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Noch mal M85... - Druckversion

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Noch mal M85... - hannoholgi - 14.07.2025

Mein schönes Telefunken M 85 KL musste ich mir noch mal vorknöpfen. Die Endstufe fing immer nach ein paar Minuten Betrieb an zu brummen. Wenn man draufklopfte (wie früher beim alten Fernseher!) oder einmal kurz aus- und einschaltete, war das Brummen weg, um nach fünf oder elf Minuten erneut aufzutreten.

Die Endstufe, die bei der Modellvariante KL eine Gegentaktendstufe mit zwei Röhren plus einer Treiberröhre ist, ist zum Glück als separater Baustein im Gehäuse untergebracht, der über einen Vielfachstecker mit dem Rest des Geräts verbunden ist. Ich hatte vor, alle drei Röhren zu tauschen und die wenigen Elkos zu wechseln.

Das tat ich dann auch, musste aber den Siebelko 50+50 μF erst bestellen. Die Dinger werden von der renommierten Firma Fischer & Tausche immer noch in Deutschland hergestellt, damit Sammler und Restauratoren von Röhrentechnik damit versorgt werden können. Ganz billig sind sie mit rund 20 € natürlich nicht. Diese Doppelkondensatoren, die als Siebglieder in Anodenspannungsversorgungen eingesetzt werden, haben einen fetten zentralen Schraubstutzen und sind für 385 V= ausgelegt.
Ich vermute die Quelle des Gebrummels dort oder bei einer der Röhren.
Von den Endstufenröhren EL95 habe ich mir in der Bucht schon ein ausgemessenes NOS-Pärchen besorgt, die Treiberröhre ECC83 hatte ich noch liegen. Das hat nun zur Folge, dass nicht mehr ausschließlich Telefunken-Röhren in der Maschine zu finden sind, denn die ECC83 kommt vom Chinesen und das EL95-Pärchen stammt von Valvo. Aber man sieht sie ja nicht!

Nachdem nun das Druckguss-Chassis schon nackig gemacht war, reinigte und justierte ich noch die Fühlhebelbremsen gründlich und schmierte ein paar Stellen der Mechanik mit MoS2-Fett.

Wenn der Elko morgen geliefert ist, kann die Kiste wieder zusammengebaut werden, was dann nur ein paar Minuten dauert. Vorher werde ich noch die Beschläge der Deckelverschlüsse versuchen, etwas blank zu kriegen. Das Auge isst ja mit...

Hier das Gerätechassis mit der davor liegenden Endstufe. 
[attachment=82644]

Man erkennt links die kleine ECC83 und rechts die beiden Endröhren EL95, die im Betrieb ganz ordentlich den Raum heizen. Rechts daneben steht der ausgebaute Becherelko von Hydra.
[attachment=82645]

Am Hauptchassis habe ich noch die restlichen vier Elkos getauscht. Die alten waren natürlich noch in Ordnung, aber wenn das Gerät schon mal offen ist... 
Rechts unten in dem Schaumstoff ist die Eingangsröhre EF86 verstaut. Sie ist zwar schon von Haus aus brumm- und klingarm, aber zusätzlich in einer elastischen Fassung gelagert und von einer abschirmenden Blechhülse und dämpfendem Schaumstoff umgeben, der übrigens auch nach 59 Jahren noch völlig einwand- und bröselfrei ist! 
[attachment=82646]

Das Druckguss-Chassis des M85 ist sehr kompakt und stabil. Es ist recht servicefreundlich aufgebaut. Hier waren die Bremsen zu reinigen und nachzustellen und noch einige Teile zu schmieren. Auch der Aufwickelzug war etwas lasch und musste korrigiert werden. Zum Glück hat Telefunken die Spannrolle des Rutschriemens einstellbar gemacht (mit der bepfeilten Schraube im zweiten Foto).
[attachment=82647] [attachment=82655]

Die rechte Bremse. Der Textilbelag wurde aufgeraut und mit Isoprop entfettet. Mittels der Exzentermutter auf der Achse des Fühlhebels kann das Einkeilverhalten beim Stoppen aus dem Schnellrücklauf verändert werden. 
[attachment=82648]

Das M85 ist ein feines Maschinchen mit großartigem Klang! 

LG
Holgi


RE: Noch mal M85... - Alfred F - 14.07.2025

Moin Holgi,

wie gewöhnlich ist deine Beschreibung sehr lesenswert.
Ich wünsche weiter gutes Gelingen und viel Freude an der Maschine.

Gruß
Alfred


RE: Noch mal M85... - Ferrograph - 14.07.2025

Ich staune, was für hochwertige Kondensatoren Telefunken hier verbaut hat.
Falls nach deiner Elkowechselaktion das Brummen immer noch auftritt, könntest du dir die Spannung am Gleichrichterblock mit einem spannungsfesten Oszillographen anschauen.
Ich hatte bei mehreren Röhrengeräten gealterte Graetzbrückengleichrichter, bei denen unter längerer Last eine Diode ausfiel und ein starkes Brummen in der Anodenspannung verursachte.

Gruß Jan


RE: Noch mal M85... - hannoholgi - 14.07.2025

Das sporadische Brummen tritt nur in der Endstufe auf, nicht am Radioausgang und auch nicht im Aufnahmezweig. Und die Endstufe hat zwar eine separate Siebkette für die Anodenspannung, aber keinen separaten Gleich-riecht-er! 
Und wie geschrieben, kann man es durch Ausschalten der Endstufe (hat einen separaten Schalter) oder Draufklopfen vorübergehend wieder beseitigen. Deshalb glaube ich eigentlich nicht an eine Gleichrichtermacke. 
Aber morgen oder übermorgen weiß ich mehr...


RE: Noch mal M85... - ManiBo - 14.07.2025

Ein bekannter Fehler ist auch ein Schluss von der Heizung zur Kathode.
Kam in der Fertigung öfters vor.
Ich würde mal gezielt die Röhren Falls du dran kommst einzeln abklopfen.

Gruß Mani


RE: Noch mal M85... - hannoholgi - 14.07.2025

Nun sind sie ja getauscht.


RE: Noch mal M85... - TSF - 14.07.2025

Ein kleiner Hinweis zum M85, nicht unbedingt mit Bezug zum hier geschilderten Problem:

Im Schaltplan mit Datum 3/63 ist im Gleichstrom-Heizkreis ein Widerstand W59 mit 25 Ohm eingezeichnet.

[attachment=82654]

Den habe ich in meinem Exemplar, welches nach 3/63 gefertigt wurde, schon mal vergeblich gesucht.
Tatsächlich übernimmt hier der Heizfaden von einer der beiden EL 95 dessen Aufgabe.
Das passt, weil deren Heizstrom ebenfalls nur 200 mA beträgt, genau wie bei der EF 86.
Die ECC 83 benötigt bei Serienschaltung der beiden Heizfadenhälften nur 150 mA, deshalb der Parallelwiderstand von 250 Ohm.

Gruss
TSF


RE: Noch mal M85... - hannoholgi - 14.07.2025

Den Widerstand hat meine auch nicht. Sie ist Baujahr 1966.


RE: Noch mal M85... - hannoholgi - 18.07.2025

Der neue Elko ist da und eingebaut.

[attachment=82724] [attachment=82725]

Bevor ich das Janze wieder komplettiere: Kann mir jemand, der in Röhrentechnik bewandert ist sagen, wofür das 47 kΩ-Trimmpoti gut ist? In der Serviceanleitung ist es anscheinend nicht erwähnt...

[attachment=82726] [attachment=82727]

Gruß
Holgi


RE: Noch mal M85... - uk64 - 18.07.2025

Bias (Ruhestrom).

Gruß Ulrich


RE: Noch mal M85... - hannoholgi - 18.07.2025

Danke. 
Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass das die 24 mA sind, die unten dran stehen!?
Es ist sicher sinnvoll, den Verstärker erst 20 Min. anzuheizen, bevor man da dran dreht, oder?
Hier die Gesamtschaltung:

[attachment=82728]


RE: Noch mal M85... - uk64 - 18.07.2025

Ich würde dort pragmatisch vorgehen, Si401 raus, an der Stelle Strommessgerät rein und einschalten. Wenn keine Stromänderung (Drift)  mehr zu beobachten ist, mit dem Poti ca. 20 mA einstellen.  

Gruß Ulrich


RE: Noch mal M85... - hannoholgi - 18.07.2025

Ja, so werde ich es machen.


RE: Noch mal M85... - hannoholgi - 18.07.2025

Operation gelungen, Patient wieder quicklebendig!

Ruhestrom auf 23-24 mA eingestellt, anschließend knapp einstündiger Wiedergabebetrieb. Kein Brummen mehr, alles bestens.

[attachment=82730]


RE: Noch mal M85... - kesselsweier - 18.07.2025

thumbsup   Idea thumbup


RE: Noch mal M85... - franzm - 18.07.2025

Wozu ist S402 vorgesehen? Der ändert sowohl die Vorspannung der Endstufe als auch die der ersten Triode.


RE: Noch mal M85... - uk64 - 18.07.2025

Das ist der "Ein/Aus-Schalter" am LS-Poti. Im Normalbetrieb ist der Schalter geschlossen, wenn der Schalter offen ist, ist die Endstufe gesperrt. 

Gruß Ulrich


RE: Noch mal M85... - hannoholgi - 19.07.2025

So isses. Der ist kombiniert mit dem Lautstärkepoti und schaltet an dessen Linksanschlag die Endstufe quasi ab. Es gibt auch noch einen Zugschalter am selben Poti, mit dem kann man die Endstufe im Aufnahmebetrieb auf den Kopfhörerausgang schalten, um über LS mithören zu können.