Tonbandforum

Normale Version: Einstellbare Kopfsenkrechtstellung ?
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Hallo Gemeinde,
in meiner Cassettensammlung befinden sich viele Cassetten, die mit mehr oder weniger schiefem Kopf aufgenommen wurden. Ich behelfe mir beim Abspielen, indem ich den Kopf in Stellung 'Mono' auf gehörmäßiges Höhenmaximum nachstelle. Leider ist das bei meinen meisten Cassettendecks recht unbequem (Schrauben schwer zugänglich) und nervig. Auch habe ich festgestellt, daß die Schräubchen mit der Zeit ausleiern. Ich suche nach einer besseren Lösung.
Frage: gibt oder gab es Cassettendecks, bei denen eine Wiedergabekopfnachstellung ohne Verrenkung und Fummelei vorgesehen ist? Sollte schnell und im Vorübergehen machbar sein und muß nicht 100% genau sein; halt so, daß die abzuspielenden Cassetten einigermaßen gut klingen. Hat irgendwer eine zündende Idee dazu? - Die schrägen Cassetten umzukopieren wäre übrigens kein guter Vorschlag; dazu sind es zu viele.
Gruß
Heinz
Hallo Heinz,

so was gab es schon, ich weiß nur die Typen nicht mehr.
Sony hatte mal ein Deck mit herausgeführter Azimutschraube.
Man konnte während Play ohne Werkzeug an einer Rändelschraube drehen.
In der justierten Mitte gab es eine Markierung oder Raststellung.
Yamaha hatte Decks mit Play-Trimm- Funktion.

Gruß

Bernd
Nakamichi hatte Geräte mit automatischer Azimuth-Korrektur.
Das waren allerdings nicht die preiswerten ;-)

Die Play-Trimm Funktion bei Yamaha hatte nichts mit der
Azimutheinstellung zu tun, sondern war dafür da etwas mehr
Brillianz (Höhen) in dumpf klingende Bänder zu bringen.
Das kann natürlich möglicherweise auch helfen.

Philips hatte in den 80ern einige Tapedecks mit einer recht einfach
gemachten Azimuth-Korrektur. Eine neuartige Bandführung am Tonkopf hat das Band in die richtige Lage gebracht.

"Die Führungsschlitze an der Ein- und Auslaufseite des Tonkops, üblicherweise rechtwinkelig, wurden mit einer leichten Schräge an der unteren Führungskante versehen. So wird das Band immer gegen die rechtwinkelige obere Kante gedrückt, auch wenn es zum Beispiel Toleranzen in der Breite besitzt. Die oberen kanten definieren den "Null-Grad-Azimuth"-Fehler. Die Schrägen lassen dem band vertikal zur Laufrichtung keinen Spielraum mehr."

Das war ein Zitat aus dem Philips Hifi-Katalog 1985

Bringt natürlich nichts für falsch aufgenommene Kassetten, hätte genau das aber verhindert ;-)
Ich habe zwischenzeitlich das Internet nach 'Play Trim' abgegrast und festgestellt, daß das gar nicht so selten ist. Allerdings scheint es sich meist um eine elektronische Korrektur zu handeln. Lediglich ein paar Tapedecks haben den Regelknopf an der 'richtigen' Stelle, also dort, wo die Justierschraube vermutet werden kann. Das könnte eine mechanische Vorrichtung sein, wie ich sie gebrauchen könnte. Ist der Regler weit von der Cassette entfernt, vermute ich mal, daß der dann nur in die Wiedergabeentzerrung eingreift, was in meinem Fall nichts nützen würde. Die meisten meiner betroffenen Cassetten wurden übrigens über einen Zeitraum von 12 Jahren mit der gleichen Maschine gemacht, und da ich immer das Aufnahmedatum notiere, ist es interessant zu beobachten, wie sich die Köpfe im Lauf der Jahre immer weiter von der Senkrechten entfernt haben. Eine Schande ist das, zumal das Deck, ein Fine Arts CT905, ja nicht gerade zu den Billigprodukten gezählt werden konnte.
Mal sehen, was ich machen kann, um meine alten Cassetten weiterhin genießen zu können, ohne jedesmal zum Schraubenzieher greifen zu müssen. Bei meinen neueren Aufnahmen bin ich zuversichtlich: als mein etwa gleich altes Studer A721 ins Haus gekommen ist, habe ich gleich ein Oszilloskop angeschlossen und ein Bezugsband laufen lassen - alles haarscharf; keinerlei Abweichung vom Soll.
Gruß
Heinz
Eine allerdings vermutlich sehr teure Lösung wäre die Beschaffung eines Cassettenrecorders Nakamichi Dragon: der konnte auch im Wiedergabe-Modus die optimale (in diesem Fall also nicht die "korrekte") Azimut-Stellung ermitteln. Frage ist natürlich, ob sich der Aufwand lohnt oder ob sich die in Frage stehenden Aufnahmen nicht auch auf anderem Weg beschaffen lassen.

F.E.
Oh ja, der Dragon wär' schon was. Aber meine alten Cassetten sind nicht so toll, daß diese nicht gerade kleine Ausgabe gerechtfertigt wäre. Ich werde wohl weiterhin zweigleisig fahren: ein Tapedeck opfern und den Kopf schief stellen, um damit die schiefen Cassetten abzuspielen. Natürlich muß ich dann meine Cassetten in zwei Portionen aufstellen: gerade und schief. So hat's bisher auch ganz gut geklappt, zumindest eine gewisse Zeit lang.
Danke und Gruß
Heinz
@Heinz

...die zweigleisige Methode ist mit Sicherheit die preiswertere...
Wenn`s schön sein soll: bereits der Nakamichi 700 Tri-Tracer
hatte die frei zugängl. Azimuth-Verstellung.
Dieser Klassiger ist zwar auch nicht gerade billig, aber immer
noch deutlich günstiger zu haben, wie ein Dragon.
Und die Wiedergabequali wird Dich nicht entäuschen.

Gruss
Hallo
Beim Nakamichi 700 konnte man nur den Azimuth für den Aufnahmekopf manuell verstellen.
Ich habe so ein Ding seit Jahren defekt in der Ecke stehen.
Gruß Ulrich
Danke f.d. Info...

... dann hilft's dem Heinz nicht weiter...

Gruss
Frage: gibt oder gab es Cassettendecks, bei denen eine Wiedergabekopfnachstellung ohne Verrenkung und Fummelei vorgesehen ist? Sollte schnell und im Vorübergehen machbar sein und muß nicht 100% genau sein;

Hallo Heinz,
es muß nicht immer ein Dragon sein, der Nachfolger, CR-7 hatte ebenfalls ine Azimuthkorrektur, nicht automatisch aber manuell über ein Poti an der Frontseite, das die motorisierte Kopfsteuerung regelte. CR-7 sind gebraucht etwas billiger als Dragons zu haben, wenngleich der Unterschied nicht groß ist.

Die Idee zur automatischen Kopfnachführung a la Dragon soll übrigens von Marantz stammen und wurde dort im SD 930 verwirklicht. Die Technik wurde dann von Nakamichi gekauft und verfeinert. Das Marantz wird selten im funktionierenden Zustand angeboten aber dafür üblicherweise relativ günstig, kaum jemand kennt es und die Kenner scheinen die Finger davon zu lassen.

Habe übrigens mit den schiefen Köpfen genau das gleiche Problem wie du, ich leiere aber nach wie vor die Kopfschrauben aus.

Viele Grüße
Lukas
Mir fällt da noch etwas ein: es wäre möglich, dass sich das Kassettengehäuse bzw. seine "bandführenden Elemente" verzogen haben, die Höhenverluste usw. also nicht einer fehlerhaften Aufzeichnung, sondern einem defekten Gehäuse zuzuordnen sind (oder ist der Fehler eindeutig schon bei der Aufnahme entstanden?). Es wäre also zu überlegen, ob nicht das Umsetzen des Bandes in ein besseres Gehäuse schon eine Lösung brächte. Aber die Randbedingungen - lässt sich die Kassette überhaupt öffnen, wo bekomme ich ein ordentliches Gehäuse her - sind natürlich auch relativ komplex. Loswerden wollte ich den Hinweis allemal, vielleicht bringt's was.

F.E.
Hallo Friedrich,
da die ältesten (und ersten) Aufnahmen, die mit der TC905 gemacht wurden, auf der A721 gut abspielbar sind (auch in mono) und die Aufnahmen in den Jahren immer 'schräger' wurden (das merke ich daran, wie weit ich drehen muß) , liegt für mich die Ursache eindeutig in zunehmend schiefer werdenden Köpfen der TC905. Die Cassettengehäuse tragen wohl auch dazu bei, aber in sehr viel geringerem Ausmaß: eine Scotch - Cassette, die ich testweise mit der A721 bespielt habe, ist nur auf einer Seite in Mono abspielbar, während die andere Seite einen deutlichen Höhenabfall bringt.
Dank an alle, die sich meines Problems angenommen haben!
Gruß
Heinz
Hallo Heinz!

Ich hatte das gleiche Problem! Ca. 500 Cassetten mit mindestens 6 oder 7 verschiedenen hochwertigen Decks aufgenommen, bei denen die Azimutheinstellungen noch nicht mal ab Werk kompatibel zueinander waren. (Von den unterschiedlichen Dolby Bausteinen mal gar nicht zu reden). Ich kriege heute noch einen Anfall, wenn ich nur an die technischen Verrenkungen denke, vorhandene Cassetten so gut wie möglich abzuspielen.

Zum Abspielen dieser alten Cassettenschätze habe ich mir jetzt ein Nakamichi "Cassette Deck 1" zugelegt. Dieses besitzt einen Drehregler neben der Cassettenfachklappe, der über ein flexibles, flaches Stahlband den Wiedergabekopf mit präzisen Rastpunkten verstellt. Es ist ein hochwertiges 3 Motoren / 3 Kopf Tapedeck, daß bei EBay um Größenordnungen günstiger weggeht als ein Dragon.

Von diesem muß ich auch abraten, weil dessen automatische Azimutheinstellung nur für geringe (Cassetten)- Toleranzen gedacht war. Sobald eine Cassette eingelegt wird, die mit einem wirklich großen Azimuthfehler aufgenommen wurde, ist ein regelmaßiges Klacken zu hören. Dieses entsteht, weil der Azimuthfehler außerhalb des Regelbereiches des Dragon liegt, und dann Kunstoffzahnräder am Endanschlag durch den Einstellmotor übersprungen werden.

Auß dem oben genannten Cassette Deck 1 gabs noch ein Nakamichi Flaggschiff, (hieß entweder CR7 oder ZX7) aus der damaligen 4000 DM Klasse, daß diese Art der mechanischen Kopfverstellung ebenfalls besaß.

Die Vorgehensweise bei meinem Tapedeck ist eine Sache von Sekunden: In Nullstellung, die durch eine grüne LED angezeigt wird, ist der Wiedergabekopf perfekt auf den eigenen Aufnahmekopf justiert, bei einer Drehung nach Links oder Rechts erlischt die LED, und der Azimuthwinkel andert sich dementsprechend. Zu Einstellung den Verstärker auf Mono, und gut is.

Gruß

Wolfgang
Auf die Gefahr hin, mich endgültig als Kleinigkeitskrämer zu "outen": nur die englischssprachige Welt schreibt "azimuth", der informierte Rest "Azimut", alldieweil dieser Begriff nicht aus dem Griechischen, sondern aus dem Arabischen stammt - wie so viele andere unserer eher täglichen Ausdrücke auch, beim Zucker angefangen und bei der Laute noch lange nicht zu Ende.

F.E.
Hallo,

da ich schon immer ein penibler und mißtrauischer Typ war, traute ich der aufkommenden Kassettentechnik lange Jahre nicht zu, sich je zu einem ernsthaften Konkurrenten der Spulengeräte zu mausern.
Während vieler Jahre Werkstattdienst hatte ich mit allen Schwächen der einzelnen Entwicklungsepochen dieser Technik zu kämpfen.
Als ich Anfang der 80er nun endlich überzeugt worden war das die Kassette den Siegeszug über die Spule antritt, überwand ich mich und kaufte mein erstes Kassette- Deck.
Da ich von den oft halbherzig justierten Tonkopfeinstellungen verschiedener Hersteller und Gerätechargen Kenntnis hatte, aber mir meine langjährige Musik- Sammelleidenschaft sehr am Herzen lag, wollte ich eine über viele Jahre funktionierende Wiederkehrgenauigkeit der Aufnahmeparameter anstreben.

Meine Werkstattkollegen haben mich damals zwar belächelt, aber ich habe mein Tun bis heute nicht bereut.

Ich fertigte mir, in Ermangelung eines eigenen Originals, auf einem fabrikfrischen hochwertigen Kassette- Deck zwei eigene Prüfkassetten an, indem ich übliche Testfrequenzen mit definiertem Pegel aufzeichnete und die Wiedergabepegel anschließend mit einer geliehenen Bezugskassette verglich.

Mittels dieser Testkassetten habe ich vom ersten Gerät angefangen, auch alle nachkommenden Modelle überprüft und eingestellt.
Ich habe über Jahre versucht immer mit dem selben Gerät meine Aufnahmen zu machen und es auch nur für die Neuaufnahmen zu verwenden, um die Präzision zu erhalten und den Verschleiß gering zu halten.
Zur Wiedergabe dienten mehre andere Decks.

Meine Kassette- Decks habe ich auch von Zeit zu Zeit einer Wartung und Parameterprüfung unterzogen, um eine gewisse dauerhafte Spezifikation zu gewährleisten.

Mit dieser Methode waren zwar keine Absolutwerte erreichbar, aber ich lag mit meinen Geräteparametern immer im grünen Bereich.
Ich hatte mir eine gewisse "Hausnorm" geschaffen, welche ich bis heute einhalte.

Es ist somit heutzutage völlig egal, in welche Kassetten- Kiste welchen Jahrgangs ich greife, meine Kassetten kann ich ohne nachträgliche Azimut- Korrekturen broblemlos abhören.
Auch konnte ich bisher keine Veränderungen durch Gehäuseverwerfungen feststellen. Ich nehme auch an, daß dieser Einfluß eher gering ist, da der wesentliche Teil der Bandführung durch das Gerät selbst bestimmt wird.
Ich habe meine "Archivkassetten" immer nur unter Wohnraumbedingungen gelagert und nie im Auto missbraucht.
Natürlich können Sommertemperaturen wie sie in einem in der Sonne geparkten Auto auftreten, Kunststoffkasstten regelrecht unbrauchbar machen, aber für derartig strapaziöse Anwendungen habe ich gekennzeichnete billigere Kassetten mit Kopien verwendet.

Gruß

Bernd
Die Akai GX-75 und 95 bieten auch eine Möglichkeit, von außen den Azimut einzustellen, allerdings braucht man dazu einen Schraubenzieher:

[Bild: IMG_0690.jpg]

In wie fern das geht und wie gut kann ich nicht sagen, ich hab' daran noch nicht gespielt. Zusätzlich kommt dazu, daß die Decks recht hoch gehandelt werden.
Hallo Friedrich!

Mea culpa! Recht hast Du. Aber ich plädiere für mich in diesem Fall auf Gewohnheitsrecht. Da der englische Begriff "Azimuth" schon seit Jahrzehnten durch die diversen Audiopublikationen geistert, habe ich diesen wohl mittlerweile unbewußt übernommen. Daß in diesen sogenannten Fachzeitschriften mittlerweile ein Signal "durchgeschliffen" anstatt "durchgeschleift" wird, sei hier nur am Rande erwähnt, und ist in meinen Augen noch eine wesentlich größere Vergewaltigung korrekter Begriffe.

Mit freundlichen Grüßen ( und einem Augenzwinkern)

Wolfgang
Zitat:Friedrich Engel postete
Auf die Gefahr hin, mich endgültig als Kleinigkeitskrämer zu "outen": nur die englischssprachige Welt schreibt "azimuth", der informierte Rest "Azimut", alldieweil dieser Begriff nicht aus dem Griechischen, sondern aus dem Arabischen stammt - wie so viele andere unserer eher täglichen Ausdrücke auch, beim Zucker angefangen und bei der Laute noch lange nicht zu Ende.

F.E.
Hallo Friedrich,
habe mir über die Herkunft des Azimut noch nicht wirklich Gedanken gemacht, daher danke für den Hinweis.
Jedenfalls ein kräftiges Ole ole dazu (=Allah)
Lukas