Wie klebe ich ein Band richtig zusammen ?
#5
Oh je, die Schneidearie.
Heute fast vergessen, Angsttraum eines jeden Tonmeisterstudenten, Tonnmeisters, jeder Tontechnikerin, denn man hörte seine Kantonisten schon von weitem kommen....
45° und 60° gab es auf der Schneideschiene, längere Blenden waren 'freihändig' zu schneiden, aber immer dann nötig, wenn ein schön sanft gestrichener Kontrabass deutlich hörbar mit am Werke war, denn seine Einschwingzeit lag (bei jedem Take unterschiedlich, natürlich) zwischen 12 und 15 Minuten... (Fast Bratschistengrößenordnung...; auch so'n Ding, denn den hörte man erst auf der CD nicht mehr. Warum? Die CD ist nebengeräuschfrei...)

Als Kind habe ich noch nass geklebt, das überlappte schön, weil dabei aber per definitionem die Schicht angegriffen wird, hörte man aufgrund der Schichtdickenveränderung den Schnitt im Rahmen meiner Künste (und 19,05 cm/s) immer.

Später wurde natürlich primär unter 60°, seltener unter 45° geschnitten. Ausnahmen siehe oben. Das Band muss nach tadellosem Schnitt (identischer Winkel beider Takes) sauberst auf Stoß zusammengeschoben und dann geklebt werden. Das 5,8 mm breite Klebeband muss gleichmäßig auf die Schnittstelle aufgebracht werden, damit ein 'schöner' Ablauf am Kopfspiegel vorbei möglich ist. Man hört das sonst. Überstehende Enden des Klebebandes gelten/galten als Pfusch, ebenso nicht solide angedrückte Klebebandabschnitte.

Ein Standardband ist schön, ein Langspielband mäßig, ein Doppelspielband beschissen und ein Tripelband nicht mehr zu schneiden, weil beim Aufbringen des Klebebandes die Adhäsionswirkung des Klebestreifens dazu tendiert, das Band aus der Klebeschienenhalterung aufsteigen zu lassen.
Neuzeitlich hoch-koerzitive Bänder waren empfindlich gegen Finger- (weniger gegen Fuß-) Schweiß. Es gab daher Päpste (und vor allem Päpstinnen) die ihre Bänder virtuos mit weißen Handschuhen schnitten (der weiße Kittel der Großväter in den Toningenieursetagen war damals schon Geschichte). Das musste ich natürlich auch versuchen, kam damit aber nie zurecht, trotz zeitweise (und namentlich in aufregenden Situationen...) beachtlicher Schweißabsonderung an den Händen.

Na und dann kam das digitale Zeitalter und alles war eigentlich wurscht, denn was ich heute 'richtich schön' zusammenschraube.... Früher wäre das mit Pauken und Trompeten in den Graben gegangen, ging aber auch (irgendwie) und bei der Abhöre mit dem Produzenten notfalls dadurch, dass ein anderer, aber instruierter Zuhörer auf ein Zeichen hin an der 'richtigen' Stelle seinen Hustenkrampf bekam. So ging manches Band in die Fertigung. Scheene Zeit scho...

Hans-Joachim
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[Kein Betreff] - von 4504 - 23.02.2005, 11:52
[Kein Betreff] - von Michael Franz - 23.02.2005, 12:26
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