13.01.2018, 17:06
Hallo passionierte Tonjäger,
in den letzten Tagen habe ich eine Idee in die Tat umgesetzt, die mir seit Jahrzehnten (und seit Wochen verstärkt) durch den Kopf geht: Ich wollte testen, ob sich mit selbsthergestellter Eisensuspension Magnetspuren so präzise vermessen lassen, dass sich damit z.B. die korrekte Höhenjustage von Viertelspur-Aufnahmeköpfen beurteilen und falls nötig korrigieren lässt. (Mein Reservoir an BASF-Suspension, mit der ich meinen Einstand im BMF gab, ist in den letzten vierzig Jahren doch arg zusammengeschmolzen ...)
Anlass dafür waren eine in der Kopfhöhe dejustierte A77 Viertelspur sowie eine eher zufällig im Internet aufgestöberte Portion Carbonyleisenpulver (mittl. Korngröße rund 4µm). Die beiden Beutel habe ich als erstes entmagnetisiert – man kann nie wissen –, dann kam ein kleiner Teelöffel davon in etwa 500 ml Waschbenzin, dazu zwei oder drei Tropfen Spülmittel, weil sonst das Pulver sich nicht gut verteilt.
Unmittelbar vor dem Eintauchen des Magnetbandstücks mit der fraglichen Aufzeichnung muss das Gemisch nochmals durchgerührt werden, weil sich das Pulver wegen seines hohen spezifischen Gewichts schnell absetzt. (Schon 1941 gab es Versuche mit Öl- und Glyzerinsuspensionen, doch ergibt das leider nicht genügend scharfe und kontrastreiche Bilder.) Nach dem Eintauchen muss das Bandstück behutsam trocknen, zu starkes Pusten und ähnliche Störungen verwischt das Spurenbild wieder.
Vor 40 Jahren habe ich mir für solche Messungen einen Fadenzähler zugelegt, den ich jetzt zu Beginn meiner neuen Versuche wiederbelebte.
Bei der praktischen Anwendung zeigte der Fadenzähler jedoch gewisse Nachteile: Beim Aufsetzen auf die zu prüfende Stelle des Magnetbands muss man präzise (im Fünfzigstelmillimeterbereich) und zugleich behutsam arbeiten, weil man sonst leicht die Spuren verwischt, denn diese werden nur von der Magnetisierung auf dem Band „zusammengehalten“. (Darum lässt sich das Pulver nach Auswertung ohne Rückstände trocken abwischen, ein vermessenes Bandstück kann danach normal weiterverwendet werden.) Zudem wird mit dem Fadenzähler der Bildausschnitt nur ca. 15mm groß und außerdem schlecht auszuleuchten.
Schon vor 40 Jahren musste ich die Unterseite des Fadenzählers abschleifen, weil die Skala einen geringen Abstand von der Objektebene hatte und deswegen Parallaxefehler unvermeidlich wurden. Diese waren zwar durch das Abschleifen deutlich verringert, jedoch angesichts der Möglichkeiten moderner Digitalkameras sind sie weiterhon zu hoch. Andererseits ist es wegen der Verwischungsgefahr unmöglich, die Skala direkt auf das Magnetband zu legen.
Wegen all dieser Schwierigkeiten habe ich schließlich die Fadenzähler-Skala alleine fotografiert, das Resultat in Photoshop bearbeitet und schließlich als transparente Ebene den Magnetspurenbildern überlagert. Die Idee mit der Doppelskala entstand aus praktischen Überlegungen heraus.
Meine ersten beiden Demonstrationen sind zwei eher alltäglichen Situationen bzw. Problemen entnommen. Die Bilder habe ich in voller Auflösung hochgeladen (wird beim Draufklicken zugänglich, bei mir mit der rechten Maustaste => "Grafik anzeigen"), bei der die Zehntelmillimeterskala besser sichtbar wird.
Beispiel 1
ist eine „alltägliche“ Situation, eine Zweispur-Stereo Aufzeichnung mit nicht 100%ig sauberem AK (zuvor waren 1 km Band durchgelaufen, optisch war die Ablagerung kaum auszumachen) vor und nach der Kopfreinigung.
vorher
Stereo-Musikprogramm bei 9,5 cm/s
nachher
Zu erkennen ist außerdem, dass der AK um etwa 0,1 mm zu hoch steht, was bei Zweispur weniger unmittelbar hörbar wird als z.B. bei Viertelspur.
*************
Beispiel 2
A77 MK III Viertelspur, Werksjustage
Alle Aufzeichnungen ab hier entsprechen 1000 Hz bei 19 cm/s
Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass der Aufnahmekopf zu tief eingestellt ist, da der mittlere „Rasen“ (zwischen Spur 2+3) größer ist als die beiden äußeren (zwischen Spur 1+2 und 3+4).
A77 Viertelspur, nach Höhenkorrektur
Die Korrektur bestand aus einer ca. 1/5 Umdrehung beider Madenschrauben im Uhrzeigersinn.
Beide Spurlagen nebeneinander:
Mit den überlagerten Skalen ist zu erkennen, dass die Höhenabweichung der A77 im Werkszustand etwa 0,1 mm betrug.
Leider ist mit der Klarbandmethode ein so geringer Versatz nicht immer zuverlässig zu erkennen und präzise oder reproduzierbar zu beseitigen, insbesondere wenn keine parallaxefreie Sicht auf die Tonköpfe möglich ist. (Nicht jeder hat noch dieselben Argusaugen wie in früher Jugendzeit …) Zudem wäre bei Eingriffen im Auftrag Dritter eine aussagekräftige Dokumentation wünschenswert.
Nun also ist der Aufnahmekopf präzise in der Höhe justiert, was aber ist mit dem Wiedergabekopf? Solange kein Höhenjustierband zur Verfügung steht – wie viele davon mag es noch geben? – bleibt nur die optische Methode, die ich aber aus dan aufgeführten Gründen als unbefriedigend empfinde.
Die meisten Justierbänder funktionierten nach dem Prinzip einer Vollspuraufzeichnung mit 1 kHz (o.ä.), aus der die Spur 3 herausgelöscht worden war. Damit war das untere Kopfsystem (= rechter Kanal bei Stereo) auf Spannungsminimum einzustellen.
Die naheliegende Idee, für den Zweck einen Viertelspur-Löschkopf zu verwenden, funktioniert leider nicht, weil dessen Spurbreite merklich größer ist als die des Aufnahmekopfes, damit auch bei kleinen Höhendifferenzen im Bandlauf eine sichere Löschung erreicht wird:
Zum Vergleich links daneben die Viertelspuraufzeichnung:
Die nächstliegende Frage lautete für mich: Ließe sich für die Löschung vielleicht der frisch justierte Aufnahmekopf verwenden? Schließlich würde seine Spurbreite exakt passen. Ob er aber auch genügend Löschenergie aufbringen würde?
Also stellte ich den VM-Trimmer für Kanal II auf Maximum, zeichnete auf der M15A ein paar Minuten SM 911 mit 1 kHz, Vollspur und Maximalaussteuerung auf und ließ dieses Bandstück durch die A77 viermal in „Aufnahme Kanal II“ durchlaufen, wobei ich den Löschkopfspalt mit vier Lagen Klebeband abdeckte (Verdrehen wäre auch gegangen, macht aber beim Zurückjustieren mehr Arbeit).
Das Ergebnis:
Dies ermunterte mich, auch die Gegenrichtung auf gleiche Weise zu löschen, damit das eventuelle spätere Justierband in beiden Richtungen verwendet werden könne:
Zum besseren Vergleich die vorhin gezeigten höhenkorrigierten Aufnahmespuren der A77 (rechts) und die Lage der aus der Vollspuraufzeichnung herausgelöschten Innenspuren.
Klar zu erkennen ist, dass die von der A77 herausgelöschten beiden Spuren in Breite und Lage exakt den nach der Justage aufgezeichneten Spuren entsprechen.
Damit zeigt sich mein neues Messbändchen als geeignet zur Höheneinstellung von Viertelspur-Wiedergabeköpfen
Interessanterweise stellte sich mit diesem Band heraus, dass der Wiedergabekopf ab Werk exakt um denselben Betrag nach unten dejustiert war.
Kommentare und konstruktive Anregungen sind wie immer willkommen.
Grüße, Peter
in den letzten Tagen habe ich eine Idee in die Tat umgesetzt, die mir seit Jahrzehnten (und seit Wochen verstärkt) durch den Kopf geht: Ich wollte testen, ob sich mit selbsthergestellter Eisensuspension Magnetspuren so präzise vermessen lassen, dass sich damit z.B. die korrekte Höhenjustage von Viertelspur-Aufnahmeköpfen beurteilen und falls nötig korrigieren lässt. (Mein Reservoir an BASF-Suspension, mit der ich meinen Einstand im BMF gab, ist in den letzten vierzig Jahren doch arg zusammengeschmolzen ...)
Anlass dafür waren eine in der Kopfhöhe dejustierte A77 Viertelspur sowie eine eher zufällig im Internet aufgestöberte Portion Carbonyleisenpulver (mittl. Korngröße rund 4µm). Die beiden Beutel habe ich als erstes entmagnetisiert – man kann nie wissen –, dann kam ein kleiner Teelöffel davon in etwa 500 ml Waschbenzin, dazu zwei oder drei Tropfen Spülmittel, weil sonst das Pulver sich nicht gut verteilt.
Unmittelbar vor dem Eintauchen des Magnetbandstücks mit der fraglichen Aufzeichnung muss das Gemisch nochmals durchgerührt werden, weil sich das Pulver wegen seines hohen spezifischen Gewichts schnell absetzt. (Schon 1941 gab es Versuche mit Öl- und Glyzerinsuspensionen, doch ergibt das leider nicht genügend scharfe und kontrastreiche Bilder.) Nach dem Eintauchen muss das Bandstück behutsam trocknen, zu starkes Pusten und ähnliche Störungen verwischt das Spurenbild wieder.
Vor 40 Jahren habe ich mir für solche Messungen einen Fadenzähler zugelegt, den ich jetzt zu Beginn meiner neuen Versuche wiederbelebte.
Bei der praktischen Anwendung zeigte der Fadenzähler jedoch gewisse Nachteile: Beim Aufsetzen auf die zu prüfende Stelle des Magnetbands muss man präzise (im Fünfzigstelmillimeterbereich) und zugleich behutsam arbeiten, weil man sonst leicht die Spuren verwischt, denn diese werden nur von der Magnetisierung auf dem Band „zusammengehalten“. (Darum lässt sich das Pulver nach Auswertung ohne Rückstände trocken abwischen, ein vermessenes Bandstück kann danach normal weiterverwendet werden.) Zudem wird mit dem Fadenzähler der Bildausschnitt nur ca. 15mm groß und außerdem schlecht auszuleuchten.
Schon vor 40 Jahren musste ich die Unterseite des Fadenzählers abschleifen, weil die Skala einen geringen Abstand von der Objektebene hatte und deswegen Parallaxefehler unvermeidlich wurden. Diese waren zwar durch das Abschleifen deutlich verringert, jedoch angesichts der Möglichkeiten moderner Digitalkameras sind sie weiterhon zu hoch. Andererseits ist es wegen der Verwischungsgefahr unmöglich, die Skala direkt auf das Magnetband zu legen.
Wegen all dieser Schwierigkeiten habe ich schließlich die Fadenzähler-Skala alleine fotografiert, das Resultat in Photoshop bearbeitet und schließlich als transparente Ebene den Magnetspurenbildern überlagert. Die Idee mit der Doppelskala entstand aus praktischen Überlegungen heraus.
Meine ersten beiden Demonstrationen sind zwei eher alltäglichen Situationen bzw. Problemen entnommen. Die Bilder habe ich in voller Auflösung hochgeladen (wird beim Draufklicken zugänglich, bei mir mit der rechten Maustaste => "Grafik anzeigen"), bei der die Zehntelmillimeterskala besser sichtbar wird.
Beispiel 1
ist eine „alltägliche“ Situation, eine Zweispur-Stereo Aufzeichnung mit nicht 100%ig sauberem AK (zuvor waren 1 km Band durchgelaufen, optisch war die Ablagerung kaum auszumachen) vor und nach der Kopfreinigung.
vorher
Stereo-Musikprogramm bei 9,5 cm/s
nachher
Zu erkennen ist außerdem, dass der AK um etwa 0,1 mm zu hoch steht, was bei Zweispur weniger unmittelbar hörbar wird als z.B. bei Viertelspur.
*************
Beispiel 2
A77 MK III Viertelspur, Werksjustage
Alle Aufzeichnungen ab hier entsprechen 1000 Hz bei 19 cm/s
Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass der Aufnahmekopf zu tief eingestellt ist, da der mittlere „Rasen“ (zwischen Spur 2+3) größer ist als die beiden äußeren (zwischen Spur 1+2 und 3+4).
A77 Viertelspur, nach Höhenkorrektur
Die Korrektur bestand aus einer ca. 1/5 Umdrehung beider Madenschrauben im Uhrzeigersinn.
Beide Spurlagen nebeneinander:
Mit den überlagerten Skalen ist zu erkennen, dass die Höhenabweichung der A77 im Werkszustand etwa 0,1 mm betrug.
Leider ist mit der Klarbandmethode ein so geringer Versatz nicht immer zuverlässig zu erkennen und präzise oder reproduzierbar zu beseitigen, insbesondere wenn keine parallaxefreie Sicht auf die Tonköpfe möglich ist. (Nicht jeder hat noch dieselben Argusaugen wie in früher Jugendzeit …) Zudem wäre bei Eingriffen im Auftrag Dritter eine aussagekräftige Dokumentation wünschenswert.
Nun also ist der Aufnahmekopf präzise in der Höhe justiert, was aber ist mit dem Wiedergabekopf? Solange kein Höhenjustierband zur Verfügung steht – wie viele davon mag es noch geben? – bleibt nur die optische Methode, die ich aber aus dan aufgeführten Gründen als unbefriedigend empfinde.
Die meisten Justierbänder funktionierten nach dem Prinzip einer Vollspuraufzeichnung mit 1 kHz (o.ä.), aus der die Spur 3 herausgelöscht worden war. Damit war das untere Kopfsystem (= rechter Kanal bei Stereo) auf Spannungsminimum einzustellen.
Die naheliegende Idee, für den Zweck einen Viertelspur-Löschkopf zu verwenden, funktioniert leider nicht, weil dessen Spurbreite merklich größer ist als die des Aufnahmekopfes, damit auch bei kleinen Höhendifferenzen im Bandlauf eine sichere Löschung erreicht wird:
Zum Vergleich links daneben die Viertelspuraufzeichnung:
Die nächstliegende Frage lautete für mich: Ließe sich für die Löschung vielleicht der frisch justierte Aufnahmekopf verwenden? Schließlich würde seine Spurbreite exakt passen. Ob er aber auch genügend Löschenergie aufbringen würde?
Also stellte ich den VM-Trimmer für Kanal II auf Maximum, zeichnete auf der M15A ein paar Minuten SM 911 mit 1 kHz, Vollspur und Maximalaussteuerung auf und ließ dieses Bandstück durch die A77 viermal in „Aufnahme Kanal II“ durchlaufen, wobei ich den Löschkopfspalt mit vier Lagen Klebeband abdeckte (Verdrehen wäre auch gegangen, macht aber beim Zurückjustieren mehr Arbeit).
Das Ergebnis:
Dies ermunterte mich, auch die Gegenrichtung auf gleiche Weise zu löschen, damit das eventuelle spätere Justierband in beiden Richtungen verwendet werden könne:
Zum besseren Vergleich die vorhin gezeigten höhenkorrigierten Aufnahmespuren der A77 (rechts) und die Lage der aus der Vollspuraufzeichnung herausgelöschten Innenspuren.
Klar zu erkennen ist, dass die von der A77 herausgelöschten beiden Spuren in Breite und Lage exakt den nach der Justage aufgezeichneten Spuren entsprechen.
Damit zeigt sich mein neues Messbändchen als geeignet zur Höheneinstellung von Viertelspur-Wiedergabeköpfen
Interessanterweise stellte sich mit diesem Band heraus, dass der Wiedergabekopf ab Werk exakt um denselben Betrag nach unten dejustiert war.
Kommentare und konstruktive Anregungen sind wie immer willkommen.
Grüße, Peter