Tonbandforum

Normale Version: BASF Rasterband
Sie sehen gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Den Ambitionierten dieses Forums ist - natürlich - das AGFA-Symmetrierband bekannt, siehe etwa Peter Ruhrbergs Avatar. Bei Arbeiten im Unternehmensarchiv der BASF SE sind mir vor Jahren einige wenige Dokumente aufgefallen mit dem Beweis, dass sich die damalige BASF AG an einer Alternativlösung namens "BASF Rasterband" versucht hat.

In den wenigen Unterlagen finden sich zunächst Informationen zum AGFA-Symmetrierband: Träger Acetylcellulose 125 µm, geliefert in Längen von 8 m zu DM 30.- (anno 1960). Schichtdicke ca. 14 µm, Abstand 3 mm, Schichtabtrag durch Ausfräsen; teure Herstellung, daher nur Abgabe von jeweils 8 m für Schleifenbetrieb.

Die BASF-Lösung: eine Walze von 120 mm Ø mit zahnradartigem Profil (schmale "Zähne") prägt in die noch gußfeuchte Schicht eines LGR-ähnlichen Bandes Schicht-Einkerbungen. Unter dem Band läuft eine gummierte Metallwalze; die "Zahnwalze" drückt nur mit Eigenge-wicht. Kerbenabstand 1,5 mm. Gießgeschwindigkeit und Trockentemperatur sind kritisch. Dafür wollte man aber auch Bänder in beliebiger Länge liefern können (wenn auch nur in 6,3 mm Breite).

BASF hat offenbar versucht, auf diese Version ein Patent zu bekommen - ich habe vergeblich danach gesucht, vermutlich wurde die Anmeldung zurückgewiesen, die "Erfindungshöhe" gegenüber dem Agfa-Produkt war vielleicht nicht hoch genug.
 
Nun habe ich, bei einer längeren Suche im Internet, die einzige mir bekannte Veröffentli-chung über das "BASF Rasterband" gefunden: "Ein wichtiges Hilfsmittel für die Magnettontechnik",

http://nvhrbiblio.nl/biblio/tijdschrift/...21_OCR.pdf (Seite 769)

F.E.
Hallo Friedrich,

vielen Dank für diesen Beitrag.

Ein Jahr nach dem Erscheinen des Artikels wurde ich als Radio-und Fernsehtechniker-Lehrling in der Philips Service-Zentral-Werkstatt in Hamburg eingestellt.
Wir hatten damals keine Kenntnis vom Symmetrierband oder vom Rasterband.
Die sorgfältiger Entmagnetisierung der Tonbandgeräte und die genaue Höheneinstellung der Köpfe mit Magnetitdispersion, insbesondere auch später bei den Viertelspurgeräten, wurde uns aber vermittelt.
Ich erinnere mich noch daran, daß es einiger Übung bedurfte, das Probeband nach genau richtiger Zeit aus der aufgeschüttelten Magnetitdispersion herauszuziehen. Es gab auch viele Versuche mit verschiedenen (teils sehr giftigen) Lösungsmitteln.

Mit den besten Grüßen
Manfred
Ist es eigentlich wichtig, dass die Schichtbereiche senkrecht zur Bandlaufrichtung vorhanden sind?
VG Jürgen
Hallo Friedrich,
vielen Dank für deine Zeilen und das verlinkte Heft, das nicht nur wegen des von dir angesprochenen Beitrags ausgesprochen kurzweilig zu lesen ist. Ich mag solche Zeitdokumente sehr - inklusive der Werbung.
(14.09.2022, 20:25)JUM schrieb: [ -> ]Ist es eigentlich wichtig, dass die Schichtbereiche senkrecht zur Bandlaufrichtung vorhanden sind?
Wenn du eine Gleich-Magnetisierung zwecks Hörbar-Machung choppen willst, dann muß das schon quer zur Bewegungs-Richtung erfolgen.
Einteilung in Längs-Streifen wäre wirkungslos.

Vielen Dank auch von mir für den Link zum Heft.
Ein Loewe-Opta Kobold (Seite 4) steht bei mir noch auf einem Schrank rum.

Der Aufsatz über die Hall-Spirale enthielt auch gern gelesene Erläuterungen.

MfG Kai
(14.09.2022, 18:23)Friedrich Engel schrieb: [ -> ]die "Erfindungshöhe" gegenüber dem Agfa-Produkt war vielleicht nicht hoch genug.

... was wohl daran lag, dass Altmeister Krones diese Herstellungsform in seinem ersten Patent beschrieb, siehe Anlage.



(14.09.2022, 21:40)kaimex schrieb: [ -> ]Wenn du eine Gleich-Magnetisierung zwecks Hörbar-Machung choppen willst, dann muß das schon quer zur Bewegungs-Richtung erfolgen.

Und je schärfer die Übergänge zwischen den Streifen, desto lauter das "Rattern" und damit die Empfindlichkeit der Einstellung auf sein Minimum bzw. Prüfung auf Gleichfeldmagnetisierung.
Hallo Friedrich, hallo Peter,

vielen Dank für die interessante Literatur.

MfG, Tobias
Lieber Peter und lieber Friedrich,
ich stecke beileibe nicht so tief in der Materie wie ihr und so bitte ich euch, mir auf die Sprünge zu helfen. Das Heft, das du als Link zur Verfügung gestellt hast, Friedrich, ist von 1960 und die Patentschrift aus deinem Link, Peter, von 1969/1970... Dazwischen liegen 10 Jahre - hatte Agfa sein Band bereits zuvor patentiert (und ist die Patentschrift nur für die Schweiz zu einem späteren Zeitpunkt erteilt worden - und warum erst dann?)? Vielleicht wisst ihr etwas über diese Hintergründe?
(14.09.2022, 23:19)Darwin schrieb: [ -> ]wisst ihr etwas über diese Hintergründe?

Schaunwermal ...

Von F. Krones gibt es eine ausführliche Beschreibung zum Symmetrierband von 1961.
Dort wird auf S. 3 als Herstellungsmöglichkeiten angegeben:
Unterbrechungen der Magnetschicht durch Abschaben oder Drucken
Ausstanzen der Unterbrechungen
Mittels Schablone aufgespritzt oder gedruckt

Die ersten mir bekannten Fachbeiträge zum Thema, die Krones verfasste, erschienen in der "Kinotechnik"
4/1959 und der "Elektronischen Rundschau" 5/1959. Beide liegen mir leider nicht vor.
(15.09.2022, 06:47)Peter Ruhrberg schrieb: [ -> ]...
Unterbrechungen der Magnetschicht durch Abschaben oder Drucken
...

Abschaben, daran dachte ich...
Mit so einer Dremel-Schleifscheibe, wo man ~180° rausgebrochen hat.
Evtl. ist aber ein Report mit 2.4 cm/s noch zu schnell...
VG Jürgen
Das deutsche Patent kam wesentlich früher als das schweizerische:

Krones, Friedrich (Agfa AG, Leverkusen), Verfahren zur Messung einer insbesondere durch Remanenz bedingten Gleichfeldmagnetisierung
geringster Intensität eines Teiles aus magnetisierbarem Werkstoff, inbesondere zur Kontrolle von Magnettongeräten auf gleichfeldstörungsfreie Qualität und zum Ausüben dienender magnetisierbarer Aufzeichnungsträger; Patent DE 1 090 755, angemeldet 1959-03-10

Über depatisnet (https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/de...tion=basis) erreichbar - die URL öffnet eine wahre Schatzkammer!

Das Geheimnis in Kürzestform: "steiles" dF/dt (entscheidender Term der Induktionsgleichung)

F.E.
Stimmt, auch das Aufdruckverfahren wird in Anspruch 4 des Patents erwähnt.
Das hatte ich übersehen, Danke!



(15.09.2022, 07:26)JUM schrieb: [ -> ]Mit so einer Dremel-Schleifscheibe, wo man ~180° rausgebrochen hat.

Viel Glück!
Vielen herzlichen Dank für eure Antworten. Jetzt ist es klar!