Tonbandforum

Normale Version: Biete AEG-Motor
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Hallo,

in meinem kleinen Lager befindet sich noch ein Motor, der weg sollte.

Ich habe den als M10 Motor gekauft, kann mir aber nicht vorstellen, daß er wirklich M10 ist: die Welle ist konisch geschliffen, weswegen ich ihn nicht für einen Wickelmotor halte , sondern für einen Capstan-Motor, auf den, wie bei M5 Hülsen für verschiedene Geschwindigkeiten aufgeschraubt werden können: T9 oder früher???

Wenn jemand etwas über seine Verwendung weiß, bzw. in welche Maschine er paßt, bitte pn.. Er ist jedenfalls auch wohlfeil.....

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Viele Grüße

Frank
Hallo Frank,

es ist mir etwas peinlich, aber den Motor hätte ich auch gerne.
Ich schreibe Dir eine PN

Mit den besten Grüßen
Manfred
Hallo Frank, hallo in die Runde

ich war bisher ja etwas unsicher.

Nun habe ich ein altes Photo auf meinem Rechner gefunden, was mich ganz sicher macht:
Es ist die vorstehende Schraube am Lüfterkäfig, die in die Ausparung der Abschirmhalterung einrückt.

In der Nähe des Gummibelages auf der Schwungscheibe kann man das fehlende Antriebsrad aus Stahl ahnen.
Zum Antrieb der Schwungscheibe wird bei Betrieb der Tonmotor an der langen Stange mit Federkraft durch ein Relais an die Schwungscheibe gedrückt.
Bestärkt wird meine Vermutung bis zur Sicherheit durch die Polumschaltbarkeit von 1500 auf 750 U/min.

Es ist ein Tonmotor für Telefunken M10 (mit Reibradantrieb; eine abenteuerliche Konstruktion)

Es wäre für mich von hohem geschichtlichen Interesse, die Beweggründe des Konstrukteurs kennenzulernen. Wer weiß etwas?
Vielleicht geht die Konstruktion auf die von KL15, KL25 und KL35 zurück. Dort war die Lösung noch erheblich schlechter, weil Antriebsachse und Gummibelag ständig im Eingriff waren und sich bei jedem längeren Stillstand eine zusätzliche Delle ergab, die bis zum endgültigen Exitus des Gummiwulstes nicht wieder wegging. Mir sind keine anderen Laufwerke bekannt, die im Normalbetrieb so gerumpelt haben.

Bei der hier zu betrachtenden M10 wurden die geschwindigkeits- und tonhöhenschwankungsbestimmenden Gummibeläge nur rissig. Das war dann auch gut zu hören. Das Rumpeln war dann etwas höherfrequenter, was den Aufzeichnungen und Abtastungen auch nicht sehr förderlich war.

Ampex hat so etwas auch mal gemacht. (Die haben eigentlich nichts ausgelassen). Aber ich bin in der zeitlichen Zuordnung noch nicht sicher, wer hier den erfinderischen Prioritätsanspruch für solchen Unfug für sich verbuchen darf.

Mit den besten Grüßen

Manfred
(Staatlich Anerkannter in der Wolle gefärbter AEG/Telefunken-Studio-Laufwerke-Enthusiast)
Diesen Reibradantrieb hat man sich früher sicher von den Plattenspieler- und Schneidemaschinenlaufwerken abgeschaut.
Er wurde auch erfolgreich vereinzelt in Heimbandgeräten angewendet.
Wie schon bei Plattenspielern, konnte man sich die teuren polumschaltbaren Motoren ersparen, um verschiedene Geschwindigkeiten realisieren zu können.
Ein Reibrad wurde als Zwischenrad zwischen zwei Stufenscheiben (Motorwelle/Schwungmasse) umgeschaltet und bei Stillstand abgehoben.
Diese Konstruktion versprach eine gute Entkopplung zwischen Motor (50Hz- Brumm) und Schwungscheibe.
Die Thurow-KG Berlin verwendete dieses Prinzip auch im Studiolaufwerk SJ103 / R29b.
Hier gab es drei Geschwindigkeiten über drei einzeln durch Magnete betätigte einschwenkbare Reibräder (9 / 19 / 38)

Bernd
Hallo Bernd,

Du hast vollkommen recht mit Deiner sehr schönen Darstellung des klassischen Reibradantriebs und des guten Hinweises auf das SJ-Laufwerks - So kenne ich es auch. -

Aber hier ist es eigentlich ganz anders. 
Das Zwischen(Reib)rad des üblichen Reibradantriebs fehlt und das zur Drehmomentübertragung erforderliche Gummi ist an den Tellerrand (Schwungscheibe) vulkanisiert worden. Es gibt keine Stufenscheibe. Der Motor ist polumschaltbar zur Realisierung von zwei Geschwindigkeiten (76-38 oder 38-19).

Bezogen auf einen Plattenspieler würde das bedeuten: der Teller wird innen mit Gummi beschichtet (vulkanisiert und präzisionsgeschliffen wegen der geringen Geschwindigkeitstoleranzen von 0,2%) und die Motorwelle direkt von innen gegen den Plattenteller gedrückt!!! So ein Plattenlaufwerk hat es von den mir bekannten Plattenspieler-Herstellern nicht gegeben.

Soweit ich weiß, macht die SJ103 es so ähnlich, wie die M5 mit Stufenachsen und Gummizwischenrädern. Für jede Geschwindigkeit ein eigenes Zwischenrad, und immer nur ein Zwischenrad kann im Eingriff sein.


Diese hier betrachtete Konstruktion der M10 wurde innerhalb der ARD nicht von allen Sendeanstalten geliebt. Es gibt zumindest zwei mir bekannte Umbauten:

- Flachriemenlösung
eine sauber und präzise abgedrehte Schwungscheibe im Bereich des ursprünglichen Gummibelags wird über einen Flachriemen mit dem passend abgedrehten Antriebsrad auf der Motorwelle verbunden und mit einer Spannrolle versehen; so ähnlich, wie später bei der M15.

- echte Reibradlösung
eine sauber und präzise abgedrehte Schwungscheibe im Bereich des ursprünglichen Gummibelags wird durch ein zusätzliches, gummibelegtes Reibzwischenrad mit dem passend abgedrehten Antriebsrad auf der Motorwelle im Betriebszustand verkoppelt.

Bei beiden neuen Lösungen wurden die ursprünglichen Bauteile weiter verwendet. Die Drehrichtung des polumschaltbaren Synchronmotors wird geändert.
Als Vorteile ergeben sich, daß sowohl Gummiriemen als auch zusätzliches Reibzwischenrad in erster Näherung nicht geschwindigkeitsbestimmend waren.


Bei der von Telefunken gewählten Lösung ist als gravierender Nachteil anzusehen, daß ein elastischer Gummibelag geschwindigkeitsbestimmend wirkt und deshalb mit hoher Präzision über lange Zeit rund laufen muß.
Der Originalprospekt geht auf dieses auch schon vor 60 Jahren ungewöhnliche Konstruktionsdetail nicht ein, obwohl er sonst nicht mit Superlativen auch für kleinste Detaillösungen spart.
Ich werde weiterhin versuchen, den Sachverhalt aufzuhellen.

Beste Grüße

Manfred