Akai GX625 vs. AS6004 vs. B77
#31
Lieber THomas,
lieber Timo,

um mich geht es hier vergleichsweise wenig. Ich habe lediglich -und das ziemlich aktuell- die pepsönliche Aussage des Chefkochs der A77 (und diverser anderer Geräte aus Zürich/Regensdorf) Guido Besimo wiedergegeben, was aber im Ergebnis nur zeigt, dass man mit Aussagen genell immer vorsichtig zu sein hat.
In einem sachlich wie menschlich überaus eindrucksvollen Gespräch mit Guido Besimo (und seiner Frau Margrit Meyer,ebenfalls EMT-Studer-Urgestein) kam meine obige Aussage seitens Besimos an die 'Öffentlichkeit'. Es mag sein, dass er nicht so global formuliert und gegebenenfalls auf Amateurdreimotorenlaufwerke eingeschränkt hatte; das weiß ich jetzt nicht mehr so genau und müsste dies in den 12 Stunden Gesprächsaufzeichnungen nachzuhören versuchen.
Dennoch sind die Verhältnisse bezüglich des Uher-Laufwerkes eindeutig. Andererseits spach Besimo im besagten Gespräch auch einen zur Zeit der A77 erfolgten Besuch des Barons Hornstein (damals Besitzer von Uher) an, der die Konzeption der ja auf den Amateurmarkt zielenden A77 als schlicht abartig bezeichnete und den Regensdorfern mit dem Gerät ein gnadenloses Badengehen prophezeihte.
Nun, das erfolgte ja nicht so ganz, im Gegenteil: Die Regensdorf-Althardstrassler lebten so manches Jahr ganz gut von der A77 und ihrem Konzept; und das über die Zeit der Engpässe an der Münchener Barmseestraße hinaus.

Hinsichtlich des Bandlaufes bzw. der Kopfträgereigenschaften der A77ORF habe ich sehr genaue und unerwartet gute Erfahrungen, denn ich verglich die Qualität der A77(ORF)Aufzeichungen hinsichtlich der Pegelstabilität (allerdings Halbspur, ORF-erhöhtem Bandzug und primär bei 38; weniger als 19 war für mich nie Heimat) mit denen der dramatisch aufwendigeren B67 (und auch der A80....), wobei angesichts der beispiellosen/-haften Simplizität der A77-Bandführung (und Bandzugverstetigung) diese schlicht glänzend abschnitt. Vom Bandlauf her ist die A77 mit der K4 (1938/1941) unmittelbar zu vergleichen, in der Tonmotorregelung stößt sie neue Tore auf.

Übrigens wurde von Guido Besimo selbst im Gespräch vor wenigen Wochen auf unsere dezidierte Frage nach dem Kopfträgerauslauflager berichtet, dass er dort nie ein Kugellager vorgesehen hatte, weil der Reibwert des Bandes am fest stehenden Auslaufbolzen Teil der Bandzugverstetigung sei. Meine älteste, auf meinen Messungen am eigenen Gerätebestand gründende Mutmaßung (kein Lager dort), von der ich inzwischen schon wieder etwas abgerückt war, wurde damit bestätigt.

Zu den Aussteuerungen der Japaner:
Sie gehen namentlich in Frühzeiten selbstverständlich vom amerikanischen VA-Wert von 370 nWb/m aus, so dass man bei 0 VU (statischer Ton) mit um 185 nWb/m zu rechnen hat. Mit dem Einziehen der LH-Bänder und dem pathologischen Ausdehnen der Übertragungsfrequenzbereiche seitens der japanischen Hersteller setzen sich da aber zunehmend andere Usancen durch, um den Geräuschspannungsabstand hochzuhalten. Man legt die 0 VU auf 370 nWb/m, geht von anderen Werten für 0 VU aus (auch Uher macht das telweise mit 320 nWb/m für 0 VU), die teilweise deutlich über den von mir oben schon als 'nicht mehr diskutabel' angesprochenen 514 nWb/m (0 VU bei statischen 257 nWb/m) bei 9,5 im Hause Studer liegen und daher nicht mehr als realistisch angesprochen werden sollten.

Grundsätzlich stimmt natürlich Niels' Aussage, dass die A77 ein traditionelles Bandgerät ist, in dessen auf qualitative Solidität abgestimmten Konzept für den Vierspurbetrieb kein Platz sein kann, weil die qualitativen Probleme an elementarer Stelle -der Engpass ist das Band- unnötig groß werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass Guido Besimo (* 1933) nicht nur im Amateursegment tätig war, sondern sich vor allem im Profibereich als junger Ingenieur (C37 und J37 stammen ebenso von ihm wie die legendär anekdotische B30 stereo, die es nicht gab, die aber dennoch existiert[e]) seine ersten Sporen verdiente, die sich im Feintuning auch von von E/F/G36 niederschlugen. Aus dem Profisegment heraus speckte er dann für die A77 ab.

Ich hoffe, noch einmal mit Ed Gaemperle zusammzutreffen (einmal hatten wir schon das Vergnügen), der bei Studer in der Tonkopfabteilung zu Rang und Würden kam und gebenenfalls etwas über bauliche Engpässe bei den Vierspurköpfen des Amateursegmentes sagen kann. Wir holten ihn im vergangenen Februar ad hoc zum Gespräch mit Paul Zwicky hinzu, als sich durch eine Reihe von Zufällen herausgestellt hatte, dass er am Gesprächsort wohnte. Ein Telefonat genügte, und Ed war da: Wir waren aber nicht vorbereitet.

Trifft man mit diesen Leuten persönlich zusammen, teilt sich noch heute, fast 20 Jahre nach dem Ende der klassischen Firma, dem interessierten Gesprächsteilnehmer etwas von der studerischen Motivation mit, die sich unter höchstgradig individuellen Persönlichkeiten über Jahrzehnte pioniermäßig entwickelt und gehalten haben muss, weil allen/vielen das Bedürfnis eigen war, gemeinsam etwas auf den Weg zu bringen. Und wenn diese Leute dann für ihren Laden lebten, funkte da nicht irgendein sachfremd entlang seiner 'Zahlen' argumentierender 'Geschäftsführer' ohne Bezug zu Firma und Fertigungsgegenständen dazwischen. Der Willi hatte -namentlich beim unternehmerischen "Sparen"...'- seine Schrullen, die gehörten aber auch dazu, zumal er wusste, wen er sich da warum als Mitarbeiter ins Haus geholt hatte. Dabei spielte auch das studeranische Einstellungsverfahren eine nicht unerhebliche Rolle.

Doch bin ich inzwischen wieder Gott weiß wo...
Ach ja: Auf Studers Parkplätze fuhr man unter den Augen des Alten lieber nicht mit einem Japaner. Das verkürzte die Halbwertszeit des Verweilens in der Firma unter Umständen deutlich.

Hans-Joachim
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