Tonbandforum

Normale Version: Bandknitter bei N4420
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Thommy74

Hallo,

ich verwende für Viertelspuraufnahmen eine Philips 4420.
Als 70er-Fan bin ich (auch klanglich) von diesem Gerät überzeugt.

Allerdings hat es (bisher nur bei manchen DP) die Eigenart, das Band zu zerknittern: Mitten im Spiel rutscht das Band geräteseitig weg, man hört die Gegenspur, und das Band wird beschädigt (wirklich böse Knitter).

Das Gerät läuft bei allen LP und bei vielen DP einwandfrei!

Dieses "Abrutschen" aus der Führung geschieht spontan: Mitten im Spiel, egal ob Agfa PE 49 oder Orwo oder BASF DP! Und unabhängig von der Geschwindigkeit.

Hat jemand eine Idee?

Grüße,

Thommy
Hallo Thommy,

wird das Band an der Capstanwelle von der der Andruckrolle gefaltet? Üblicher Weise treten solche Fehler durch falschen Bandzug oder auch durch falschen Anpressdruck der Andruckrolle auf. Des weiteren kann die Rolle beschädigt/verdreckt sein. Gerade Doppel- oder auch Trippleplaybänder reagieren sehr empfindlich auf Fehler bei den besagten Komponenten.

Am besten wäre ein Ausbau der Rolle, eine Reinigung, Schmierung der Innenlager (aber blos kein Öl auf den Gummi) und der abermalige Zusammenbau. Dann schauen wir mal weiter...

Gruß, Thomas!

Thommy74

Hallo Thomas,

Ja, dort wird das Band gefaltet.

Ich werde Anfang nächster Woche, wenn ich frei habe, diese Stellen mal untersuchen. Zwischenzeitlich blättere ich mal im SM.

Viele Grüße,

Thommy
Lieber Thommy,

die von dir beobachteten Symptome deuten häufig auf eine zur Tonwelle nicht völlig parallel stehende bzw. laufende Andruckrolle bzw. Andruckrollenoberfläche hin, was meist miteinander zu tun hat:
Wenn die (bandwirksamen) Achsen von Welle und Rolle nicht mehr ordentlich fluchten, wird die Rollenoberfläche schief und treibt das Band nach oben oder unten. Natürlich können dabei ebenso Reibungsunterschiede über die mit dem Band in Kontakt stehenden Oberflächen von Welle und Rolle einwirken wie auch Andruckrollenbauarten, die zur Veränderung der Rollenoberflächen neigen, wenn irgendwelche Weichmacher ausgedampft sind und damit Kräfte auf das 'Gummipaket' entstehen, die dessen Oberfläche minimal deformieren.

Bandführungen können ihrerseits durch Dejustage unselige Aktivitäten entfalten, wobei diese in deinem Falle wohl zu den eher unwahrscheinlichen Engpässen gehören dürften, nachdem du im Forum nicht gerade als Kombizangenreparateur bekannt geworden bist. Wir müssen in deinem Fall deshalb wahrscheinlich Probleme an der Andruckrolle bzw. Motorwelle näher bis nächst in Betracht ziehen.
Ist wirklich alles sauber -also Bandführungen, Tonwelle und Andruckrollenoberfläche über die gesamte Breite-? Hast du Spiel im Tonwellenlager, gibt es solches um die beiden kritischen Parallelitäten bei der Andruckrolle, also in beiden Richtungen? Bestehen Abweichungen von der Senkrechten zur Bandlaufrichtung und von der Parallelität auf die Tonwelle zu? Ist die Andruckrolle unter Umständen an der Kontaktstelle mit dem Band hohl ausgelaufen?

Nachdem du den Ärger am ehesten bei Doppelspielband beobachtest, spricht vieles für die ausgelaufene Andruckrollenoberfläche. Solltest du über ein Haarlineal verfügen, lässt sich das ggflls. schon visuell taxieren. Sitzt der Motor fest im Rahmen, gibt es sonst mechanische Auffälligkeiten an deiner Andruckrolle nebst Führung? Je nach Bauart deines Gerätes kann ein präziser Nachschliff deiner Andruckrollenoberfläche da Abhilfe schaffen, zumal Philips-Andruckrollen sicher nicht mehr zu beschaffen sind und spezifische Auswege erzwingen. Für den Korrekturschliff benötigt man aber Zugang zu einer entsprechenden Schleifeinrichtung, weil das Glaspapierfreihandverfahren in der Regel erheblich mehr Unheil als Abhilfe stiftet.


Wie diffizil dies Gebiet ist, sieht man daran, dass Grundig -mit keineswegs katastrophalem Erfolg- Andruckrollenführungen konzipierte, die sich 'selbsttätig' auf den senkrechten Betrieb an der Tonwelle einstellten, also nicht gerade mit der Aggressivität parallel zur Tonwelle geführt wurden, die man z. B. von einer G36 aus Regensdorf/Löffingen kannte/kennt.

Hans-Joachim, dem alten Grundsatzler
Ich wollte ncoh anmerken, daß das Band immer zu der Seite aus der Führung läuft, wo der Druck der Andruckrolle STÄRKER ist. Ich nehme immer die Analogie zum Riementrieb: Ein Flachriemen (hier Band) läuft immer zu der Riemenscheibenstelle mit dem größten Durchmesser (hier schiefgestellte Andruckrolle). Deswegen haben Flachriemenscheiben niemals ein seitliches Bord zur Begrenzung des Riemenlaufes; der Riemen würde sofort aufklettern und abspringen. Flachriemenscheiben haben immer in der Mitte den größten Durchmesser, damit der Riemen schön in der Mitte läuft.

Gruß
MArtin

Thommy74

Hallo Freunde,

danke für Eure Antworten. Ich denke, daß ich trotz Zeitmangel das Problem schon gelöst habe, auch wenn ich einen Testlauf zur Bestätung erst am Montag durchführen kann.

Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich das Problem auch selbt hätte lösen können.....

Hans-Joachim schrieb: "Ist wirklich alles sauber -also Bandführungen, Tonwelle und Andruckrollenoberfläche über die gesamte Breite-?"

Ich stellte das Gerät also auf meinen Tisch, verkehrtherum und mit der hellen Lampe beleuchtet. Es erscheint gleich ein ganz anderes Bild, als wenn man mit der Taschenlampe auf dem Boden liegend, den Hals verrenkend von unten hineinleuchtetSmile

Ich habe dann alle Köpfe und Führungen mit IPA gereinigt. Bei dem starken Licht sah ich auch, daß sich etwas hinten an der Tonwelle angereichert hatte. Was ich anfangs für eine unbedenkliche Verfärbung hielt*, war ein fester Belag!
Als ich dann unter Betrieb die Andruckrolle an die Tonwelle drückte, spürte ich sagar ein Rumpeln.

Das erklärt auch Martins Aussage: "...daß das Band immer zu der Seite aus der Führung läuft, wo der Druck der Andruckrolle STÄRKER ist"

Ich habe lange mit Ohrenstäbchen geputzt: IPA und (sehr vorsichtig) Aceton und THF. Letztlich half nur eine Messerklinge und der Belag platzte ab.


Jetzt läuft auch die Andruckrolle ruhig, und soweit ich das sehen konnte, steht diese auch parallel zur Tonwelle und ist plan (gegen das Licht geschaut).


Wie ich oben bereits schrieb, mache ich Anfang nächter Woche ausgedehnte Tests mit DP. Hoffentlich war es das auch!


Schönes Wochenende,

Thommy
Lieber Thommy,

mir geht zwar der Ruf nach, ängstlich und übervorsichtig zu sein, weshalb ich schon mit klassischen Warnungen an mich zu halten bemüht bin: Wenn im Bereich von Bandführungen allerdings von zwei gehärteten Stählen bzw. hoch-kohlenstoffhaltigem Eisen und (oftmals weichen: Messing oder Rotguss) Bandführungen gemeinsam die Rede ist, geht mir immer ein kühler Schauer über den Rücken. Lieber Geduld obwalten lassen, und Klementinens "reinweichen ist besser" memorieren, ehe man mit Frau Saubermanns Ziehklinge zu Werke geht.

Ich hatte vor geraumer Zeit einmal eine B77 eines Schulfreundes hier stehen, die wohl anderthalb Jahrzehnte nicht mehr gedreht, letzte Versuche am schmierenden 631 abgeradelt und mittendrin eine zerbröselnde Ehe überlebt hatte. Auf einem ihrer Köpfe saß ein buchstäblich aufoxidierter Magnetitfleck, der sich "umsch Verregge ned" auflösen lassen wollte. Ich habe dann bei 19 cm/s mit einem historischen Band über etwa eine Stunde nachpolieren lassen. Das half: Kopf blank, Frequenzgang spitzenmäßig justabel.

Wenn natürlich -und bei bestimmten Tonwellenlagerungen erst recht- an ungünstigen Stellen die verhärtete Altfett aus der 3M-Küche millimeterdick sitzt, hilft nur sanfte Gewalt. Dennoch: Vorsicht bei "hart auf hart" und noch mehr bei "hart auf weich"!

Hans-Joachim

Thommy74

Hallo Hans-Joachim,

sicherlich hast Du recht, und bei mir sind auch ein paar Alarmglocken angegangen, aber Geduld ist nicht so meine Stärke, besonders, da meine Freizeit knapp bemessen ist und noch ein paar andere "Patienten" auf eine OP wartenSmile

Bei der Klinge handelte es sich übrigens um ein billiges Fabrikat, also nicht besonders gehärtet oder hochwertiger Edelstahl. Und ich war sehr vorsichtig.

Das Resultat: Etwa sechs Stunden DP liefen einwandfrei!


Grüße,

Thommy

Thommy74

Hallo,

danke für Eure Hilfe.

Ich denke, das war's, denn ich habe inzwischen über zehn Stunden DP laufen lassen. Ohne die geringsten Probleme (BASF DP26, Agfa PE49, EMI 100, Soundcraft XP-12 & Irish 198).

Dennoch bleibt ein Phänomen: Wie im Forum 1 schon erwähnt, neigt die Philips zu stärkerem Bandabrieb. Da ich nur gebrauchte, stellenweise recht alte Bänder verwende, habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, vor jedem Bandwechsel/Umdrehen die Köpfe usw. zu überprüfen (wie bei Kassetten auch). Ich habe dort immer mehr/deutlicheren Abrieb!

Grüße,

Thommy