20.06.2022, 20:34
Bitte beachten!
Meine nicht ganz kurze Abhandlung hier ist meine völlig subjektive Erfahrung, andere mögen ganz andere gemacht haben.
Ich wollte mal ein Thema mit euch diskutieren, weiss aber nicht ob ihr Lust habt, darauf einzugehen. Ich probiere es einfach mal (wenn nicht, auch nicht schlimm!)
~ Das leidige Thema mit dem analogen Tonbandgerät ~
Wie ich in meiner Vorstellung kürzlich bereits geschrieben habe, bin ich schon früh zu einem Musikfan geworden. Als 15-jähriger habe ich 1971 mein erstes Tonband erworben, ein Mono-4-Spur Spulentonband von SABA. Was für ein Traum, 4 Spuren zum Aufnehmen mit 18er Spulen, da ging jede Menge Musik drauf.
Und das war gut, denn wir Teenager hatten allesamt kein Geld für Musik (das ist nicht wie heute). Eine Single (A und B-Seite) kostete 5 DM, eine LP war gar preisgebunden mit 22 DM. Das war einfach unerschwinglich - da kam ein Tonbandgerät gerade recht.
Ich lernte schnell, dass man manuell austeuern musste, denn die Automatic Aussteuerung "versaut" einem die Dynamik, wenn ein Song leise anfängt, dann plötzlich laut wird. Am Anfang mit Mikro aufgenommen - kennt ihr das, wenn die Mutter plötzlich ins Zimmer stürmt, weil ich nicht gleich zum Essen kam, es lief gerade ein wichtiger Titel! Die Aufnahme war versaut!
Ein Radio-und Fernseh-Techniker hat uns in das alte Grundig Radio so einen 5-Poligen Anschluss eingebaut und von da an konnte man mit Überspielkabel aufnehmen! Klasse
Ich habe auch negative Erfahrungen gemacht mit 18er Triple Bändern von BASF, die waren sehr dünn und rutschten oft über die Bandführung raus, die Spuren am Rande des Bandes war dann "beschädigt" weil es wellig wurde...die Musik verlor an den Stellen an Höhen, was störte - dann lieber die Longplay oder Double Play Bänder.
Es war 1975, ich hatte viel Erfahrung mit Tonbandgeräten gesammelt, sollte es eine richtige Profi-Maschine sein!
Eine REVOX A77 cs -4-, so steht es auf der Rechnung für 1390,- DM. Das war richtig viel Geld. (6 Wochen Knochenjob am Fliesband eine LKW-Herstellers)
Tolle Maschine, ich war begeistert. Man konnte sie senkrecht betreiben, die Bänder haben schnell umgespult. Ich war in der Stereo-Welt angekommen - hab mir Platten ausgeliehen um sie aufzunehmen. Übrigens ein REVOX Band mit dieser Novodur Spule aus Plastik kostete 40 DM. Ich war sowas von zufrieden und happy
Meine Ohren waren mittlerweile geschult, ärgerlich waren drop-outs - immer mehr hörte ich auch dieses feine Echo, den Kopiereffekt, wo sich Musik quasi Sekunden vorher schon ganz leise ankündigt. Es kam aber noch schlimmer.
Der Übersprecheffekt - ihr kennt die Spurlage bei 4 Track Maschinen? 1+3 in eine Richtung, 2+4 nach Umdrehen des Bandes.
Von oben nach unten heisst das: Spur 1, Spur 4 (rückwärts), Spur 3 und Spur 2 (wieder rückwärts). Da die Spuren recht eng nebeneinander liegen...hörte man ganz leise die Nachbarspur rückwärts - meistens nur die tieferen Frequenzen - ich hatte doch eine Profi Maschine, warum passiert sowas?
Hans-Jürgen Schlager in Durmersheim bei Karlsruhe (autorisierte REVOX Werkstatt) hat die Maschine eingemessen, gecheckt und die Band-Führung überprüft und alles war super - aber der Effekt blieb!
Achtung: Das ist der Preis für eine Vierspurmachine, eine 2 Spur hat das nicht - seine Worte!
Ich bereute den Kauf der 4-Spur-Maschine - dann nehme ich eben nur in eine Richtung auf, aber die Spuren sind schmaler als bei 2-Spur...Drop-Outs sind zwangsläufig häufiger...ein Dilemma. Anfang der 80er verlor ich etwas das Interesse am Tonband und Aufnehmen. Hatte mir doch mehr und mehr LPs zugelegt und auch einen Kassetten-Recorder von Technics M24 - der sehr brauchbare Aufnahmen machte.
1982 war ich bei der HiFi Austellung in Düsseldorf, ich habe den ersten CD Player von Philips gesehen und durfte ihn gar mal bedienen, eine freundliche Dame stand aber ständig neben mir. Die Silberscheibe mit digitaler Speicherdaten. Ich war völlig fasziniert - was ich dann später erlebte, wäre ein extra Thema! (wenn ihr Lust habt?)
Zurück zur Analog-Technik. Mein Technics M24 Kassetten TapeDeck lieferte gute Dienste, habe viele Kassetten bespielt und kürzlich hatte ich es mal wieder im Einsatz - es läuft noch mit den alten Riemen und Andruckrolle!
Meine A77 bekam mehr und mehr ein Schattendasein - ok, wenn das Jugendzimmer abgedunkelt war und die Maschine angeschaltet war und ein Tape läuft ist es immer noch faszinierend, bis zum heutigen Tag, aber die Mängel hat meine A77 (leider).
Übrigens, 2012 habe ich sie mal wieder in Betrieb genommen - nach dem Umspulen konnte man sie nicht mehr stoppen.....????
Dann qualmte es aus der Maschine - hab sie sofort ausgeschaltet. Ein Aussteuerungsinstrument hat den Geist aufgegeben , das Qualmen kam von einem Kondensator, der ausgetrocknet ist! Das hat mir die Firma Schaaf in Mannheim erklärt, die die Maschine repariert hat - hab halt nochmals investiert, weil die Maschine doch ein besonderer Wert für mich hat - also nochmals 287 Euro hingeblättert.
Sollte ich ein Fazit ziehen müssen über so eine Maschine und die analoge Technik:
Eine faszinierende Maschine und eine tolle Ingenieursleistung, sowas herzustellen. Der Anblick, wenn sie läuft und sich die großen Spulen drehen hat immer noch etwas - aber die Schwächen bleiben auch, die digitale Technik hat aber auch alles längst überdeckt. Aber auch diese neue Technik ist nicht ohne Schwächen, auch das wäre aber ein anderes Thema.
Und doch möchte ich auch eine kleine Lanze brechen für die Analog-Technik - viele Jahre hat sie mich begleitet in der Welt des Musikhörens - und war ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und der Liebe zur Musik!
VG Jürgen
Meine nicht ganz kurze Abhandlung hier ist meine völlig subjektive Erfahrung, andere mögen ganz andere gemacht haben.
Ich wollte mal ein Thema mit euch diskutieren, weiss aber nicht ob ihr Lust habt, darauf einzugehen. Ich probiere es einfach mal (wenn nicht, auch nicht schlimm!)
~ Das leidige Thema mit dem analogen Tonbandgerät ~
Wie ich in meiner Vorstellung kürzlich bereits geschrieben habe, bin ich schon früh zu einem Musikfan geworden. Als 15-jähriger habe ich 1971 mein erstes Tonband erworben, ein Mono-4-Spur Spulentonband von SABA. Was für ein Traum, 4 Spuren zum Aufnehmen mit 18er Spulen, da ging jede Menge Musik drauf.
Und das war gut, denn wir Teenager hatten allesamt kein Geld für Musik (das ist nicht wie heute). Eine Single (A und B-Seite) kostete 5 DM, eine LP war gar preisgebunden mit 22 DM. Das war einfach unerschwinglich - da kam ein Tonbandgerät gerade recht.
Ich lernte schnell, dass man manuell austeuern musste, denn die Automatic Aussteuerung "versaut" einem die Dynamik, wenn ein Song leise anfängt, dann plötzlich laut wird. Am Anfang mit Mikro aufgenommen - kennt ihr das, wenn die Mutter plötzlich ins Zimmer stürmt, weil ich nicht gleich zum Essen kam, es lief gerade ein wichtiger Titel! Die Aufnahme war versaut!
Ein Radio-und Fernseh-Techniker hat uns in das alte Grundig Radio so einen 5-Poligen Anschluss eingebaut und von da an konnte man mit Überspielkabel aufnehmen! Klasse
Ich habe auch negative Erfahrungen gemacht mit 18er Triple Bändern von BASF, die waren sehr dünn und rutschten oft über die Bandführung raus, die Spuren am Rande des Bandes war dann "beschädigt" weil es wellig wurde...die Musik verlor an den Stellen an Höhen, was störte - dann lieber die Longplay oder Double Play Bänder.
Es war 1975, ich hatte viel Erfahrung mit Tonbandgeräten gesammelt, sollte es eine richtige Profi-Maschine sein!
Eine REVOX A77 cs -4-, so steht es auf der Rechnung für 1390,- DM. Das war richtig viel Geld. (6 Wochen Knochenjob am Fliesband eine LKW-Herstellers)
Tolle Maschine, ich war begeistert. Man konnte sie senkrecht betreiben, die Bänder haben schnell umgespult. Ich war in der Stereo-Welt angekommen - hab mir Platten ausgeliehen um sie aufzunehmen. Übrigens ein REVOX Band mit dieser Novodur Spule aus Plastik kostete 40 DM. Ich war sowas von zufrieden und happy
Meine Ohren waren mittlerweile geschult, ärgerlich waren drop-outs - immer mehr hörte ich auch dieses feine Echo, den Kopiereffekt, wo sich Musik quasi Sekunden vorher schon ganz leise ankündigt. Es kam aber noch schlimmer.
Der Übersprecheffekt - ihr kennt die Spurlage bei 4 Track Maschinen? 1+3 in eine Richtung, 2+4 nach Umdrehen des Bandes.
Von oben nach unten heisst das: Spur 1, Spur 4 (rückwärts), Spur 3 und Spur 2 (wieder rückwärts). Da die Spuren recht eng nebeneinander liegen...hörte man ganz leise die Nachbarspur rückwärts - meistens nur die tieferen Frequenzen - ich hatte doch eine Profi Maschine, warum passiert sowas?
Hans-Jürgen Schlager in Durmersheim bei Karlsruhe (autorisierte REVOX Werkstatt) hat die Maschine eingemessen, gecheckt und die Band-Führung überprüft und alles war super - aber der Effekt blieb!
Achtung: Das ist der Preis für eine Vierspurmachine, eine 2 Spur hat das nicht - seine Worte!
Ich bereute den Kauf der 4-Spur-Maschine - dann nehme ich eben nur in eine Richtung auf, aber die Spuren sind schmaler als bei 2-Spur...Drop-Outs sind zwangsläufig häufiger...ein Dilemma. Anfang der 80er verlor ich etwas das Interesse am Tonband und Aufnehmen. Hatte mir doch mehr und mehr LPs zugelegt und auch einen Kassetten-Recorder von Technics M24 - der sehr brauchbare Aufnahmen machte.
1982 war ich bei der HiFi Austellung in Düsseldorf, ich habe den ersten CD Player von Philips gesehen und durfte ihn gar mal bedienen, eine freundliche Dame stand aber ständig neben mir. Die Silberscheibe mit digitaler Speicherdaten. Ich war völlig fasziniert - was ich dann später erlebte, wäre ein extra Thema! (wenn ihr Lust habt?)
Zurück zur Analog-Technik. Mein Technics M24 Kassetten TapeDeck lieferte gute Dienste, habe viele Kassetten bespielt und kürzlich hatte ich es mal wieder im Einsatz - es läuft noch mit den alten Riemen und Andruckrolle!
Meine A77 bekam mehr und mehr ein Schattendasein - ok, wenn das Jugendzimmer abgedunkelt war und die Maschine angeschaltet war und ein Tape läuft ist es immer noch faszinierend, bis zum heutigen Tag, aber die Mängel hat meine A77 (leider).
Übrigens, 2012 habe ich sie mal wieder in Betrieb genommen - nach dem Umspulen konnte man sie nicht mehr stoppen.....????
Dann qualmte es aus der Maschine - hab sie sofort ausgeschaltet. Ein Aussteuerungsinstrument hat den Geist aufgegeben , das Qualmen kam von einem Kondensator, der ausgetrocknet ist! Das hat mir die Firma Schaaf in Mannheim erklärt, die die Maschine repariert hat - hab halt nochmals investiert, weil die Maschine doch ein besonderer Wert für mich hat - also nochmals 287 Euro hingeblättert.
Sollte ich ein Fazit ziehen müssen über so eine Maschine und die analoge Technik:
Eine faszinierende Maschine und eine tolle Ingenieursleistung, sowas herzustellen. Der Anblick, wenn sie läuft und sich die großen Spulen drehen hat immer noch etwas - aber die Schwächen bleiben auch, die digitale Technik hat aber auch alles längst überdeckt. Aber auch diese neue Technik ist nicht ohne Schwächen, auch das wäre aber ein anderes Thema.
Und doch möchte ich auch eine kleine Lanze brechen für die Analog-Technik - viele Jahre hat sie mich begleitet in der Welt des Musikhörens - und war ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und der Liebe zur Musik!
VG Jürgen