Vor rund 170 Jahren...
#2
Lieber Gunther,

ich weiß nicht recht, was die Kollegen Wuttke und Schneider zu deiner Anmerkung sagen, und auch Georg Neumann wird sich vernehmlich im Grabe drehen, das er nun auch schon wieder rund dreißig Jahre hütet.

Mikrofone sind heute tatsächlich so gut, dass die peripher in eine Aufnahme getragenen Probleme diejenigen des situationsangemessen gewählten Mikrofones bei weitem übersteigen. In der Regel nehmen wir ja nicht im Freifeld, sondern im Diffusfeld auf. Sieht man sich dabei nun an, was z.B. gerade mit dem Frequenzgang passiert -insbesondere bei Laufzeitstereofonien (heute der Regelfall)- wundert einen nicht mehr, dass die Reichsrundfunkgesellschaft sich beharrlich weigerte(!), Frequenzgänge über 10 kHz hinaus überhaupt zur (grafischen) Kenntnis zu nehmen, weil sie -korrekterweise- als Produkte des Zufalles galten. Gehört hat man natürlich dennoch, was oberhalb 10 kHz abging, so gut waren schon damals die Lautsprecher (vgl. den O15 Eckmillers, der 1943 erschien, aber Vorläufer schon in den 30ern hatte). Deshalb wurde ja die RRG bei Neumann auch sofort (ab 1930) dahingehend vorstellig, seine erste Kugelkapsel M1 mit der starken Überhöhung oberhalb 10 kHz technisch zu revidieren, was dann ja auch bis 1932 zügig geschah.

Nichtsdestoweniger ist Georg Neumanns Wurf von 1927 (CM3) ein derart legendärer Schritt in der Tonaufnahmegeschichte, dass ein CM 3 noch heute (unter angemessener Berücksichtigung der technischen Lösungen) tadellos mithält. Wer es nicht glaubt, höre sich die CD Tacet 17 "Das Mikrofon" (1. Track) an, wo dies Exempel in unseren Tagen statuiert wurde.

Die RRG-Stereos von 1943, ja die Mono-Aufnahmen der RRG vom 31.12.1941 (da ging es bei der RRG gerade offiziell mit der Archviererei von HF-Magnetofonaufnahmen los: K. Schmitt-Walter und M. Raucheisen musizieren Grieg-Lieder), zeigen ihrerseits zeitgenössisch, was Kondensatormikros schon lange 'drauf' haben.

Übrigens wird ein jüngeres Geschwister der Neumann-Kapsel M1a, die M7 aus späten 1930ern, noch heute von den Gefellern gebaut, ohne dass mir je eine Mängelrüge zu Ohren gekommen wäre....
Wenn ein Prinzip in Theorie und Praxis sauber ist, haben wir die Pflicht, seine Qualitäten ohne wenn und aber neidlos anzuerkennen.

Die Qualität von Mikrofonen übersteigt heute die der Lautsprecher so dramatisch, dass die Ingenieure der Industrie eigentlich bei diesen den schärfsten Entwicklungsdruck fühlen sollten. Doch hier ist vergleichsweise sehr wenig geschehen, denn die Probleme einer Leistungswandlung sind von eigenem Kaliber, ein Mikro ist technisch allemal überschaubarer.

Übrigens sind die Mikrofone (angemessene Kondensatortypen vorausgesetzt) auch deutlich besser als die analoge Speichertechnik...

Hans-Joachim
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[Kein Betreff] - von TBS-47-Audioclub - 10.07.2004, 11:21
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