DAT - was ist daraus geworden ?
#39
LP dürfte ein Long-Play-, SP ein Standard-Play-Modus sein. Ob dies durch geringere Spurabstände bei Schrägspuraufzeichnung (wie bei Beta 1,2,3) oder aber durch verringerte Bandgeschwindigkeit und Abtastrate sowie verkürzten (dann ungleichförmigen) Bitcode wie bei den späteren SONY-Dats erreicht wurde, hängt natürlich von den jeweiligen Gerätekonzepten ab. 32 kHz ab DSR konnten die älteren SONY-DATs (also nicht die Longplay-Herrschaften) und ihre Konkurrenten auf digitalem Wege direkt verwerten. Ich habe jede Menge solcher Aufnahmen noch heute. Übrigens laufen meine DATs auch noch; lediglich der 18 Jahre alte PCM 2500 müsste von mir einmal durchgesehen werden, weil er das Band nicht eben pfleglich behandelt... ---

Eine A77 würde ich mit einem PCM-F1 nun beim besten Willen nicht vergleichen, das ist unehrenhaft. Und da gab es ja auch gleich nicht unprominenten Widerstand der Kollegen Bernhard Mahne und Helmut Püllmanns.
Allein der Blick auf das Seitenbandspektrum zeigt, wo's klanglich hapert, wenn es einem um tadellose Wiedergabe dessen geht, was aufzeichnet werden soll.
Dass die A77 natürlich mit Korrekturen keine Probleme hat, ist klar, berührt aber keine klanglichen Mängel.

Tonmeisterles wissen spätestens seit 1981 (meine zweite besuchte Tonmeistertagung) durch einen Vortrag des Kollegen Martin Fouqué (und später von Horst Jakubowski/IRT auf der TMT 1984), dass die Systemdynamik von digitalen Speicheranlagen (16 Bit) auch nicht höher ist als die vergleichbar hochwertiger Analoganlagen, will man die Vorteile des digitalen Mediums voll umfänglich erhalten.

Man muss also genauso hoch und doch anders aussteuern wie beim analogen Kram, weil sonst der niedrige Klirrfaktor nicht wie gewünscht zum Tragen kommt. Übersteuerungen sind aber teuflisch, weil abrupt und dann ganz scharf, also furchtbar eindeutig hörbar geklippt wird. Die analoge Strategie, "soweit wir es per Ohr tolerieren können, steuern wir aus", kann nicht mehr zum Einsatz kommen. Die Ansprüche an den Aussteuerungsmesser stiegen: Ade, VU (hatte nie eines...), ade, 10 ms (gab's bei mir sehr wohl).

Eine Mindestaussteuerung durfte aber auch nicht unterschritten werden, weil die digitale Auflösung im niedrigsten Pegelbereich mäßig ist, außerdem das menschliche Ohr bei geringen Pegeln als Spitzenwertdetektor zu arbeiten geruht, dem das Funkelrauschen der Wandler dann unerfreulich aufstößt. Die Auflösung des 16-Bit-Codes nimmt unterhalb von -60 dB rapide ab, so dass der resultierende, erhöhte Klirrfaktor (der kann ungünstigenfalls durchaus 1 % erreichen!) hörbar werden kann. Dies gilt insbesondere dann, wenn man eine Aufnahme in halligen Räumen untersteuert, danach hochzieht (und via Kopfhörer abhört). Die Schnapsidee des zu niedrigen Aussteuerns und nachträglichen 'Normalisierens' war mir daher nie recht eingängig. Kritische Live-Mitschnitte machte ich so, dass ich zwei digitale Speicher in unterschiedlicher Aussteuerung (voll und -10 dB) am Ausgang des analogen Pultes betrieb. Wurde der eine Speicher übersteuert, hatte der andere immmer noch -9 dB. Das konnte man dann später unter Pegelanpassung geeignet zusammenhängen. Mit der Anschaffung eines digitalen Pultes war dieser Lösungsansatz dann wenn nicht vorbei, so doch mit zusätzlichem Aufwand verbunden, den ich peu a peu tilgte.

50 dB Systemdynamik waren nutzbar und reichten hin; mehr wäre auch nachbarfeindlich, weitgehend musikfremd; insofern brauchte man eigentlich tatsächlich nicht mehr, als weiterzumachen wie bisher. In anderen Bereichen jedoch galt das nicht. Und da war dann auch der aufkommende Gegenwind berechtigt und heilsam; nur aber nicht so, wie das die Kontrahenten beschrieben, die nämlich auch nicht gerade mehr Ahnung hatten, als die von Bernhard Mahne im Abdruck auf der Seite von Uli Theimann beschriebene Tonmeisterklientel.

Das primäre Problem jener Tage sehe ich aber vor allem in den über Jahrzehnte analoger Arbeit entwickelten Ästhetikkonventionen der Tonmeisterei. Da zeigte die Digitaltechnik ja dem Kunden, dass das, was diese Damen und Herren (und damit auch ich) hören wollten (und ja schon immer am Mischpultausgang hörten!), nicht das war, was der Kunde hören wollte, der nun plötzlich zumindest von den Möglichkeiten her gleichberechtigt den Pultausgang nützte, was es nie zuvor in dieser gesellschaftlichen Breite gegeben hatte.

Und das löste einen Schub des Nachdenkens aus, sobald der Druck der LP und ihrer technischen Anforderungen/Engpässe etwas nachließ.

Hans-Joachim
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