Tonbandforum

Normale Version: Tascam TSR 8 und Tascam MSR 16
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Hi zusammen,
seit meinem ersten Praktikum in einem Studio in den 90er Jahren, wo ich zum ersten mal eine 24 Spur Otari gesehen habe, die Bänder wechseln und ihr bei der Arbeit zuschauen durfte, hat mich das Thema Bandmaschine fasziniert. Meine erste Band wurde auf einer 8 Spur Fostex aufgenommen. Habe lange Zeit in der Veranstaltungstechnik gearbeitet und habe danach in einer Firma gearbeitet die mobiles Recording anbeitet (Ü-Wagen in dem Sinne). Beruflich whärenddessen ganz woanders unterwegs ist die Faszination für Tontechnik, Mixing, Recording geblieben. Heute nehme ich eben auf einem Rechner mit RME Interface auf. Klingt top und bei RME gibt es so gut wie keine Kritik. Aber das nur nebenbei. Seit ca. einem Jahr trage ich mich mit dem Gedanken eine Bandmaschine zu kaufen. Anfangs im Gedanken nur zum hinstellen und anschauen, aber jetzt möchte ich sie auch benutzen. Digitale Mixe überspielen, die Bandsättigung nutzen, sich am analogen Klang erfreuen. Bin dann recht schnell auf Maschinen wie A77, B77, PR 99 gestoßen (Sollen sehr robust sein und eine gute Ersatzteilversorgung haben), habe auch viel dazu gelesen, aber dann hatte ich doch den Wunsch eine Mehrspurmaschine zu besitzen und zu nutzen. Nach längerer Internetrecherche bin ich dann bei den Tascam Maschinen gelandet.
Jetzt kommen die Fragen:
- Wie sieht die Ersatzteilversorgung bzw. die Möglichkeit einer Revision aus? Wer kann und macht das noch?
- Habe ein Angebot einer Tascam TSR 8 die seit 10 Jahren nicht gelaufen ist. Welche Probleme gibt es da?
- Lohnt es sich überhaupt sich solch eine Maschine zu kaufen, oder soll ich mich eher an Revox halten?

Würde mich über Antworten freuen....

LG

Heiko
Hallo!

Ich bin der Meinung, als Erstes solltest du dir wirklich sicher sein, was du willst, eine Stereo-Maschine oder einen Multitracker. Die Tascam- oder Fostex-Geräte waren damals halt für semiprofessionielle oder Amateur-Studios gedacht und haben daher ein paar Einschränkungen. In der Regel ist Tascam hier Fostex vorzuziehen, einmal weil die Ersatzteilsituation bei Tascam besser sein sollte und weil Fostex wirklich viele Spuren auf's Band gequetscht hat. Die TSR-8 nutzt 8-Spuren auf 1/2"-Band, was in etwa der Spurbreite von 1/4"-Viertelspur entspricht, das ist noch brauchbar, während Fostex z.B. 16 Spuren auf 1/2" oder 8 Spuren auf 1/4" gebracht hat, wodurch die Spurbreite schon sehr klein wird. Von sowas würde ich heute die Finger lassen.

Von Revox selbst gibt es kaum Mehrspurmaschinen, außer die C274 (4 Spuren auf 1/4") oder C278 (8 Spuren auf 1/2"), beide selten und teuer. Da geht es dann schon in Studer-Regionen, sprich noch teurer.
Wenn du das Gerät rein als Effektgerät verwenden willst, genügt auch eine Stereo-Maschine, wo du dann entweder den fertigen 2-Kanal-Mix drüberlaufen lassen kannst oder eben auch einzelne Instrumente bzw. Spuren.

Was die Ersatzteilsituation angeht: Die ist bei Revox noch am Besten, Teac/Tascam galt da mal als gleichwertig, die Zeiten sind aber schon lange vorbei, auch bei Revox war sie schon mal besser. Revox hat den Vorteil, dass es hier mittlerweile viele Teile als Nachbauware von Drittanbietern gibt, das ist bei Teac/Tascam auch der Fall, aber nicht in dem umfangenden Maße.
Es gibt vielleicht noch ein paar Tascam-Ersatzteile lagernd, Triplex war hier immer die Anlaufstelle, was Neues kommt aber nicht mehr nach. Wer heute noch Bandmaschinen betrieben will, muss sich zum Teil selbst helfen können und Einfallsreichtum besitzen, das muss man dann schon wollen.

Wo wir dann allgemein beim Service wären: Solche Geräte grundüberholen zu lassen oder in eine Werkstatt zu geben, wird sehr teuer, zusätzlich gibt es auch nicht mehr viele, die das wirklich können. Hier im Forum ließt man immer wieder von Berichten, wo Werkstätten ungenügend oder falsch gearbeitet haben, weil sie sich einfach nicht mehr gut damit auskennen. Das Wissen hierzu ist vielerorts mittlerweile verloren gegangen. Deswegen ist es meiner Meinung unerlässig, sich zumindest in manche Aufgabengebiete selbst einzuarbeiten und diese Arbeiten dann selbst auszuführen, außer man hat unendlich Geld und Geduld.

Eines muss einem klar sein: Das Tonbandhobby ist heute, wenn man es auf einem gehobenen Niveau, abseits von mal alten Aufnahmen abhören oder ein wenig rumspielen betreiben will, wirklich teuer geworden. Gerade wenn du einen Multitracker verwenden willst, mit Bandbreiten von 1/2" und aufwärts wird's richtig teuer. Ein Halbzoll-Band auf Spule kostet alleine schon fast 150 EUR, ein Zollband über 200 EUR. Immerhin kannst du die Bänder immer wieder löschen, trotzdem verschleißen sich auch bei häufiger Nutzung.
Hi Wayne,
vielen, vielen Dank für deine sehr ausführliche und informative Antwort. Ich weiss wie viel Zeit dies beansprucht.
Gefühlt würde ich gerne eine Mehrspurmaschine meine eigen nennen (groß und toll anzusehen) und ich dachte mir aufgrund der eher jüngeren Baujahre es gäbe da weniger Probleme. Aber wenn ich über die Ersatzteilversorgung und den Sevice nachdenke, komme ich immer mehr zu der Überzeugung, im Sinne deiner ersten Frage ob Stereo oder Multitrack, dass eine Stereomaschine von Revox wohl die beste Entscheidung für mich als Anfänger ist. Gefühlt hätte ich gerne eine B77, weil sie jünger ist als die A77, sie mir optisch sehr gut gefällt und eine Weiterentwicklung ist. Allerdings ist für mich immer noch der Sound entscheidend. Klingt sie wirklich besser als eine A77? Ist es die Preisspanne wert?
Oder gibt es noch Alernativen von Akai, Technics, usw. die ähnlich robust wie die Revox sind und es noch Menschen gibt, die sie reparieren können?
Ich werde sie nicht jeden Tag benutzen. Zugegeben erst einmal als Spielzeug und mich daran freuen wie sich die Spülen drehen. Wirklich ernst ist mir der Gedanke meine digitalen Mixe in die Bandmachine zu schicken und bin echt gespannt wie eine echte analoge Bandsättigung klingt und was die Bandmaschine daraus macht. Auf dieses Experiment freue ich mich sehr...
LG
Heiko
Heiko, ich habe eine Otari MX80 seit >10 Jahren ungenutzt im Keller stehen. Außerdem ein 24 Kanal Dolby SR. Und eine Kiste mit Ersatzteilen für die Otari. Es ist eine der drei letzten in Deutschland ausgelieferten MX80 mit sehr wenig Kopfstunden. Wenn dich die Kiste interessiert gib Bescheid.
Wenn dich kleinere Mehrspurmaschinen interessieren kann ich dir auch gerne Tips dazu geben, da ich früher auf einigen davon gearbeitet habe.
Grüße
Jens
(08.03.2024, 22:58)Belana44 schrieb: [ -> ]Gefühlt hätte ich gerne eine B77, weil sie jünger ist als die A77, sie mir optisch sehr gut gefällt und eine Weiterentwicklung ist. Allerdings ist für mich immer noch der Sound entscheidend. Klingt sie wirklich besser als eine A77? Ist es die Preisspanne wert?

Die B77 ist der Nachfolger der A77 und damit die modernere wahrscheinlich auch bessere Maschine. Ob da allerdings ein klanglicher Unterschied bei gleichen Bedingungen (Band, Geschwindigkeit und Spurlage) festzustellen ist, mag ich bezweifeln. Auch wurden beide Maschinen während ihrer Produktionszeit stetig verbessert, von der A77 gibt es daher vier Revisionsstufen (Mk I - IV), von der B77 zwei (Mk I, II) und von der PR99 drei (Mk I - III). Die Geräte unterscheiden sich daher bereits innerhalb einer Modellreihe, ein pauschaler Vergleich A77-B77 ist daher zu kurz gedacht.

Informationen dazu findest du hier (A77), hier (B77) und hier (PR99).

(08.03.2024, 22:58)Belana44 schrieb: [ -> ]Oder gibt es noch Alernativen von Akai, Technics, usw. die ähnlich robust wie die Revox sind und es noch Menschen gibt, die sie reparieren können?
[...]
Wirklich ernst ist mir der Gedanke meine digitalen Mixe in die Bandmachine zu schicken und bin echt gespannt wie eine echte analoge Bandsättigung klingt und was die Bandmaschine daraus macht.

Was Reparaturfähigkeit und Ersatzteile angeht, dürfte man mit Revox am Besten fahren, damit kennen sich doch noch verhältnismäßig viele Leute aus und es ist auch alles gut dokumentiert, was die Wartung erleichtert.

Wenn du den Bandsättigungseffekt nutzen willst, solltest du um japanische Consumerprodukte einen Bogen machen. Die sind auf einen geringeren Bezugspegel eingemessen (meist 185 nWb/m statt 257 nWb/m wie bei Revox), was, auf den Bezugspegel bezogen, eine höhere Übersteuerung notwendig macht. Gleichzeitig haben die Aufsprechverstärker nicht so große Übersteuerungsreserven, was die Gefahr von Clipping mit sich bringt, das wiederrum den gewünschten Effekt nachteilig beeinflusst.

Ob die z.B. "Pro"-Varianten (Halbspur) von Akai im Vergleich zu den Viertelspur-Standardvarianten da besser oder anders sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Bei (semi)professionellen japanischen Geräten (z.B. Tascam und Otari) ergeben sich diese Probleme natürlich nicht.

Was man allgemein als Neu- oder Wiedereinsteiger in die Tonbandtechnik berücksichtigen sollte, ist, dass die Geräte heute mindestens über 30 Jahre, meist über 40 Jahre und oft sogar über 50 Jahre alt sind. Dass da Schwierigkeiten aller Art auftreten können, sollte klar sein. Eine Bandmaschine kann sich daher als Wundertüte herausstellen, es empfieht sich nach Möglichkeit, vor dem Kauf alle Funktionen zu testen und selbst dann kann später immer was sein. Es gibt auch Anbieter, die überholte Geräte anbieten, die sind dann natürlich teuer und es gibt auch schwarze Schafe, bei denen Revision ein dehnbarer Begriff ist.
Zuerst einmal ein Danke ein euch beide für die Anworten,

Hi jensenmann,

das Angebot der Otari muss ich leider ablehnen. Die ist mir eine Nummer zu groß und passt einfach nicht in mein "Beuteschema". Sollte ich allerdings noch Fragen zu kleineren Mehrspurmaschinen haben komme ich gerne auf dein Angebot zurück.

Hi Wayne,
zum Thema Sound gebe ich dir recht. Vielleicht waren die A77/B77 beim Neukauf noch vergleichbar, aber heute ist wohl definitv der aktuelle Zustand der Maschine, egal welche, ausschlagebend für den Klang. Dies habe ich jetzt verstanden. Ich denke mal, dass es bei solch alten Maschinen viele Faktoren gibt, die positiv und auch negativ, Einfluss auf ihren technischen Zustand haben. Lagerung (Keller versus Wohnzimmer), regelmäßige Wartung, Nutzungsdauer, Bänder(?), usw..

Vielen Dank für die Infos zum Bezugpegel und dem Thema Bandsättigung. Ein klares Ausschlusskriterium was Hifi Bandmaschinen aus Japan angeht.

Ich habe auch, zum Glück bisher nur schriftlich, festgestellt, dass der Begriif Revision von vielen Anbietern solcher Geräte mißbräuchlich genutzt wird. Wenn ich von dem einen lese, der genau darüber informiert was er alles so tauscht und macht: Lager, Elkos, Riemen, sonstige mechanische Teile, was er ölt, was nicht, welches Öl, usw., gibt es andere die einem eine Revision verspechen mit einer Rechnung in der gerade mal die Riemen getauscht wurden.... Schwierig...

Zum Anfang meiner Suche vor mehreren Monaten bin ich auf diese Internetseite gestossen:

http://www.muvig.de/tonbandfreunde.htm

Scheint ein Enthuisast zu sein. Erklärt wie für ihn eine Revision ausszusehen hat. Scheint eine ehrliche Haut zu sein. ( Mein Eindruck) Deshalb die Frage: Kennst du ihn/seine Seite und kannst du was dazu sagen?

LG

Heiko
Hallo Heiko!

(11.03.2024, 21:20)Belana44 schrieb: [ -> ]Ich habe auch, zum Glück bisher nur schriftlich, festgestellt, dass der Begriif Revision von vielen Anbietern solcher Geräte mißbräuchlich genutzt wird. Wenn ich von dem einen lese, der genau darüber informiert was er alles so tauscht und macht: Lager, Elkos, Riemen, sonstige mechanische Teile, was er ölt, was nicht, welches Öl, usw., gibt es andere die einem eine Revision verspechen mit einer Rechnung in der gerade mal die Riemen getauscht wurden.... Schwierig...

Ja, das ist genau das, was ich zum Ausdruck bringen wollte. Bei manchen ist ein Riemenwechsel eine Revision, wovon eine A77 oder B77 nur einen hat und der ist für's Zählwerk. Den Köpfen sollte man auch immer Aufmerksamkeit schenken, der Kopfspiegel sollte gleichmäßig und nicht zu breit sein, mechanische Beschädigungen sollten selbstverständlich keine vorhanden sein.


(11.03.2024, 21:20)Belana44 schrieb: [ -> ]Zum Anfang meiner Suche vor mehreren Monaten bin ich auf diese Internetseite gestossen:

http://www.muvig.de/tonbandfreunde.htm

Scheint ein Enthuisast zu sein. Erklärt wie für ihn eine Revision ausszusehen hat. Scheint eine ehrliche Haut zu sein. ( Mein Eindruck) Deshalb die Frage: Kennst du ihn/seine Seite und kannst du was dazu sagen?

Zu dem Anbieter kann ich nichts sagen, vielleicht hat ein anderes Forumsmitglied Erfahrungen mit dem gemacht und kann was beisteuern. Die Preise gehen m.E. von realistisch bis völlig überzogen, aber da hat jeder individuelle Ansichten.

Hier im Forum werden ab und zu von bekannten Mitlgiedern auch fachkundig revidierte Revox-Geräte angeboten. Du kannst ja mal im Marktplatz eine Suchanfrage stellen, es kann aber eine Zeit dauern, bis du ein Angebot bekommst.