SABA - Hermann Brunner-Schwer "Bilanz einer Aufgabe" - Druckversion +- Tonbandforum (https://tonbandforum.de) +-- Forum: Kulturelles (https://tonbandforum.de/forumdisplay.php?fid=44) +--- Forum: Buchvorstellungen (https://tonbandforum.de/forumdisplay.php?fid=55) +---- Forum: Tonband (https://tonbandforum.de/forumdisplay.php?fid=56) +---- Thema: SABA - Hermann Brunner-Schwer "Bilanz einer Aufgabe" (/showthread.php?tid=104) |
- highlander - 01.05.2004 Dieses wird es wohl nur noch in Antiquariaten oder Internetauktionen geben. Es liegt derzeit zwischen 25 und 40 Euro. Die Erwartungshaltung war gross. Ich hatte die Hoffnung, sehr viele Bilder und technische Daten zu den Geräten bzw. Tabellen u.ä. zu erhalten, garniert vom geschichtlichen Werdegangs SABAs. Ein erstes grobes Durchblättern endete im Schock: äusserst wenige Bilder, überdies nur in Schwarzweiss :-( Darunter wohl kaum etwas aus den mir so wichtigen 70er und 80er Jahren. Und Tafeln suchte ich ebenfalls vergeblich. Nun war das Buch aber zu teuer, um es arglos in die Ecke zu feuern und meine Neugierde, wie es denn wohl genau zur Fa. Saba kam, verlangte ebenfalls nach Befriedigung. Um es kurz zu machen: das Buch liesst sich hervorragend, wie ein Roman. Geschrieben vom Enkel des Grossen August Schwer. Nein, es geht nicht um Details zur Technik einzelner Geräte oder deren spezifischer Ausstattung, es geht um die Zeitgeschichte und insbesondere um die Familie Schwer. Erstaunlich ist der moderne Schreibstil, ebenso wie die Aufgeschlossenheit, ja geradezu bürgerliche Normalität des Autors - so gar nicht die Handschrift eines grossen Industriekapitäns - aber das sagte man ja schon seinem Onkel nach. Unternehmer dieser Art sind selten, mir ist auch einer bekannt und wie das Leben nun mal so spielt, hat er sein Unternehmen auch im Schwarzwald. Aber zum Inhalt: ein kurzes Kapitel widtmet sich den Anfängen, der 'grauen Vorzeit' sozusagen. Den Schwerpunkt bilden die Kriegsereignisse. Das Buch kann auch ohne weiteres als Anti- Kriegsbuch eingestuft werden. Je länger ich in dem über weite Strecken spannend gehaltenen Buch lass, desto mehr Sympathien entwickelte ich für den kleinen Schwer und seine Familie. Wie oben schon erwähnt, schildert er das Zeitgeschehen keinesfalls aus der Sicht eines millionenschweren Wirtschafts- magnaten, sondern vermittelt den Eindruck eines ganz normalen Menschen in einer ganz normalen Familie, die zwar reich, jedoch nicht überkandidelt war. Dann kam die Nachkriegszeit und mit ihm der Kampf der deutschen Phonoindustrie gegeneinander. Er erfand einen neuen Vertriebsweg, die Bindung an ausgesuchte Grossisten und Einzelhändler und drehte damit den Discountern und Grossversandhäusern den Hahn zu. Dies war der Rettungsanker für Saba. Trotz allem gelang es Saba nicht, die fetten Jahre tatsächlich richtig auszunutzen und Kapital anzu- häufen. Am übelsten jedoch wurde ihm von Max Grundig mitgespielt: dieser hatte im Hintergrund Banken und Kooperationspartner von Saba im Griff. Als Saba Ende der 60er in arge Bedrängnis kam und Telefunken wie Philips und die Deutsche Bank nach der Pfeife von Max Grundig tanzten, schaffte es Schwer einen riesgen amerikanischen Konzern für sich zu gewinnen, mit dem der Durchbruch gelang. Durch die Ölkrise und ein grosses Problem im belgischen Bildröhrenwerk der Amerikaner brachte Saba Mitte der 70er aus dem Tritt. Ein ehemaliger Telefunkenmann überzeugte die Amerikaner von seinen Fähigkeiten und schob die Schuld für die Misere auf Schwer, der seinen Hut nehmen musste. Saba gehörte nun endgültig den Amerikanern. 1980 kam das Ende, der Beginn des Ausverkaufs durch Thomson-Brandt, die den Amis Saba abkauften. Fazit: wer über die Saba-Geräte, ihre Technik, Leistungsdaten, Preise, Aussehen oder über die Schaltpläne etwas erfahren möchte, der sollte die Finger von diesem Buch lassen. Wer Saba-Sammler ist, für den ist dieses Buch Pflichtlektüre. Ansonsten könnte man auch auf allen Seiten des Buches das Wort 'Saba' durch 'XY' ersetzen und so einen wunderbaren Gutenachtroman bekommen, der jeden fesselt, unabhängig von dem Unternehmen, dass in diesem Buch eine Schlüsselrolle inne hat. Auch als Antikriegsbuch ist dieses Werk nicht zu unterschätzen. - DerTiger - 23.08.2004 Danke andreas das Buch ist wirklich toll und deiner beschreibung kann ich nichts zufügen. Muß man gelesen haben! - Axel - 15.10.2004 Zitat:highlander posteteStimmt nicht ganz, Hermann Brunner-Schwer war der Enkel von Hermann Schwer bzw. Der Urenkel von August Schwer. Aber das Buch ist wirklich toll. Ich habe es schon 3mal gelesen und es fesselt mich jesemal wieder, besonders wenn man wie ich in den alten SABA Firmengebäuden arbeitet. Übrigens: Gestern Abend wurde der Bruder von Hermann Brunner-Schwer , Hans Georg Brunner-Schwer, der ja zusammen mit seinem Bruder Geschäftsführer war und hier in der SABA Villa gewohnt hat, hundert Meter von seinem Haus an einem Fussgängerweg überfahren. Er erlag seinen Verletzungen. - Michael Franz - 15.10.2004 Für die, die es nicht wissen: Hans-Georg Brunner-Schwer war für das Plattenlabel MPS (Musik-Produktionen-Schwarzwald) verantwortlich. Platten dieses Label trugen zunächst das SABA-Logo, später das von BASF. Dorthin hatte man die Geschäftsaktivitäten verkauft. Über das weitere Schicksal der Firma weiss ich nichts. Namhafte Künstler: - Oscar Peterson - Friedrich Gulda - Volker Kriegel - Eugen Cicero - Horst Jankowski - und viele mehr aus der nicht nur deutschen Jazz-Szene MPS veröffentlicht auch heute noch auf CD, zum Teil Zusammenstellungen aus dem alten Katalog, zum Teil die Original-LPs auf CD. So wurden z. B. Aufnahmen von Volker Kriegel und dem Dave-Pike-Set wieder auf den Markt gebracht - in sehr guter Qualität. Most Perfect Sound, oder so ähnlich, wurde MPS auf den neuen Tonträgern interpretiert. Nicht ganz falsch. ==>> Axel SABA ist hier ein heisses Eisen und ein begehrtes Thema. Wenn Du noch mehr weisst, von dieser tragischen Meldung mal abgesehen, so schreibe es bitte. Wer weiss, vielleicht macht Andreas dann dafür ein eigenes SABA-Board auf - highlander - 15.10.2004 @Axel Du hast doch sicher eine Kamera? Bitte mache doch mal gaaaaaaanz viele Bilder vom ehem. Werk. Auch von drinnen. Der Eingangsbereich soll ja noch 70er Jahre Decken aufweisen etc. Aus diesen Bildern mache ich dann die lang ersehnte Saba-Werk-heute-Seite. - UHER-Fan - 17.10.2004 Hallo Axel, ich finde es ziemlich tragisch, dass Hans Georg Brunner-Schwer so ums Leben gekommen ist. Vor ca. 6 Jahren hatte ich die Gelegenheit, ihn bei einer Eröffnungsrede zu einer Radioausstellung in Krefeld kennen zu lernen. Eine Videoaufzeichnung davon müsste auch noch irgendwo existieren. Ich hatte damals auf 2 DINA4 Seiten eine kurze Firmengeschichte zusammengeschrieben. Wen es noch interessiert: http://www.uher-report.de/saba . Gefunden habe ich noch, dass gerade ein Film "A Magic Sound" über die Geschichte des Plattenlabels MPS (Musikproduktion Schwarzwald) aus Sicht der Kindheitserinnerungen von Kathrin Brunner-Schwer und ihres Onkels Hans-Georg Brunner-Schwer, dem Urheber des Labels, produziert wird. http://www.carac.ch/d/projekte.htm Gruß Andreas - Michael Franz - 17.10.2004 Daß es einen Film über MPS geben soll, diese Info kursiert schon seit geraumer Zeit. Ich hatte mal mail-Kontakt mit der Dame, die das machen wollte. Sie hatte gerade einen Film über die Musikszene in Mannheim fertig, die MPS-Geschichte sollte eine Folgeproduktion sein. Leider ist der Kontakt abgerissen, ich müsste nach den losen Enden wieder suchen. - Axel - 18.10.2004 Zitat:Michael Franz posteteWissen werd ich vermutlich noch so einiges über das Thema, aber wo soll ich da anfangen ? Als ich vor 20 Jahren meine Ausbildung hier begann, gab es SABA ja schon nicht mehr, sondern eine der vielen Nachfolgegesellschaften (SEWEK, DEWEK,EWD,TTG;DTB;TTE). Dennoch arbeiteten noch viele "SABANESEN" hier und erzählten Geschichten von früher. Auch gab es noch den Werksfunk mit seiner Sendung um 9 Uhr wie noch zu alten Sabazeiten (Meist liefen immer die gleichen alten Lieder).Das einzigste was von SABA noch da war, war der Vertrieb im ehemaligen Kindergarten. Meine Ausbildung legte ich in einem Gebäude ab das für Kundendienstzwecke gebaut wurde und später die Schriftzüge " SABA Ausbildungszentrum" trug. Wir waren 17 - 20 Lehrlinge pro Lehrjahr, da war ganz schön was los. Ärgern könnt ich mich heute noch über den Uralt Radio, den damals niemand wollte. Als der Speicher wieder mal aufgeräumt wurde stand da noch so ein Uralt Radio (hatte nicht mal UKW), alle standen drum rum und der Ausbilder hat gefragt wer es möchte. Alle lachten und keiner wollte das Ding. Ich könnt mir heute noch in den Arsch beißen. Naja, so könnt ich noch stundenlang erzählen, auch über die Kollegen, die noch zu SABA Zeiten da waren und so viel von früher erzählt haben, mitlerweile sind auch schon einige gestorben. Übrigens gibt es ja in Triberg (meiner Heimatstadt) noch das SABA Museum. Es ist ein Teil des Schwarzwaldmuseums und hat noch einige schöne Stücke dort rumstehen. Das Museum wurde gegündet von Hermann Schwer (der ja aus Triberg stammte). Es läuft dort auch ein Film ,der glaub ich, in den Sechzigern gedreht wurde und man kann die laufende SABA Produktion sehen. Den Film hab ich mitlerweile auf CD. Als ich ihn das letzte Mal angeschaut habe, bin ich Tags darauf durch die alten (zum Teil leer stehenden Hallen) gelaufen und habe mir vorgestellt wie das wohl damals war (war irgendwie ein trauriges Gefühl). Zitat:highlander posteteKlar hab ich ne Kamera, aber ob das mit den Bildern erlaubt ist ? Ich weiss nicht wie das aus Werkschutzrechtlichen Gründen aussieht. Ich weiss auch nicht, wie die Leute reagieren wenn ich hier mit der Kamera rumlaufe und knipse. Die meisten kennen mich zwar, aber immerhin gibt es hier Forschungsbereiche, die "sensibel" sind. Aber mal sehen, das eine oder andere sollte sicherlich möglich sein. Viele Gebäude gehören auch nicht mehr dazu. Das ehemalige Ausbildungszentrum z.B. wurde längst verkauft. Der alte SABA Kindergarten auch. Das komplette Werk 2 (ursprünglich gebaut als Kühlschrankwerk) ist heute ein Technologiepark: http://www.technologiepark-vs.de/ usw. Im Augenblick befindet sich die ganze Firma wieder einmal in einer Konzentrationsphase und der Geschäftsführer verhandelt schon länger mit der Stadt, da er plant einen großen Teil des Geländes und einige alte Gebäude, zu verkaufen. Zitat:UHER-Fan posteteJa, das finde ich auch. Aber so ist das halt. Ich kannte ihn auch nicht persönlich, sah ihn vielleicht mal spazieren. Aber oft stehe ich vor einer der beiden Villen und versuche mir vorzustellen wie es damals wohl so war. Besonders nachdem man oben beschriebenes Buch gelesen hat. Zwei Kollegen waren vor einiger Zeit bei ihm und haben ihm einen Fernseher gebracht (Wenn er Probleme mit seinem TV hatte, hat er angerufen). Sie haben ihn als sehr höflich und großzügig beschrieben. ein Mann mit gewissem Format eben. So, jetzt hab ich aber genug gelabert, aber das Thema hat mich nie losgelassen. Ach ja, wir haben sogar noch ein paar alte SABA Kühlschränke hier rumstehen, die laufen immer noch. - highlander - 19.10.2004 Man kann dieses nicht mehr hergestellte Buch als gebraucht bei Amazon vorbestellen: http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3891511019/qid=1098189938/sr=1-62/ref=sr_1_0_62/028-2790407-4978955 |