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Normale Version: Kiev 35 Defekt an Bastler abzugeben
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Matze

Ich habe eine Kiev 35 KB Kamera über. Sie transportiert nicht mehr gleichmässig und ist nicht mehr lichtdicht. Als Ersatzteilträger abzugeben.
Ich bin nur mal neugierig, ist das so eine?
[Bild: kiev-35_front.jpg]

Sieht aus wie ein Minox-Nachbau. Hatten die eine Lizenz dafür?

EDIT:
Das Original:
[Bild: Minox35GT.JPG]
Zitat:mash postete
...Hatten die eine Lizenz dafür?...
Hallo Michael,

eine "offizielle" Lizenz für die 1974 erschienene Minox 35 hat es eher nicht gegeben. Persönlich gehe ich eher davon aus, daß man seitens der hiesigen Fotoindustrie die teils offensichtlichen Plagiate der Arsenal und Zorki geduldet hat, zumal man kaum eine Wahl hatte. Einerseits taten sie nicht weh, weil es die Kameras nur in Märkten gab, zu denen man selber kaum Zugang hatte, zu deren Zugang man aber das Wohlwollen der sowietischen Gesprächspartner brauchte, andererseits galt lange Zeit der 4-Mächte-Status, der es unseren "Verbündeten" erlaubte Dinge zu tun, über die man nicht sprach (man nehme z.B. die intensive Industrie-Spionage unserer NATO-Partner in Deutschland). Zu diesen Dingen hatte auch die Erlaubnis gehört, sich für Reparationsleistungen selbstständig in Deutschland zu bedienen. So war z.B. die Kamera-Produktion der Zeiss-Ikon in Dresden auf direktem Wege in die Ukraine gewandert

Zudem war Minox ursprünglich keine Deutsche Firma und waren die Rechte an Namen und Baumuster der Kleinstbild-Kameras zumindest hinterfragbar. Der Fotograf und Konstrukteur Walter Zapp hatte die Minox nämlich in Reval (Tallin) erfunden und zunächst bei der Rigaer VEF (Valsts Elektrotechniska Fabrika, später AEG-Tochter) bauen lassen.
Auch wenn Zapp später nach Deutschland gegangen und hier bis zum Schluß der Minox treu geblieben war (z.B. als mit-Entwickler der Minox 35), erinnere ich mich doch an Berichte über Ansprüche aus dem Osten: Das Baltikum war 1940 besetzt worden und Minox war in Sowietische Hände gelangt, die die Kamera "Made in USSR" weiter fertigten. Denkbar, daß man ein Gentleman-Agreement gefunden hatte um Streitigkeiten über den Namen, wie sie Zeiss-Ikon lange hatte führen müssen, zu entgehen.

Zeiss könnte Vorbild für so ein Agreement gewesen sein: Dort galt, daß Zeiss Jena die im Westen geschützten Marken nur im Osten benutzten durfte, Exporte nach Westen mit anderen Bezeichnungen stattfinden müssten ("T" anstatt "Tessar", "aus Jena" statt "Zeiss" etc.). Ähnlich mußte es die niederländische Industrie und Handelsgesellschaft Dresden handhaben, die als Ihagee AG bis 1966 unter Verwaltung fortgeführt worden war (bevor sie in die VEB Kamera und Kino Werke Dresden / Pentacon integriert wurde) und ihre Exakta im Westen auch nicht unter dieser Marke verkaufen durfte, sondern z.B. als "Elbaflex" anbot.

So bauten halt Zorki Leica-Derivate, und Arsenal Hasselblad, Contax, Rollei's und eben Minox, und man ließ sie machen.

Übrigens gibt es auch ein chinesisches Imitat der Minox 35. Die Yangtse entstand auf der nach China verlagerten Fertigungsanlage des Minox-Zulieferers Balda aus Bünde, für die ein ehemaliger Minox-Mitarbeiter eine der 35 sehr ähnliche Kamera entwickelt hatte.

Lange Rede, kurzer Sinn: Nein.

Tschüß, Matthias

Matze

Zitat:mash postete
Ich bin nur mal neugierig, ist das so eine?
Ja, sieht aber nicht mehr so gut aus.
Zitat:Matthias M postete
...
Zudem war Minox ursprünglich keine Deutsche Firma und waren die Rechte an Namen und Baumuster der Kleinstbild-Kameras zumindest hinterfragbar. Der Fotograf und Konstrukteur Walter Zapp hatte die Minox nämlich in Reval (Tallin) erfunden und zunächst bei der Rigaer VEF (Valsts Elektrotechniska Fabrika, später AEG-Tochter) bauen lassen.
Auch wenn Zapp später nach Deutschland gegangen und hier bis zum Schluß der Minox treu geblieben war (z.B. als mit-Entwickler der Minox 35), erinnere ich mich doch an Berichte über Ansprüche aus dem Osten: Das Baltikum war 1940 besetzt worden und Minox war in Sowietische Hände gelangt, die die Kamera "Made in USSR" weiter fertigten. Denkbar, daß man ein Gentleman-Agreement gefunden hatte um Streitigkeiten über den Namen, wie sie Zeiss-Ikon lange hatte führen müssen, zu entgehen.
...
Hallo Matthias,

dass die Ur-Minox (Spionagekamera) auch einen Nachbau in der UDSSR hatte, war mir bekannt. Aber da hatte man ja die Konstruktionspläne als Beutehut erhalten. Die Minox 35 war doch aber eine Neukonstruktion aus Westdeutschland der 70er Jahre. Die Konstruktionspläne werden die Russen wohl nicht erhalten haben, geschweige denn, die Werkzeuge. Dann müssen sie die Kamera wohl 'rekonstruiert' haben.
Zitat:mash postete
Dann müssen sie die Kamera wohl 'rekonstruiert' haben.
... ich denke eher 'nachempfunden'. Die Kiev ist keine exakte Kopie der Minox, sondern unterscheidet sich technologisch. Man hat also anhand eines Gerätes, das damals (wie heute) den Ruf genoss, die kleinste Kleinbildkamera der Welt zu sein, etwas gebaut, das mit den vorhandenen technologischen Möglichkeiten dem Original so weit wie möglich entsprach.

Wenn ein Plagiat dem Original dann ähnelt, wird das in der Regel mit dem Argument: "form follwos function" begründet. Wie Prof. Richard Fischer und Walter Zapp sei man aufgrund der selber Zwänge zu den gleichen Lösungen gekommen Smile

Die sowietische Kamera-Industrie hat eben keine Geräte selber erfunden, sondern weltweit geklaut (das gilt selbst für die Lomo) bzw. 'geerbt' und dann den eigenen Anforderungen und Möglichkeiten entsprechend angepaßt. Man hat sich beim Besten bedient, was es in der jeweiligen Sparte gab: Hasselblad, Praktisix, Rolleiflex, Contax, Minox, Leica, Zeiss- und Voigtländer-Objektive, etc.) und daraus zum Teil recht eigenständige Modelle entwickelt.
Lediglich beim Minox-Epigon ist man - nicht zuletzt aufgrund der konzeptionell geringen Möglichkeiten zur Modifikation - beim Urmodell geblieben. Das hat selbst Minox getan und die 35 bis 2002 nur geringfügig verändert.

Tschüß, Matthias

Futter gibt's übrigens hier:
http://www.gsteinbach.de/anfang.htm
http://www.minoxclub.de/
...übrigens kann die Russin durchaus eine gute Kamera sein. Wie üblich bei den sowietischen Geräten unterlag die Produktion großen Qualitätsschwankungen, was sich bei der 35 in mangelnder Licht-Dichtigkeit zeigen kann. Sollte die von Matthias jedoch benutzbar sein, dann hat sie einen hohen Gebrauchswert! allerdings das Problem, daß die originalen Quecksilber-Batterien - wie die für die Minox - nicht mehr in Deutschland verkauft werden dürfen. Ich benutze für meine 35GT eine 6V Batterie gleicher Größe. Den 25-Euro-Batterie-Adapter, den Minox für 3V-Knopfzellen anbietet und von dem gerne behauptet wird, er hätte eine Strombegrenzung integriert, halte ich für einen rein mechanischen Adapter ohne Elektronik. Angesichts der Preise für die Russin würde ich drauf verzichten ... muß jeder selber wissen.

Tschüß, Matthias

Matze

Da kommen 4 normale Knopfzellen rein. Standardtypen.