Zitat:capstan postete
Das BG20...BG20/6 war übrigens die einzige Serie mit 18er Spulen.
Die Nachfolgegeräte hatten nur noch 15cm Spulen...
Nicht so ganz lieber Bernd - diese Aussage trifft nur dann zu, wenn man sie auf die Heimtonbandgeräte aus der Fertigung des Meßgerätewerk Zwönitz beschränkt.
Über die von Dir genannten Typen der SMARAGD-Familie hinaus wurde dann mit der Auslaufproduktion des BG20-6 auch die Fertigung des Diktiergerätes BG22, als Ablöse für das etwas obskure, aber durchaus besser handhabbare BG21, aufgenommen.
Bedeutsamer allerdings scheint mir die Produktion außerhalb der VVB und damit des Warenzeichenverbandes R-F-T zu sein. So kreierte der Schwermaschinenbau Magdeburg mit dem SKL-9 ein Gerät, welches konzeptionell weitaus fortschrittlicher war, als das was zu dieser Zeit aus dem Fernmeldewerk und erst recht aus dem Meßgerätewerk kam. Geradezu revolutionär wirkt der Außenläufer-Capstanmotor aus Leisniger Produktion. Es war das erste und zugleich einzige Mal in der Geschichte des Heimtonbandgerätebaues der DDR, daß so ein Motor benutzt wurde. Das SKL 9 hat noch einige weitere, sehr beachtenswerte Konstruktionsdetails die es, wie übrigens seine beiden Vorgänger TONMEISTER I und TONMEISTER II, von allen anderen zeitgenössischen Heimbandgeräten Ostelbiens wohltuend unterscheiden. Hatten letztgenannte noch 22-er Spulen, kam das SKL 9 mit 18-er Spulen daher. Die Einführung des 35µ-Senkels erlaubte dies, ohne Spielzeiteinbuße hinnehmen zu müssen. Ja, das mutet etwas seltsam an. Wenn man weiß, daß die damaligen industriellen 22-cm-Geräte ausschließlich mit einem Vorschub von 19,05cm arbeiten, suggeriert die Typenbezeichnung und die kleinere Spule doch förmlich eine "9-er" Geschwindigkeit. Dem ist aber nicht so! Der Außenläüfer als Capstanmotor ist auch nicht umschaltbar sondern erlaubt einzig und allein 19,05cm/s.
Denkbar ist hingegen, daß die Magdeburger das Gerät mit der kleineren Vorschubgeschwindigkeit planten, sich dann aber kein Hersteller fand, der einen geeigneten Motor zu liefern im Stande war. Das kam schonmal vor :-)
Wie schon gesagt, das alles hat nichts mit der VVB und / oder dem Warenzeichenverband RFT zu tun sondern es "passierte" eben in einem Betrieb der mit der Rundfunkbranche weit weniger Berührungspunkte hatte als mit dem Lokomotivbau. Nun wird es wieder spekulativ: Sollte etwa nicht sein was nicht sein darf? Ich weiß es nicht - es hat aber sicher "triftige Gründe" dafür gegeben, daß der Schwermaschinenbau nach nur knapp drei Jahren aus der Liste der Hersteller von Unterhaltungselektronik gestrichen werden können durfte...
Schließlich wurden alle Bauteile und Baugruppen, Konstruktionsunterlagen etc. nach Halle zur KINOTECHNIK ausgelagert und dort montierte man, +/- auf Zuruf, die Maschinen- und Verstärkerkoffer, zum Schluß dann nur noch die abgespeckten, reinen Wiedergabegeräte als Typ MAG60 für den Versandhandel.
Ja, einen gravierenden Nachteil hat das SKL 9 / MAG 60: Formvollendete, perfektionierte Häßlichkeit.
Das schmälert aber nicht die avantgardistische Leistung seiner Entwickler!
Entschuldigung, nun ist es ein Nachruf geworden... immerhin, vor 50 Jahren wurde dort das innovativste Heimbandgerät der sozialistischen Volkswirtschaft ins Grab geschmissen. Sowas vergesse ich nicht.