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dbx /Tascam Mysterium oder ein Werbegag? - Druckversion

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- Nikola - 18.11.2004

Bei meiner frisch erworbenen Tascam 32 gibt es auf der Rückseite eine Spezialbuchse für den Anschluß der dbx Kompander des Herstellers.
In der Bedienungsanleitung steht (Zitat)" Ohne diese Verbindung funktioniert der Kompander nicht richtig"
Nun, ich bin ein Elektroniker und ein neugieriger Mensch dazu.
Also hätte ich gerne gewußt, was wird da eigentlich gekocht.
Einen dbx Schalter besitzt die Tascam 32 nicht- die Fernsteuerung des Kompanders kann es also nicht sein.
Der Kompander hat einen eigenen Netzteil- es kann also auch die Stromversorgung nicht sein.
Und last but not least: Man muß den dbx Kompander mit den normalen Chinch-Kabeln mit dem Bandgerät verbinden- es kann also auch das Audio Signal nicht sein.
Spätestens jetzt wird die Sache so richtig spannend!
Also sehe ich mich in dem Service-Manual um.
Aber siehe da: Den Stecker findet man in dem elektrischen Schaltplan nicht!
Ich habe die Schaltpläne 3x durchgesucht. Kein dbx Stecker.
Offensichtlich handelt es sich um eine TOP_SECRET_HIGH_TECH Schaltung,
die der Konkurrenz nicht verraten werden darf.
Da hilft nichts- ich werde das Gerät aufmachen müssen, um dieses Mysterium zu lüften. Fortsetzung folgt.


- timo - 18.11.2004

Kann es sein, daß diese Buchse (wie auch immer es nun technisch realisiert worden sein mag) einzig und allein den Zweck erfüllt, den Anschluss des Tascam-Kompanders an Geräten anderer Hersteller zu verhindern?


- PhonoMax - 18.11.2004

Ich hoffe, das Problem richtig zu verstehen. Daher folgende Einschätzung meiner Wenigkeit zur Sache:

Auch die TEAC 3440 besitzt diese Leisten mit den gebrückten Encoder-/Decoder-Buchsen und die zusätzliche Fensteuerbuchse für das Rauschminderungssystem. Am 3440 war sie -wenn ich mich recht erinnere- auch entsprechend bezeichnet:

"dBx Control Signal"

So taucht sie im Übrigen auch in der mir noch heute vorliegenden Schaltzeichnung des 3440 auf.

Die Aufgabe jener Buchse bestünde dann darin, bei einem für den Aufnahme- und Wiedergabeprozess jedes Bandgerätekanales je nur einfach vorhandenen dBx (oder Dolby 361) die Funktion des Rauschminderungssytems vom Betriebszustand des Bandgerätes aus zu steuern, also:

Bei Aufnahmefunktion -> Encoding
bei Wiedergabefunktion -> Decoding
zu aktivieren.

Insbesondere bei vielkanaligen Bandgeräten geht/ging die simultane Ausstattung aller Kanäle mit unabhängigen Encoding- und Decoding-Rauschminderungsbausteinen ja recht schnell herzhaft ins Geld, weshalb DOLBY ja auch für den Profimarkt im Einschub 361 einen vergleichbar umschaltbaren Prozessor anbot, von dem für eine voll betriebsfähige, zweikanalige Aufnahmeanlage auch nur zwei 361 erforderlich waren, um ohne eigene Umschalt- und Umsteckarbeiten 'wie gewohnt' aufnehmen und wiedergeben zu können.
Hinterbandkontrolle konnte man sich dann natürlich abschminken, weshalb bei mir immer nur -und dann natürlich vier- 360er-Prozessoren im Betrieb standen (bzw. stehen; ich habe die Dinger natürlich noch). Ich hatte dafür vor 24 Jahren allerdings auch nahezu noch einmal soviel gelöhnt wie für eine neue B67... Man hatte es ja (und es einen).

Hans-Joachim


- Grasso - 03.02.2005

Das Recycling der NR-Einheiten für die Wiedergabe wird technisch so verwirklicht, daß der Encoder als Decoder oder der Decoder als Encoder in der Gegenkopplung eines Verstärkers liegt.

Das war nicht nur eine Geldfrage: Man erzielt damit auch exakt reziproke Kennlinien. Dolby benutzt zumindest in der B Version Feldeffekttransistoren als regelbare Widerstände. Diese Bauteile haben immer Kennlinientoleranzen.

Man kann zwar zwei FETs auf demselben Siliziumkristall haben, aber wenn die in New York von Elton John und seinen Mitstreitern gemachte Mehrspuraufnahme nach London fliegt, wo Eric Clapton sein Solo drüberspielt, wird das Band mit anderen Geräten abgehört. Es hilft alles nichts. Und da bei Benutzung von Dolby sehr zahm ausgesteuert werden muß, ist Hinterbandkontrolle unwichtig.

Dbx hingegen benutzt Operationskonduktanzverstärker, kurz OTAs, wild zusammengeschaltete Haufen von bipolaren Transistoren. OTAs besitzen eine exakt logarithmische Kennlinie. Mit noch mehr Transistoren wird daraus ein VCA. Damit hat die Firma dbx angefangen, noch bevor sie diese Bauteile in NR-Systemen und anderen Dynamikprozessoren verbaut hat. Als dbx anfing, verbauten die Hersteller von analogen Synthezisern VCAs schon in rauhen Mengen. Dbx konnte mit Nachbauten klassischer Studiotechnik (ich finde Kompressoren und Noisegates zwar bescheuert, aber es gibt eine ganze Industrie darum, Möchtegernhitproduzenten das Geld aus der Tasche zu ziehen) und dank Vitamin B (1979 benutzte Teac noch Dolby B, doch dann wurden sie mittels Tascam amerikanisiert und auf dbx abonniert) Fuß fassen.