Varispeed Mod?
#1
Hallo Leute,

ich weiß, es gab schon mal einen Thread über das Thema Varispeed, aber meine Frage, die ich hätte, konnte ich noch nicht so im Detail beantworten.

Da es für die Tonbandtrickkiste eigentlich ganz schön wäre, eine stufenlose Bandgeschwindigkeitsregelung zur Hand zu haben, stelle ich mir die Frage, wie das durch Modifizierung im Gerät möglich wäre. Ich habe in einem Post hier (finde ihn jetzt nicht mehr) gesehen, dass es mal eine Sonderanfertigung gab?!
Wie ist so was technisch machbar, bzw. ist es für einen E-Technik-Schlumpf wie mich möglich, das selbst an einer, entweder Revox A77 MKIV oder einem Magnetophon 98, einzubauen?

Ich tendiere da natürlich eher zur Revox, da ich das Magnetophon eher in unverbasteltem Zustand lassen würde und die A77 halt das modernere Maschinchen ist.

Ist das ein aufwendiges Unterfangen, ich meine, ich hab' nen Lötkolben, Geduld und weiß, was ein Kondensator und ein Widerstand macht, aber hat da jemand schon mal Ähnliches unternommen?

Danke fürs Lesen und (hoffentlich) Antworten, sonnige Grüsse, Alex
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#2
Lieber Alex,

jede "x77" mit IC-Tonmotorsteuerung kann unter Zubau eines Potentiometers (25 kOhm, lin), zweier Widerstände 1/4W (ca. 220 und 2k7 Ohm) und und eines Schalters zur "Varispeed"-Anlage umgestaltet werden. Spätere Versionen der B77 verfügen bereits über eine Varispeedeinrichtung minimal erhöhten Aufwandes.

Mit der A77-Simpelvarispeedeinrichtung kann allerdings ohne weitere Maßnahmen keine doppelte Bandgeschwindigkeit erreicht werden, außerdem nehmen im untersten Regelbereich die Gleichlaufschwankungen nicht unerheblich zu. Ähnliches gilt auch für den obersten Drehzahlbereich, weil bei dessen Erreichen der Rotor des Motors angehoben wird, und dann die motorinternen Lager mit ungünstiger interner Reibung betrieben werden.

Die A77/IV besitzt auf der Tonmotorregelungsplatine zum Behufe eines elektrischen Zugriffs auf das Timer-IC NE555 bereits drei Anschlusspunkte (Lötaugen ohne Kontaktstifte), die lediglich gefunden werden wollen. Der Anschluss für die Steuergleichspannung am NE555 ist dazu von dessen Pin 5 bereits im Platinenlayout abgeführt und in der Schaltzeichnung des 1.077.724 als "Control Voltage" bezeichnet.

Hans-Joachim
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#3
Hey vielen Dank!

nur zum Verständnis: Du meinst mit "keine doppelte Bandgeschwindigkeit" der Varispeed-Konstruktion, dass man mit dem Drehpoti nicht unbedingt von 9,5 auf 19 cm/s hochschaukeln sollte, sehe ich das richtig?

Ich will ja nur in den sowieso vorgegebenen Grenzen bleiben, bzw. kann es ja auch wahrscheinlich nur.
Ich will das halt zum Pitch-Bending benutzen.

Nun noch mal eine dämliche Frage; ich komm' elektrotechnisch noch 'n bißchen ausm Mustopf, die Widerstände kommen hinter den Schalter?
Es scheint ja nicht all zu kompliziert zu sein, nach den Komponenten zu urteilen...

Ich schmeiß' mal Google an und such' die Schematics.

Dank, Alex
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#4
´
...ohne langes googlen kommst Du hier zum Ziel:

ftp://ftp.studer.ch/Public/Products/Revo...7/Manuals/
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#5
Siehe zum Thema auch hier:

http://rfm-plus.foren-city.de/topic,1013...eiten.html

Gruß aus Athen
Hajo
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#6
Lieber Alex,

Franks Hinweis trifft ins Schwarze, solange in der Schweiz noch etwas anzutreffen ist.
Demnach: Je eher dabei, umso eher davon, ehe zu London oder Washington das Regensdorfer Finale angepfiffen wird, das Peter Holenstein schon 1997 vorhergesagt hatte. Die 78 MB des Downloads sind es generell und im Speziellen auch für deinen Fall wert, weil auf S. 73 der auf dem Regensdorfer Server lagernden, englischsprachigen A77-Serviceanleitung der einzige, mir bekannt gewordene Bestückungsplan der A77-Timer-IC-Tonmotorsteuerung zu haben ist. Dort findest du dann auch die von mir angesprochenen Lötaugen eingezeichnet:

Das 25-kOhm-Pot mit den Vorwiderständen an jedem Ende der Kohlebahn (mindestens 220 Ohm auf der langsamen und mindestens 2k7 auf der schnellen Seite) wird schleiferseitig an dasjenige Platinenlötauge angeschlossen, das zum Pin 5 des Timer-ICs führt. Der Kohlebahnvorwiderstand der 'langsamen Potentiometerseite' (220 Ohm oder wohl besser etwas größer) kommt an das Lötauge, das mit der positiven Seite der NE-555-Betriebsspannung verbunden ist (Pins 4 und 8), die schnelle Potseite wird mit jenem Lötauge verbunden, das an die 0V- bzw. Massebelegung führt (Pin 1 des NE 555).

Die Aufgabe des Ein-Ausschalters besteht lediglich darin, die Verbindung des Schleifers zum "Control-Voltage"-Eingang des Timers herzustellen oder aufzutrennen. Dies kann mit einem kleinen, aber möglichst hochwertigen Schalter geschehen, weil keine Lesitungen geschaltet werden müssen. Hochwertigkeit ist anzuraten, da eine oxidbedingt zufällige Öffnung eine Aufnahme ruinieren wird. In meiner vor Jahrzehnten erfolgreich umgerüsteten A77 tut da ein etwas größerer Druckschalter von Schadow (bitte nicht "Shadow", denn des Firmengründers Familie kam nicht aus dem Schatten, sondern aus dem wendischen Sprachraum, der Berlin bekanntlich umgibt) Dienst, bei dem ich -notorisch vorsichtig- zur Kontaktsicherung beide Kontaktebenen parallel geschaltet habe.

Dass an der Tonmotorregelungsplatine der 'x'77 gesundheitgefährdende Spannungen (130-150 V) anliegen können, weißt du. Welche Anforderungen damit an deine fachliche Kompetenz gestellt werden, hoffentlich auch, selbst wenn Studer die bekannte Sicherheitseinrichtung zur Spannungsfreischaltung des gesamten Gerätes vorgesehen hat, die dem Bandgerät elektrische Totalruhe immer dann verordnet, sobald das Chassis aus dem Koffer gehoben wird. Diese Schalteinrichtung ist bei meinen A77ORF allerdings schon in historischer Zeit (von mir und wissend warum) ersatzlos entfernt worden. Auf diesen Trichter dürfte aber nicht nur ich gekommen sein, weil es dafür Gründe gab, derer man lediglich gewahr werden musste.

Daher: VORSICHT.

Solltest du durch meine obigen Anweisungen anhand der A77-Schaltung und des Bestückungsplanes zum 1.077.724 nicht restlos durchpeilen, frage lieber ein weiteres Mal nach oder besprich dich mit einem kundigen Techniker deines Vertrauens, der bitte seinerseits ohne Spoekenkiekerei durchkommen möge. Andernfalls dräut potenzielle Gefahr für auf jeden Fall irgendjemanden: Für dich, den Spoekenkieker oder die Löffingerin.

Zu den elektrophysikalischen Gründen, warum bestimmte Drehzahlgrößenordnungen mit der magnetischen Umlaufgeschwindigkeitsabnahme bei A77 nebst Nachfolgern und Geschwistern nicht überschritten werden können, wäre zwar allerhand zu sagen, was zentral in die analog-magnetische Technik auch der Aufzeichnung führen würde ("Omegagang"); ich lasse das aber.

Hans-Joachim
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