Tonbandforum

Normale Version: Fette Beute heute (TB63)
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Ich habe heute den Feiertag genutzt um meine Sammlung stabiler Bandmaschinen um ein historisches Stück zu erweitern.
Dazu war eine Fahrt mit diesem Auto notwendig;
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in meinen PKW hätte ich das Teil nicht reinbekommen.
Es handelt sich um eine Studiobandmaschine TB63 inclusive der originalen Verstärkereinschübe aus meinem Geburtsjahr 1963.
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Hergestellt wurde das Gerät in der PGH Elektoakusik Leipzig, (PGH=Produktionsgenossenschaft des Handwerks), vormals Gebrüder Israel, Elektro-Akustik Ingenieurbüro Leipzig. Diese Firma stellte unter anderem hochwertige Studiotechnik, Tonbandgeräte, Mischpulte, Verstärker, Tonsäulen her.
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Das Grundgerät allein wiegt bereits 30 kg, dazu kommen noch das Gewicht für den Einbautisch und die 3 überdimensionalen Verstärker- und Netzgeräteinschübe auf Röhrenbasis für den Rundfunkgestelleinbau.
Das Chassis ist in einem Eigenbautisch eingelassen, wenn ich die Maschine instandgesetzt habe überlege ich ob diese Lösung beibehalte oder beim Tischler etwas Feineres anfertigen lasse.
Nun etwas zum Gerät, die Maschine hat nur eine Geschwindigkeit von 38cm/s.
Es sind 3 riesige Wechselstrommotore verbaut.
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Sie hat einen direkten Antrieb der Tonwelle, ohne Riemen oder Reibradgetriebe.
Dadurch ist sie wirklich flüsterleise; meine Telefunken M5 hört man deutlich beim Arbeiten, die TB63 bleibt still beim Bandtransport.

Eine weitere angenehme Eigenschaft ist die stufenlose Umsteuerung beim Spulen mittel des großen Regelpotentiometers.
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Alle Funktionen werden über Relais betätigt, daß heißt die Maschine ist komplett fernsteuerbar, auch nicht selbstverständlich am Anfang der 60er Jahre…
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Der Kopfträger ist komplett wechselbar, meine Maschine hat noch die Monobestückung,
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ein Umbau auf Stereoköpfe ist möglich. Dann benötigt man jedoch noch einen zusätzlichen Aufnahme- und Wiedergabeverstärker Einschub, wenn es original bleiben soll.

Als nächstes einige Bilder der Einschübe. Jeder ist in Röhrentechnik aufgebaut, als erstes der Wiedergabeentzerrer, der wiegt allein 3,8 kg.
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Gleichfalls der Aufnahmeentzerrer, auch ein Schwergewicht mit knapp 4 kg.
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Denn Gipfel der Belastung stellt das riesige Gleichrichtermodul dar, Gewicht über 6 kg, arbeitet mit Selengleichrichtern.
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Hier komme ich zu einer Bitte, hat jemand Unterlagen zu den 3 Einschüben AE60, WE60, GM60, die er mir freundlicherweise zur Verfügung stellen könnte?
Gleichfalls bin ich auch an einem Wartungshandbuch oder Servicemanual für die TB63 interessiert, ich besitze leider nur einen Stromlaufplan.
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Hier noch ein paar Eindrücke der mechanischen Details, interessant ist auch die profilierte Andruckrolle. Sie ist noch schön elastisch und nicht versprödet.
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Beim Abholen des Gerätes habe ich auch noch einige interessante Bobbies erhalten, diese sind in Aluguß gefertigt und plangedreht mit Kennzeichnung R48a und R48c, weiß jemand was es mit diesen Teilen auf sich hat?
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Auch ein polierter Bandteller scheint etwas älter zu sein.

Diese Maschine zeigt, daß auch in der DDR in den 50er und 60er Jahren wertige Studiomaschinen produziert wurden.
Momentan ist alles etwas provisorisch im genannten Eigenbaukabinett des Vorbesitzers untergebracht.
Ich hoffe, daß ich noch einige benötigte Unterlagen hier im Forum erhalten kann, dann werde ich mich in den Wintermonaten an die "Restauration" wagen.


Viele Grüße, Jan
Vorbemerkung:
Im aufgeklärten Schleswig-Holstein war heute kein Feiertag, in Hamburg auch nicht.
Ich dachte, in den "neuen Bundesländern" hätte es schon vor der Wende keinen Platz für christliches Büßen und Beten gegeben.

Zum Gerät:
Mich interessiert, wie die Umspulsteuerung realisiert ist. Könnte man das Prinzip auf eine A77 übertragen ?

MfG Kai
(18.11.2020, 19:39)kaimex schrieb: [ -> ]Mich interessiert, wie die Umspulsteuerung realisiert ist. Könnte man das Prinzip auf eine A77 übertragen ?

MfG Kai



Hallo Kai,


offensichtlich liegen die beiden Wickelmotoren VM und RM in einer Art Brückenschaltung.



Die Brücke wird mittels des Leistungsregler DW verstimmt.

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Gruß, Jan
Hallo Jan,

sehr viel habe ich an Unterlagen zum TB63 leider nicht gefunden, die Mail an Dich ist unterwegs.

Zu den Bobbies, da hast Du einen sehr guten Fang gemacht. Das sind die 50er Jahre Bobbies aus dem Abspieldienst. Massiver Aluminium- Spritzguss mit sehr engen Rundlauf- Toleranzen und eigenen Rundfunk- Braunbuch- Nummern. Die Braunbuch- Blätter kannst Du bekommen. Es gab auch noch einen 48b. Der rote Farbpunkt kennzeichnet die Vorderseite, sie sind aber natürlich beidseitig verwendbar. ich habe diese ebenfalls und mag sie sehr gern, das große Einfädelloch ist wirklich praktisch . Probiere sie einfach mal aus. Wink

Grüße, Rainer
(18.11.2020, 19:39)kaimex schrieb: [ -> ]Vorbemerkung:
Im aufgeklärten Schleswig-Holstein war heute kein Feiertag, in Hamburg auch nicht.
Ich dachte, in den "neuen Bundesländern" hätte es schon vor der Wende keinen Platz für christliches Büßen und Beten gegeben.

Etwas offtopic:

Tja Kai... Den Buß- und Bettag hatte es nach der Wende in allen ostdeutschen Bundesländern als Feiertag gegeben. Ich weiß nicht mal genau, wann der (Zugunsten der Pflegeversicherung) abgeschafft wurde, irgendwann in den 90er Jahren. In Sachsen ist das jetzt wie in diesem kleinen gallischen Dorf: Hier gibt es diesen Feiertag noch, als einziges Bundesland wo dies so ist. Dafür liegt der Beitrag der Pflegeversicherung höher. Kein Witz, ist tatsächlich so...
(19.11.2020, 10:18)GDR 22 schrieb: [ -> ]Das sind die 50er Jahre Bobbies aus dem Abspieldienst. Massiver Aluminium- Spritzguss mit sehr engen Rundlauf- Toleranzen und eigenen Rundfunk- Braunbuch- Nummern. 

Hallo Rainer, danke für all die Informationen in deiner Email.
Die Bobbies habe ich natürlich ausprobiert, die laufen wirklich komplett ohne Höhen oder Seitenschlag, super Verarbeitung.
Bei den normalen Blech oder Kunststoffbobbies habe ich durchaus Exemplare bei denen der volle Wickel etwas "eiert".
Ist mir vorher so nicht aufgefallen.

Gruß, Jan
(20.11.2020, 15:25)GDR 2 schrieb: [ -> ]Etwas offtopic:

 Den Buß- und Bettag hatte es nach der Wende in allen ostdeutschen Bundesländern als Feiertag gegeben. Ich weiß nicht mal genau, wann der (Zugunsten der Pflegeversicherung) abgeschafft wurde,
Das bringt mich auf diese Idee: Man könnte doch noch den 1.Mai opfern gegen die Abschaffung des Soli...,
denn jeder Tag, an dem Aldi zu hat, ist ein verlorener Tag. Big Grin 

MfG Kai
Hallo Jan,

Pläne der Verstärker habe ich hier bei WeTransfer hochgeladen https://we.tl/t-hbGccKCmQe
Link ist 1 Woche gültig

MfG, Tobias

Aufpassen !! Am Stecker ST1 vom Gleichrichtermodul sind mehrere Pins verbogen !!
Danke Tobias!
Das nenn ich schnelle Hilfe.
Finde ich toll wie hier im Forum sich Kollegen untereinander helfen.
Rainer hat mir auch schon mit einigen Unterlagen zum Thema TB63 ausgeholfen.

Hab mal schnell in die Stromläufe geschaut, da ist ja richtiger Goldstaub verbaut:
3 x EF86 und 2 Symmetrieübertrager im Wiedergabeentzerrer
EF86, 2 x EF80 ,ECC82 und 2 Symmetrieübertrager im Aufnahmeentzerrer

Jeder Verstärker hat ein eigenes Netzteil mit LC-Siebung, da wurde wirklich an nichts gespart,
vor allem nicht am Gewicht.

Die verbogene Messerleiste hatte ich schon gerichtet, danke für den Hinweis.

Gruß, Jan
ich frage mich immer, wo Ihr den Platz hernehmt, um sowas aufzustellen.

Wir haben wirklich ein großes Haus, aber ich habe bis heute keinen Raum, in dem ich wenigstens die wichtigsten Geräte meiner Sammlung vernünftig aufstellen kann. Vielleicht sollte man sich ein großes beheiztes Gartenhaus bauen ;-) .

Gruß Frank
(22.11.2020, 12:36)nick_riviera schrieb: [ -> ]ich frage mich immer, wo Ihr den Platz hernehmt, um sowas aufzustellen.

Vielleicht sollte man sich ein großes beheiztes Gartenhaus bauen ;-) .

Hallo Frank,
die Heizung im Gartenhaus kannst du bei dieser Maschine sparen...
Nach 3 Minuten spürst du die wohlige Wärme aus den Verstärker- und Gleichrichtereinschüben nach oben steigen.
Wenn ich alle meine Röhrengeräte gleichzeitig betreiben wollte könnte ich das Gewächshaus im Winter mollig warm halten.
PS: Ich kann halt wie viele andere nicht dem Zauber widerstehen.

Gruß Jan
Heute war Fertigstellung des neuen Maschinenhauses für die TB63.
Original gab es das Teil entweder in einen schönen Holzkabinett oder im Stahl Studiotisch.
Beides ist natürlich nicht mehr zu bekommen.
Ich hab lange gerätselt wie ich aus der vorhandenen Infrastruktur etwas arbeitszimmertaugliches bauen könnte.
Das Stahlgestell und die vor vielen Jahren vom Vorbesitzer beim Tischler angefertigte Deckplatte mit eingelassener Aussparung wollte ich behalten.
Sonst aber nichts.
Schließlich hab ich mich für Alu Tränen Profilblech 2,5/4 mm Stärke entschieden.
Im Internet bei einer Schlosserei habe ich vier Verkleidungen anfertigen lassen.
War innerhalb 3 Tagen angefertigt und geliefert, Wahnsinn.

[attachment=37884] [attachment=37885] [attachment=37887][attachment=37883]

Ich kann jetzt bei Bedarf jedes Teil einzeln abschrauben , wegen der Abkantung sieht die Verkleidung meiner Meinung nach auch recht ansprechend aus.
Elektrisch habe ich noch einen Motorkondensator gewechselt und einen Elko getauscht.
Sonst waren nur einige Funkenlöschkondensatoren auszuwechseln.
Die Beschriftung des Bedienblockes war abgerieben, das habe ich retuschiert...
Und das war es schon.

[attachment=37886] [attachment=37888]

Ausgangspegel mit Bezugsmeßband auf 1,55V bei 320 nWb/m eingestellt und Wiedergabeentzerrer noch mal abgeglichen, jetzt passt alles.
Klingt richtig gut und kraftvoll mit BASF LGR50.

Gruß, Jan
Hi Jan,
ich bin beeindruckt - von der Maschine und von deinem Einsatz! Tolles Teil!!!
(01.12.2020, 00:48)Darwin schrieb: [ -> ]ich bin beeindruckt - von der Maschine und von deinem Einsatz! Tolles Teil!!!

Danke Thomas, mir macht das einfach großen Spaß, die alten Vollspur Mono Maschinen haben es einfach in sich...
Ich hab noch eine Telefunken M5, die wartet noch auf eine Restauration des Transportkoffers.
Wenn man Glück hat bekommt man diese alten Mono Studiomaschinen auch heute noch für "einen Apfel und ein Ei".
Und die Geräte sind wirklich unverwüstlich gebaut.

Gruß, Jan