Tonbandforum

Normale Version: Bandgeschwindigkeit Telefunken magnetophon ps 201
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Hallo beisammen!

Kurze Frage:
Mein Cassettenrekorder Telefunken magnetophon partysound 201 läuft etwas zu schnell. Wie einstellen?

Ein bißchen veräppelt komme ich mir bei diesem Gerät schon vor. Ist doch außen am Gehäuse zwischen den holzfarbenen Rippen eine Öffnung, wo man normalerweise mit einem kleinen Schraubendreher an den Poti des Motors herankäme. Nur hat bei meinem Gerät der Motor keinen Poti. Darum habe ich mir das ganze mal von Innen angesehen:

Ich habe mir den Motor von allen Seiten angesehen und dabei festgestellt, daß es nirgends eine Stelle gibt, wo man mit einem Schraubendreher einen Poti verstellen könnte. Ich habe sogar das Motoren-Gehäuse geöffnet. Das ist ja nur so eine Art Schutzkapsel aus Metall, der eigentliche Motor befindet sich im Inneren der Kapsel, durch Gummieinlagen gut entkoppelt. Auch da gibt es natürlich keinen Poti (sonst wäre bereits an der "Außenhülle" ein Loch gewesen).

Immerhin ist auf dem Deckel der Schutzkapsel ein Aufkleber angebracht, aus dem hervorgeht, daß es ein Matsushita-Motor aus Japan ist und er am 16. November 1973 abgestempelt wurde. Die Nominalspannung beträgt 9 Volt.

Ob mit Batteriebetrieb die Geschwindigkeit langsamer wird, habe ich noch nicht ausprobiert. Immerhin benötigt man nur 6 x 1,5 Volt Babyzellen und das würde bei Alkaline-Zellen gerade 9 Volt an Spannung bringen. Beim Einsatz von Akkus mit ca. 1,25 Volt vermute ich, wird sich der Motor langsamer drehen. Vielleicht war deshalb von Telefunken die geringfügige Abweichung/Erhöhung der Laufgeschwindigkeit bei Netzbetrieb einkalkuliert?

Oder liegt es daran, daß wir mittlerweile im Jahr 2007 aus der Steckdose 230 Volt bekommen - das Gerät aber nur 220 Volt erwartet?

Es gibt auf der Hauptplatine mehrere Potis. So weit mein technisches Verständnis (ohne Schaltplan, nur vom bloßen Ansehen) ausreicht, konnte ich bereits den Poti für den Ruhestrom der Endstufe ausmachen.

Die Funktionen der anderen Potis kann ich nur vermuten und das ist mir zu riskant. Außerdem ist es nicht einmal sicher, ob es überhaupt einen Poti zur Spannungsregelung des Motors gibt.

Hat vielleicht jemand von euch zufällig einen Schaltplan oder eine Serviceanleitung zur Hand? Oder ist das sinnlos, weil bei diesem Gerät die Bandgeschwindigkeit schlicht nicht einstellbar ist?

Viele Grüße,
Manuel
Wieviel zu schnell, ist "zu schnell"?
Ich habe eine Testkassette rumliegen, bei der durch Zeitsignale eine 5-Minuten-Spanne angegeben wird. Bei vielen Recordern waren die Spanne nach 4 Min 56 Sek durchgelaufen. Auch mein quarzgeregelters TC-K 808ES ist knapp zwei Sekunden zu schnell.

Ist der Originalriemen drin? Durch unpassende Riemenmaße kann die Geschwindigkeit variieren. Das habe ich deutlich bei meinem Magnetofen mitbekommen, als ich dort einen Rundriemen reingezwängt hatte.

niels
Hallo Niels,

das Gerät inkl. Antriebsriemen befindet sich im original Zustand. D.h. jetzt nicht mehr, weil ich die Spurenlage des Tonkopfes neu eingestellt habe.

Ich bin kein Erbsenzähler und ein paar Sekunden Abweichung wären normal. Bei mir läuft das Band jedoch deutlich hörbar zu schnell. Wie groß die Abweichung von 4,75 cm/sek ist, habe ich noch nicht gemessen, weil es unwichtig ist. Denn daß die Geschwindigkeit viel zu schnell ist, kann man auch ohne Messung hören. Aber wenn Du es unbedingt wissen möchtest, kann ich heute abend ja mal die genauen Werte ermitteln.

Viele Grüße,
Manuel
Hallo Manuel
Die Geschwindigkeit Telefunken magnetophon partysound 201 läßt sich außerhalb des Motors nicht nachstellen, er hängt direkt an der Betriebsspannung.
Ich kenne das Gerät nicht, aber wenn der Motor keine interne elektrische Regelung hat müsste er eine „mechanische“ Regelung haben. Gewöhnlich befindet sich im inneren des Motors dann so eine Art Fliehkraftschalter der die Geschwindigkeit (Drehzahl) bestimmt.
Schaltbildausschnitt:
[Bild: MagnPS201Aussch.jpg]
Gruß Ulrich
Hallo Ulrich,

vielen herzlichen Dank für Deine Hilfe. Mit einem Fliehkraftschalter hatte ich bisher noch nie etwas zu tun und damit leider keine Erfahrungen.

Beim Öffnen des Motorgehäuses habe ich leider auch keinen Schalter gefunden, sondern nur die Gummieinlagen und die Metallgehäuse. Das zweite, innere Motorengehäuse habe ich allerdings nicht geöffnet. Gut möglich, daß sich der Schalter im Inneren des eigentlichen Motorgehäuses verbirgt.

Kannst Du mir noch kurz erläutern, wie die Vorgehensweise bei dieser Art von Motor ist? Um die Geschwindigkeit einzustellen, müßte ich das idealerweise bei einer laufenden Kassette machen. Bei geöffnetem Motorengehäuse kann ich natürlich schlecht etwas einstellen.

Kurz und gut: Das ist Neuland für mich.

Schon mal vielen Dank im Voraus!

Viele Grüße,
Manuel
Hallo Manuel
Wenn der Motor wirklich diese Schalter haben sollte befinden sie sich im inneren des Motors, sie müssen sich ja mitdrehen. Diese Motoren haben öfters seitliche Öffnungen auf Höhe der Kollektoren (bzw. Bürsten) um an die Schalter ranzukommen.
Die Motoren sind eigentlich ab Werk auf eine bestimmte Drehzahl eingestellt,
aber mit einer kleinen Schraube kann man in der Regel die Federkraft des Fliehkraftschalters einstellen. Das ganze funktioniert natürlich nicht im Betriebszustand, es hilft nur ein wenig verstellen, dann testen u.s.w.
Besonders genau sind diese Schalter allerdings auch nicht.
Gruß Ulrich
Hallo!

Nochmals vielen Dank für eure schnelle Hilfe. Das bringt mich weiter!

Um Niels´ Frage in #001 zu beantworten (ich habe inzwischen nachgemessen):

Die genaue Bandlaufgeschwindigkeit meines Telefunken magnetophon partysound 201 beträgt 4,804625 cm/sek. Ist also von der Sollgeschwindigkeit um 1,15 Prozent erhöht.

Ist das noch im Rahmen des "Normalen"? Vielleicht hatte AGFA damals aus diesem Grund Kassetten im Angebot wie z.B. "90+6", weil denen dieses Problem bei manchen Geräten bekannt war?

Was meint ihr?
Denn wenn die Möglichkeit bestünde, daß dieses Modell von Telefunken "einfach so schnell war", dann wäre das eine Eigenheit für dieses Modell, eine Besonderheit, die man ggf. sogar liebgewinnen könnte und als "eigenen Charakter" verbuchen könnte.

Viele Grüße,
Manuel

P.S.: Ich werde demnächst einmal das Gerät mit Batterien laufen lassen und sehen, ob sich dadurch etwas ändert. Wenn nicht, schaue ich mir nochmals den Motor an. Wenn Ulrich aber schon sagt, daß diese Schalter eh nicht so genau funktionieren, dann erspare ich mir und dem Gerät weitere unnötige Strapazen ;-)
Hier fand ich einen Hinweis:

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=6294

Hifi lässt eine Abweichung von +/- 1% zu, da liegt der Ofen also knapp drüber.

niels
6 Minuten Zugabe bei 90 Minunten Nenn-Laufzeit langt, um eine um über 6% Prozent überhöhte Geschwindigkeit auszugleichen. Das ist von keiner Norm gedeckt. Zu hohe Geschwindigkeit der Recorder ist ganz bestimmt nicht der Grund für die 6 Minuten Zugabe.

Diesen sehe ich eher darin, daß man dann mit etwas Glück 2 LP-Seiten auf eine Cassettenseite bekommen hat. Da fehlten oft ein oder zwei Minuten, wenn man es mit einer normalen C90 versuchte.

Die C100 hatte für LP-Aufzeichnung die optimale Länge. Da konnte man vorne und hintern auch etwas Sicherheitsabstand frei lassen.

Ob Manuel die über 1% Abweichung als "liebenswerte Eigenheit" akzeptieren will, hängt davon ab, was er mit dem Gerät vor hat:

Wenn er aufnimmt und abspielt, wird er erst dann etwas merken, wenn er die Cassetten auf einem Gerät abspielt, welches mit korrekter Geschwindikeit läuft. Da wäre das Band dann zu langsam zu hören.

Was sind denn typische Werte für zulässige Abweichung von der Sollgeschwindigkeit bei Tape-Decks?
Zitat:Michael Franz postete
Die C100 hatte für LP-Aufzeichnung die optimale Länge.
Interessanterweise hat Permaton die C80 als optimale Zwei-LP-Kassette vermarktet. Ein Königreich für einen Werbegag. :-|
Hallo Manuel
Bei dieser Abweichung ist alles im grünen Bereich.
Ich weiß zwar nicht wie du diese 4,804625cm/s ermittelt hast, die Abweichung wäre dann aber nur ca. 0,94%.
Falls jemand nicht weiß um welches Gerät es geht:

https://tonbandforum.de/bildupload/TelMPS201A.jpg

Gruß Ulrich
Hallo beisammen!

Da ich mehrere Umzugskartons voll alter Kassetten habe, wo jemand etwas selber aufgenommen hat und es durchaus möglich ist, daß ähnliche Geräte wie mein Telefunken dabei zum Einsatz kamen, wäre es ja vielleicht ganz gut, auch das dazu passende Abspielgerät zu haben. Ich werde versuchen, die Aufnahmegeschwindigkeiten der Fremdbänder zu ermitteln. Sollten Sie ähnlich hoch sein wie bei meinem Gerät, ist ja alles wunderbar zueinander passend.

Aber diese Arbeit mache ich mir ein anderes Mal. ;-)

Eigene Aufnahmen werde ich zwar mit dem Gerät ebenfalls machen, aber nur aus rein nostalgischen Gründen und aus Spielerei/Experimentierfreude. Außerdem werde ich das natürlich dann auf dem gleichen Gerät abhören.

Wie habe ich die Geschwindigkeit gemessen?
Mein Testband hat eine Laufzeit von exakt 26 Minuten bei einer Bandlaufgeschwindigkeit von 4,75 cm/sek.

Der Telefunken hat das Band bereits in 25 Minuten und 42 Sekunden abgespielt und ist in meinem Gerätepark das "schnellste" Gerät.

Gut, beim nächsten Test sind es vielleicht 25:40 und an einem anderen Tag 25:44, je nach Umgebungs- und Betriebstemperatur. Immerhin waren die Bandführungselemente sauber, um zusätzlichen Schlupf zu vermeiden.

Also wenn ihr sagt, daß die Abweichung sich noch im grünen Bereich befindet, dann macht ihr mich ja bereits sehr glücklich! :-)

Viele Grüße,
Manuel
Was gibt denn das Manual als max. Abweichung an? Als "HiFi-Gerät" war das Teil wohl nicht deklariert, so daß die 1% durchaus in Ordnung gehen können.
Hallo
Ich reiche hier noch mal einen Teil der technischen Daten nach.
Die Qualität ist leider sehr schlecht da von einem Mikrofiche gescannt und das Bild darauf recht klein ist.
[Bild: TelMPS201TD.jpg]
Gruß Ulrich
Wenn der Hersteller 1,5% Abweichung von der Sollgeschwindigkeit zulässt, dann ist das Gerät noch voll in den Spezifikationen.
Hallo beisammen!

Ich danke euch, vor allem herzlichen Dank an Ulrich.

Bin froh, daß das Gerät sich noch innerhalb des "grünen Bereichs" bewegt, was die Abweichung der Sollgeschwindigkeit angeht. Jetzt bekommt das Schätzchen seinen festen Platz auf dem Regal neben all den anderen Geräten.

Viele Grüße,
Manuel