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Schlitz oder unten offen? - Druckversion

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- highlander - 07.09.2004

Ist es eine Glaubensfrage oder gibt es Argumente? Was mich derzeit beschäftigt sind die beiden Tonkopfabdeckphilosophien: vor allem die Japaner lassen den unteren Teil der Verkleidung weg, man sieht die Andruckrolle - meistens spielt diese eh rechts außen - und die Tonköpfe liegen frei.

Dann der vor allem bei den Europäern beliebte Schlitz, in dem das Band verschwindet.

Kann man das Band bei den 'unten offenen' Modellen tatsächlich besser einlegen? Ist es sinnvoll, die Tonköpfe 'schutzlos' zu belassen? Der eine mag keinen Bandstaub im Gerät, der andere mag ihn nicht auf dem Teppichboden. Wie steht ihr dazu?


- Frank - 07.09.2004

.
Als Freund einer unbedeutenden Schweizer Marke habe ich mich sowohl mit einer Klappe, die zum Band einlegen geöffnet wird als auch mit freiliegenden Köpfen arrangiert. Bei letztgenannter Anordnung ist das markieren / schneiden einfacher.



Frank ( darklab )

PS, in der gleichen Richtung liegend: Welchen Vorteil haben oben / hinten offene Köpfe oder wie kam es dazu? (zur deutschen Schichtlage)

F.


- Michael Franz - 07.09.2004

Erstens liegt doch das Gerät, wie soll da BAndabrieb auf den Teppich fallen?
Zweitens ist ein bisschen Abrieb auf dem Teppichboden egal, das Gerät kann also auch stehen.
Drittens habe ich gerne freien Blick auf die Tonköpfe, damit ich sehen kann ob sie noch sauber sind. Wenn sie nicht sauber sind, möchte ich freien Zugriff zum Reinigen.

Als Liebhaber der deutsch-schweizer Produkte finde ich den PR99-Aufbau gelungener als den der A/B77. Wenn ich beim Bandeinlegen nicht fummeln will nehme ich die Cassette.


- Michael Franz - 07.09.2004

Wie die deutsche Schichtlage entstanden ist, würde mich auch sehr interessieren. Ebensosehr interessiert mich, wieso dann international gedreht wurde.

War das eine ganz bewusste Festlegung der Tonband-Erfinder oder ist es einfach so geworden, weil die Schichtseite ja irgendwo liegen musste?

Wir haben bereits über den Kopiereffekt diskutiert. Vielleicht war es beim damaligen Stand der Technik wirklich besser, deutsch zu schichten, wenn man z. B. festgelegt hatte, daß der Wickel vorgespult gelagert wird. Aus heutiger Sicht ist das evtl. nicht mehr nötig, weil die verbesserte Technik die Kopierdämpfung ausreichend erhöht hat.

Was sprechen die Historiker?


- ~MichaelB - 07.09.2004

Hallo,

ich bin zwar kein Historiker, aber ich habe eine Erklärung gefunden.

Im Jahre 1933 stellte AEG das "Versuchslaufwerk 1" her. Bei den seinerzeit noch verwendeten Papierbändern und dem Aufbau mit zwei übereinander stehenden (!) Spulen wickelte das Band nur dann sauber, wenn die Schichtseite außen war. Die Bänder tendierten zur Hohlkrümmung, bildeten eine Miniatur-Regenrinne, wobei die Trägerfolie die Innenseite der Krümmung bildete. Das Prinzip wurde beibehalten.

Das Ampex Modell 200 hatte ebenfalls noch "Schicht außen". Ampex lieferte dazu einen Umbausatz, der aus dem Modell 200 das Modell 201 mit "Schicht innen" machte. Der Vorteil ist etwas gedrängterer Aufbau, der Kopfträger rutscht zwischen die beiden Spulen. Das sparte einige Zentimeter Gerätetiefe. AEG folgte auf deutscher Seite etwa 1950 mit dem Gerät "AEG Magnetophon AW 1".

So ganz richtig ist demnach der Ausdruck "internationale Schichtlage" nicht, weil es eben auch international Geräte mit "deutscher Schichtlage" gab. Aber da betreten wir den philosophischen Pfad ... belassen wir es bei den angestammten Definitionen Smile

Gruß
Michael


- Michael Franz - 07.09.2004

Bei Schicht innen / Köpfe innen ergibt sich bei liegender Maschine auch ein guter Blick auf die Köpfe. Sowohl beim Markieren von Schnittstellen als auch beim Reinigen der Köpfe sehe ich hier Vorteile. So dürfte die internationale Schichtlage einfach die praktischere sein, die man eingeführt hat, als die Schicht nicht mehr unbedingt aussen sein musste.


- Frank - 07.09.2004

.
Das ist ja das was mich am Kopf kratzen lässt: Beim Rundfunk, wo bekanntermaßen viel geschnitten wird, muß die deutsche Schichtlage die Cutter doch reihenweise mit Rückenmuskelleiden in den Krankenstand schicken. Ich hatte nie die Notwendigkeit auf einer "deutschen" Schichtlage zu cutten, stelle es mir aber mühselig vor.


Frank ( darklab )


- Michael Franz - 07.09.2004

Mit Stempel und Spiegel kam man offenbar ganz gut zurecht.

Nichts gegen meine Otari, sie ist herrlich, und deshalb muss noch eine her: Mit Schicht innen!


- ~MichaelB - 07.09.2004

Editieren bei deutscher Schichtlage dürfte eine reine Gewöhnung sein. Immerhin kannten die Leute es damals nicht anders.


- highlander - 08.09.2004

Wenn ein großes Unternehmen wie AEG-Tfk auch Jahrzehnte nach der Hohlkrümmung scheinbar ohne Not an einem Prinzip festhält, das lästig und techn. überholt ist, kann ich mir nur vorstellen, das genau hier etwas nicht stimmt. Evtl. bildet sich die Hohlkrümmung immer noch, jedoch nur mikroskopisch nachweisbar und beeinflußt negativ das klangliche Verhalten des Bandes wie dessen Lebensdauer im Hardcore-Betrieb der Sendeanstalten und Studios... ?!?


- Frank - 08.09.2004

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Wohl eher "....dat hammer immer so gemacht" oder aus Rücksicht auf die Archivbestände. Klangliche Auswirkungen hätten Tonstudios auch vermieden, die haben aber immer internationale Schichtlage verwendet.

Die Gerätehersteller haben das geliefert, was die ARD bestellt hat, denn die TFK´s gabe es auch international. Und Studer / Otari haben für die ARD eigens Sondermodelle mit deutscher Schichtlage entwickelt.

Übrigens nennen sich die Sender selbst SendeANSTALT. Ein Schuft, der hier Böses denkt.

Vermutlich dürfte PonoMax hier mehr wissen, denn er hat sicher gute historische Kenntnisse.


Frank ( darklab )


- highlander - 10.09.2004

Das Bandeinlegen gestaltet sich bei beiden Prinzipien gleich: beim Schlitz hat man oft seine liebe Not, weil das Band im Schlitz doch nicht vor dem vorgesehenen Führungsstift landet oder beim Herausziehen, wenn sich das Band am Schlitz verheddert. Beim offenen Bandpfad habe ich immer das Problem, überstehende Bauteile (wie Drehknöpfe) überwinden zu müssen.

Lasse ich alle Geräte, die ich kenne, Revue passieren, sind mir die offenen lieber: zu oft ist der Schlitz minimal, klemmt die Kopfabdeckung bzw. bricht dort leicht eine Halterungsnase ab oder ist durch dieses Konstruktionsprinzip in direkter Nachbarschaft zu der Tonkopfabdeckung alles mit Schaltern und Reglern belegt, so daß selbst bei entfernter Abdeckung ein Reinigen der Köpfe nur schwer möglich ist.

Vielleicht hat das geschlossene Prinzip eine größere Schutzfunktion und ist möglicherweise bei den Geräten für's einfache Volk sogar notwendig. Die offenen Geräte ziehe ich jedoch vor.

Eines aber ärgert mich an meinen offenen: der Bandstaub liegt überall auf und unter dem Gerät (ich betreibe alle Geräte, wo das möglich ist, hochkant) Sad


- snzgl + - 10.09.2004

Schön sind auch solche Geräte, speziell für mich, wo der Bandpfad vorn offen ist und die Andruckrolle in Stop-Stellung versenkt ist. Wenn man dann das Band von der Abwickelspule kommend, an die linke vordere Ecke der Kopfabdeckung führt und an den Köpfen vorbei zur Aufwickelspule, bereitet das Einlegen auch kaum Schwierigkeiten. Besonders unpracktisch finde ich die "Schlitzgeräte", bei denen man die Kopfabdeckung erst garnicht abnehmen kann. (ZK120) Beim Tesla B90 muß sogar das ganze Chassis aus dem Gehäuse ausgebaut werden um den Kopf nachzustellen.


- niels - 10.09.2004

Teac schafft es mit den 2000ern die Vorteile von unten-offen mit hinderlichen Andruckrollen zu kompensieren. Diese Geräte mit Schlitzen wären unbrauchbar...
niels


- 4504 - 10.09.2004

Nachdem ich festellen mußte, daß meine schönen grün/schwarzen BASF-Bänder meine Philips 4504 von innen total versaut haben, habe ich mich für die offene Variante entschieden. Die einfache Zugänglichkeit der Köpfe zwecks Reinigung spielt dabei genau so eine Rolle wie die optische Kontrolle auf Tisch und Boden bezüglich der Qualität des Bandmaterials.

Davon abgesehen obliegt die Pflege der Geräte meiner Hand, Tisch und Boden jedoch putzt der gute Geist des Hauses Smile Smile Smile

Das einlegen des Bandes ist bei dieser Betrachtung außer acht gelassen, beides ist fummelig aber gehört eindeutig zu einer genussvollen Bedienung eines Tonbandgerätes dazu. Des weiteren liegen Köpfe und Andruckrolle/Capstan weiter auseinander und werden somit nicht ganz so verschmutzt. Vorallem wenn Öl im Spiel ist gibts bei der geschlossenen Variante ne schöne Schweinerei.

Senkrechtbetrieb ist hier natürlich vorgegeben.

Thomas


- highlander - 10.09.2004

Zitat:4504 postete
Vorallem wenn Öl im Spiel ist gibts bei der geschlossenen Variante ne schöne Schweinerei.
Ich habe Teppich unterhalb der Tonbandgeräte, da möchte ich Öl lieber in den Maschinen wissen Wink