Tonbandforum

Normale Version: Geschichte und Technik der BG19-Familie
Sie sehen gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Das Magnetbandgerät BG19 war 1951 das erste serienmäßig hergestellte Heimtonbandgerät der DDR.
Seine Entwicklung bis zur Produktionsreife vollzog sich im damaligen Zentrallaboratorium Köpenik des Industrieverbandes R-F-T.

Die Fertigung der Geräte erfolgte durch zwei unterschiedliche Betriebe in verschiedenen Produktionsstätten und in mehreren Varianten. Bekannt geworden sind vor allem die Ausführungen BG19-1 und BG19-2. Demgegenüber war das Vorläufermodell BG190 vermutlich nie in den Einzelhandel gekommen. Über Stückzahlen existieren keine Aufzeichnungen. In nennenswerter Größenordnung von mehreren zehntausend Exemplaren wurde ab 1954 nur der Typ BG19-2 vom MGZ produziert. Die konkreten Stückzahlen der Thalheimer Produktionsstätte sind nicht sicher verbürgt. Aus Leipziger Fertigung stammen mindestens ca. 6000 Stück BG19-2 wie anhand der Fabriknummern abgeleitet werden kann. Ferner wurde die Ausführung BG19-2 vom MGW Zwönitz in einer Version als BG19-2Z gefertigt. Das "Z" stand für die Ausstattung mit der netzbetriebenen Handlöschdrossel ab Werk. Als Handelsname kreierten die Zwönitzer in ihrer bekannten Edelsteinreihe das BG19-2 als "RUBIN". Diese Bezeichnung erlangte aber, im Gegensatz zu den Geräten der TOPAS- und SMARAGD-Familien, keine Popularität.

Nahezu alle Geräte wurden in dem typischen Holzkoffer mit farbiger (Braun, Weinrot, Meerblau und Schwarz) Teled-Bespannung geliefert. Eine Ausführung mit seitlichen Halbabdeckungen wurde in die vom GWL gefertigte "Musikübertragungsanlage" halbversenkt integriert. Die gesamte Anlage war in einem großen Koffer transportabel eingebaut. Ein Einbau in Tonmöbel ist mir nicht bekannt.

Die Modelle BG190, (BG19?), BG19-1, BG19-2 und BG19-2Z sind äußerlich auf Anhieb nur vom Kenner zu unterscheiden, ausgenommen es ist ein noch lesbares Fabrikschild vorhanden welches dann auch den Hersteller offenbart. Allen Versionen gemeinsam ist die mechanische und elektrische Grundkonzeption die sich so in mehreren zehntausend Exemplaren bewährt hat.

Ein pultförmiges Alu-Chassis mit oberseits unvorteilhaftem Kräusellack wurde in verschiedenen Farbvarianten gefertigt: Die BG19-2 aus Leipziger Fertigung kamen in Blaugrau, die Zwönitzer hingegen in Maschinengrau daher; FWL-Geräte mit dreistelligen Fertigungsnummern wurden auch in [-]Moosgrün und[/-]*) Stahlblau geliefert - vom MGZ sind mir keine Farbvarianten bekannt. [color="blue'] Die BG19-1 aus dem FWL sind in den Farbvarianten Blaugau + Tasten in Weinrot sowie Elfenbein mit schwarzen Tasten, jeweils in Glattlack ausgeführt. Die Elfenbeinvariante ist auch als semiprofessionelle Ausführung mit geänderter Mechanik bekannt. Eine Studioausführung für den Rundfunk mit der Bezeichnung R80 wurde in Köpenik aus modifizierten BG19-1 gefertigt. In allen diesen Fällen handelt es sich immer um Geräte aus dem Funkwerk Leipzig. Das MGZ begann ja erst zum Jahresende 1953 in Thalheim mit der Montage von BG19-1! Da war dieser Typ in Leipzig seit über einem Jahr schon vom BG19-2 abgelöst worden. Das Warum kann ich nicht erschöpfend beantworten; auch beim MTG begann man in Thalheim mit einer Baustufe, die von den Staßfurtern bereits überwunden war...[/color]**)
Ein robuster, echter Capstanmotor vom Typ MSM 130/30 aus Hartha (alternativ auch WKM 130-30 aus Leisnig) treibt über einen einzigen Rundriemen die beiden Spulenteller an. Dieses Antriebsorgan mit einer Leistung von 6 Watt bringt gute 4,5 kg auf die Waage. Der großen Masse des Läufers mit integriertem Schwungrad und den ebenso großzügig dimensionierten Gleitlagern ist die ausgezeichnete Konstanz der 700 Upm zu verdanken. Entscheidend für die guten Laufeigenschaften sind natürlich auch die drei gleichgroßen, aber ungleich gewichtigen Umlenkrollen mit den beiden leichtgängigen Bandspannhebeln. Die Tonwelle mit einem Durchmesser von 10mm ist an ihrem oberen, aktiven Ende auf 5 mm verjüngt. Entgegen landläufiger Meinung wurden die Wellen nicht nachträglich abgedreht sondern von Anfang an so gefertigt. Demgemäß ist es ein Irrglaube, es hätte mal ein BG19 mit 38-er Geschwindigkeit gegeben. Ein durchgängig nur 5mm starker Capstan hätte die Motoren, besser gesagt die Lager, nicht solange leben lassen! Ein weiteres Detail an diesem Motor verdient der Erwähnung: Die mechanische Schnellbremseinrichtung. Dabei wurden zwei im oberen Lagerschild gegenüberliegende Bremsklötze mittels eines Hebelwerkes gegen das Schwungrad gepreßt sodaß ein sofortiger Stillstand eintrat. Diese Mechanik ist rudimentär noch an ganz frühen Exemplaren der Leipziger BG19-2-Serie mit dem Harthaer Motor erhalten, funktionsfähig war sie aber vermutlich nur in den älteren Ausführungen BG19-1 bzw. BG190. Die Leisniger Motoren hatten m.W. keine derartige Einrichtung.

Die Laufwerkssteuerung der BG19-Familie geschieht rein mechanisch mittels der drei markanten großen Tasten. Eine gegenseitige Verriegelung verhindert Fehlbedienungen. Die Wiedergabetaste schaltet den Motor ein, fährt die große, doppelt kugelgelagerte Gummiandruckrolle mit einer Anpreßkraft von ca. 1.200gr an die Tonwelle und gleichzeitig wird der kopfseitige Bandabweiser zurückgenommen. Ein geringes Anfahrjaulen ist bei dieser Konstruktion unvermeidlich, hält sich bei korrekt eingestellter Maschine aber in erträglichem Rahmen. Die Vorlaufkupplung arbeitet als doppelte Schlingfederkupplung mit gewichtsabhängiger Friktion. Bei der Rücklaufkupplung genügt eine einzige Schlingfeder für den Umspulvorgang. Im Wiedergabebetrieb erfolgt eine Konstantbremsung der auf der Tellerachse festmontierten Bremstrommel durch ein vorgespanntes Lederband. Der Rückspulvorgang selbst wird durch elektrische Drehrichtungsumkehr des Motors ausgelöst. Dabei schließt die am linken Seilrad montierte Schlingfeder und nimmt den Teller direkt mit wobei die Bremsbandfeder automatisch aufgezogen wird.
Die identische Schlingfeder am Vorlaufseilrad wird zugleich aufgefahren und die am Vorlaufkupplungsträger montierte Schlingfeder schließt sich jetzt und verhindert somit das Mitdrehen des Kupplungsunterteils. Es tritt jetzt auch wieder die gewichtsabhängige Bremsung des rechten Bandwickels in Funktion.

Ein "schneller Vorlauf" war an diesen Geräten nicht vorgesehen.

Die elektrische Ausrüstung ist auch noch recht bescheiden, wenngleich unter damaligen Verhältnissen als durchaus zufriedenstellend einzustufen.

Die zwei Hauptbaugruppen Netzteil und Entzerrer sind auf eigenen Subchassis aufgebaut wodurch eine relativ einfache Zerlegung im Reparaturfall möglich ist.

Der Netztrafo ist magnetisch voll gekapselt. Eine zarte Selensäule liefert in Einwegschaltung die ca. 20mA Gleichstrom und wird von einem 16my/500V Elko geladen. Nach der RC-Siebkette mit zwei mal 10kOhm + 8my/500V steht eine Leerlaufspannung von immerhin 375 Volt welche unter Last bis auf ca. 235V einknickt.

Mit den beiden EF12, später dann EF12K erfolgt sowohl die Erzeugung der HF-Vormagnetisierungsspannung als auch die NF-Signalverstärkung. Zum Einsatz kommt ein klassischer Ringkernmagnetkopf aus der Produktion des Funkwerk Leipzig. Anstelle eines HF-Löschkopfes wurde eine große, externe Lichtstrom-Löschdrossel als Zubehör angeboten, mit welcher aber nur eine Komplettlöschung des Bandes möglich ist. Als Nachrüstsatz gab es den bekannten Perma-Löschkopf zu kaufen. Dieser mit zwei Magneten bestückte Löschkopf wird mit nur einer Schraube auf dem Chassis befestigt und erlaubt dann drei Betriebszustände zu schalten: "Löschen aus", "Löschen Halbspur" oder "Löschen Vollspur". Eine einfache aber wirkungsvolle Methode die in ihrer Funktionalität der Wechselstrom-Löschdrossel weit überlegen ist. Von Nachteil ist der stetige Bandkontakt [color="gray']mit der recht rauhen Schichtseite der alten Cello-Bänder.[/color]***)

Als Übersteuerungsindikator dient eine Röhrenglimmlampe. Es bedarf schon einiger Erfahrung um den optimalen Aufnahmepegel abschätzen zu können. Die hochohmige Signalankopplung an die Endstufe der Tonquelle wird mit einem Transformator galvanisch getrennt realisiert. Ein- und Ausgang sind als 4mm Bananenkupplungen bzw. -stecker rückseitig ausgeführt. Die Aufsprechspannung bewegt sich um 25Volt bei einer Impedanz von ca. 100kOhm bei 1000Hz. Die Wiedergabespannung beläuft sich um 500mV an 50kOhm. Mit dem damals üblichen Band vom Typ C ergab sich ein Frequenzbereich von 60 bis 7000Hz +/- 5dB und ein Fremdspannungsabstand über 40dB. Die 22-er Spulen erlaubten mit 500m Normalband eine Spieldauer von 2x45min.
Die Schicht ist entsprechend der Deutschen Spurlage "Außen" gewickelt. Auf Grund der besonderen Konstruktion der Abwickelkupplung kann ein mit Schicht INNEN gewickeltes Band internationaler Spurlage problemlos abgespielt werden indem es lediglich "falsch herum" aufgelegt wird. Die Spulen laufen dann bei Wiedergabe entgegengesetzt. Das schont das Bandmaterial, im Gegensatz zum verschränkten Abspielen. Jetzt auf Rücklauf drücken ist allerdings nur zur Bandentsorgung zu empfehlen da es dann mit ca. 2m/sek. von der Spule abgeschossen wirdBig Grin

Markantes Zeichen der FWL-Geräte sind die beiden massiven Metalldrehknöpfe mit Strichmarke wohingegen die späteren MGZ-Fabrikate mit den bekannten Duroplast-Zeigerdrehknöpfen aufwarten. Bei den letzten Zwönitzer Geräten traten dann noch zwei Perlon-Flachkopfschrauben an die Stelle der verchromten Rändelschrauben der Abdeckhaube. Die MGZ-Fabrikschilder sind auf den ersten Blick durch ihre weiße Umrandung von den Leipzigern, denen dieser Rahmen fehlt, zu unterscheiden. Ausnahme: BG19-1 !

Das im Kofferdeckel angebrachte Bandeinlegeschema ist auch in mindestens zwei Varianten anzutreffen: Ein Schwarzweiß-Negativdruck auf PVC-Folie von annähernder Postkartengröße ist hauptsächlich anzutreffen. Die andere Ausführung zeigt ein orangerotes Druckbild auf weißlichem Untergrund und ist mir nur von Zwönitzer Geräten bekannt.

Eine recht sichere Zuordnung der Geräte ist an Hand des Innenlebens - sofern dieses noch nahezu jungfräulich erhalten ist - möglich.

Diese hier aufgeführten Details entsprechen dem derzeitigen Stand der Erkenntnis. Ich bin jederzeit dankbar für die Übermittlung von Daten dieser Geräte, ganz besonders von solchen der Versionen 190, 19 sowie 19-1.

Es ist die Ironie des Schicksals, daß auch ich selbst seinerzeit kein Auge für die kleinen aber feinen Unterschiede der einzelnen Ausführungen übrig hatte. Einmal mehr bewahrheitet sich der Spruch daß man erst dann, wenn eine Sache für verloren gilt diese zu schätzen weis Smile



Legende:
MGZ = Meßgerätewerk Zwönitz / Thalheim
FMWL = Fernmeldewerk Leipzig
FWL = Funkwerk Leipzig
GWL = Gerätewerk Leipzig



Nachtrag:

Seit ich diese Zeilen niederschrieb ist ein Jahr vergangen und natürlich hat es da auch einige neue Erkenntnisse gegeben - nicht zuletzt Dank Friedrichs Recherchen, der mir einige sehr interessante Dokumente, wovon in diesem Zusammenhang die Aussagen zum BG190 besondere Beachtung verdienen, zusandte. Natürlich hat auch Ingo´s unermüdliche "Wühlarbeit" wieder einige, bisher unklare bzw. strittige Punkte klären können so daß wir einige Jahreszahlen nun mit Sicherheit korrigieren durften. Und zuguterletzt beschehrte mir General Zufall ein zwar desolates, aber in Grundzügen noch originales BG19-1. Es ergäbe keinen Sinn, vorstehenden Text komplett zu überarbeiten - also werde ich demnächst etwas neues schreiben. Einige offensichtliche Fehler habe ich mir aber erlaubt zu korrigieren.

2. Nachtrag:
*) Das Thema Farbe ist insofern etwas lustig, als daß die von mir über die Jahrhunderte hinweg als moosgrün definierten Geräte in Wirklichkeit auch Stahlblau sind. Der Grünton wird einzig durch eine "gelungene" Mischung von Öl, Bandabrieb und echtem Dreck hervorgerufen. Bei einer normalen Reinigung erweist sich diese "Oberflächenkonservierung" als überaus widerstandsfähig! Erst der Einsatz von alkalischem Reiniger (was auf Alu ja sehr problematisch ist) und anschließende Wäsche mit Chlorix, Aqua dest. und reinem Benzin brachte die originale Tönung aus den Tiefen des Kräusellackes zum Vorschein.

**) Die farblich hervorgehobenen Passage habe ich hier als Aktualisierung eingefügt. Dank der "Wühlarbeit" von Hajo ist es nun sicher, daß das in meinem Besitz befindliche Fragment eines BG19-1 tatsächlich der Rest einer R80 ist. Schon lange war ich auf der Jagd nach so einem Relikt früher Nachkriegs-Rundfunkgeschichte. Wenn ich die Zeit dazu finde, wird das Gerät natürlich wieder weitgehend in den Originalen Umbauzustand versetzt und ich werde das auch dokumentieren.

***) Diesen Teilsatz habe ich farblich etwas zurückgesetzt weil ich mir hier gar nicht so sicher bin, ob es sich nicht etwa um einen Interpretationsfehler meinerseits handelt. Letzten Aufschluß darüber würde eine Gebrauchsanweisung für dieses Zubehörteil liefern. Bis dahin gehe ich davon aus, daß dieser Löschkopf gedacht war um das Band von der Tragseite aus zu löschen! Das Prinzip ist ja allgemein bekannt - nur ist ein solches bei einer Permalöschung nicht unbedingt zu erwarten.
Wer die Kiste kennt, weiß auch um die Besonderheiten des Bandpfades. Bedenken wir zudem, daß es um 1950 noch keine kalandrierten Bänder gab, daß die großen Ringkernköpfe geometrisch bedingt eben auch nur geringe Umschlingungswinkel gestatteten, so wird schnell klar daß ein zusätzlicher, vor dem A/W-Kopf positionierter Löschkopf auf der Schichtseite nicht nur als Bremsklotz schlechthin wirkt - was ja eigentlich den Band-Kopf-Kontakt verbessern sollte - sondern daß dieser Fremdkörper eher negative Auswirkungen auf den Gleichlauf und, ebenfalls geometrisch bedingt, ebensolche Auswirkungen auf den Band-Kopf-Kontakt haben kann, besser gesagt muß! Die Begründung dafür ist einfach: Es fehlt an einem zusätzlichen Führungselement zwischen beiden Köpfen. Der LK selbst besitzt umlaufende Führungsborde welche eine Höhenbegrenzung für den Senkel darstellen. Das Band wird zudem von der linken Umlenkrolle und der mittleren Leitrolle in der Höhe exakt geführt. Diese Präzisionsrollen werden vom Band zu ca. 120°...180° umschlungen; das vielfach mehr als der Umschlingungswinkel des Löschkopfes betragen darf wenn er auf der Schichtseite montiert ist.
Wird dagegen der Kopf auf der glatten Tragseite montiert, so gibt es einmal weniger Reibungswiderstand, gleichmäßigeren und etwas geringeren Bandzug, weniger Abrieb, bessere Umschlingung des A/W-Kopfes. Bleibt nur das Problem der fehlenden Höhenjustierbarkeit des Kopfes und natürlich die offene Frage, ob die Magnete stark genug sind das Normalband von der Rückseite her sicher zu löschen. Auch hier müssen wir bedenken, daß es seinerzeit keine so hochkoerzitiven Bänder gab wie das erst in viel späteren Jahren aufkam. Zudem war der Typ C auch nicht für "Langsamläufer" konzipiert - es gab halt noch nichts besseres. Erst Ende 53 kam hierzulanden der Typ CH auf den Markt.
Was ist zu tun? Ich werde ein paar entsprechende Versuche anstellen und dann berichten.
Erst einmal meinen Respekt für diesen technikhistorisch hoch einzuschätzenden Bericht, der hoffentlich auch anderen Sachverständigen Mut macht, sich vergleichbar qualifiziert zu anderen DDR- und RGW-Tonbandprodukten und -Produktionsstätten zu äußern.

Meinerseits ein paar ergänzende Informationen:

Indizien sprechen dafür, dass der (erste) Tonbandgeräte-Konstrukteur des Funkwerks Berlin-Köpenick Dr. Bernhard Vinzelberg war:
1911-09-22 Goldbeck/Altmark geboren, 1937-08-01 bei AEG eingetreten, seit etwa 1951 Bereichsleiter im Funkwerk Berlin-Köpenick, ausgezeichnet als „Verdienter Erfinder des Volkes“. Beteiligte sich am 17. Juni 1953 aktiv an Demonstrationen und Streikaufrufen. Bereits am 20. Juni 1953 verhaftet, verurteilte ihn das Stadtgericht Berlin am 1954-05-28 zu vier Jahren Zuchthaus. – (URL: w3.berlin.de/Land/Stasi-Landesbeauftragter/ lstu-web/Veroeff/braun.pdf)
Vinzelberg kam am 8. August 1956 frei, ein Jahr vorzeitig. Seine Bewährungszeit endete im August 1958. Er wurde allerdings "republikflüchtig". Ab etwa 1960 bis 1979 wird Dr. Bernhard Vinzelberg auf Patentschriften als Erfinder genannt wird, die Bayer Leverkusen erteilt wurden.
Das Funkwerk Berlin-Köpenick war übrigens die DDR-Neufirmierung der (alten) GEMA, der Gesellschaft für Elektroakustische und Mechanische Apparate in Berlin, die, von Paul-Günther Erbslöh und Hans-Karl von Willisen gegründet, als führende deutsche Gesellschaft in Sachen aktiver Wasserschall- und Funkortungstechnik bekannt wurde (GEMA konnte schon 1935 der deutschen Marine ein einsatzfähiges Radargerät vorführen.). Curt Stille, Initiator der Stahldraht-Diktiergeräte Dailygraph und Textophon sowie geistiger Vater der Blattnerphones, der Lorenz-Stahlton-Bandmaschine und der Marconi/BBC-Stahlbandmaschine MSR 3, arbeitete in seinen letzten Lebensjahrzehnten als freier Mitarbeiter sowohl für GEMA als auch für das Funkwerk Berlin-Köpenick.

Bekannte Veröffentlichungen Vinzelbergs:
• 1948-12-01 ”Über den Kopiereffekt der Magnetofon-Filmbänder”, Funk und Ton, H. 12, pp. 633-639, Dezember 1948
• 1951-02-01 Der Magnetton. Bild und Ton (1951), H. 2, S. 46-47
• Zahlreiche Patente, zu finden über http://de.espacenet.com/ (klicken bei „weltweit - 30 Millionen Dokumenten“ und auf der nächsten Seite unter „Erfinder“ eingeben: VINZELBERG BERNHARD)

Friedrich
Hallo Michael (MGW51),

danke für den herrlichen und umfassenden Beitrag zum BG19.
Vielleicht kann ich noch eine Kleinigkeit ergänzend beitragen.

Zum Löschkopf:

Aus Zwönitz kam noch eine Variante des "Permanentmagnetlöschkopfes".
Ein rötlich gefärbtes längliches Plastikteil mit einer U-förmigen Bandführung und einem Loch. In dieser Führung befand sich bündig zur Oberfläche, ein kleiner rechteckiger Permanentmagnet von halber Spurbreite.
Diese Löscheinrichtung konnte man mit dem vorhandenen Loch, bei Neuaufnahme auf ein bereits bespieltes Band, auf den linken Schlaufenfängerhebel aufstecken und somit halbspurig löschen. Nach Beenden der Aufnahme mußte man das Teil natürlich wieder entfernen.

[Bild: Löschkopf.jpg]

Eine "offizielle" Bauanleitung für eine HF-Löschung wurde seinerzeit in der Fachzeitschrift "radio und fernsehen" veröffentlicht.

Zum Vorspulen:

Ebenfalls aus Zwönitz kam ein kleines Zusatzteil, welches den Vorspulbetrieb ermöglichte.
Ein zylindrich geformtes Plastikteil mit einer Bohrung und einer kleinen ringförmigen Filzauflage am Unterteil war durch ein Drucklager von einer mit einer Fingermulde versehenen Scheibe getrennt.
Zum Vorspulen mußte das Band aus seiner üblichen "Bandlaufführung" genommen werden, so daß es direkt von der Abwickelspule zur Aufwickelspule laufen konnte. Das Gerät wurde auf Wiedergabe gestartet und das Zusatzteil auf die rechte Aufwickelspule aufgesetzt. Durch Druck mit dem Finger auf die Scheibe erhöhte sich der Druck auf die Aufwickelrutschkupplung derart, daß die Spule durch die erhöhte Friktion von der schnellaufenden Kupplung mitgenommen wurde.

Viele Grüße

Bernd
Vielen Dank Bernd für Deine Ergänzungen.
Diese Löschhilfe ist mir gänzlich unbekannt, wohingegen die von Dir beschriebene Umspulhilfe schonmal durch meine Hände ging, von mir aber nicht als regelrechtes Zubehör/Nachrüstteil erkannt wurde.

Unter meiner Regie wurde als "Vorspulhilfe" anstelle der originalen Hutschraube der Gewindebolzen samt Spannhülse und Kopfschraube von den MTG-Kupplungen montiert. Es war eine letztlich unbefriedigende Notlösung da ja immer das Band aus seinem Pfad genommen werden musste, ebenso wie bei den Tonmeister-Geräten. Es ist eine Eigenheit der DDR-Heimbandgeräte (BG19 / TM / MTG) dieser Entwicklungsstufe daß sie nicht bis ins Letzte "idiotensicher" konstruiert waren. Das änderte sich erst mit den BG20.

Offenbar ging man seinerzeit davon aus, daß derart hochpreisige technische Konsumgüter nur von wirklich interessierten Käufern erworben werden - der "Rest" der Kundschaft sich mit der Platte (damals noch zu 90% Schellack) begnügt. Ein typischer fall von "Denkste", wie die vielen Kupplungsschäden zeigten Smile
Zitat:MGW51 postete
Nahezu alle Geräte wurden in dem typischen Holzkoffer mit farbiger (Braun, Weinrot, Meerblau und Schwarz) Teled-Bespannung geliefert.
Ich habe vorgestern auf einem (dem!) Trödelmarkt in Leipzig ein BG19-2Z mit der Fabr.Nr. 15085 für 20 EURO ergattert (fast Bestzustand, unverbastelt, lief auf Anhieb).
Im Deckel befindet sich ein noch schwach lesbarer Prägestempel des Gehäuse-Herstellers:
VEB Möbel- und Etuisfabrik
Eisenberg Thür.

Hajo

[Bild: Eisenberg01.jpg]
Zitat:MGW51 postete
Eine Ausführung mit seitlichen Halbabdeckungen wurde in die vom GWL gefertigte "Musikübertragungsanlage" halbversenkt integriert. Die gesamte Anlage war in einem großen Koffer transportabel eingebaut.
Bei I-dingsbums ersteigert:
[Bild: Magnettonanlage.jpg]
Das Innenleben ist saniert, nur der Koffer wartet noch auf einen gelernten Sattler.

Hajo
Zitat:19null5 postete.......Ich habe vorgestern auf einem (dem!) Trödelmarkt in Leipzig ein BG19-2Z mit der Fabr.Nr. 15085 für 20 EURO ergattert ......
Gratuliere! Solch einen Trödelmarkt findet man hier leider nirgendwo.

Gleich mal ein paar Fragen dazu: Könntest Du mal das Baujahr ermitteln - Anhand des Stempels auf der Selensäule und auf den Phasenschiebern?

Wie ist die Chassisfarbe, mehr Maschinengrau oder eher Blaugrau und wie ist der "Kopfdeckel" befestigt. Noch mit den zwei verchromten Rändelschrauben oder schon mit den flachen Perlon-Großkopfschlitzschrauben?

Danke fürs ersteSmile

Übrigens, die Gehäuse kamen auch bei den Leipziger Geräten aus Eisenberg.


Nachtrag:
Was für Drehknöpfe hat die Kiste: Noch die runden Alu-Knubbel oder schon die Bakelit-Zeigerknöpfe?
Ich hab's mal fotografiert:
[Bild: Mosaik.jpg]

Hajo
P E R F E K T !

Vielen Dank Hajo, da werde ich Deine Informationen mal mit meinen Daten abgleichen.
Zitat:MGW51 postete

Ein robuster, echter Capstanmotor vom Typ MSM 130/30... Die Tonwelle mit einem Durchmesser von 10mm ist an ihrem oberen, aktiven Ende auf 5 mm verjüngt. Entgegen landläufiger Meinung wurden die Wellen nicht nachträglich abgedreht sondern von Anfang an so gefertigt. Demgemäß ist es ein Irrglaube, es hätte mal ein BG19 mit 38-er Geschwindigkeit gegeben. Ein durchgängig nur 5mm starker Capstan hätte die Motoren, besser gesagt die Lager, nicht solange leben lassen!
Ich habe mal die Reste eines von mir um 1975 ff gebauten 38-er Gerätes aus dem Keller gezerrt. Es hat einen BG19-Motor (WKM 130-30 / Leisnig) mit durchgehender 10mm-Achse:
[Bild: STM-rudimentaer-2.jpg]
Ich habe aber keine Ahnung mehr, woher ich diesen Motor habe. Rechter und linker Bandteller sitzen auf "normalen" Motoren mit der 5mm-Verjüngung.

Gruß
Hajo
Und es ist ganz sicher, daß da nicht einfach eine Hülse aufgeschrumpft wurde?

Ich kann mich an 38-er Motore mit 700 Upm nicht wirklich erinnern, hatte das allerdings auch nie ernsthaft ergründet.
Bescheidene Verständnisfrage eines Mitlesers, der von Motoren zugegebenermaßen nicht viel Ahnung hat: wie bringt man einen Motor auf 700 Upm? Sollten das nicht 750 Upm sein, oder, Schlupf abgezogen, ca. 733 Upm?

F.E.
Diese hochwertigen Präzisions-Ton-Motoren wurden in verschiedenen Ausführungen für die damaligen Studiolaufwerke gefertigt. Sie wurden anfangs mit "10mm" Achse und eingebauter Schwungmasse hergestellt. Für die Ausführung als Wickelmotor ließ man die Schwungmasse weg. Außerdem besaßen sie eine Bremseinrichtung, welche auf dem oberen Lagerschild befestigt war. Daher rühren die im Lagerschild befindlichen Vertiefungen auf der Oberseite.
Als Anfang der 50er die Produktion von Heimgeräten begann, setzte man diesen Motor mit abgesetzter Tonwelle ("5mm") für 19cm/s ein.

Diesen Motor gab es als MSM- und später als WKM-Ausführung in zwei Leistungsklassen mit zwei verschiedenen Pakethöhen (MSM130-30[30mm] u.MSM130-50[50mm]).

Der Capstan- Motor wurde mit 700U/min (6W) angegeben.

[Die Drehzahl eines Asynchron- Motors hängt bekanntlich vom Läuferwirkungsgrad ab.
Ein Kondensator- Asynchronmotor besitzt einen relativ schlechten Wirkungsgrad, deshalb kann die Drehzahldifferenz zwischen Drehfeld und Läufer 1,2...10% (Schlupf) betragen.]

Er fand z.B. im "BG-19" und im "Tonmeister" seinen Einsatz.

Dieser robuste Motor war für den Dauerbetrieb konstruiert. Die 10mm dicken Gleitlager waren als Schwenklager ausgeführt und besaßen je ein Ölreservoir, bestehend aus einem Filzring, sowie je ein Ölnippel zum Nachschmieren.
Die Motorwelle lief am unteren Ende auf einer Stahlkugel im Ölbett.

Für Studiolaufwerke wurde in Hartha noch ein spezieller Wickel- Kondensatormotor hergestellt.

Typ: WiKM 130-50 mit Gleitlagerung
Planpos.- Nr. 5111990
Waren- Nr. 36112112
Katalog- Nr. 51103/422

Das Besondere an diesem Motor waren seine zwei getrennten Wicklungen
(4- polig und 12- polig).
Er konnte somit mit 1400U/min und 400U/min (14/4W) betrieben werden.

Gruß, Bernd
Ja Friedrich, da hast Du nicht unrecht. Etwas verworren wird die Sache eben nur dadurch, daß verschiedene Hersteller die Typschilder mit teils abstrusen Ziffern zieren. So habe ich auch schon Tonmotore mit 650 Upm in der Hand gehabt. Richtig putzig wird es dann, wenn man feststellt, daß die Tonwelle bei einem 650-er genauso 5,00mm mißt wie die eines 750-er Motörs Smile das ist nunmal so und darum gibt es bei mir 700-er, 1400-er und 2800-er Motore. ich störe mich einfach nicht mehr an den Schildchen. Mein Verdacht geht dahin, daß diese Zahlenangaben nur zur Unterscheidung dienten. Die tatsächliche Drehzahl kann man ja messen Wink

Allerdings, das sei auch angemerkt, kann die Drehzahl bei den Vierpolmotoren sehr wohl elektrisch beeinflußt werden. In Grenzen, versteht sich. Der Motor soll ja weiterhin rund laufen und darf nicht außer Tritt fallen. An einem Korrekturwiderstand wird zu diesem Zwecke mittels Abgreifschelle der optimale Lauf einreguliert. Das passiert einmalig und für jeden Motor extra. Gilt dann für immer. Theoretisch jedenfalls. Allerdings erstreckt sich der Regelbereich nun wirklich nicht auf +/- 50 Touren, das ist illusorisch, würde nur bei einer Hauptschlußmaschine funktionieren, sowas gab es ja auch im TB-Bau.

Dazu schau mal bitte hier: Adresse vorübergehend nicht zielführend!

Edit: Verlinkung
Hallo Bernd, das hab ich eben erst gesehen!

Kann ich mir ja weiteres schenken.

Diese Motore sind legendär. Auch Walther benutzte sie in der T3 und wenn ich nicht irre, staken die in der kleinen Israel auch drin. Bei Gülle&Pinieck weis ich es nicht, glaube aber daß ich mal ein LW6 gesehen hatte, was ebenfalls den vertrauten Anblick bot. Ja und nun hätte ich es fast vergessen: Im SCHNEIDER Ton-Gerät sitzt auch so ein Jonny als Capstanmotor.

Lediglich was im Karl-Marx-Städter IWAG-Gerät herumwerkelt ist mir gänzlich unbekannt.

Übrigens habe ich natürlich auch noch ein paar dieser Motörchen mit angebauter Bremsvorrichtung. In den frühen BG19-1 und den ersten ( mit dreistelligen Produktionsnummern) BG19-2 aus Leipziger Fertigung waren die noch so eingesetzt. Im BG190 natürlich auch.

Bilder auf Wunsch - muß ich suchen, oder machenSmile
Motordrehzahl mal kurz gerechnet.

Stimmt der Durchmesser von 5 mm exakt, kommt man auf eine Drehzahl von 728 Umdrehungen pro Minute. Rechnet man den Schlupf aus, kommt man auf einen Wert von 0,03.

Andreas, DL2JAS
Hallo, Michael,

die bewussten 1466 Upm (= 733 * 2) kenne ich deshalb, weil die Asynchronmotoren der K 4 bzw. der Rundfunkausführung R 22 mit dieser Drehzahl liefen. Mit 10 mm Tonachsdurchmesser ergaben sich dann ca. 77 cm/s. Folgerichtig musste die K 7, erstes Seriengerät mit Synchronmotor, einen etwas kleineren Tonachsdurchmesser haben, nämlich 9,8 mm, damit bei 1.500 Upm wieder 77 cm/s erreicht wurden.

F.E.
Wer jetzt neugierig geworden ist, wie Asynchronmaschinen funktionieren, hier ein Link zu Wiki:

http://de.wikipedia.org/wiki/Asynchronmaschine


Andreas, DL2JAS
Bin eben zufällig darüber gestolpert:

Zitat:Diesen Motor gab es als MSM- und später als WKM-Ausführung in ...
Nee, lieber Bernd, das so nicht richtig!

Es gab sowohl den Motor WKM 130-30 als auch den Motor MSM 130/30 !

Beide Typen unterscheiden sich einerseits qualitativ und andererseits wurden sie von unterschiedlichen Herstellern gefertigt.
Der Elektrogerätebau Leisnig fertigte den Typ WKM und wies diesen mit 700 Upm aus.
Der Elektromotorenbau Hartha produzierte die MSM Type und diese ist stets mit 750 Upm ausgezeichnet.

Bei Maschinen mit mehreren Motoren wurden seitens deren Hersteller in den mir bekannten Fällen stets Wickelmotore aus Leisnig und als Tonmotor ein Harthaer verbaut. Warum? Sicherlich - das kann ich nun nicht nachvollziehen - waren die Leisniger Motore preiswerter weil wortwörtlich wirklich billiger! In Leipziger BG19 aller Baustufen findet sich niemals ein Leisniger Motor - in den letzten BG19 aus Thalheim dagegen schon.
In den Tonmeister I und II kamen nach meiner Erinnerung nie die Harthaer Motoren zum Einsatz sondern immer die preiswerteren Leisniger "Brüder".

Allerdings sind ja beide Motortypen problemlos untereinander austauschbar und es ist nicht auszuschließen, daß im Reparaturfall dann das gegriffen wurde was zuvorderst im Regal stand ;-)

Ich möchte das jetzt nicht weiter ausdehnen, werde speziell zu den Tonbandmotoren der DDR-Geräte etwas umfangreicher und natürlich auch illustriert schreiben und dann hierher verlinken. Auch der erste und einzigste Außenläufer wird dabei nicht zu kurz wegkommen :-)
Capstan beschrieb in einem der voranlaufenden Beiträge die geniale Löschhilfe - Bild ist auch dabei.

Zitat:Aus Zwönitz kam noch eine Variante des "Permanentmagnetlöschkopfes".
Lieber Bernd, daß dieses kleine Teil nun wirklich nicht aus Zwönitz kam, ist Dir selbst ja auch klar.
Nur da ich gerade über diesen Thread hier gerutscht bin, möchte ich das mit korrigieren. Es war also unser hochgeschätzter Tüftler Alfred Donner, Fa. "SACHSENFUNK LEIPZIG", der u.a. auch dieses so einfache wie wirkungsvolle Zubehör erfand.

Ja, was nun mit der Umspulhilfe?

Leider habe ich so ein Teil nicht vorliegen, kann also nur mutmaßen!
Ehrlich, ich glaube einfach nicht daran, daß die Zwönitzer hier ein Trittsiegel hinterlassen haben könnten. Sowas interessierte die garnicht. Das unterstelle ich jetzt mal so und bin gern bereit mich zu revidieren, sollte es dazu etwas greifbares geben.
Friedrich Engel schrieb:
Zitat:Indizien sprechen dafür, dass der (erste) Tonbandgeräte-Konstrukteur des Funkwerks Berlin-Köpenick Dr. Bernhard Vinzelberg war...
Lieber Friedrich, ich bin mir da garnicht so sicher! Für mich ist Vinzelberg eher der "Übervater" des ZLB gewesen. Das Magnettonlabor war ja nur eine Abteilung dieses Betriebes und hier war Friedrich Knochenhauer - ebender welcher auch das Schaub music-center noch in der DDR erfunden hatte - als Laborleiter tätig.

Knochenhauer ist auf jeden Fall der "Vater" des als BG19 in die Annalen der DDR-Magnetbandgeschichte eingegangen und eben dieses BG19 hatte Knochenhauer einst für sich privat entwickelt. Das muß so 1948/49 gewesen sein denn das Gerät war als solches ersteinmal nicht serienreif. Diese Entwicklung vollzog sich dann folgerichtig im Köpenicker Magnettonlabor, wo sicher auch eine erste kleine Testserie - eben die BG190 - gefertigt wurde. Erst danach konnte die Produktion 1951 (evtl. bereits 1950) im Funkwerk Leipzig anlaufen.

Ich gehe davon aus, daß diese Eigenentwicklung von Friedrich Knochenhauer demselben als Türöffner / Empfehlungsschreiben für höhere Weihen diente. Zu Recht, ohne Zweifel. Mit Vinzelberg hatte er anfangs einen profunden Kenner der Materie als Mentor im Rücken.

Als Knochenhauer dann 1960, gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Hans-Georg Fuchs, Günter Löffler und Kurt Senglaub die DDR über Westberlin verließ, hatte er das music-center natürlich im "Gepäck" und dieses sollte ihm und seinen Kollegen letztlich auch in Westelbien als Türöffner dienen.

Ich komme auf dieses Thema zu sprechen, weil sich in 2009 der Todestag von Friedrich Knochenhauer zum 40. Male jährt.

In diesem Zusammenhang bitte ich mal die Leserschaft sich auf eine andere Seite zu begeben: Peters Homepage

Hier findet sich u.a. auch ein Interview mit Kurt Senglaub!
Lieber Michael,

das ist ja eine interessante Einschätzung! Vinzelberg taucht übrigens nach seinem Freikauf aus DDR-Haft mit Patenten bei Bayer Leverkusen (nicht Agfa!) auf, was wiederum dafür spricht, dass Knochenhauer wirklich der "mastermind" in Sachen Konstruktion war.

"Peters Homepage" ist in dieser Hinsicht sehr aufschlußreich (was für eine Arbeitsmenge!). Die Liste der Patente und Veröffentlichungen zum music-center lässt sich noch erweitern:

Knochenhauer, F., "Music-Center" - ein neuartiges Heimtongerät, FUNK-TECHNIK 1965 Nr. 9, S. 337 - 340, 1965-09-01

N. N., Die Musik-Walze kommt wieder, Das ton-Magazin, München, Mai 1965, S. 16 ... 18

Knochenhauer, Friedrich und Abitz, Siegfried, Anordnung für Vielspurtonbandgeräte zur Verstärkung der Mikrophonspannung, Auslegeschrift DE 1198083 A, angemeldet 1963-07-26;

Knochenhauer, Friedrich, Magnetbandgerät zum pausenlosen bzw. wahlweisen Abspielen von Informationen ..., Patent DE 1187823, angemeldet 1963-07-26 sowie diverse Auslandspatentierungen (USA, CH, CA, FR)

Weitere Patente, an denen Knochenhauer beteiligt war:

CA 739121 A
CH 410455 A
CH 432034 A
CH 432038A
CH 432039 A
DE 1021587A
DE 1025168A
DE 1025168B
DE 1046907A
DE 1177841 A
DE 1183705 A
FR 1404051A
FR 1409348 A
FR 88200 E
GB 0776656A
US 2897015A
US 3320492 A
US 3360615 A
US 3384831 A

Den Verweis auf depatisnet (http://depatisnet.dpma.de/) kann ich mir wohl sparen!

F.E.