Tonbandforum

Normale Version: Frage zur Langzeitarchivierung von Cassetten
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MC-Freak

Hallo zusammen,

ich sammle seit etwa vier Jahren Cassetten von Bands aus den achtzigern und was harmlos angefangen hat, ist zu einer echten Begeisterung und teilweise auch Bessenheit geworden. Insbesondere von dem französischen Label Bain Total habe ich fast alle Veröffentlichungen in allen Variationen.

Da mir die Cassetten lieb und teuer geworden sind habe ich mich sehr intensiv mit der Archivierung begonnen auseinanderzusetzen.

Meine Erkenntnisse sind:

- vor hohen Temperaturen schützen ('normale' Raumtemperatur)
- vor Feuchtigkeit schützen
- vor Licht (wegen der Cover) schützen
- Cassetten nicht liegend lagern (ich könnte mir zumindest vorstellen, daß es besser ist)
- nicht in der Nähe von Magneten lagern

Nun bin ich an einen Punkt gekommen, wo ich mir hier aus dem Forum qualifizierte Antworten erhoffe. Die Geschichte ist folgende - ich wohne in der Nähe der Sendestation des AFN in Oberursel entfernt. Im Zuge von Neubauten ist es an Kränen zu Entladungen gekommen, bei der wohl sogar Bauarbeiter verletzt wurden. Die Bundesnetzagentur und der TÜV haben wohl daraufhin Messungen durchgeführt um die Unbedenklichkeit der Einstrahlung zu überprüfen.

Und nun frage ich mich, wo ich nur 2,5 - 3 Kilometer von dieser Sendestation entfernt wohne, ob die entstehende Feldstärke ausreichen kann, um die Aufzeichnungen auf meinen Cassetten zu schädigen???

Ich will nicht in die Esoteriker-Ecke abgestellt werden, aber vielleicht kann mir ja doch der ein oder andere Funker was Qualifiziertes dazu sagen (schreiben).

Beste Grüße und lieben Dank für's Feedback,
Michael

Matze

3 km ist ja recht viel. Die Feldstärke nimmt im Quadrat zur Entfernung ab.
Und selbst wenn es näher dran wäre glaube ich nicht das es deine Cassetten löschen würde.
Bedenke, in dem Radiosender haben die ja auch Tonbänder, die ja auch nicht gelöscht werden. Wenn du in der direkten nähe zu einem starken Sender wohnst, also direkt gegenüber oder so, dann würde ich mir eher Sorgen über meine Gesundheit als meine Cassetten machen. Solange du keinen Inuktionsherd kaufst wird die Selbstlöschung das grössere Problem.
Du kannst Sie auch in Blechdosen packen um sie vom Erdmagnetfeld abzuschirmen.
´
Es sollten dann aber schon Dosen aus µMetall sein, um das Magnetfeld abzuschirmen.

Ich glaube auch nicht, dass ein Sender den Cassetten schadet. Es gibt sogar Leute, die Schmierbänder in Mikrowellenherden erhitzen, um diese wieder abspielbar zu machen. Da dürfte das Feld wesentlich stärker sein als bei Dir im Haus, dessen Mauern ja auch die Strahlung schwächen. Allerdings strahlen Mikrowellen m. W. mit höheren Frequenzen im GHz- Bereich

Es folgen Vermutungen: Ein Baukran, der aus Metall besteht, wirkt wie eine Antenne, da würde ich nicht ausschließen, dass man da einen gewischt bekommen kann, besonders wenn ein starker Mittelwellesender in der Nähe ist. Für UKW ist ein Kran zu groß um eine optimale Antenne zu sein.
In Jülich, auf dem Radweg vor den Sendemasten der deutschen Welle, kann man eine 65W Leuchtstoffröhre zum Leuchten bringen, in dem man ein Ende in die Hand nimmt und das andere in die Luft hält.

Bert
Die Feldstärken liegen laut Gutachten zwischen 0,5 und 15V/m.
Der Bauunternehmer ist selbst schuld weil er nicht auf die Sicherheitsvorschriften geachtet hat. Für die Bevölkerung gibt es keine gesundheitlichen Risiken.

http://starweb.hessen.de/cache/DRS/18/6/00196.pdf

15V/m find ich aber schon Obergrenze, also die Cassetten am besten im Keller lagern :-)
Die Wellen von DECT-Telefonen und Handys sind sicherlich noch stärker, dann würde ich erstmal das abschaffen.

cassettenfreund

Zitat:Captn Difool postete
Die Wellen von DECT-Telefonen und Handys sind sicherlich noch stärker, dann würde ich erstmal das abschaffen.
Ist ja kein Problem, DECT-Telefone darf man ja nicht mehr benutzen.
Da haust du was durcheinander, DECT ist aktuell, die Betriebserlaubnis gilt mindestens noch bis 2020.
Anfang 2009 ist die Betriebserlaubnis von CT1 und CT2 erloschen.

Gruß Ulrich

cassettenfreund

Stimmt, da hab ich was durcheinandergebracht. :mauer:
Frank, die Empfehlung, Bänder ggfs. in Mikrowellenöfen zu erhitzen, stammt aus den Agfa-Labors, als beim PEM 468 Probleme auftauchten (wer den Tipp sonst noch übernommen hat, weiß ich nicht). Auf jeden Fall durfte kein Metall in die microwave, also weder Spulenflanschen noch Schrauben!

F.E.

Matze

Die DECT Telefone haben nur wenige Milliwatt Sendeleistung. Die tun nix. Die Rundfunksender sind schon am stärksten. Aber die Handy Basisstationen sind auch nicht ungefährlich wenn die Kritiker recht haben. Ein Telekom Inschenöhr sagte mir mal, das die Handy Kopfstationen auch nur 10 Watt Strahlungsleistung haben sollen. Die Kritiker reden von 1kW,was nicht ungefährlich währe, bei dem hohen Frequenzbereich.
Hier eine gute Seite über Strahlenexpositionen, da steht auch bei Mobilfunkberechnungen warum aus den 14W der Basisstation 700Watt Sendeleistung werden, Abschirmungsmassnahmen usw:

http://www.ralf-woelfle.de/elektrosmog/r...sition.htm

Und so sieht das aus wenn man das nicht mehr braucht:

http://www.youtube.com/watch?v=URx2wi4LK...re=related
Die ganzen Informationen sind ja schön und gut, haben aber nichts (zumindest nicht direkt) mit der Wirkung auf Magnetbänder zu tun.

Man sollte elektrische Felder von magnetischen Feldern unterscheiden, obwohl es hier natürlich einen Zusammenhang gibt.
Magnetbänder, bzw. in diesem Fall bespielte Compact Cassetten, nehmen auch in großer Nähe (hiermit meine ich mehrere Meter und nicht Kilometer) des Senders (hier AFN 8xx kHz) keinen Schaden, weder kurz noch langfristig.

Gruß Ulrich
Die Neonröhre leuchtet (oben Huubat) aber die Cassetten bleiben unbeeinflusst? Das glaub ich nicht so ganz. Hier hat man doch ein schönes Wechselfeld wie es auch beim Löschen und Entmagnetieren benutzt wird.
Das (Beton)Mauerwerk des Hauses sollte zwar eine ausreichende Abschirmung bieten aber man weiss ja nicht wie die Cassetten gelagert werden, in der Nähe des Fensters, Heizung gleich daneben und schon gehts los mit der Löscherei.
Ihn in den Keller zu schicken ist vl etwas übertrieben aber eine Blechdose oder ähnliches ist bestimmt kein Fehler.
Eine Antenne strahlt elektrische und auch magnetische Energie ab.
Es bilden sich elektrische Felder. Die elektrische Feldstärke hat die Einheit V/m.

Die Verknüpfung des elektrischen und des magnetischen Feldes lassen sich mit den maxwellschen Gleichungen beschreiben.
Das ist aber kein Thema, das man mal ebenso abhandeln kann.

Damit eine Antenne diese Energie abstrahlen kann muss sie eine bestimmte Größe im Verhältnis zur abgestrahlten Wellenlänge haben.
Um diese Energie wieder aufnehmen zu können muss die Empfangsantenne wiederum eine bestimmte Größe haben.
Daneben spielt auch noch das Material der Antennen und die Polarisation eine Rolle.
In der Nähe des Senders können Antennen schon eine erhebliche Anntennspannung erzeugen, dabei kann auch ein Kran als Antenne fungieren.
Das hat aber nichts mit der Wirkung auf Magnetbänder zu tun.
Diese abgestrahlte Energie wird nicht von jedem Gegenstand aufgenommen.
In der Nähe der Sender fangen Bäume nicht an zu brennen, fallen keine Vögel vom Himmel, sterben keine Tier auf der Weide und auch Fußgänger müssen nicht um ihr Leben fürchten. Selbstverständlich die Einhaltung von geltenden Vorschriften vorausgesetzt.

Die Wirkung dieser Felder auf Magnetbänder kann vernachlässigt werden, alles andere ist Panikmache.

Wer jetzt trotzdem zur Paranoia neigt kann ja gerne Bänder in Blechdosen packen, in Alufolie einwickeln oder komplette Schränke mit Mu- Metall Abschirmung ausstatten.
Aber Vorsicht, vielleicht lauern dort chemische oder auch biologische
Fallen die Bänder dann mit der Zeit Auflösen oder Zerfressen Smile.

Gruß Ulrich

MC-Freak

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure vielen Antworten. Um ehrlich zu sein bin ich etwas mehr verwirrt als vorher, dennoch habe ich den Eindruck gewonnen, daß eine unmittelbare Gefährdung der Cassettenbänder durch die Sendeleistung wohl eher nicht zu bestehen scheint. Nur den letzten Beweis wird wohl die Zeit bringen, auch wenn hier wiederrum das Problem besteht, daß man in einigen Jahren nicht mehr wird sagen können, was zu einer Verschlechterung der Qualität der Aufnahmen geführt hat - seinen es termische Bedingungen, Feuchtigkeitsschwankungen, Qualität der Cassetten (mechanisch wie chemisch) oder eben ein wie auch immer geartetes elektro(magnetisches?) Strahlungsfeld.
Tja und da ich wohl kaum einfach wieder umziehen kann bleibt mir wohl nur zu hoffen, dass die mittlerweile über 30 Jahre alten Cassetten auch noch in 30 Jahren (dann bin ich siebzig) auch noch hörbar sind. Mal abgesehen von dem aktuellen Umfeld werde ich dann wohl auch wonanders wohnen - mit siebzig wahrscheinlich unter der Erde mit Alufolie um den Kopf gewickelt Wink

Bescheuert aber wahr - ich hege halt die Hoffnung zum Überleben von Kulturgut beizutragen. Die Cassetten sind vielfach Erstausgaben, teilweise auf kleinste Stückzahlen limitiert und heute nur noch sehr schwer zu ergattern. Daher auch mein Bemühen die Qualität der Cassetten an sich zu erhalten und nicht einfach mit Digitalisierungen mich zu begnügen.
Also ich werde mal in 30 Jahren Bericht erstatten Wink

Vorher will ich nur einen kleinen Feldversuch starten, eine Cassette aufnehmen und sie an einem Ort in unmittelbarer Nähe zu den Sendemasten deponieren - vielleicht komme ich ja so vor dem Ablauf der Zeit auf des Rätsels Lösung...

Beste Grüße
Michael
Zitat:MC-Freak postete

Also ich werde mal in 30 Jahren Bericht erstatten Wink
Mach das. Mich wird dann vor allem interessieren, mit welchem Rekorder du die Kassetten in 30 Jahren gehört haben wirst. (Ich gehe für mich davon aus, dass ich in 30 Jahren wieder mehr lesen werde, als derzeit.) Ja, ich weiß, 40 Jahre alte Bandmaschinen laufen auch immer noch. Ob es die feingliedriger aufgebauten Kassettengeräte auch noch tun? Mehr als Daumendrücken geht wohl nicht.

niels

Matze

Du gehst davon aus, das die Geräte nach 40 Jahren noch laufen.
Dazu müsstest du sie aber jetzt neu kaufen. Da es aber keine brauchbaren neuen Cassettenrecorder mehr gibt ist die Frage eher ob die Geräte insgesamt 50 - 60 Jahre laufen.
Etwas anderes wollte ich nicht sagen, Matthias.
Oder anders gesagt: Michael sollte dafür sorgen, dass die Cassettencover nicht ausbleichen, damit er in 30, 40 Jahren wenigstens noch etwas von den Cassetten hat.

Wobei ich nicht ausschließen möchte, dass einige Recorder tatsächlich so lange leben. Ich fürchte indes, dass sie sehr selten sein werden.

niels

MC-Freak

also was die Decks angeht, mache ich mir gar nicht so viel Sorgen. Bei Revox kann man noch heute ein generalüberholtes Deck kaufen und das dürfte schon mal gerne 20-30 Jahre halten. Auch mein Nakamichi läuft nach Überholung wie eine eins und ist auch schon dreißig Jahre alt. Dann wäre da noch mein Sony Walkman, der unkaputtbar ist und zu guter letzt habe ich ein altes, ramponiertes Nakamichi 1000, das man nur an 220 Volt anschließen muß, ohne je einmals gewartet worden zu sein, in einer Diskothek über viele Jahre Dienst geleistet hat und nach Rauch noch heute stinkt, aber einfach funktioniert Smile

Und die Cover - ja klar schütze ich die vor Licht! Wer mal sehen will, wovon ich da eigentlich spreche möchte unter http://dieform.info/ mal unter K-Cassette schauen Smile (auf eigenes Risiko)

Beste Grüße
Michael
Zitat:MC-Freak postete
läuft nach Überholung wie eine eins
Das ist u. a. der Punkt. Wer überholt in 30 Jahren? Wie gesagt, ich drücke die Daumen - schon aus Eigennutz.

niels
Zitat:uk64 postete

sterben keine Tier auf der Weide...
Sterben nicht, aber denen hier scheints nicht so gut zu gehn :-)

http://www.der-mast-muss-weg.de/pdf/rech...erKaes.pdf

Du hast noch nie in der Nähe einer Sendeanlage gewohnt, es treten wirklich die seltsamsten Erscheinungen auf. Natürlich vor allem mit Metall und Objekten die auf
Wechselspannung reagieren.

MC-Freak

http://www.der-mast-muss-weg.de/pdf/rech...erKaes.pdf

@kaiman_215: Wie kommt es, dass Du promt so viele Infos zu dem Thema hast? Ich bin ja erstaunt!

Beste Grüße
Michael
Mal abgesehen davon, woher du wissen willst wo ich wohne oder wie nah ich einem Sender gekommen bin….

In dem PDF ist von Verhaltensstörungen bei Rindern in der Nähe eines Sendemastes zu lesen, als vermeintlicher Grund werden hochfrequente elektrische Felder oder niederfreuente magnetische Felder angeführt.
Grundsätzlich will ich gesundheitlich Störungen in irgendeiner Art gar nicht ausschließen,
aber wo ist der Zusammenhang zum Einfluss auf Magnetbänder?

Gruß Ulrich
@MC-Freak: Danke ich geb mir Mühe. Die Form...leider nie gehört.

@uk64: Natürlich gibt es keine Beweise oder Studien aber wenn man den Vergleich zu den Kühen zieht und weiss dass Cassetten sehr wechselfeldsempfindlich sind dann ist es sehr wahrscheinlich dass damit etwas passiert. Keine Blitzlöschung aber die Höhen werden etwas verhaltensgestört :-)

0,5 - 15 V/m draussen ist doch sehr grenzwertig findest du nicht? Will jetzt nicht noch irgendwelche EU-Richtlinien studieren aber es ist doch oft so dass gesagt wird: Die Grenzwerte werden eingehalten, und trotzdem gibts eine höhere Leukämie Rate oder es ist etwas Gen Mais bei der normalen Saat mit bei.
Bevor diese Diskussion um minimale Felder beginnt, sich im Kreis zu drehen, einmal eine ganz andere Frage: wie steht es um die Haltbarkeit der Gehäuse? Nicht, dass ich sie zu Staub zerbröseln sehe, aber der Einfluss von ggfs. Schiefstellungen der bandberührenden Elemente (Stifte, Stege, Umlenkrollen) ist bekanntlich nicht zu vernachlässigen, und wie sieht es da bei der Langzeitstabilität (Langzeit = mehrere Dekaden) aus? Die Tiefen (lange Wellenlängen) werden ja noch immer durchkommen, aber wo bleiben im Falle des Falles die Höhen? Wer hat schon ein Deck mit automatischer Nachführung des Azimuts (Nakamichi hat eines gebaut, wenn ich mich recht erinnere)?

F.E.