Tonbandforum

Normale Version: VEB AGFA Wolfen
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Araso

Moin, moin.

Mir sind zufällig folgende Bänder untergekommen.

[Bild: AGFA%20Wolfen%20001.jpg]

Die größere Spule (15 cm) sieht mir normal aus. Die weiße (13 cm) war mir noch unbekannt. Sie ist mit den drei Kunststoffschrauben verschraubt und lässt sich demontieren.

[Bild: AGFA%20Wolfen%20006.jpg]

Wo kann man die zeitlich einordnen? "VEB AGFA" kann es ja nicht lange geheißen haben.

[Bild: AGFA%20Wolfen%20009.jpg]

Die Schuber scheinen auch 2 Serien zu repräsentieren.

[Bild: AGFA%20Wolfen%20011.jpg]

Der größere mit dem "Langspielband" ist manuell von 270 (?) m auf 350 m umgestempelt. Außerdem trägt er eine Chargennummer.

Wer kann dazu weitere Informationen bieten? Finde die Bänder irgendwie interessant genug, sie hier zu posten.

Viele Grüße, Arnulf.

cassettenfreund

Hallo Arnulf,

Ab wann diese Bänder gefertigt wurden, kann ich nicht genau sagen. Auf jeden Fall sind sie vor 1964 hergestellt wurden, in diesem Jahr erfolgte die Umbenennung in ORWO (Original Wolfen).

Ebenfalls sicher ist, dass der Typ C im Jahr 1956 bereits veraltet war. In der Bedienungsanleitung zum Tonmeister, welches Baujahr 1956 ist, steht jedenfalls, dass das Gerät auf den Typ CH eingemessen ist und die Verwendung des älteren Typs C nicht empfohlen wird.

Liebe Grüße,
Mario

hanns-d.pizonka

Hallo Arnulf und Mario und alle Anderen,

hier in unserem Parallel-Universum/forum findest Du (Arnulf) fast alles

http://forum.magnetofon.de/index.php?top...8#msg21128

und mehr; auch die pasende HOMEPAGE von HJS (zur Erinnerung an ORWO) sollte Beachtung finden.
Der vierbuchstabige Suchbegriff
O R W O
liefert wirklich genug Antworten.
Viel Spass beim Finden - oder hast Du dort schon gesucht?

Vilele liebe Grüsse
H A N N S -D.

P.S.
Das war alles schon 2006 (???).
Eine Kleinigkeit, die mir eben aufgefallen ist: Agfa Leverkusen benutzte "Magnetonband" als Wortzeichen, Wolfen "Magnettonband" - kleine Unt(t)erschiede!

Übrigens erscheint die Schreibweise "Magneton" - hier offensichtlich als Schreibfehler - schon Ende 1932 (AEG, Theo Volk, Notiz "Brauchbarkeit der von I.G. versuchsweise hergestellten Magnetonbänder", 1932-12-22).

F.E.
Zitat:Friedrich Engel postete
Eine Kleinigkeit, die mir eben aufgefallen ist: Agfa Leverkusen benutzte "Magnetonband" als Wortzeichen, Wolfen "Magnettonband" - kleine Unt(t)erschiede! ...
Siehe auch hier: Magnet-ton-band oder Magneton-band

Zitat:hanns-d.pizonka postete
... auch die pasende HOMEPAGE von HJS (zur Erinnerung an ORWO) sollte Beachtung finden.
http://www.orwo.de.ms

@ Arnulf: Dein CH-Band ist 1959 hergestellt. Bei den Wolfener Bändern aus der AGFA-Ära ist die vorn abgesetzte zweistellige Zahl das Herstellungsjahr (es gibt aber auch Ausnahmen).
Der Karton wurde umgestempelt, da er mal für Normalband bedruckt, aber später mit Langspielband bestückt wurde. CH-Band gab es zuerst nur als Normalband. Es wurde laut Literatur 1954 eingeführt, ich habe aber ein Band, das schon im Jahr davor hergestellt zu sein scheint.

Viele Grüße aus Athen
Hajo

Araso

Moin, moin.

Erstmal vielen Dank für die Infos.

Ich habe mich auch mal durch die Links gelesen. Man lernt ja gerne dazu.

@ Hajo. Tolle Seite. Viel Arbeit um Laien, wie mir, einen Überblick zu geben.
Allerdings ist sie nur schwer lesbar (Augenkrebs).

Ich werde mich mal an die UHER setzen und da reinhören. Vielleicht sind die Aufnahmen ja zeitgenössisch.

Viel Spaß, Arnulf.
Was mich fasziniert, ist die damalige Auslieferung mit Schichtlage innen und Schichtlage außen. War der "Außenwickel" auch auf Spule? Welche Spulengeräte werkelten mit deutscher Schichtlage?

niels
Zitat:niels postete
Was mich fasziniert, ist die damalige Auslieferung mit Schichtlage innen und Schichtlage außen. War der "Außenwickel" auch auf Spule? Welche Spulengeräte werkelten mit deutscher Schichtlage?

niels
Hallo niels,

den Außenwickel gab es auch auf Spule.
Spulenbänder auf 22cm Spule 500m Normalband bzw. 750m Langspielband konnten nur auf älteren Geräten (BG19; Tonmeister; MTG20...MTG25) betrieben werden.
Diese Geräte hatten alle noch deutsche Schichtlage, deshalb wurden die Bänder auch so ausgeliefert.
Mit dem BG20 begann die Ära internationaler Schichtlage und die maximale Spulengröße sank auf 18cm Spule mit Schicht innen.
Das BG20...BG20/6 war übrigens die einzige Serie mit 18er Spulen.
Die Nachfolgegeräte hatten nur noch 15cm Spulen, da auch die Geschwindigkeit auf max.9,5cm/s. sank und Langspielbänder Heimstandard
wurden.

Gruß

Bernd
Danke Bernd. Ich hätte auch hier natürlich wieder einen Blick in "das Buch" werfen können. Hätte ich nicht diese West-Fixierung, wären mir die entsprechenden Kapitel auch besser im Gedächtnis hängen geblieben.Wink

niels
Bei der Gelegenheit gebe ich auch gerne meinen "Senf" dazu in Form mehrerer Fotos eines noch ungeöffneten CH-Band-Kartons aus dem Jahr 1957(!). Wo gibt es noch so etwas?

[Bild: ch350_1.jpg]
[Bild: ch350_2.jpg]
[Bild: ch350_3.jpg]
Zitat:capstan postete

Das BG20...BG20/6 war übrigens die einzige Serie mit 18er Spulen.
Die Nachfolgegeräte hatten nur noch 15cm Spulen...
Nicht so ganz lieber Bernd - diese Aussage trifft nur dann zu, wenn man sie auf die Heimtonbandgeräte aus der Fertigung des Meßgerätewerk Zwönitz beschränkt.

Über die von Dir genannten Typen der SMARAGD-Familie hinaus wurde dann mit der Auslaufproduktion des BG20-6 auch die Fertigung des Diktiergerätes BG22, als Ablöse für das etwas obskure, aber durchaus besser handhabbare BG21, aufgenommen.

Bedeutsamer allerdings scheint mir die Produktion außerhalb der VVB und damit des Warenzeichenverbandes R-F-T zu sein. So kreierte der Schwermaschinenbau Magdeburg mit dem SKL-9 ein Gerät, welches konzeptionell weitaus fortschrittlicher war, als das was zu dieser Zeit aus dem Fernmeldewerk und erst recht aus dem Meßgerätewerk kam. Geradezu revolutionär wirkt der Außenläufer-Capstanmotor aus Leisniger Produktion. Es war das erste und zugleich einzige Mal in der Geschichte des Heimtonbandgerätebaues der DDR, daß so ein Motor benutzt wurde. Das SKL 9 hat noch einige weitere, sehr beachtenswerte Konstruktionsdetails die es, wie übrigens seine beiden Vorgänger TONMEISTER I und TONMEISTER II, von allen anderen zeitgenössischen Heimbandgeräten Ostelbiens wohltuend unterscheiden. Hatten letztgenannte noch 22-er Spulen, kam das SKL 9 mit 18-er Spulen daher. Die Einführung des 35µ-Senkels erlaubte dies, ohne Spielzeiteinbuße hinnehmen zu müssen. Ja, das mutet etwas seltsam an. Wenn man weiß, daß die damaligen industriellen 22-cm-Geräte ausschließlich mit einem Vorschub von 19,05cm arbeiten, suggeriert die Typenbezeichnung und die kleinere Spule doch förmlich eine "9-er" Geschwindigkeit. Dem ist aber nicht so! Der Außenläüfer als Capstanmotor ist auch nicht umschaltbar sondern erlaubt einzig und allein 19,05cm/s.
Denkbar ist hingegen, daß die Magdeburger das Gerät mit der kleineren Vorschubgeschwindigkeit planten, sich dann aber kein Hersteller fand, der einen geeigneten Motor zu liefern im Stande war. Das kam schonmal vor :-)

Wie schon gesagt, das alles hat nichts mit der VVB und / oder dem Warenzeichenverband RFT zu tun sondern es "passierte" eben in einem Betrieb der mit der Rundfunkbranche weit weniger Berührungspunkte hatte als mit dem Lokomotivbau. Nun wird es wieder spekulativ: Sollte etwa nicht sein was nicht sein darf? Ich weiß es nicht - es hat aber sicher "triftige Gründe" dafür gegeben, daß der Schwermaschinenbau nach nur knapp drei Jahren aus der Liste der Hersteller von Unterhaltungselektronik gestrichen werden können durfte...
Schließlich wurden alle Bauteile und Baugruppen, Konstruktionsunterlagen etc. nach Halle zur KINOTECHNIK ausgelagert und dort montierte man, +/- auf Zuruf, die Maschinen- und Verstärkerkoffer, zum Schluß dann nur noch die abgespeckten, reinen Wiedergabegeräte als Typ MAG60 für den Versandhandel.

Ja, einen gravierenden Nachteil hat das SKL 9 / MAG 60: Formvollendete, perfektionierte Häßlichkeit.

Das schmälert aber nicht die avantgardistische Leistung seiner Entwickler!

Entschuldigung, nun ist es ein Nachruf geworden... immerhin, vor 50 Jahren wurde dort das innovativste Heimbandgerät der sozialistischen Volkswirtschaft ins Grab geschmissen. Sowas vergesse ich nicht.