten zustand:

[Bild: 5.jpg]
(4VR-5456X)

[Bild: 1a.jpg]
(4VR-5456X, detail)


4VR-5414
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der kleinere 4kanalbruder war der 4VR-5414 mit ca. 14kg kampfgewicht. hier sei als besonderheit der SFCS Schaltkreis und der SEA für die vorderen, der höhen- und tiefenregler für die hinteren kanäle zu nennen. bescheiden klingt die wattzahl- 4x25W an 4ohm. allerdings vollkommend ausreichend.

[Bild: 4vr5414modlq8.jpg]
(4VR-5414, Internet USA)

[Bild: 4vr5414dataqp8.jpg]
(4VR-5414, Produktkatalog 1972 JVC USA,Original JVC_Graz)

Der vollständigkeithalber noch die "nur stereo receiver" des jahrganges 71/72:
VR-5551, VR-5541, VR-5521 und VR-5511



Pullaugenreceiver
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die besonderheit war eine rundscala für die lautstärkeverteilung zw. links/rechts und vorne/hinten. nachfolgende modelle hatten dann auch statt der linearscala für das radio ebenfalls eine rundscala


[Bild: 1.jpg]
(typische Werbeanzeige HiFi 1-73)


4VR-5406
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Ein ganz frühes modell (ca. 1971) stellt der 4VR-5406er dar. beachtenswert ist der bereits eingebaute cd4 demodulator.

[Bild: 5406rq1.jpg]
(4VR-5406, Original Internet USA)

[Bild: 5406backme6.jpg]

[Bild: 4VR5406.jpg]
(4VR-5406, Original Internet USA)


4VR-1006
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Diesen Receiver gab es auch ohne eingebauten demodulator, die typenbezeichnung lautete 4MM-1000 (classic.franky hat dazu einen thread im Hifi- Forum: http://www.hifi-forum.de/index.php?actio...read=13738 )

[Bild: 1.jpg]
(4VR-1006, Front)

[Bild: 1.jpg]
(4VR-1006,Anschluesse)

ich habe davon 2 geräte, eines aus canada und eines aus england (mit kleiner zwischenlandung bei T aus Deutschland).

generell fällt mir beim ersten eindruck folgendes auf:
- die kondensatoren schauen ziemlich gut aus, nicht so "verbraucht" wie die der 80/90er jahre geräte
- lötstellen sind ebenfalls recht ansehnlich, eine nachlötung brauch nur an wenigen stellen erfolgen
- nach 36 jahren funktionieren noch alle originallämpchen- erstaunlich!
- auch ein reglerkratzen ist kaum (wenn überhaupt) feststellbar.
- ein íntegrierter spannungswähler als steckbrücke für 100/120 bzw. 220/240V
- abgeschirmter demodulatorteil
- ein sauberer FM empfang ist nur mit entsprechender wurfantenne möglich. bei diesem receiver wurde leider nicht das netzkabel als "interene" antenne verwendet so wie z.b. beim 4vr-5456X

eine überarbeitung werde ich nur an einem gerät machen, das 2 bleibt im originalzustand. ob dabei eine klangverbesserung herauskommt- ich werde asap berichten.

auch ein test und abgleich des integrierten demodulators kann hochinteressant werden. der teil ist im gerät alleine positioniert, abgeschirmt und hat (zumindest vom ersten eindruck der platinen) keinerlei ähnlichkeit mit den mir bisher bekannten. übrigens- zum thema demodulator(en) gab es einen tollen bericht auf auf der seite von Klaus H. ( http://www.quadrophonie.de/quadro/deutsch.htm )!!

[Bild: 1.jpg]
(4VR-1006, original JVC_Graz, innen)

][Bild: 2.jpg]
(4VR-1006, original JVC_Graz, Tunerscala/Lautstärkeverteilung)

[Bild: 4VR1006.jpg]
(4VR-1006, original JVC_Graz, Tunerscala)

[Bild: 4.jpg]
(4VR-1006, original JVC_Graz, Tunerscala/Lautstärkeverteilung)

[Bild: 3.jpg]
(4VR-1006, original JVC_Graz, Demodulator)

[Bild: 1006.jpg]
4VR-1006, Produktkatalog JVC 1971 Deutschland)

Wartung des gerätes:

auf den ersten blick sehen die geräte innen komplett i.o aus- jedoch bei genauerer betrachtung zeigen sich wieder die alt bekannten probleme. eine kleine sauerei kann auch der abdichtungsschaumstoff der radioskala anrichten- er zerbröselt...

jedoch vor den arbeiten an den platinen sollte unbedingt alles mit fotos dokumentiert werden. wie schon bei anderen receivern entdeckte ich auch hier falsche platinenaufdrucke bei der polarität. der 1uF 50V C648/C647 ist ein typischer fall.

[Bild: 1.jpg]

viele bauteile wurden auch extrem schlampig verlötet. widerstände nicht in die vorgesehen aussparungen eingelötet sondern nur irgendwie "hinaufgepickt"- noch dazu auf der unterseite der platine.

hier ein bsp:

[Bild: 2.jpg]
(4VR-1006, C630: widerstand wurde mit kond. an einer platinenposition zusammengelötet)

[Bild: 1.jpg]
(4VR-1006, innenansicht gesamt)

Hier sieht man schön den angeflanschten demodulatorteil f. cd4 im unteren bereich. der 4vr-1006er ist eindeutig ein vergrösserter 4mm-1000er! (gleicher grundrahmen, elektronik. nur die frontblende, rückseite und holzverkleidung wurden angepasst)

[Bild: 1.jpg]
(4VR-1006, CD4 Demodulator)

Hier liegt die vermutung nahe, dass dieser demodulator gleich oder ähnlich dem 4DD-10er (grösseres modell zum 4DD-5er) ist.

nachdem nun alle anfälligen bauteile getauscht worden sind geht es an die abgleicharbeiten- als erstes der demodulator. ein x-2 system fand dazu verwendung

[Bild: 1.jpg]
(4VR-1006, Abgleich Demodulator)

ein ergebnis daraus ist der geplante umbaut der internen phonokabeln bzw. der einsatz von vergoldeten anschlussbuchsen. gesagt- getan. natürlich stand dann der erste hörtest an. ein quadro SEA V7E wurde zw. die auftrennbare vor-/endstufe geschliffen, als zuspieler diente ein 1205er quadro track 8. und es rauschte nicht schlecht (lautstärke auf 0!). der sea v7e war schuld wie der sofortige umbau mit einem zweitgerät zeigte.

[Bild: 1.jpg]
(4VR-1006, integriert im passenden wohnbereich)

[Bild: 4mm_1006.jpg]



wird fortgesetzt...
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