SABA 600 SH?
#27
Hallo Andre,

Recht hast Du!

Wenn wir ehrlich sind, gibt es kaum ein für den Heim-Markt geschaffenes Gerät, das für den technischen Stand seiner Zeit ein Optimum repräsentiert hatte. Flickwerk, scheinbare Notlösungen usw. sind eigentlich normal. Warum hängen in der SG630 Platinen an den seltsamsten Stellen? Warum hat die TS1000 nur einen Aussteuerungsregler für Hochpegel? Warum sind die Instrumente bei Braun und ASC so klein? Warum drehen sich die Umlenk-"Rollen" bei Revox nicht? Warum hat Akai bei den GX77 und GX747 so viele Rückschritte gemacht? Warum ...
Immer wieder erlebt man auf den ersten Blick merkwürdige Entscheidungen der Konstrukteure. Und wenn ich mir die Frage "warum?" stelle, dann lautet die Antwort in der Regel: "Kosten-Ersparnis", "Bewerbungs-fähig" und "der Kunde merkt's innerhalb der üblichen Nutzungsdauer sowieso nicht". Und das ist kein Saba-Phänomen! Bei meinem Harman/Kardon Vorverstärker von Marantz (beides nicht Saba!) funktioniert die Quellwahl nicht mehr richtig, weil der Hersteller aus Design-Gründen (?) den Taster an der Front durch eine Schubstange mit dem Schalter am Chassis verbunden hat. An der "Schubstange" sitzen zwei kleine Plastik-Haken, die das Teil halten. Wenn davon einer bricht, schaltet der Taster den Schalter nicht mehr. Welchen Sinn hat das Teil? Eigentlich keinen. Es macht wohl die Verwendung eines einzigen Schaltermodells in verschiedenen Serien unterschiedlichen Designs möglich: Großserienproduktion. Beispielsweise Restek hätte das vielleicht anders gelöst. Keine Großserienproduktion.
Saba? Großserien-Hersteller.

Ich selber erwische mich immer wieder bei einer gewissen Idealisierung des Gestehungsprozesses bei den vermeintlich so großen Unternehmen. Dabei wissen wir doch eigentlich, dass manches eher vom Zufall abhängt. Da hatten Entwickler bei Telefunken ihren Chefs ein erstes Muster ihres Bildplattenspielers vorgestellt, und die veröffentlichten gleich Termine für eine Vorführung des noch gar nicht fertigen Geräts. Der Geschäftsführer des ehemals viert-größten Lautsprecher-Herstellers Deutschlands erklärte mir irgendwann auf meine Frage, warum er ein bestimmtes Modell, das überhaupt nicht ins Programm gepasst hatte, auf den Markt gebracht hat, damit, dass ein Entwickler es fertig vorgestellt hatte. Gut war das Modell nicht. Aber es war da, es war fertig und es schien Markt-fähig, verkaufbar. Ein anderer Entwickler erklärte mir die Pleite seines Arbeitgebers u.a. damit, dass der sich entschieden hatte, einem Design-Trend zu folgen. Der hatte die Produkte nicht schlechter, aber schwieriger zu präsentieren gemacht. Also wurden sie vom Handel nicht mehr verkauft.
Wer trifft solche Entscheidungen? Ingenieure? Oder eher Buchhalter, Marketing-Leute usw.?

Wenn ich mich hier und da mal durch die Geschichte der HiFi-"Industrie" lese, dann stoße ich immer wieder auf Prognosen sowohl der Marketing-Leute, als auch von Verbänden und von unabhängigen Beratern, die als Grundlage für Entscheidungen herangezogen worden waren. Eigentlich nie geht es dabei darum, was der ambitionierte Kunde wollen oder wie Leistung für den Kunden "optimiert" werden könnte.
Und die Nachbetrachtung? Jene größeren Firmen, die den ambitionierten Kunden ernsthaft versucht hatten anzusprechen, sind genau mit diesen Produkten letztlich auf die Nase gefallen. Und das oft nur wegen des Image's des Herstellers. Und das oft nur, weil ein großer Hersteller weniger flexibel auf Kunden-Verhalten reagieren kann, als ein kleiner.

Mit Recht sprechen wir von der A77 als Meilenstein. Doch glaube ich nicht, dass der Markt mehrere solcher Geräte vertragen hätte. Und hätte es sie gegeben, hätte Revox vielleicht nie solch eine Entwicklung gemacht, so lange überlebt. Die Frage ist: beschränken wir uns auf die A77 bzw. hätten wir das zu ihrer Produktionszeit getan? Offensichtlich gibt es im Forum die eine oder andere nicht-A77. Auch die eine oder andere 600SH. Bei mir auch ... Muss wohl irgendwas funktioniert haben, abseits des Perfektions-Anspruchs.

P.S.: Saba ist nicht an der 600SH Pleite gegangen. Ob Herr Brunner-Schwer unsere Diskussion anders als nur akademisch zur Kenntnis genommen hätte? Hätte sie für einen Hersteller Bedeutung? Saba hat wieder "kleine" Geräte gebaut.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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SABA 600 SH? - von olav246 - 03.08.2017, 10:50
[Kein Betreff] - von leserpost - 03.08.2017, 20:05
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