Tonbandforum

Normale Version: AKAI GX 635D Bass/Tiefen weg
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Hallo,

ich habe eine AKAI GX 635D.

Irgendwie fehlt der Bass beim Abspielen gegenüber einer Philips-Maschine.
Egal ob 9,5 oder 19 cm/s.

Im linken Kanal mehr als beim rechten Kanal.
Kanaltausch Ausgang AKAI - rechts mehr als links.

Die mittleren und hohen Töne sind ok - keine Verzerrungen
wie z. B bei einer durchgeschossenen Endstufe an einem Verstärker.

Wenn ich mit der AKAI aufnehme und die Aufnahme auf einer Philips N4506 abspiele,
ist der Bass ok.

Das Abspielen von Aufnahmen der Philips-Maschine auf der AKAI ist "bassarm".

(Den Spurunterschied lass ich aussen vor - man muss schon sehr genau hinhören)

Da ich bei der AKAI keine andere Vergleichsmöglichkeit habe als zu einer Philips-Maschine
meine Frage:

Hat die AKAI in den Tiefen eine schlechtere Wiedergabe als eine Philips-Maschine ?

Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, aber wie oben erwähnt - keine Vergleichsmöglichkeit.

Ein Hinweis noch:

Bei meinem SABA-Receiver 9260 hatte ich das gleiche Problem - Bass weg.

Nach dem Tausch von 4 Elkos ist alles wieder ok.

Ist das Problem hier vieleicht ähnlich gelagert ?

Einer Komplettrevision der Elkos stehe ich deswegen skeptisch gegenüber.

Sollte jemand das Problem kennen und es sind die Elkos - kann ich dafür
Mk-Kondensatoren nehmen ?

Beim SABA habe ich 2 Elkos gegen MK-Kond. getauscht - keine Probleme.

Vielen Dank im voraus Smile


Gruß

Helmuth
Hallo Helmuth,
den Fehler würde ich im Wiedergabeverstärker bzw. dessen Entzerrung vermuten.Kann natürlich auch einfach von gealterten Koppelelkos im Wiedergabezweig kommen.

Du kannst natürlich normale Elkos gegen MKP Kondensatoren gleicher Kapazität und Spannungsfestigkeit verbauen,vorausgesetzt der Platz ist vorhanden.
Neben Platz ist auch noch das Rastermaß (Abstand der Beinchen) maßgeblich ob das ganze nachher auch vernünftig aussieht und nicht zu einem Drahtverhau ausartet.

Gruß Markus
Hallo,

in der Schaltung des Wiedergabe-Verstärkers der GX-635D (S.71 im Service Manual, rechts oben) über TR7 bis 11 bis zum Line-out hängt die Bass-Wiedergabe ab von den Elkos C22, 24, 27, 31, 33, 35, 37, 39 sowie von R36 und C28. Wenn die Elkos Kapazität verloren haben, wird die Bass-Wiedergabe schwächer. Ebenso wenn R36 zu klein oder C28 zu groß ist.
Bei Heim-Tonbandgeräten sind Unterschiede in der Bass-Wiedergabe nicht ungewöhnlich. Klarheit bekommt man durch Messung mit einem Bezugsband.
Ein Defekt in der realen Schaltung läßt sich auch durch Vergleich von Frequenzgangmessung mit Schaltungssimulation feststellen.
Wenn man diese Möglichkeiten nicht hat, kann man durch Probieren versuchen, einen einzelnen "tauben" Elko ausfindig zu machen, indem man nacheinander jeden Verdächtigen mal mit einem frischen zusätzlich überbrückt. Wenn dabei der Bass-Pegel ansteigt, hat man einen Austauschkandidaten gefunden.
Die Beobachtung, daß ein Gerät eine kräftigere Bass-Wiedergabe hat, belegt noch nicht, daß das andere eine Macke hat.
Manchmal ist auch das, was besser gefällt, nicht normgemäß.
Die im Schaltbild sichtbare Bass-Entzerrungs-Zeitkonstante (R36 = 330 kOhm || C28 = 8.2 nF ) ist geringfügig zu klein, nämlich etwa 2750 us statt 3183 us. Effektiv wird sie aufgrund der endlichen Verstärkung von TR7/8 noch etwas kleiner sein. Dem kann man durch Vergrößerung von R36 abhelfen. Die Auswirkung ist aber vermutlich kleiner als das von dir bemerkte Bass-Defizit.
Elkos kann man immer, wenn der Platz ausreicht, durch Folienkondesatoren mindestens gleicher Spannungsfestigkeit austauschen.
Wichtiger und zielführender ist aber, den Fehler genau zu lokalisieren.

MfG Kai
Hallo Markus, hallo Kai,

danke für Eure Antworten thumbsup .

Ich werde mal die von Kai aufgezählten Elkos durchtesten und das Ergebnis mitteilen.

Es wird aber etwas dauern, da ich neue Elkos bestellen muss.

Bei der Dichte der Bauteile wären Folienkond. wohl regelrecht fehl am Platze.

@ Kai: Sind für den R36 = 330 kOhm 470 kOhm i. O. ?

Gruß

Helmuth
Hallo Helmuth,

rein rechnerisch wären eher 390 kOhm richtig,
das hängt aber von der Leerlaufverstärkung V0 der aus TR7/8 bestehenden Stufe ab.
Der Widerstand bestimmt zusammen mit C28, bis zu welcher tiefen Frequenz die Bässe angehoben werden. Je größer der Widerstand, um so tiefer die Frequenz, solange noch nicht die Leerlauf-Verstärkung der Vorstufe erreicht ist. Mehr geht natürlich nicht.
Normgemäß soll diese Anhebung bei 50 Hz aufhören, aber wenn einem danach ist, kann man sich bei seiner Privatmaschine natürlich auch für 20 Hz entscheiden. Bei der jetzigen Dimensionerung endet die Anhebung nominell (ohne Berücksichtigung von V0) bei ~ 59 Hz. Der Unterschied ist also nicht riesig und würde dir wohl kaum auffallen.
Deshalb ist es eher fraglich, ob das die richtige Gegen-Maßnahme für das gefühlte Bass-Defizit wäre. Wenn bereits zwischen 70 und 120 Hz der gewünschte "Wumms" fehlt, hilft das nicht.
Ich habe mal mit einer Uher Royal 784S aufgenommene Bänder mit einer Philips N4504 wiedergegeben. Soweit ich mich entsinne, kamen die Bässe zu stark raus.
Das Richtige zu tun erfordert detaillierte Messungen.

MfG Kai
Hallo Kai,

Danke für die Antwort.

Bevor ich mich um R36 und C28 kümmere, werde ich die anderen Elkos unter die Lupe nehmen.

Im Allgemeinen bin ich ein Freund der tieferen Tiefen.
Klingt für mich "wärmer". Ist halt Geschmackssache...

Melde mich bald (Weihnachtszeit).

Gruß

Helmuth
Hallo miteinander,

die Akai macht den Bass jetzt so, wie er für mich sein soll.

Ich habe die Elkos C22 (7 statt 10 µF) und C31 (0,23 statt 0,47 µF) im linken Kanal gegen neue Elkos getauscht.
Folienkondesatoren passten nicht.

Den R36 beidseitig getauscht (jetzt 390 KOhm).

Außerdem auf der Leiterbahn-Seite alle suspekten Lötstellen gemessen und nachgelötet in dem Bereich.
An mehreren Stellen zwischen 2 Bauteilen (10 - 15mm Abstand) 15 - 45 Ohm gemessen.

Es war hier wohl das Gesamtpaket, was den Bass verschwinden ließ.

Vielen Dank nochmal an Kai und Markus.

Euch allen ein Frohes Fest und guten Rutsch.

Gruß

Helmuth
Danke,

C22 ist vom Wert unkritisch für die Bass-Wiedergabe. Der wird so groß gewählt, damit die Rauchspannung des Basis-Vorwiderstandes R32 nicht das Rauschverhalten der Stufe versaut. Wenn C31 nur halb so groß war, rutschte dadurch die untere Grenzfrequenz zur nächsten Stufe von geschätzen 10 Hz auf 20 Hz hoch. Das ist auch kein auffälliger Effekt.
Deshalb vermute ich nun eher die von dir gemessenen Widerstände zwischen eigentlich per Leiterbahnen verbundenen Punkten als Ursache:
Wenn zB C27, der Shunt-Kondensator im Emitterkreis der zweiten Stufe TR8 keine direkte Masseverbindung hat, sondern xy Ohm dazwischen, dann wird dadurch die Leerlaufverstärkung des TR7/8 PreAmps reduziert, wodurch die Bass-Anhebung der Wiedergabe-Entzerrung bereits bei deutlich höheren Frequenzen als 50 Hz aufhört. Folge ist dann ein Bass-Defizit.

Viel Freude am wieder funktionierenden Gerät
wünscht Kai
Hallo,
sehr interessanter Beitrag, ich werde meine zwei GX635D diesbezüglich mal testen und ich Auge behalten.
Grüße Falk
Und als Hinweis noch, eigentlich selbstverständlich: Wenn man schon ELkos tauscht, dann bitte hochwertige Markenware bestellen, z.B. Panasonic, und nicht irgendwelchen Noname-Mist.

Beste Grüße
Stefan
Ich wollte nur mal erwähnen, wie spannend ich die Beiträge von unseren Fachleuten finde. Selber habe ich keine Ahnung von Elektronik und bin fasziniert wenn Leute wie Kai, Ulrich, Holgi und andere sich mit Hilfe eines Schaltplans in die Lage eines Tonbands versetzen, als würden sie gerade eine Tageszeitung lesen.
Schade dass ich selber zu doof bin und auch nie die Gelegenheit hatte, ansatzweise davon etwas zu lernen. Aber es sind immer wieder spannende Lektüren wenn Lösungsvorschläge im Forum kundgetan werden. Deshalb zwischendurch mein Dank an all jene die nicht nur mir durch ihr Fachwissen geholfen haben, den alten Kisten wieder Leben einzuhauchen.
So, jetzt störe ich euch nicht mehr. thumbsup