Tonbandforum

Normale Version: Kaputtklatschen, ein neuer Trend?
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Gestern (17.01.08), haben meine Frau und ich einen Auftritt von Hans Liberg besucht. Der Mann ist ein Musikkomödiant benutzt meist klassische Musik, um bei seinen Vorträgen dann Teile von Unterhaltungsmusik geschickt einzubinden (von der deutschen Nationalhymne zu 'let it be') und dazu kleine Geschichten erzählt. Das macht er sehr unterhaltsam.

Negativ aufgefallen, sind mir mehr als die Hälfte der Zuschauer, die bei fast jedem bekannten Rythmus im Takt mitklatschen mussten und deswegen der Vortrag fast nicht mehr zu hören war. Ich frage mich (meine Frau auch), warum machen die das? Ist das ein Reflex? Soll damit bekundet werden, dass es gefällt?

Hans Liberg unterbrach bei einigen Stücken den Vortrag, und machte Witze über diese Taktklatscher, die haben es scheinbar nicht als Aufforderung es sein zu lassen aufgefasst und machten munter weiter. Ich hatte den Eindruck, dass Liberg das auch nicht unbedingt passte.

Ich kann mich irgendwie damit nicht abfinden, dass mein Eintritt eigentlich nur für den Artisten bezahlt wurde und nicht für die Vorstellungen des Publikums.
Das ist eine verbreitete Unsitte, aber meiner Meinung nach kein neuer Trend.

Zum ersten mal in sehr lächerlicher Form ist mir das vor etwa zehn Jahren aufgefallen, als Blondie nach ihrem großen Comeback zu Gast bei "Wetten dass" waren und "Maria" gespielt haben. Das Publikum hat gleich am Anfang versucht, im Takt mitzuklatschen, was bei diesem Lied aber ziemlich unmöglich ist. Die meisten haben das schnell gemerkt und nach ein paar Sekunden aufgehört, aber ein harter Kern hat es bis zum ersten Refrain durchgezogen. :-)

Ein Freund von mir, der seit 12 Jahre in England lebt und dem ich davon erzählt habe, sagte mir, daß das seiner Meinung nach ein typisch deutsches Phänomen ist. Die Engländer klatschen jedenfalls nicht mit.
Zitat:timo postete
Das ist eine verbreitete Unsitte, aber meiner Meinung nach kein neuer Trend.
Klar gab es das früher auch schon. Aber mit Kaputtklatschen meinte ich die Extremität, mit der das abläuft. Ich habe das von früher nicht so in Erinnerung.

Zitat:timo postete
...
Ein Freund von mir, der seit 12 Jahre in England lebt und dem ich davon erzählt habe, sagte mir, daß das seiner Meinung nach ein typisch deutsches Phänomen ist. Die Engländer klatschen jedenfalls nicht mit.
Laut Liberg machen das nur die Holländer. Und dann kam von ihm gleich die Frage hinterher "sind hier etwa Holländer dabei?".

Aber das hat leider auch nicht geholfen...
Schade,

würde das Publikum Herrn Liberg kennen, wüsste es, daß es mit dem Klatschen eine Menge Gags und Spitzen durch Herrn Liberg verdeckt.
Eine Reihe von Fernsehauftritten mit kundigerem Publikum (unlängst bei 3sat z.B.) zeigen das klar auf.
Sehr schade,
aber schön, daß Du da warst.
Ich finde Hans Liberg richtig gut; und wenn er etwa gegen den niederländischen "straußschen Meistergeiger" ätzt...,
herrlich.

Gruß
Rick
Zitat:Rick Monson postete
...
Ich finde Hans Liberg richtig gut; und wenn er etwa gegen den niederländischen "straußschen Meistergeiger" ätzt...,
herrlich.

Gruß
Rick
Ja, das hat er mehrfach und auch gegen Dieter Bohlen.

Ätzendes Zitat in einem anderen Zusammenhang:
"Pippi Langstrumpf ist ja jetzt 62 Jahre alt geworden, sollte sie jetzt nicht passenderweise Pippi Stützstrumpf heißen?"
Zitat:mash postete
und auch gegen Dieter Bohlen.
Das ist ja im Moment auch irgendwie schwer in Mode.
Die Deutschen sind schon immer etwas gerner im Gleichtakt marschiert als andere Völker, und im Sitzen marschiert sich's bequemer. Hört sich immer verboten an, wenn ein Künstler mal versucht, etwas Swing hineinzubringen und die Schäge 2 und 4 zu betonen beim Klatschen.

Etwas schuld haben auch die Künstler selber. Das Publikum mit manchmal peinlich bemüht wirkender Animation zum Mitklatschen / Mitsingen zu bewegen zählt zum Bestandteil einer "guten Show". Stimmung zu machen ist wichtiger als die Leute zum genauen Zuhören zu animieren. Gute Stimmung im Publikum erspart dem Künstler das Können.

Last not least sind die Menschen auch etwas rücksichtsloser und egoistischer geworden. Ich gehe bei Rock-Konzerten gerne bis vorne, an den Bühnenrand, weil ich alles ganz genau sehen will. Wenn man dann von bekifften, 'rumflippenden Headbangern und Luftgitarristen umgeben ist hat sich die stundenlange Warterei nicht sehr gelohnt.

Ich sehe es auch so, daß sich das Publikum in der Tendenz immer festzeltmäßiger verhält.
Auch ein "gutes" Beispiel für hirnloses Rumklatschen ist bei Andreas Rebers sehr oft zu beobachten.
Legt er mit seinem Akkordeon los wird ebenfalls vielfach dümlich geklatscht, die sehr galligen Texte sind dank intelligenter Tonregie denn doch wenigstens für das Fernsehpublikum verständlich; dem Saalpublikum dürfte so manches entgehen (?)

Gruß
Rick
Zitat:Rick Monson postete
Auch ein "gutes" Beispiel für hirnloses Rumklatschen ist bei Andreas Rebers sehr oft zu beobachten.
Legt er mit seinem Akkordeon los wird ebenfalls vielfach dümlich geklatscht, die sehr galligen Texte sind dank intelligenter Tonregie denn doch wenigstens für das Fernsehpublikum verständlich; dem Saalpublikum dürfte so manches entgehen (?)

Gruß
Rick
Der tritt doch öfter mal bei 'Scheibenwischer' auf. Die Texte sind manchmal schon recht herb, vor allem, wenn es um vergleiche mit N*z*deutschland geht. Aber ich mag ihn.