Besonderes UHER 1200 Synchro
#1
Hallo,
ich möchte euch meinen Neuzugang vorstellen: ein "normales" UHER 1200 Report Synchro. Ich habe es schon ein paar Wochen bei mir stehen und es funktioniert wieder ganz prima, lediglich das Capstan-Rad ist etwas lauter, wie bei allen 1200 von mir. Da es in sehr schlechtem Zustand war wollte ich es eigentlich komplett überarbeiten und vor allem neu lackieren (es hat extreme Gebrauchsspuren), aber schlussendlich habe ich mich anderst entschieden. Seht selbst:

Mein Entschluss: da dies offenbar ein "echtes" Reporter-gerät war, welches lange Zeit im rauhen Einsatz beim bayerischen Rundfunk war und keines der üblichen "Wohnzimmerschrank-Geräte" ist, werde ich es so erhalten, wie es ist. Lediglich die zerbrochene Glasscheibe am Deckel habe ich ersetzt (durch eine mit stärkeren Gebrauchsspuren versteht sich ;D).

Weiterhin fällt das kleine genietete Blechschildchen an der Frontseite über dem Synchro-Schriftzug auf. Darauf steht eine Nummer und Bayer. Rundfunk. Bunte Aufkleber sollten scheinbar die Bedienung und Aufnahme mit den Mikros erleichtern. Ansonsten hat das gerät kein Lämpchen eingebaut, sowie etwas modifizierte Potis. Die Grundstellung der Potis ist normal, aber beim Ziehen der Knöpfe reagiert das Gerät anders als meine anderen Synchros oder gar nicht 8|. Muss ich mir nochmal etwas genauer anschauen.


Nun zu meiner Frage: kennt sich vielleicht jemand mit UHERs beim BR aus? Von wann bis wann wurde es verwendet (es ist das spätere Synchro mit dem Guss-Tonkopfträger und an der Hinterseite des Geräts ist ein Kleber mit einem Prüfdatum des RBT (? Rundfunk-betriebstechnik?)vom 16.11.1971 angebracht) und von welchen Bereich beim BR? Zumal es ja Mono-Vollspur ist.

P.S. Der Deckel sieht in diesem Licht etwas unpassend aus, ist aber das Original. Durch das Licht bei mir in der Werkstatt sieht das etwas komisch aus.


Falls die Bilder nicht da sind...sie hängen im Anhang.


Grüße
Andreas


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Festina lente!

Motto der SN-Sammler: Irgendwann haben wir sie alle...
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#2
Hallo Andreas!

Vorab:
Mit dem BR und seinen verwendeten Bandgeräten kenne ich mich, als Nordlicht, nicht aus.
Deine Fragen müssen andere, weiter südlich wohnende Tonbandler beantworten.
---
Dein Entschluß, dem BR-1200 die Patina zu erhalten, ist m. E. ein weiser Entschluß. Eine
Restauration würde dem Gerät seine Authentizität nehmen.
Ich besitze ein 1200 Synchro vom ZDF, welches nicht ganz so viele Kampfspuren aufweist.
Lediglich die Spuren ausgelaufener Batterien habe ich neutralisiert und ausgebessert. Es müßte
aus dem gleichen Zeitraum stammen, wie Dein BR-1200. Denn es hat ebenfalls die schwarzrote
Eloxierung. Bei späteren 1200 Synchro ist die Eloxierung in sattem Schwarz ausgeführt.

Übrigens, die 1200 Synchro´s gab es nur mit Metall-Kopfträger. Beim 1000 Pilot gab es anfangs
noch die Plastikabdeckung (SN 111 1xxxx). M. W. haben alle 1000 Neo-Pilot B (SN 111 3xxxx) den
Metall-Kopfträger. Beim Zwischenmodell 1000 Neo-Pilot (SN 111 2xxxx) bin ich mir nicht sicher,
denn das fehlt mir noch.

Die Report-Vollspurmodellen wurden oft individuell an spezifische Anforderungen angepaßt. Darum
gibt es so viele modifizierte Geräte. Leider ist meist die (wenn es sie überhaupt gab) spezielle Doku-
mentation (BDA/Schaltplan) im Laufe der Jahre "verdunstet". Das macht es schwerer, die Sonder-
funktionen zu ergründen. Vielleicht hilft da nur anhand der Leiterplatten und der Verdrahtung die
Schaltung mühsam von Hand aufzuzeichnen, um so die Spezialfunktionen zu ergründen.

Gruß
Wolfgang
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#3
Hallo Wolfgang,
danke für die Antwort ;D
ich dachte es gab ein Synchro mit Kunststoff-Tonkopfabdeckung, aber wahrscheinlich war es doch ein 1000 Pilot. Hat das ZDF-Gerät auch eine Markierung (Blechschildchen oder ähnliches) oder ist es nur wissentlich vom ZDF?
Zum Thema ausgelaufene Batterie: wie bekomme ich die Batterie-Rückstände vom Bodendeckel ab, ich habe dieses Problem bei einem 4000-S. Im Inneren ist soweit alles sauber, verätzte Teile hab ich ersetzt, aber der Deckel ist ziehmlich zerfressen. Ich kann evtl. auch noch ein Bild davon machen. Was verwendest Du zum Reinigen? Ist das Speichenrad deines 1200 auch relativ laut? Kann es sein, dass die 1000-Serie davon besonders betroffen ist?

Grüße,
Andreas
Festina lente!

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#4
UHER-Report-Fan,'index.php?page=Thread&postID=159864#post159864 schrieb:Nun zu meiner Frage: kennt sich vielleicht jemand mit UHERs beim BR aus? Von wann bis wann wurde es verwendet (es ist das spätere Synchro mit dem Guss-Tonkopfträger und an der Hinterseite des Geräts ist ein Kleber mit einem Prüfdatum des RBT (? Rundfunk-betriebstechnik?)vom 16.11.1971 angebracht) und von welchen Bereich beim BR? Zumal es ja Mono-Vollspur ist.
Hallo Andreas,

immerhin einen Hinweis auf den November 1971 hast Du finden können. Zu dieser Zeit war der UKW-Hörfunk in Deutschland noch nicht flächendeckend in stereo verfügbar, das Sendernetz war auch noch nicht so weit ausgebaut, wie es jetzt im Jahr 2013 der Fall ist. Es gab also deutlich weniger Sender, als heute. Viele waren Anfang der Siebziger Jahre noch nicht stereotüchtig. Die Senderkette von Bayern 1 hatte im Jahr 1972 gerade nur sieben Stereo-Sender, der Rest war mono. Bayern 2 hatte deutlich mehr stereotüchtige Sender, insgesamt 15 Stück.

Die junge Welle Bayern 3 ging erst am 1. April 1971 auf Sendung und sämtliche Sender waren im Jahr 1972 noch in Mono. Anfangs wurde eine Art Testprogramm ausgestrahlt, meistens hat es aus unmoderierten Musikstrecken bestanden oder es wurden Sendungen vom 1. oder 2. Hörfunkprogramm übernommen, am späten Nachmittag liefen die Gastarbeiterprogramme. Unwahrscheinlich, dass man Reporter-Geräte für Bayern 3 benötigte.

So wird dein Report für Programminhalte von Bayern 1 oder Bayern 2 verwendet worden sein. Die starken Gebrauchsspuren lassen auf Einsätze unterwegs schließen. Aber recht viel mehr wird man nach über 40 Jahren kaum noch sagen können, das wäre reine Spekulation.

Gruß,
Manuel
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#5
Also ich denke, mit der Verbreitung von Stereo im Radio hat es nichts zu tun, dass die Reportgeräte in mono waren. Schließlich werden ja batteriebetriebene Geräte eingesetzt für Interviews und nicht etwa dafür, eine Musikdarbietung in Stereo mitzuschneiden oder im Wald ein Hörspiel zu produzieren. Und bei dieser Anwendung ist stereo überflüssig.
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#6
Hallo Andreas!

Ausgelaufene Trockenbatterien hinterlassen alkalische Rückstände.
Die habe ich mit einer stark verdünnten Säure (Essig) so gut es geht neu-
tralisiert.
Wenn man nur das lose Zeugs abkratzt, grundiert und dann überlackiert,
blüht es im Untergrund munter weiter. Das gilt es zu verhindern. Weil der
PH-Wert unbekannt ist, muß man die Neutralisationsflüssigkeit auf gut Glück
mischen. Zu sauer darf´s auch nicht sein, denn das tut dem Zinkdruckguß
ebenso wenig gut.
Zum Abschluß noch so gut als möglich mit klarem Wasser abspülen/abtupfen.
Sparsam aber ausreichend. Hinterher kritisch in jeden Winkel schauen (ggf.
Zahnarztspiegel verwenden), ob nicht Flüssigkeit an kritsche Stellen gelangt
ist und gut trockenen. Am besten über Nacht stehen lassen, damit auch
jede Feuchtigkeit ganz sicher weg ist.

Es gibt bestimmt andere (bessere?) Methoden, das "Auslaufmodell" zu reinigen.
Vorschläge sind willkommen.
---
Ja, dieses 1200er hat eine eingravierte ZDF-Kennung im Deckel. Außerdem habe
ich es auf Bildern mit dem ZDF-Korrespondenten gesehen, von dem ich es persön-
lich abgeholt habe. Bespielte Bänder im orginal "ZDF-Kleid" gab´s auch dazu. Der
ZDF-Mitarbeiter erzählte mir, daß er seinerzeit in Vietnam mit Peter Scholl-Latour
als einer der letzten Journalisten per Hubschrauber ausgeflogen wurde. Zwei Mal
habe ich ihn noch besucht, um Geschichten rund um das Synchro zu erfahren. Un-
glaublich, was der Mann in >30 Jahren bei Funk und Fernsehen erlebt hat. Leider
konnte ich ihn nicht dazu bewegen, ein Buch über seine Korrespondentenzeit zu
verfassen. Nicht einmal, daß ich ihm anbot, mit "seinem" 1200er alles aufzuzeich-
nen und hinerher in Textform zu gießen, hat ihn erweichen können. Schade! So
entgeht der Nachwelt ein spannendes und authentisches Reporterleben.

   


Aus den Erzählungen habe ich erfahren, daß die Vollspur-Report´s (Nagra´s und Stellavox´e)
für Interviews und Sprachreportagen eingesetzt wurden. Da ist ausschließlich MONO angesagt.
STEREO macht keinen Sinn - selbst bei "doppelzüngigen" Rednern. Es nun mal nur EIN Mund,
und der spricht MONO. Dem Gesamtbericht, der durchaus in Stereo sein konnte, wurde die
Mono-Sprach-Spur (ggf. auch mehrere) beigemischt.

Darum ist es egal, ab der Rundfunksender/-Fernsehsender in MONO ode STEREO ausgestrahlt hat.
Verwendung fanden die Vollspur-Aufzeichungen unabhängig davon bei beiden Sendearten.

Da könnte man die Frage stellen, warum das 1200er zwei Mikro-Eingänge hat, wenn doch "nur" MONO?
M. E. erleichterten 2 Mikro´s ein Interview, da nicht immer mit dem Mikro "herumgewedelt" werden
mußte, um den jeweiligen Redner aufzunehmen. Redner und Interviewer hatten gleichermaßen ein
Mikro für sich. Ohne Tücken war dies aber auch nicht. Um "Wortsalat" zu vermeiden, war strikte
Rededisziplin angesagt. Durcheinanderreden verboten! Sonst war die Aufzeichnung kaum zu verwenden
und der Toningenieur raufte sich die (inzwischen ergrauten) Haare...

Grüße
Wolfgang
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#7
Hallo Andreas!

Nachtrag zum Capstanrad (Speichenrad):

Nein, laute Capstanräder kenne ich nur von der IC- und der MONITOR-Baureihe.
Da waren sie "ab Werk" verbaut. Ebenso, wie die linken Bandteller mit "Einreiß-Garantie".
Wobei zum Schluß Bandteller Verwendung fanden, in denen der eingegossene Stahlring
fehlt. Die halten praktisch "ewig".

In den Militär-Report´s waren m. W. Capstanräder mit extra dicker Gummiauflage verbaut.
Wenn man trotzdem dort vereinzelt Capstanräder mit dünner Gummiauflage findet, liegt
das u. U. daran, daß dieses Bauteil einmal ersetzt wurde. Und die Ersatz-Capstanräder
waren m. W. NICHT dick gummiert. So kam der Schrott durch die Hintertür...

Gruß
Wolfgang
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#8
RF-Musiker,'index.php?page=Thread&postID=159899#post159899 schrieb:Also ich denke, mit der Verbreitung von Stereo im Radio hat es nichts zu tun, dass die Reportgeräte in mono waren. Schließlich werden ja batteriebetriebene Geräte eingesetzt für Interviews und nicht etwa dafür, eine Musikdarbietung in Stereo mitzuschneiden oder im Wald ein Hörspiel zu produzieren. Und bei dieser Anwendung ist stereo überflüssig.
Völlig richtig.
Wobei heutzutage auch Interviews in stereo aufgenommen werden, was früher eben nicht üblich war, weil man Wortsendungen monophon ausstrahlte. In den Sechziger Jahren sind auch Hörspiele oft noch in mono produziert worden. Insofern wäre heutzutage ein Mono-Tonbandgerät nicht mehr interessant, früher jedoch war es ausreichend für Sprachaufnahmen im mobilen Einsatz.

Es ist schon wichtig zu wissen, wie Hörfunk damals stattfand, um sich den Einsatz von Tonbandgeräten im Rundfunk im Nachhinein besser vorstellen zu können. Nicht, dass jemand als Nicht-Zeitzeuge womöglich glaubt, früher hätte es auch schon vier Programme gegeben, die 24 Stunden am Tag in stereo gesendet hätten und dass alle UKW-Sender bereits stereotüchtig gewesen wären. Darum habe ich etwas weiter ausgeholt.
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#9
Andi,
Stichwort Aufnahmequalität
Da ist Vollspur mit 19 cm/sec einfach besser als die bereits auf dem Markt gewesenen 4000/S/L usw. Auch die inwendige Technik ist ja anders, inbsondere die Übertrager ins Telefonnetz. Die Geräte sind wohl als Antwort auf die Stellas und Nagras von UHER nach Pflichtenheft der Sendeanstalten entwickelt worden.
Aber wem sage ich das, Du hast ja mehrere.

Gruß
Frank
Tagesfavorit:
Pink Floyd - One Of These Days

Besser von vielem nichts zu wissen, als vorzugeben von allem was zu wissen.
Ich bin lernfähig aber nicht belehrbar.
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#10
Hi,
und danke für die vielen Antworten.
An der Tonqualität ist nichts zu meckern ;D, das C-38 muss auch eine beachtliche Qualität erreicht haben.

Grüße
Andreas
Festina lente!

Motto der SN-Sammler: Irgendwann haben wir sie alle...
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#11
Dieses Gerät wurde auch in Ost-Deutschland eingesetzt bei der DEFA (Deutsche –Film-Aktien-Gesellschaft), als Pilottongerät, bei 35 mm-Film Dreharbeiten (Spielfilm, Doku….) Schönes Teil, bewahre es gut auf! Das Ding hat bestimmt Anselm geprüft grins…sonst würde es nicht mehr gehen. Big Grin Gruß, Holger
Jede Tonbandmaschine ist ein kleines Wunder!

Maschinen:Telefunken M -15 A, und M-20.... 1 X Philips 4420... Uher Report 4000-L ,(Mono)
Uher- Royal -de Luxe . .. Philips N-4422 .. Akai GX 600 DB... und das Abenteuer geht weiter
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