03.05.2016, 09:27
Liebe Bandmaschinen-Freunde,
ich erlaube mir, ein paar persönliche Gedanken ins Forum zu schreiben - wohin sollte ich sonst damit? In der Süddeutschen Zeitung sind tagtäglich mehrere Dutzend Bestattungen aufgelistet, die am Erscheinungstag in München und der näheren Umgebung stattfinden. An oberster Stelle sprang mir heute der Name Adolf E., Feinmechaniker, 88 Jahre, ins Auge. Der Familienname in Kombination mit dem Beruf macht es unwahrscheinlich, dass es sich nicht um einen ehemaligen UHER-Kollegen handelt. 15 Jahre älter als ich könnte sein; sein Alter war schwer zu schätzen.
Adolf E. war "mechanischer Reparateur" in der Fertigung des Report und ab meiner Zeit als Fertigungsleiter mir unterstellt. Er war "ewig" bei der Firma, möglicherweise tatsächlich schon vor mir eingetreten; er war bescheiden und freundlich, vom Typ her eher Knecht auf einem Bauernhof denn Feinmechaniker, aber er machte seine Arbeit gut, er war zuverlässig und er fehlte so gut wie nie, Urlaube ausgenommen. Nur einmal brach er sich ein Bein und war deshalb längere Zeit krankgeschrieben.
Das war unseligerweise während des drastischen Personalabbaus bei UHER. Wir Vorgesetzten hatten klare Anweisungen, nach welchen Kriterien wir die zu Kündigenden auszuwählen hatten. Schlechte Leistungen standen an oberster Stelle, hohe Fehlzeiten waren der nächste Grund, auf die schwarze Liste gesetzt zu werden. Adolf E., diesbezüglich großes Vorbild gewesen, landete auch darauf. Meine Fürsprache unter Hinweis auf E.s tadellose Vergangenheit und darauf, dass ein Beinbruch auf keinen schlechten Gesundheitszustand schließen lässt, waren vergeblich.
Es hat mich damals sehr belastet, die blauen Briefe aushändigen zu müssen, auch denen gegenüber, die sie eher "verdient" hatten. Wir hatten ja lange zusammengearbeitet, und von so manchen Mitarbeitern wusste ich auch um private Probleme. Adolf E.s Kündigung ging mir besonders zu Herzen. Er war nicht der Typ, der relativ leicht eine andere Arbeit finden würde. Ich habe ihn aus den Augen verloren. Immerhin wurde er 88 Jahre alt.
Nun widme ich ihm wenigstens hier ein paar Erinnerungszeilen, in der Hoffnung, dass sein weiterer Lebensweg einigermaßen eben verlief. Und dass er nun vielleicht von seiner "Wolke" aus lesen kann, was sein früherer Boss damals über ihn dachte, ihm aber nicht sagen konnte. Ruhen Sie in Frieden, Adolf E.
Anselm Rapp
ich erlaube mir, ein paar persönliche Gedanken ins Forum zu schreiben - wohin sollte ich sonst damit? In der Süddeutschen Zeitung sind tagtäglich mehrere Dutzend Bestattungen aufgelistet, die am Erscheinungstag in München und der näheren Umgebung stattfinden. An oberster Stelle sprang mir heute der Name Adolf E., Feinmechaniker, 88 Jahre, ins Auge. Der Familienname in Kombination mit dem Beruf macht es unwahrscheinlich, dass es sich nicht um einen ehemaligen UHER-Kollegen handelt. 15 Jahre älter als ich könnte sein; sein Alter war schwer zu schätzen.
Adolf E. war "mechanischer Reparateur" in der Fertigung des Report und ab meiner Zeit als Fertigungsleiter mir unterstellt. Er war "ewig" bei der Firma, möglicherweise tatsächlich schon vor mir eingetreten; er war bescheiden und freundlich, vom Typ her eher Knecht auf einem Bauernhof denn Feinmechaniker, aber er machte seine Arbeit gut, er war zuverlässig und er fehlte so gut wie nie, Urlaube ausgenommen. Nur einmal brach er sich ein Bein und war deshalb längere Zeit krankgeschrieben.
Das war unseligerweise während des drastischen Personalabbaus bei UHER. Wir Vorgesetzten hatten klare Anweisungen, nach welchen Kriterien wir die zu Kündigenden auszuwählen hatten. Schlechte Leistungen standen an oberster Stelle, hohe Fehlzeiten waren der nächste Grund, auf die schwarze Liste gesetzt zu werden. Adolf E., diesbezüglich großes Vorbild gewesen, landete auch darauf. Meine Fürsprache unter Hinweis auf E.s tadellose Vergangenheit und darauf, dass ein Beinbruch auf keinen schlechten Gesundheitszustand schließen lässt, waren vergeblich.
Es hat mich damals sehr belastet, die blauen Briefe aushändigen zu müssen, auch denen gegenüber, die sie eher "verdient" hatten. Wir hatten ja lange zusammengearbeitet, und von so manchen Mitarbeitern wusste ich auch um private Probleme. Adolf E.s Kündigung ging mir besonders zu Herzen. Er war nicht der Typ, der relativ leicht eine andere Arbeit finden würde. Ich habe ihn aus den Augen verloren. Immerhin wurde er 88 Jahre alt.
Nun widme ich ihm wenigstens hier ein paar Erinnerungszeilen, in der Hoffnung, dass sein weiterer Lebensweg einigermaßen eben verlief. Und dass er nun vielleicht von seiner "Wolke" aus lesen kann, was sein früherer Boss damals über ihn dachte, ihm aber nicht sagen konnte. Ruhen Sie in Frieden, Adolf E.
Anselm Rapp
Früher war mehr UHER. Meine UHER-Erinnerungen