Tonbandforum

Normale Version: Revox B215 Revision - was ist alles zu tun?
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Hallo Leute!

Ein Revox B215 hat heute den Weg zu mir gefunden. Die erste Bestandsaufnahme ist ganz gut: Der optische Erhaltungszustand ist recht schön und alle grundlegenden Funktionen sind gegeben. Es laufen auch beide Tonwellen an. Teilweise habe ich sporadische Aussetzer des rechten Kanals, was aber nach mehrmaligem Stop und Play verschwand. Könnte ein Leitungsbruch oder kalte Lötstelle an den Tonkopfleitungen sein oder sind da Relais drin? Die Andruckrollen, denke ich, haben's aber hinter sich.

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Nun möchte ich dem Kassettendeck eine Revision unterziehen. Was wäre da sinnvollerweise alles zu unternehmen?

Andruckrollen ist ja klar. Welche sind da zu empfehlen? Kann ich diese da verwenden?
Ist das prophylaktische Ölen der Capstanlager sinnvoll? Ich habe PDP-65 zuhause.
Es werden auch oft viele Kondensatoren getauscht. Bei welchen ist das sinnvoll?
Die Folie der Tastatur steht an zwei Stellen etwas ab. Gibt es da Erfahrungen mit wieder ankleben oder ähnlichem?
Sollte ich auf sonst noch was achten?

Schon mal vielen Dank für eure Tipps!

PS: Ist auf jeden Fall ein tolles Gerät!
Schau mal bei fred_gewinnt , der hat immer gute Qualität zu vernünftigen Preisen. Bei Pollin gibt es noch die Standardrollen mit dem grauen Kunststoffkern, die sind ebenfalls sehr gut. Beim B215 passen schon die Standardrollen gut.

Ein Tröpfchen Öl mit der Spritzkanüle ist nicht verkehrt, aber nicht mehr. Träufle es von der "offenen" Seite ein. Revox empfiehlt, die Achsen nicht ohne Not auszubauen. Denn dann müssen sie neu Einlaufen, der Auslauf ist dann kürzer.

Die Elkos sind nicht mehr die Besten, vor allem nach über 30 Jahren, die kannst Du alle gegen z.B. Panasonic FC tauschen, der Materialpreis ist geringer als bei den Rollen. Ebenso empfehle ich den Tausch der Potis gegen Piher, kostet auch mehr Arbeit als Geld, der eigentliche Preis dafür ist eine Neueinmessung mit dem Einmessadapter. Wenn Du Dir alle Potistellungen merkst bzw. abfotografierst und die neuen danach drehst geht die Auto-Einmessung im Prinzip auch, denn so großen Einfluß haben die Einstellungen auch nicht. Habe ich schon alles ausprobiert. Die Kopfeinstellung unterscheidet sich nicht von anderen Decks, am Rollenandruck braucht man auch nicht unbedingt was nachstellen, wenn die Durchmesser der Rollen nicht sonderlich abweichen. In der "goldenen Mitte" paßt das auch.

Abgehobene Folie an einer Punktstelle hatte ich auch schon, aber da habe ich nichts gemacht, wenn mußt Du das vorsichtig zerlegen udn nachschauen. Was noch passieren kann, die obere Alublende um die Tasten wird rückseitig von aufgeklebten Alubuchsen gehalten. Die sind mit Sekundenkleber verklebt und können teilweise abplatzen. Vor der Neuverklebung am besten das Aluoxyd wegkratzen und sofort den Kleber auftragen. Auch die beiden Haltestücke des Displays lösen sich gerne, sind ebenso verklebt. Passe beim Abnehmen dieser Teile gut auf, das Displayglas ist Echtglas, fällt das auf harten Boden, ist es hinüber. Ein sauber arbeitender Glaser der Kleinteile macht, kann das aber ggf. günstig nachfertigen. Das originale aber besser als Muster behalten.

Ob und in welchen Zustand die Motoren sind, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Die Temperatur der Treibertransistoren sollte auf jeden Fall unter 50°C sein, der Auslauf der Capstanwellen etwa 2s. Ferner sollten die Wickelmotoren keine Lagergeräusche machen und keine Aussetzer haben.
Hallo André!

Danke für Deine Hinweise!
Die Elkos habe ich mir schon besorgt. Falls das jemand anders auch mal vorhat, hier eine Stückliste:

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Ich habe ein paar 20%er mit 10%er zusammengefasst. Die Nennspannung kann natürlich höher sein, man muss dann nur darauf achten, dass er von der Größe noch passt.

An die Potis hatte ich auch schon gedacht, das werde ich aber erstmal lassen, da ich kassettenmäßig überhaupt nichts da habe zum Einmessen.

Lagergeräusche höre ich absolut keine, das läuft alles sehr leise. Geräusche kommen nur von der Kassette selbst. Aussetzer konnte ich bisher keine feststellen, die Capstanwellen laufen nicht ganz 3s nach. Die Treibertransistoren sehe ich mir mal an.
Einen Hinweis zu Andruckrollen findet sich auch hier, jedoch auf B215S bezogen. Wird aber wohl nicht abweichen gegenüber den älteren B215.

Link: http://new-hifi-classic.de/forum/index.p...pic=7446.0

Thomas
Werden die Kondis getauscht, ist so oder so die Werkseinmessung dahin...
Hallo!

Das ist sie, nach 30+ Jahren, wenn die Elkos an Kapazität verloren haben, ohnehin.

Ich habe mittlerweile schon angefangen und auch herausgefunden, warum die Folie der Tastatur absteht: Zwischen den Tastatur-Leiterplatten und den aufgeklebten Folien sind jeweils eine kleine Feder, die wahrscheinlich Masse an die Folie legt, die als Träger Aluminiumfolie hat. Die Federkraft wirkt von hinten auf die Folie nach außen. Diese steht dann genau an den beiden Stellen ab, wo sich die Federn befinden. Allerdings ist mir bisher keine Möglichkeit eingefallen, die Klebung sauber zu erneuern. Ich werde das daher so lassen. Die Wahrscheinlichkeit, das die Folie beim Abziehen beschädigt wird und dann danach gar nicht mehr richtig hält, ist m.M. recht groß. Es ist nicht vorgesehen, dass sie wiederverwendet wird. Man könnte höchstens bei Revox nachfragen, ob es die noch als Ersatzteil gibt und eine komplett Neue aufkleben.

Innen sieht's ansonsten ganz sauber aus, nur die Schaumstoffstreifen oben sind völlig zusammengebröselt. Ich habe sie gleich abgezogen und werde was Neues anbringen.

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An drei Leiterplatten habe ich die Elkos bereits getauscht:

System-Control-PCB:

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C-Control-PCB:

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Dabei ist mir aufgefallen, dass die beiden Capstanmotoren vertauscht angeschlossen waren.

Record-Control-PCB:

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Ich habe noch eine Frage zum Ölen der Capstan-Lager: Was ist denn mit "offene Seite" gemeint? Ich habe jetzt mal von außen etwas PDP-65 in die Spalte um die Kunststoffscheiben gegeben und ein wenig gedreht, dass es das Öl durch die Kapillarwirkung reinzieht. Soll ich die Schwungmassen auch noch abnehmen und von der anderen Seite auf die hinteren Lager was geben?
Vorne kannst Du die Kunststoffscheiben vorsichtig abhebeln und dann ölen, hinten mit der Kanüle auf die nach vorn gerichtete Seite, von der anderen Seite müßtest Du sonst die Schwungräder mit dem Magnetringen entfernen, da kommen Dir dann noch viele Scheiben entgegen, die alle wieder ihre Reihenfolge haben wollen...

Die Schaumstoffstreifen sind nichts anderes als Tesa Moll, das nehme ich immer.
Hallo André!

Danke für die Tipps, hat super funktioniert! Die Scheiben konnte ich abhebeln, ging aber gar nicht so leicht und auch an die hinteren Lager bin ich laut Deiner Beschreibung gekommen.

Die Elkos habe ich mittlerweile alle gewechselt, Bilder liefere ich noch nach, ist aber auch nicht so wichtig. Der Elko-Tausch ist übrigens tatsächlich nicht nur Show sondern bitter nötig: Ich habe ein paar stichprobenartig durchgemessen und zumindest die Philips-Kondensatoren hatten überwiegend weniger als die Hälfte ihrer Nennkapazität, teilweise sogar nur noch ein Viertel. Die Anderen waren noch ganz OK, haben aber auch schon eingebüßt. Jetzt warte ich noch auf die Andruckrollen.

Die Trimmer habe ich mittlerweile auch mal bestellt, für den Fall, dass ich sie doch noch wechsle.

Nun noch eine Frage zum Einmessen:
Die Schaltung des Einmessadapters ist ja im SM beschrieben, den könnte ich unkompliziert nachbauen. Aber eine Bezugskassette habe ich keine. Mal angenommen, ich würde mir eine besorgen, was sollte die alles beinhalten? Die meisten "Universal"-Messkassetten haben nur den 200 nWb/m Dolby-Pegel und sind nur zum Einstellen der Typ I-Enzerrung geeignet. Ich denke ich brauche auch einen 250 nWb/m Bezugspegel und möchte auch die Typ II/IV-Entzerrung einstellen.
Die Revox-Decks haben alle 200nw/m als 400Hz Bezug, an den Buchsen sollen dann 775mV anliegen. Es reicht auch TypI, da die Entzerrung erst weiter oberhalb wirksam ist. Nach den Frakos wird von vielen zurecht auch der Tausch der Philips-Elkos empfohlen, die Revox damals in fast allen seinen Geräten verbaut hat. Daher schrieb ich ja, alle Elkos komplett und man hat in dieser Sache wieder Ruhe.
Hallo,

hier mal noch die nachgelieferten Bilder:

NR SYSTEM PCB mit neuen Elkos:

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Und auch das INPUT/OUTPUT PCB mit neuen Elkos:

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Dann kamen die neuen Andruckrollen an und wurden gleich montiert:

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Die Rollen haben die gleichen Maße wie die alten, also Durchmesser des Gummi und Breite der Buchse. Deswegen habe ich jetzt mal keine mechanischen Einstellungen vorgenommen.

Ein erster Probelauf war sehr gut. Die neuen Andruckrollen brachten eine große Verbesserung, Aufnahme und Wiedergabe sind hervorragend.

Bei Gelegenheit werde ich mal den Einmessadapter bauen. Wenn ich den fertig habe, besorge ich mir eine Messkassette. Die U04103-70B von hier sollte geeignet sein.
Hallo,

ich habe hier noch eine Liste der Trimmpotis erstellt, für den Fall, dass jemand anders auch mal vorhat die zu tauschen:

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Hallo!

Ich hole hier mal meinen eigenen Thread wieder aus der Versenkung, da ich über etwas gestolpert bin. Und zwar über den Bezugspegel.

Captn Difool,'index.php?page=Thread&postID=217074#post217074 schrieb:Die Revox-Decks haben alle 200nw/m als 400Hz Bezug, an den Buchsen sollen dann 775mV anliegen.
Ja, genau so steht es auch im SM: 0dB am Peakmeter entsprechen 200nWb/m, was dem Display Dolby-Pegel entspricht und an den Ausgangsbuchsen sind dann 775mV.

Nun steht weiter unten, wo man den Wiedergabepegel einstellt, dass ein Bezugsband mit 250nWb/m verwendet und der Ausgangspegel auf 970mV eingestellt werden soll, was +2dBu entspricht.
Man könnte jetzt denken, passt doch! 250nWb/m sind ja etwa 2dB mehr als 200nWb/m.

Nur: Der Dolby-Pegel sind 400Hz bei 200nWb/m ANSI. Das entspricht ja 218nWb/m DIN. Dann passt's aber nicht mehr zusammen.

Was ist denn nun richtig? Entsprechen die 0dB nun 200 oder 218nWb/m DIN bzw. 200nWb/m ANSI?
0db auf dem Display wird wohl dann bei 200 nWb/m DIN liegen und somit etwa 0,8db unter Dolby Pegel nach ANSI. Das war in Europa nicht unüblich. Bei Nakamichi gab es das auch.
Hmm, ich hab eine Messkassette mit Pegel 200nWb/m ANSI und bin mir jetzt unsicher wie ich einstellen soll.

Mein Problem ist, dass mit Dolby aufgenommene Kassetten des B215 auf anderen Decks dumpf klingen. Das liegt nicht am Azimuth, habe ich schon überprüft. Ohne Dolby habe ich kein Problem.
Wenn ich nun meine 200nWb/m-ANSI-Kassette mit dem B215 abspiele, habe ich eine VU-Anzeige von ca. -1dB. Das passt schon mal gar nicht, denn ich müsste dann eine Anzeige von ca. +1dB haben. So wie es momentan aussieht, scheint das Deck eher auf 0dB bei 250nWb/m eingestellt zu sein. Das muss ich aber erst anhand der Pegel überprüfen, schließlich könnte auch die Anzeige falsch sein.

Wenn ich das Revox jetzt auf 200nWb/m DIN einstelle, habe ich dann nicht auch wieder ein Problem bei anderen Decks mit Dolby?