Der Fall "Rega Planet" ist sicher noch einer der harmlosesten, denn ein Riemen lässt sich improvisieren. Das findet sich immer.
Der Tonarm könnte im Falle eines Falles komplett gegen einen aktuellen Rega-Arm oder einen anderen getauscht werden, das wäre dann noch eine vertretbare Lösung. Nur: Was wäre wenn der Motor kaputt geht? Diese Gedanken trüben einem doch sehr die Freude an einem an sich schönen Stück.
Über eines muss man sich im Klaren sein:
High-End bedeutet nicht selten Garagenbastelei auf hohem Niveau. Oft waren euphorische Enthusiasten am Werke und keine umfassend versierten Techniker. Die Stückzahlen waren gering, eine Doku gab es nicht oder kaum, wenn es sie gab, so erhob sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Was z. B. die Fa. ASC an Doku für ihren Tuner ablieferte war schlechter als alles, was aus Japan kommt. Viele kleine Firmen entstehen, liefern gute Produkte und verschwinden klammheimlich still und leise wieder von der Bildfläche.
Öffnet man einen VV2020 der Fa. Audiolabor, damals eines der angesagtestens High-End-Geräte, so sieht man primitive Alu-Streben für den mechanischen Aufbau, die nicht in die runden Ecken des Gehäuses passten und wohl von einem Amateur mit Schleifbock und Feile angepasst worden sind. Ein paar Gerätenummern weiter sieht dieses Detail schon wieder ganz anders aus.
Nur: Es bleibt ja nicht bei diesen mechanischen Nebensächlichkeiten, so geht es auch bei den relevanten elektrischen Schaltungen weiter. Verständlich, daß sich mancher von dieser ihm primitiv erscheinenden Technik abwendet, und sich der PC-Audiotechnik zuwendet, weil er meint: Auch wenn sich dort immer alles sehr schnell ändert, geht es in der Sache weiter, ist alles wenigstens mit Aufwand portierbar, reichen die eigenen Kenntnisse.
Ein paar Fälle aus dem Gedächtnis:
- Da gab es diese Boxen von ESS mit dem AMT-Hochtöner.
- Überhaupt gab es im Lautsprecherbau die Skurillsten Konstruktionen, gerade im Bereich Chassis-Bau. Da ist es im Falle eines Falles nicht mit einer neuen Sicke getan.
- Die Fälle ASC mit Bandmaschinen und Cassettendeck sind uns allen bekannt
- tbc
Bei den Butter- und Brot-Geräten ist der Wertverlust kleiner, es besteht eher die Chance, einen E-Teileträger zu finden, der das Problem löst und überhaupt ist die Gefahr bei den kleinen High-End-Firmen größer, daß es sie schon morgen nicht mehr gibt. Geht Philips pleite, so ist der Service evtl. noch ein lukratives Geschäft, das von Interessenten weiter geführt wird. Wer will schon einen Verstärker betreuen, der vielleicht 100 mal gebaut wurde und in 27 verschiedenen Entwicklungsstufen vorliegt, dafür ständig abraucht?
Also ist High-End nur ein teurer Mode-Gag, oder?
Aber sowas gab es nicht nur im High-End-Bereich. Zeichnet sich die immer wieder besprochene "Phono-Rex" nicht gerade dadurch aus, daß sie ganz alleine einen veritablen TB-Historiker auf Trab hält?
Und war nicht die Fa. Vollmer, Plochingen, ebenfalls dafür bekannt, quasi einen fliegendend-kontinuierlichen Modellwechsel bei laufender Serie zu machen?
Scheint ein typisches Phänomen für Betriebe zu sein, in denen viel Herzblut verspritzt wird. Und ist insofern eigentlich ein gutes Zeichen.