20.03.2007, 22:53
Heinrich (Quinton) hat sich angemeldet - und schreibt nun...
Der Produktionsweg bei Quinton:
1.) Die Aufnahme
Wir nehmen bei Produktionen für unser Label Quinton immer mehrspurig auf. Jedes Instrument wird also einzeln und relativ nah mikrofoniert. Die Aufnahme ist entweder analog (2''-24 Spur, uU mit Dolby SR), oder digital auf Tascam DA98 (8-Spur Recorder auf Video Hi-8 Band, 4 Spur bei 24bit/96kHz) oder in unser Hard-Disc-Recording-System PYRAMIX der Schweizer Firma Merging Technologies, eines der wenigen HD-Systeme, welches in der Zeitdomäne absolut sauber läuft. Als externe Wandler kommen zur Anwendung: Jünger Audio, Daniel Weiss, dcs (selten, da eigene Färbung), und Digital Audio Denmark.
Warum entscheiden wir uns bei der AUFNAHME mitunter für digitale Medien?
Zum einen kann hier das geringere Übersprechen von Spur zu Spur ein Vorteil sein. Zum anderen ermöglicht aber erst ein HD-System komplexe Schnitte und ein komplexes Eingreifen in die EINZELSPUREN des aufgenommenen Materials. Da wir Quinton als PRODUZENTENlabel verstehen, sehen wir es folgerichtig als unsere Pflicht an, die Musik nicht nur zu "dokumentieren", sondern GEMEINSAM mit den Musikern den "Kern" ihrer Musik bestmöglich an den Hörer zu bringen.
Diese Entscheidung erfolgt also immer gezielt für jede Produktion. Mitunter verkoppeln wir dann auch timecodegesteuert die analoge Mehrspurmaschine mit unseren digitalen Systemen.
Ist mit einem digitalen Aufnahmemedium nicht automatisch jede weitere analoge Bearbeitung obsolet?
Unserer Erfahrung nach: NEIN. Ganz im Gegenteil: Während die digitalen AUFNAHMEmedien in den letzten Jahren enorme klangliche Fortschritte gemacht haben, gibt es nach wie vor nur sehr wenige Digitalpulte, welche in meinen/unseren Ohren gut klingen.
2.) Schnitt (Editing)
In unserem Fall schneiden wir idR keine Fehler heraus, oder möglichst fehlerfreie Teile verschiedener "Takes" aneinander (was in der Klassik üblich ist). Für uns ist das Editig vielmehr ein entscheidender Schritt, um nochmals über die aufgenommene Musik "nachzudenken". Soll man das Solo des Saxophinsten kürzen, wenn es zwar als Solo grossartig, im Kontext des fertigen Albums aber zu lang ist? Intros kürzen? Sollen noch Overdubs gemacht werden (also über das bereits aufgenommene Material nochmals weitere Instrumente aufgenommen werden)?
Ihr seht, es geht uns hier nur selten um eine "Fehlerkorrektur", sondern um ein tatsächlich künstlerisch-kreatives Eingreifen.
Wichtig: Bei uns geschieht dieser Schritt ebenfalls MEHRSPURIG, während in der Klassik in der Regel ZWEIspurig geschnitten wird.
3.) Abmischung (Mixdown)
Die von uns bearbeiteten und vom Künstler freigegebenen Mehrspuraufnahmen werden nun Stereo oder mehrkanalig (bislang nur selten) gemischt. Die meisten unserer Mischungen geschehen analog auf Mischpulten der Firma NEVE. Bislang gab es erst DREI Ausnahmen: Zwei unserer Produktionen (Thomas Gansch - Gansch & Roses; Concert Jazz Orchestra Vienna featuring Wolfgang Muthspiel - Continental Call) wurden DIGITAL gemischt, und zwar auf einem Neve Capricorn, eine (Sabina Hank - Music In A Mirror) wurde auf einem D&R Oktagon gemischt.
Zur Mischung selbst: Wir verwenden gerne und viel sogenanntes "Outboard Equipment", also externe Equalizer, Kompressoren, etc. Der Grund dafür ist, daß man so den "Kern" des Instruments, den Eigenklang des jeweiligen Instruments am besten herausarbeiten kann.
Sollte man dies nicht bei der Aufnahme tun - mit der bestmöglichen Mikrophonierung?
Ja. Unbedingt. Ohne sorgfältige Mikrophonierung kann man bei der Nachbearbeitung anstellen, was man will, der Klang wird niemals gut werden.
Aber: QUINTON produziert Jazz. In dieser Musikform stört in meinen Ohren ein Raumklang des Aufnahmeraums. Also mikrofonieren wir die Instrumente nahe. Um dann aber wieder einen "natürlichen"/"realistischen" Klangeindruck zu erhalten, sind eben andere "Kunstgriffe" notwendig.
Wesentlich bei der Nahaufnahme ist dann das bei der Mischung wieder künstlich kreeierte Raumgefühl. Durch Hallgeräte. Auch hier haben wir zum Teil ANALOGE Hallgeräte (Hallplatten, Goldfolien, Federhalls) verwendet, diese haben aber einen ausgeprägten Eigenklang, der nicht immer zur Musik passt. In diesem Fall wird selbst bei einem analogen Aufnahmemedium auf digitale Hallgeräte zurückgegriffen, da sich diese klanglich wesentlich besser anpassen lassen (zum Teil bis zu 30 speziell anpassbare Parameter). Klassiker des digitalen Halls sind Lexicon L480, Lexicon 200, Quantec QRS, oder EMT 244/245/250/251.
Ja, und wie weiter oben beschrieben, verwenden wir auch (und gerne!) Kompressoren. Ein RICHTIG eingestellter Kompressor kann auch KLANGLICH ein echter Gewinn sein - alles eine Frage der Einstellung. Merke: der Kompressor an sich kann nichts dafür, wenn er zum gnadenlosen Niederbügeln aller Dynamik missbraucht wird!
Gemischt wird der STEREOMIX auf analog Halbzoll, und auf High-Resolution Digital Audio (24bit/96kHz), zum einen direkt durch einen A/D Wandler auf das digitale Medium, zum anderen nach der Bandmaschine (Hinterband), über A/D-Wandler auf das digitale Medium.
Mittlerweile (und Dank immer besserer Wandler) ziehen wir mittlerweile von jedem Stück ZWEI Takes: einen, bei welchem wir die Summenschiene des Pultes abhören, und einen, bei dem wir hinter dem Digitalwandler (also A/D-D/A) abhören. Der Unterschied: Beim Abhören hinter dem Wandler muss man idR alle eingestellten Halls im Pegel ANHEBEN, um dasselbe "Raumgefühl" zu haben wie beim "analogen" Abhören.
MERKE: der Unterschied zwischen digitalen und analogen Medien liegt meiner Erfahrung nach NICHT in Frequenzgangunterschieden, sondern in einer geringeren Darstellung von "Raum"/"Tiefe" der digitalen Medien. Umso besser/hochauflösender das digitale Medium ist, umso geringer sind hier die Unterschiede. Wir nehmen dennoch "nur" mit 24bit/96kHz auf, da in unseren Ohren die meisten Wandler bei einer Abtastrate von 96kHz in der Summe des Klanges BESSER klingen, als bei einer noch höheren Auflösung.
Es gibt also auch Produktionen von uns, bei denen die MISCHUNG für ein analoges/digitales Medium anders ist.
Ein Vergleich der verschiedenen Tonträgerformate ist hier also unsinnig.
4.) Mastering
Das Mastering ist der letzte klangliche, aber auch kreative Schritt zum fertigen Tonträger. Wir mastern speziell für jedes verschiedene Consumer-Tonträgerformat, da jedes dieser Formate eigene Limitationen (technisch wie klanglich) besitzt. Gleichzeitig erstellen wir idR vom analogen Halbzoll auf analoges Halbzoll ein "Idealmaster", da Halbzoll analog das Medium in unseren Ohren ist, welches die Feinheiten unseres Mixes/unseres Masterings und damit der MUSIK (und um die geht's schließlich!) am besten transportiert.
Genau DIESES Master werde ich nun der AAA auf Viertelzoll kopieren, und von dieser Kopie wird die AAA dann die Kopien für die Endkunden (euch!) erstellen.
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Ich hoffe, ich konnte viele Fragen beantworten - wohl wissend, dass genau so viele Fragen auftauchen werden.
Also: Keine Hemmungen!
Gruss aus Wien,
Heinrich
Der Produktionsweg bei Quinton:
1.) Die Aufnahme
Wir nehmen bei Produktionen für unser Label Quinton immer mehrspurig auf. Jedes Instrument wird also einzeln und relativ nah mikrofoniert. Die Aufnahme ist entweder analog (2''-24 Spur, uU mit Dolby SR), oder digital auf Tascam DA98 (8-Spur Recorder auf Video Hi-8 Band, 4 Spur bei 24bit/96kHz) oder in unser Hard-Disc-Recording-System PYRAMIX der Schweizer Firma Merging Technologies, eines der wenigen HD-Systeme, welches in der Zeitdomäne absolut sauber läuft. Als externe Wandler kommen zur Anwendung: Jünger Audio, Daniel Weiss, dcs (selten, da eigene Färbung), und Digital Audio Denmark.
Warum entscheiden wir uns bei der AUFNAHME mitunter für digitale Medien?
Zum einen kann hier das geringere Übersprechen von Spur zu Spur ein Vorteil sein. Zum anderen ermöglicht aber erst ein HD-System komplexe Schnitte und ein komplexes Eingreifen in die EINZELSPUREN des aufgenommenen Materials. Da wir Quinton als PRODUZENTENlabel verstehen, sehen wir es folgerichtig als unsere Pflicht an, die Musik nicht nur zu "dokumentieren", sondern GEMEINSAM mit den Musikern den "Kern" ihrer Musik bestmöglich an den Hörer zu bringen.
Diese Entscheidung erfolgt also immer gezielt für jede Produktion. Mitunter verkoppeln wir dann auch timecodegesteuert die analoge Mehrspurmaschine mit unseren digitalen Systemen.
Ist mit einem digitalen Aufnahmemedium nicht automatisch jede weitere analoge Bearbeitung obsolet?
Unserer Erfahrung nach: NEIN. Ganz im Gegenteil: Während die digitalen AUFNAHMEmedien in den letzten Jahren enorme klangliche Fortschritte gemacht haben, gibt es nach wie vor nur sehr wenige Digitalpulte, welche in meinen/unseren Ohren gut klingen.
2.) Schnitt (Editing)
In unserem Fall schneiden wir idR keine Fehler heraus, oder möglichst fehlerfreie Teile verschiedener "Takes" aneinander (was in der Klassik üblich ist). Für uns ist das Editig vielmehr ein entscheidender Schritt, um nochmals über die aufgenommene Musik "nachzudenken". Soll man das Solo des Saxophinsten kürzen, wenn es zwar als Solo grossartig, im Kontext des fertigen Albums aber zu lang ist? Intros kürzen? Sollen noch Overdubs gemacht werden (also über das bereits aufgenommene Material nochmals weitere Instrumente aufgenommen werden)?
Ihr seht, es geht uns hier nur selten um eine "Fehlerkorrektur", sondern um ein tatsächlich künstlerisch-kreatives Eingreifen.
Wichtig: Bei uns geschieht dieser Schritt ebenfalls MEHRSPURIG, während in der Klassik in der Regel ZWEIspurig geschnitten wird.
3.) Abmischung (Mixdown)
Die von uns bearbeiteten und vom Künstler freigegebenen Mehrspuraufnahmen werden nun Stereo oder mehrkanalig (bislang nur selten) gemischt. Die meisten unserer Mischungen geschehen analog auf Mischpulten der Firma NEVE. Bislang gab es erst DREI Ausnahmen: Zwei unserer Produktionen (Thomas Gansch - Gansch & Roses; Concert Jazz Orchestra Vienna featuring Wolfgang Muthspiel - Continental Call) wurden DIGITAL gemischt, und zwar auf einem Neve Capricorn, eine (Sabina Hank - Music In A Mirror) wurde auf einem D&R Oktagon gemischt.
Zur Mischung selbst: Wir verwenden gerne und viel sogenanntes "Outboard Equipment", also externe Equalizer, Kompressoren, etc. Der Grund dafür ist, daß man so den "Kern" des Instruments, den Eigenklang des jeweiligen Instruments am besten herausarbeiten kann.
Sollte man dies nicht bei der Aufnahme tun - mit der bestmöglichen Mikrophonierung?
Ja. Unbedingt. Ohne sorgfältige Mikrophonierung kann man bei der Nachbearbeitung anstellen, was man will, der Klang wird niemals gut werden.
Aber: QUINTON produziert Jazz. In dieser Musikform stört in meinen Ohren ein Raumklang des Aufnahmeraums. Also mikrofonieren wir die Instrumente nahe. Um dann aber wieder einen "natürlichen"/"realistischen" Klangeindruck zu erhalten, sind eben andere "Kunstgriffe" notwendig.
Wesentlich bei der Nahaufnahme ist dann das bei der Mischung wieder künstlich kreeierte Raumgefühl. Durch Hallgeräte. Auch hier haben wir zum Teil ANALOGE Hallgeräte (Hallplatten, Goldfolien, Federhalls) verwendet, diese haben aber einen ausgeprägten Eigenklang, der nicht immer zur Musik passt. In diesem Fall wird selbst bei einem analogen Aufnahmemedium auf digitale Hallgeräte zurückgegriffen, da sich diese klanglich wesentlich besser anpassen lassen (zum Teil bis zu 30 speziell anpassbare Parameter). Klassiker des digitalen Halls sind Lexicon L480, Lexicon 200, Quantec QRS, oder EMT 244/245/250/251.
Ja, und wie weiter oben beschrieben, verwenden wir auch (und gerne!) Kompressoren. Ein RICHTIG eingestellter Kompressor kann auch KLANGLICH ein echter Gewinn sein - alles eine Frage der Einstellung. Merke: der Kompressor an sich kann nichts dafür, wenn er zum gnadenlosen Niederbügeln aller Dynamik missbraucht wird!
Gemischt wird der STEREOMIX auf analog Halbzoll, und auf High-Resolution Digital Audio (24bit/96kHz), zum einen direkt durch einen A/D Wandler auf das digitale Medium, zum anderen nach der Bandmaschine (Hinterband), über A/D-Wandler auf das digitale Medium.
Mittlerweile (und Dank immer besserer Wandler) ziehen wir mittlerweile von jedem Stück ZWEI Takes: einen, bei welchem wir die Summenschiene des Pultes abhören, und einen, bei dem wir hinter dem Digitalwandler (also A/D-D/A) abhören. Der Unterschied: Beim Abhören hinter dem Wandler muss man idR alle eingestellten Halls im Pegel ANHEBEN, um dasselbe "Raumgefühl" zu haben wie beim "analogen" Abhören.
MERKE: der Unterschied zwischen digitalen und analogen Medien liegt meiner Erfahrung nach NICHT in Frequenzgangunterschieden, sondern in einer geringeren Darstellung von "Raum"/"Tiefe" der digitalen Medien. Umso besser/hochauflösender das digitale Medium ist, umso geringer sind hier die Unterschiede. Wir nehmen dennoch "nur" mit 24bit/96kHz auf, da in unseren Ohren die meisten Wandler bei einer Abtastrate von 96kHz in der Summe des Klanges BESSER klingen, als bei einer noch höheren Auflösung.
Es gibt also auch Produktionen von uns, bei denen die MISCHUNG für ein analoges/digitales Medium anders ist.
Ein Vergleich der verschiedenen Tonträgerformate ist hier also unsinnig.
4.) Mastering
Das Mastering ist der letzte klangliche, aber auch kreative Schritt zum fertigen Tonträger. Wir mastern speziell für jedes verschiedene Consumer-Tonträgerformat, da jedes dieser Formate eigene Limitationen (technisch wie klanglich) besitzt. Gleichzeitig erstellen wir idR vom analogen Halbzoll auf analoges Halbzoll ein "Idealmaster", da Halbzoll analog das Medium in unseren Ohren ist, welches die Feinheiten unseres Mixes/unseres Masterings und damit der MUSIK (und um die geht's schließlich!) am besten transportiert.
Genau DIESES Master werde ich nun der AAA auf Viertelzoll kopieren, und von dieser Kopie wird die AAA dann die Kopien für die Endkunden (euch!) erstellen.
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Ich hoffe, ich konnte viele Fragen beantworten - wohl wissend, dass genau so viele Fragen auftauchen werden.
Also: Keine Hemmungen!
Gruss aus Wien,
Heinrich