06.02.2017, 17:43
Hallo!
Vorab eine eher rethorische Frage:
"Wie bekloppt muß man eigentlich sein, ein optisch verwanztes, technisch eine Wundertüte,
UHER Report für einen ordentlichen Batzen Geld zu ersteigern? Ausgang des Abenteuers un-
gewiß."
Die Antwort lieferte mir der Badezimmerspiegel...
-----
Die Geschichte begann, wie bei der Mehrzahl meiner Report-Käufe, mit der täglichen Durchsicht
einer bekannte Auktionsplattform. "Aha, bei den Neu-Auktionen sind gleich mehrere graue
4000 Report (also aus der Anfangsproduktion 1961/1962)", registrierte ich verwundert. Ziemlich
ungewöhnlich...
Als Besitzer dreier grauen 4000 (inkl. des bis dato frühesten bekannten Report - 138 222) war
mein Kaufinteresse gering. Eines der grauen 4000 weckte dann doch mein gesteigertes Inter-
esse. Ich fragte, was sonst nicht meine Art ist, den VK höflich an, ob die SN < oder > 138 222
sei. Die freundliche, überraschende Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Überraschend
deshalb, weil ich nicht de Erste war, der angefragt hatte. Kurz darauf war die angefragte SN
in der Auktion zu erfahren. Tatsächlich ist das graue 4000 mehr als 80 Einheiten älter (Genau
85 Einheiten -> 138 137). Schlagartig war mein "HW-Faktor" in die Höhe geschnellt. Daß das
4000 in ziemlich schlechten Zustand (in Wort und Bild) daher kam, blendete ich natürlich aus.
"Das wird schon", so meine Gedanken. Eine ziemlich optimistische Einschätzung. Davon später
mehr...
Lange Rede, kurzer Sinn - ich hab´s dann aus der Bucht gefischt, und dem Moment entgegenge-
fiebert, wo ich es in den Händen halte. Der kam auch nach wenigen Tagen. Meine Euphorie
bekam allerdings recht schnell einen großen Dämpfer. Äußerlich mit ordentlichen Kampf-
spuren vergangener Jahrzehnte und Falschteilen versehen, war das 4000 ein "Ritter der
traurigen Gestalt".
Anm.:
Beschreibung und Bilder eines Gerätes sind eine Sache. Das Gerät physisch in Augenschein
zu nehmen, ein ganz Andere!
"Ach du meine Güte! Vielleicht sieht es innen weniger trostlos aus?" Auf den Kopp mit dem
Report, und den Bodendeckel (immerhin Orginal, wenn auch verzogen) abgenommen. Der
erste Blick (die graugrüne Pappabdeckung fehlt leider) offenbart gleich, daß hier umfang-
reiche Umbaumaßnahmen erfolgt waren. Der Orginalzustand war auch innen Geschichte.
Der zeitgenössische Umbau auf 4000-L Technik (Motor/Steuerung/Endstufe) war durch den
Austausch von Umspulwippe und Capstanrad umfangreicher ausgefallen. Was für den Betrieb
(wenn das 4000 denn liefe) künftig nur von Vorteil sein kann.
Warum das 4000 zwei 4000-L Knöpfe, anstatt der flachen O.-Knöpfe hat, zeige der Blick unter
die Hauptplatine. Jemand hatte die zu den Knöpfen passenden Poti (längere Achse!) an Stelle
der Orginal-Poti eingebaut. Nicht nur, daß er zu faul war, die Achsen einzukürzen. Nein, er
hatte sich auch nicht darum geschert, daß die Poti-Daten falsch für das 4000 sind. Die alten
O.-Knöpfe lagen natürlich nicht dabei. Na prima! Der Knopf des Kulissenschalters war auch
vom 4000-L. Auch hier war der O.-Knopf "verdunstet".
Das Instrument bewegte sich auch keinen Milimeter. Vermutlich, wie so oft, blockiert der
abgefallene Magnet die Mechanik. Und die Beleuchtung blieb auch dunkel.
Die Beschreibung des VK : "Gerät funktioniert nicht." traf leider zu 100% zu (warum stimmt das
bei zugesagten positiven Eigenschaften sehr oft nicht?).
Bis zur Auferstehung von "138 137" war ein weiter Weg zurückzulegen. So mein nüchternes Fazit.
Dann mal los!
Zuerst habe ich den falschen Klappdeckel und die drei falschen Knöpfe abmontiert. Danach wurde
das ganze 4000 von allen anderen Anbauteilen befreit. Bei Begutachtung des Kombikopfes fand ich
ein weiteres Manko. Andruckfilze = Fehlanzeige. Meine Suche nach dem Stück Filz, aus dem ich
die Andruckfilze anfertige, blieb trotz intensiver Suche unauffindbar. Na toll! Ungeduld läßt grüßen.
Einer der nos Andruck-Streifen für die L-Baureihe wurde seiner beiden Filzstückchen beraubt. Die
sitzen jetzt auf den Bronzefedern des 4000.
Der Kombikopf weist den üblichen Abrieb der vergangenen Jahrzehnte auf. Ist aber noch erstaunlich
wenig abgenutzt. Kann bleiben, nur säubern.
Jetzt erst einmal nach den passenden Ersatzteilen in meinem Fundus fahnden. Den gute Klappdeckel
(leider falsche Farbe, weil von einem braunen 4000), die beiden Poti und das Instrument lieferte ein
4000-Teileträger. Den Knopf für den Kulissenschalter bekam ich von Alexander (Alex1) wieder zugeschickt
(nochmals vielen Dank dafür), nachdem ich ihn fälschlicherweise an einem Teileträger beließ, den ich
Alexander kurz zuvor zugesandt hatte.
Die Tausch der falschen Poti und des defekten Instrumentes gegen funktionierende O.-Teile gestaltete
sich, ob der widerspenstigen, brüchigen und (wie so oft) kurz geratenen Verkabelung, zeitraubend
und schwierig (ich hatte mindestens zwei Hände zu wenig, für Fixierung der Kabel und ausreichende
Beleuchtung der Lötstellen). Gut, daß ich die 4000er "138 222" und "138 287" als Vorlage nehmen konnte.
Denn die falschen Poti waren auch falsch angeschlossen (wenn schon, denn schon...). Später ergab die
Funktionsprobe, daß ich alles richtig gemacht hatte. Na ja, fast. Den LS-Aus-Schalter hatte ich verkehrt
herum (LS-Knopf gezogen = LS ein) angelötet. Der Fehler ließ sich schnell beheben.
Die Ursache, warum das 4000 keinen Muckser tat, war schnell gefunden. Der Schaltkontakt, der die
Versorgungsspannung weiterschaltet, wenn ein "Gang eingelegt" wird, war korrodiert und dejustiert.
Nach erfolgreicher Bearbeitung, summte der Motor. Beleuchtung und Batteriekontrolle waren auch OK.
Eines meiner zig-fach abgehörten Kontrollbänder aufgelegt und "play-Taste" gedrückt. Das funktioniert
einwandfrei. Bloß, auch bei voll aufgedrehtem LS-Regler waren dem 4000 keine Töne zu entlocken.
Nanu? Poti doch falsch angeschlossen? Ratlosigkeit macht sich breit. Vielleicht der Knopf falsch mon-
tiert (Achse gezogen)? Nee, reindrücken geht nicht. Dran gewackelt, und dabei den Knopf gezogen.
Ahhh, was für ein GEBRÜLL aus dem Lautsprecher (Fehlerbeschreibung s. o.)! Erleichterung, daß die
Wiedergabe funktioniert. Zumindest prinzipiell. Denn, die Wiedergabe ist untypisch dumpf, und die
Gegenspur ist in Pausen deutlich zu hören. Die Kopfstellung stimmt hinten und vorne nicht. Die Auf-
nahme funktioniert den Umständen entsprechend. Neue Baustelle...
Das Rückspulen schwächelt, trotz "moderner"Umspulwippe. Ursache: Eine fehlende Beilagscheibe
unter dem Bandteller. Das war schnell behoben. Spult nun in beide Richtungen wie es soll.
Positiv zu vermelden ist, daß kein Handlungsbedarf bzgl. Elko-Tausch (oder anderer Bauteile) be-
steht. So brauchen nur die Riemen ausgewechselt werden.
Zum Zeitpunkt dieses Berichtes steht nur noch die Lackierung des Klappdeckels (in Farbe des
Bodendeckels) aus. Das muß warten, bis es draußen warm genug dafür ist.
"SN 138 137" ist auferstanden aus Ruinen. Die Kampfspuren wurden weitgehend so belassen.
Die Umbauten auch. Aber volle Funktionsfähigkeit. Damit bin ich zufrieden.
Wenn ich ein optisch UND technisch orginales graues 4000 Report ansehen/bespielen möchte,
dann greife ich zu "SN 138 222"...
Gruß
Wolfgang
Vorab eine eher rethorische Frage:
"Wie bekloppt muß man eigentlich sein, ein optisch verwanztes, technisch eine Wundertüte,
UHER Report für einen ordentlichen Batzen Geld zu ersteigern? Ausgang des Abenteuers un-
gewiß."
Die Antwort lieferte mir der Badezimmerspiegel...
-----
Die Geschichte begann, wie bei der Mehrzahl meiner Report-Käufe, mit der täglichen Durchsicht
einer bekannte Auktionsplattform. "Aha, bei den Neu-Auktionen sind gleich mehrere graue
4000 Report (also aus der Anfangsproduktion 1961/1962)", registrierte ich verwundert. Ziemlich
ungewöhnlich...
Als Besitzer dreier grauen 4000 (inkl. des bis dato frühesten bekannten Report - 138 222) war
mein Kaufinteresse gering. Eines der grauen 4000 weckte dann doch mein gesteigertes Inter-
esse. Ich fragte, was sonst nicht meine Art ist, den VK höflich an, ob die SN < oder > 138 222
sei. Die freundliche, überraschende Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Überraschend
deshalb, weil ich nicht de Erste war, der angefragt hatte. Kurz darauf war die angefragte SN
in der Auktion zu erfahren. Tatsächlich ist das graue 4000 mehr als 80 Einheiten älter (Genau
85 Einheiten -> 138 137). Schlagartig war mein "HW-Faktor" in die Höhe geschnellt. Daß das
4000 in ziemlich schlechten Zustand (in Wort und Bild) daher kam, blendete ich natürlich aus.
"Das wird schon", so meine Gedanken. Eine ziemlich optimistische Einschätzung. Davon später
mehr...
Lange Rede, kurzer Sinn - ich hab´s dann aus der Bucht gefischt, und dem Moment entgegenge-
fiebert, wo ich es in den Händen halte. Der kam auch nach wenigen Tagen. Meine Euphorie
bekam allerdings recht schnell einen großen Dämpfer. Äußerlich mit ordentlichen Kampf-
spuren vergangener Jahrzehnte und Falschteilen versehen, war das 4000 ein "Ritter der
traurigen Gestalt".
Anm.:
Beschreibung und Bilder eines Gerätes sind eine Sache. Das Gerät physisch in Augenschein
zu nehmen, ein ganz Andere!
"Ach du meine Güte! Vielleicht sieht es innen weniger trostlos aus?" Auf den Kopp mit dem
Report, und den Bodendeckel (immerhin Orginal, wenn auch verzogen) abgenommen. Der
erste Blick (die graugrüne Pappabdeckung fehlt leider) offenbart gleich, daß hier umfang-
reiche Umbaumaßnahmen erfolgt waren. Der Orginalzustand war auch innen Geschichte.
Der zeitgenössische Umbau auf 4000-L Technik (Motor/Steuerung/Endstufe) war durch den
Austausch von Umspulwippe und Capstanrad umfangreicher ausgefallen. Was für den Betrieb
(wenn das 4000 denn liefe) künftig nur von Vorteil sein kann.
Warum das 4000 zwei 4000-L Knöpfe, anstatt der flachen O.-Knöpfe hat, zeige der Blick unter
die Hauptplatine. Jemand hatte die zu den Knöpfen passenden Poti (längere Achse!) an Stelle
der Orginal-Poti eingebaut. Nicht nur, daß er zu faul war, die Achsen einzukürzen. Nein, er
hatte sich auch nicht darum geschert, daß die Poti-Daten falsch für das 4000 sind. Die alten
O.-Knöpfe lagen natürlich nicht dabei. Na prima! Der Knopf des Kulissenschalters war auch
vom 4000-L. Auch hier war der O.-Knopf "verdunstet".
Das Instrument bewegte sich auch keinen Milimeter. Vermutlich, wie so oft, blockiert der
abgefallene Magnet die Mechanik. Und die Beleuchtung blieb auch dunkel.
Die Beschreibung des VK : "Gerät funktioniert nicht." traf leider zu 100% zu (warum stimmt das
bei zugesagten positiven Eigenschaften sehr oft nicht?).
Bis zur Auferstehung von "138 137" war ein weiter Weg zurückzulegen. So mein nüchternes Fazit.
Dann mal los!
Zuerst habe ich den falschen Klappdeckel und die drei falschen Knöpfe abmontiert. Danach wurde
das ganze 4000 von allen anderen Anbauteilen befreit. Bei Begutachtung des Kombikopfes fand ich
ein weiteres Manko. Andruckfilze = Fehlanzeige. Meine Suche nach dem Stück Filz, aus dem ich
die Andruckfilze anfertige, blieb trotz intensiver Suche unauffindbar. Na toll! Ungeduld läßt grüßen.
Einer der nos Andruck-Streifen für die L-Baureihe wurde seiner beiden Filzstückchen beraubt. Die
sitzen jetzt auf den Bronzefedern des 4000.
Der Kombikopf weist den üblichen Abrieb der vergangenen Jahrzehnte auf. Ist aber noch erstaunlich
wenig abgenutzt. Kann bleiben, nur säubern.
Jetzt erst einmal nach den passenden Ersatzteilen in meinem Fundus fahnden. Den gute Klappdeckel
(leider falsche Farbe, weil von einem braunen 4000), die beiden Poti und das Instrument lieferte ein
4000-Teileträger. Den Knopf für den Kulissenschalter bekam ich von Alexander (Alex1) wieder zugeschickt
(nochmals vielen Dank dafür), nachdem ich ihn fälschlicherweise an einem Teileträger beließ, den ich
Alexander kurz zuvor zugesandt hatte.
Die Tausch der falschen Poti und des defekten Instrumentes gegen funktionierende O.-Teile gestaltete
sich, ob der widerspenstigen, brüchigen und (wie so oft) kurz geratenen Verkabelung, zeitraubend
und schwierig (ich hatte mindestens zwei Hände zu wenig, für Fixierung der Kabel und ausreichende
Beleuchtung der Lötstellen). Gut, daß ich die 4000er "138 222" und "138 287" als Vorlage nehmen konnte.
Denn die falschen Poti waren auch falsch angeschlossen (wenn schon, denn schon...). Später ergab die
Funktionsprobe, daß ich alles richtig gemacht hatte. Na ja, fast. Den LS-Aus-Schalter hatte ich verkehrt
herum (LS-Knopf gezogen = LS ein) angelötet. Der Fehler ließ sich schnell beheben.
Die Ursache, warum das 4000 keinen Muckser tat, war schnell gefunden. Der Schaltkontakt, der die
Versorgungsspannung weiterschaltet, wenn ein "Gang eingelegt" wird, war korrodiert und dejustiert.
Nach erfolgreicher Bearbeitung, summte der Motor. Beleuchtung und Batteriekontrolle waren auch OK.
Eines meiner zig-fach abgehörten Kontrollbänder aufgelegt und "play-Taste" gedrückt. Das funktioniert
einwandfrei. Bloß, auch bei voll aufgedrehtem LS-Regler waren dem 4000 keine Töne zu entlocken.
Nanu? Poti doch falsch angeschlossen? Ratlosigkeit macht sich breit. Vielleicht der Knopf falsch mon-
tiert (Achse gezogen)? Nee, reindrücken geht nicht. Dran gewackelt, und dabei den Knopf gezogen.
Ahhh, was für ein GEBRÜLL aus dem Lautsprecher (Fehlerbeschreibung s. o.)! Erleichterung, daß die
Wiedergabe funktioniert. Zumindest prinzipiell. Denn, die Wiedergabe ist untypisch dumpf, und die
Gegenspur ist in Pausen deutlich zu hören. Die Kopfstellung stimmt hinten und vorne nicht. Die Auf-
nahme funktioniert den Umständen entsprechend. Neue Baustelle...
Das Rückspulen schwächelt, trotz "moderner"Umspulwippe. Ursache: Eine fehlende Beilagscheibe
unter dem Bandteller. Das war schnell behoben. Spult nun in beide Richtungen wie es soll.
Positiv zu vermelden ist, daß kein Handlungsbedarf bzgl. Elko-Tausch (oder anderer Bauteile) be-
steht. So brauchen nur die Riemen ausgewechselt werden.
Zum Zeitpunkt dieses Berichtes steht nur noch die Lackierung des Klappdeckels (in Farbe des
Bodendeckels) aus. Das muß warten, bis es draußen warm genug dafür ist.
"SN 138 137" ist auferstanden aus Ruinen. Die Kampfspuren wurden weitgehend so belassen.
Die Umbauten auch. Aber volle Funktionsfähigkeit. Damit bin ich zufrieden.
Wenn ich ein optisch UND technisch orginales graues 4000 Report ansehen/bespielen möchte,
dann greife ich zu "SN 138 222"...
Gruß
Wolfgang