Tonbandforum

Normale Version: Revox Tapedeck B710 MKII brauchbar?
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Lieber Thomas,

ehe der (Un-)Glaube ins Spiel kommt:

Man benötigt nur ein musikalisch passendes Genre zwischen Walter Gieseking und Luigi Ferdinando Tagliavini oder Oscar Peterson und Barbara Dennerlein (Klavier/Orgel), um bei Schallplattenabspielgeräten oder Bandgeräten gleichermaßen an oftmals hörbare Grenzen zu gelangen.

Je niedriger die Bandgeschwindigkeiten bei den letztgenannten werden, umso kritischer wird die Frage des Gleichlaufes, weil man via Fertigungspräzision die mechanischen Grenzen des Verfahrens erreicht. Darauf und nur darauf hob der gute Enzo di Benedetto mit seinem Regensdorfer Jongleursexperiment ab, denn er wollte nicht mehr, als die Reserven 'seines' Studer-Laufwerkes demonstrieren.

Übrigens braucht man dessen 'Kreisel' (vulgo: Schwungmassen) lediglich gezielt ungünstig zu den Gravitationslinien des Inertialsystems 'Erde' angestellt bewegen, und aus ist es mit der Drehzahlkonstanz. Einmal abgesehen davon, dass das Doppelcapstanprinzip dem 710 MKII ja einige Fallstricke über den Lebensweg gezogen hat. Und denen wäre man auch nicht mit einer weiteren Vergrößerung der Schwungmassen beigekommen.

Ohne den Doppelcapstan geht es aber auch nicht, wenn man die Cassette nicht als allgegenwärtiges Fundamentalproblem in der Wiedergabequalität präsent haben möchte. Schoenmakers hat mit seiner Musicassette eine beachtliche Problemspirale angeworfen, wenn man sie zur hochwertigen Speicherung verwenden will.
Dem alten Mechaniker Willi Studer war das zweifellos nicht nur intuitiv klar, weshalb er ja 'eigentlich' auch nur über seine Leiche einen Cassettenrecorder sein Haus verlassen sehen wollte.

Hans-Joachim
Zitat:grundig tk 240 postete

Musik hören kann man auch mit einem Taschenradio oder Handy. Manchmal drängt sich halt auch die Frage auf, wie. Früher hatte ich Onkyo, heute Revox. Was für ein Unterschied !!

Wenn es nur ums Hören geht, ist es wurscht, welches Deck man benutzt. Spielen sollten sie alle irgendwie...

Gruß
Thomas
Ich muss mich selbst zitieren, habe mich oben wohl missverständlich ausgedrückt: Ich meinte, wer nur "irgendwie" Musik hören will, also so, dass da halt was dudelt, der kann getrost zu minderwertigem Wiedergabegerät greifen.

Wer natürlich "richtig" gut hören will, kommt um höherwertiges nicht herum. Und ich brach eine Lanze FÜR das Revox-Deck.

Sollte das genau andersherum angekommen sein, sorry :-(

Gruß
Thomas

Übrigens: Momentan überspiele ich gerade eine 3er-Satchmo-CD auf die PR99. Und wundere mich, dass ein enorm schlechter Gleichlauf meine bekopfhörerten Ohren ärgert. PR99-Problem ? Neee......die CD isses. Wohl eine schlechte Aufnahme oder was vom Grabbeltisch. Merke: Nicht immer ist die Bandmaschine der Leierfuzzi. In diesem Fall "leiert" die CD. Tja, Sachen gibt´s.....
Zitat:PhonoMax postete Einmal abgesehen davon, dass das Doppelcapstanprinzip dem 710 MKII ja einige Fallstricke über den Lebensweg gezogen hat.
Als Nicht-Besitzer des 710er (der das Gerät nur aus diversen WDR-Studios kennt) fragt man sich (in der Annahme, daß BEIDE Wellen angetrieben werden) jetzt gerade, ob Studer da nicht das Prinzip der TFK M10 hätte übernehmen können, wo die linke Welle nur vom Band mitgenommen wird... :? Oder wäre das für das zarte Kassettenband nun doch ein bißchen viel Tortur gewesen...?

Hat eigentlich noch jemand im Forum Erfahrungen mit den Decks BASF D-6234/6235 (ca. 1980, bei mir schlägt es sich wacker, ist allerdings in den letzten Jahren nur wenig gelaufen) und Tascam 122 MK III - gerade in Sachen Langlebigkeit/Verfügbarkeit von Ersatzteilen?

Michael
Zitat:mk1967 postete
...fragt man sich (in der Annahme, daß BEIDE Wellen angetrieben werden) jetzt gerade, ob Studer da nicht das Prinzip der TFK M10 hätte übernehmen können, wo die linke Welle nur vom Band mitgenommen wird... :? Oder wäre das für das zarte Kassettenband nun doch ein bißchen viel Tortur gewesen...?
Da liegst Du schon richtig. Wie Hans-Joachim bereits erwähnte, ist die Antriebsmechanik beim Cassettengerät an ihren Grenzen des Machbaren. Aufgrund der Miniaturisierung bleibt eine kaum zu verringernde Restreibung der Lager und Wellen, welche man nicht mehr kleiner machen kann. Die Schwungmassen sind im Verhältnis zu einer Bandmaschine deutlich kleiner und daher ist auch deren Wirksamkeit begrenzt. Die innere Reibung des Cassettenbandes im Gehäuse vereitelt zusätzlich bessere Gleichlaufwerte, im Gegensatz zu großen Spulen, die man schon viel besser lagern kann. Ohne Geschwindigkeit kein Schwung, ohne Schwung kein Gleichlauf. Nicht zum Spaß hatte Teac in seinen Spitzenrecordern auch 9,5cm/s oder ebenso die ELCASET.

In den typischen Doppelcapstanlaufwerken wird die zweite, rechte Welle vom Antriebsriemen via Schwungscheibe zu 180° umfaßt, die erste, linke Welle nur zu 120°. Man hat hier neben den unterschiedlich dimensionierten und oberflächenbehandelten Wellen also bewußt das höhere Drehmoment auf die zweite, rechte Welle gelegt. Ich denke, ähnlich hat man es auch bei der Revox gemacht, in dem man den ersten Antrieb im Drehmoment schwächer ausgelegt hat.

Dennoch fasziniert mich, das trotz all dieser Widrigkeiten ein solch hohes Niveau der ursprünglich als Spaßprodukt gedachten Cassette erreicht wurde. Da ist wirklich Ingenieurskunst, die in gut drei Jahrzehnten gereift ist.
Zitat:PhonoMax postete

Je niedriger die Bandgeschwindigkeiten bei den letztgenannten werden, umso kritischer wird die Frage des Gleichlaufes, weil man via Fertigungspräzision die mechanischen Grenzen des Verfahrens erreicht. Darauf und nur darauf hob der gute Enzo di Benedetto mit seinem Regensdorfer Jongleursexperiment ab, denn er wollte nicht mehr, als die Reserven 'seines' Studer-Laufwerkes demonstrieren.
Danke für die hochpräzise Beschreibung des Sachverhaltes. Smile Ganz genau so hat EdB das gemeint.


Zitat:PhonoMax postete
Dem alten Mechaniker Willi Studer war das zweifellos nicht nur intuitiv klar, weshalb er ja 'eigentlich' auch nur über seine Leiche einen Cassettenrecorder sein Haus verlassen sehen wollte.
Hierzu Originalton Willi Studer:
"Ich hatte tatsächlich nicht daran geglaubt, dass sich Tonbandkassetten und Kleintonbandgeräte auf dem Markt durchsetzen würden. Dass Tonbandkassetten dereinst die heutige Qualität aufweisen würden, konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Rückblickend gesehen war es wahrscheinlich ein unternehmerischer Fehlentscheid, dass ich diese Innovation nicht erkannt und in entsprechende Produkte umgesetzt habe."
(entnommen dem Buch "Die sprechenden Maschinen" von Peter Holenstein)
Zitat:Captn Difool posteteDennoch fasziniert mich, das trotz all dieser Widrigkeiten ein solch hohes Niveau der ursprünglich als Spaßprodukt gedachten Cassette erreicht wurde. Da ist wirklich Ingenieurskunst, die in gut drei Jahrzehnten gereift ist.
Das geht mir auch so, daß ich da staune. :oah:
So richtig begeistert war ich zwar von der Kassette nur in meiner Schulzeit, bis selbst ich die Mängel des Verfahrens bemerkt habe. Aber es war/ist schon eine Menge, was das System kann.

Zitat:maddin2 postete
Hierzu Originalton Willi Studer:
"Ich hatte tatsächlich nicht daran geglaubt, dass sich Tonbandkassetten und Kleintonbandgeräte auf dem Markt durchsetzen würden."
Ob er mit "Kleintonbandgeräte" Kassettenrekorder oder A77 & Co. meinte...?
Aus Sicht der späten 60er/frühen 70er erinnert mich das Phänomen "einfach handhabbar, wenn auch in der Qualität nicht optimal" gerade an MP3, Musikwiedergabe über Mobiltelefon etc... Wer weiß, vielleicht sind die "neuen Medien" ja da in zehn Jahren auch um Meilen weiter als heute... Wink

Michael
Zitat:mk1967 postete
Ob er mit "Kleintonbandgeräte" Kassettenrekorder oder A77 & Co. meinte...?
Er meinte mit Sicherheit Kassettenrekorder. Das ergibt sich aus dem Themenzusammenhang und daraus, dass sich zur Zeit der Kassetteneinführung deren Qualität -einschließlich des Konkurrenzproduktes von Grundig- tatsächlich indiskutabel war und andererseits der Markt mit halbwegs vernünftigen Tonbandgeräten von sämtlichen namhaften europäischen Herstellern einschließlich der 36er Serie von Studer überschwemmt war. Die CompactCassette taugte doch erst mit den 70er Jahren so langsam etwas. Dann kam die Kobalt/Chrombeschichtung in Kombination mit Dolby B und damit begann das langsame Sterben der Spulengeräte.

schober_66

Zitat:maddin2 postete
[quote]mk1967 postete
... Die CompactCassette taugte doch erst mit den 70er Jahren so langsam etwas. Dann kam die Kobalt/Chrombeschichtung in Kombination mit Dolby B und damit begann das langsame Sterben der Spulengeräte.
Ich verstehe nicht, warum viele Leute die CD gekauft haben. Ich meine die Musik, die auf CD gepresst wurde, ist ihres natürlichen, warmen Klanges beraubt worden. Sicherlich, die CD ist handhabbarer als MC, Schallplatte oder Spulentonband: Trotzdem werfe ich meine guten, alten Kassetten nicht weg.
Die sehr alten "Agfa Ferro" oder "Agfa Ferrochrom" lohnen nicht mehr.

Gruß
Markus
Bitte nicht die Klangdiskussion! Danke!

niels
Zitat:niels postete
Bitte nicht die Klangdiskussion! Danke!
Ich schließe mich an Smile
Und übrigens: Als ich 1983 zur IFA in Berlin weilte und den -damals nagelneuen- CD-Spieler von Studer hören durfte, war ich vollkommen begeistert von dem Klang.
Aber "Spaß" machen mir meine Magnetbandschätzchen, gelle Smile
Zitat:maddin2 postete
Zitat:mk1967 postete
... Die CompactCassette taugte doch erst mit den 70er Jahren so langsam etwas. Dann kam die Kobalt/Chrombeschichtung in Kombination mit Dolby B und damit begann das langsame Sterben der Spulengeräte.
Da ist technisch irgendwas schiefgelaufen - denn das Obenstehende habe ich meiner Erinnerung nach NICHT geschrieben - daß bei der ganzen Geschichte auch Kobalt im Spiel war, wußte ich z.B. gar nicht Wink

Michael
Ich muß auch schon sehr bitten Wink
DAs ist MEIN Text. Bodenlos... Wink

schober_66

Zitat:mk1967 postete
Zitat:maddin2 postete
Zitat:mk1967 postete
Da ist technisch irgendwas schiefgelaufen - denn das Obenstehende habe ich meiner Erinnerung nach NICHT geschrieben - daß bei der ganzen Geschichte auch Kobalt im Spiel war, wußte ich z.B. gar nicht Wink

Michael
Hallo!

Ich habe mal nachgeschaut. In der Tat gab es eine Cobalt professional Compact Cassette. Der Hersteller war Roticet und die gab es in den 1980er-Jahren? Ich denke mal, dass maddin2 das verwechselt hat. Natürlich hat die Cobalt professional eine Chromdioxid-Bandbeschichtung.
Ich versuche mal den MC-Einleger einzuscannen und das Bild hochzuladen.

Gruß
Markus

img]http://www.thwboard.de/images/logo.gif[/img]

schober_66

Hallo!

Ich hoffe, dass jetzt unten das Bild erscheint.

schober_66

Bild: Roticet Cobalt professional

[Bild: Cobalt.jpg]
Hallo, nein nicht verwechselt.
Es gab auch eine Grundig aus den 70ern, die die bezeichnung "Kobalt-aktiviert" trug. Ich habe hier so ein Exemplar rumliegen.
Bei Gelegenheit mache ich mal ein Foto.

schober_66

Hallo maddin2!

Da wundere ich mich aber, so etwas habe ich noch nie gesehen! Ich denke mal, dass das Band sehr wenig mit Co "dotiert" wurde. Die Hauptbestandteile der Bänder damals aber Fe, FeCr oder Cr waren. Ich glaube, dass sich Co nicht sich durchsetzen konnte in der Bandherstellung. Ich weiß auch gar nicht warum man Co verwendet hat.

Gruß
Markus
Die sog. Kobalt-dotierten Bänder waren die Antwort der Japaner auf die BASF-Chrombänder.
Die magnetischen Eigenschaften waren sehr ähnlich.Möglicherweise gab es patentrechtrechtliche Probleme.
Gruß
Reinhard
Grundig Studio-Cassette High Energy 60 Kobalt aktiviert

so heißt das Ding vollständig

schober_66

Hallo!

Danke für die Nachrichten. Jetzt bin ich wieder schlauer.

Gruß
Markus

Araso

Moin, moin.

Lest doch auch einfach mal im "Cassetten-Schätze" Thread rum.
Ist doch gleich hier im Haus.
Da findet ihr so einige Kobalt-dotierten Bänder und auch Bilder der Tapes dazu.

Viel Spaß dabei.
Der Grund, warum u.a. japanische Bandhersteller auf die kobalt-dotierten Eisenoxide umstiegen, war schlicht der, dass der CrO2-Patente-Inhaber DuPont (USA) die entsprechenden Lizenzen nur gegen Gebühren erteilte. Insofern stimmt die Annahme, es sei hier um Patentsachen gegangen.

F.E.
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