Tonbandforum

Normale Version: AKAI GX255 Capstanantrieb
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Hallo allerseits,



meine Name ist Florian Bartz, ich bin 29 Jahre alt und Tonbandfan.
Momentan verzweifel ich an einer AKAI GX255. Der Capstanmotor macht Ärger.

Ich habe schon vieles probiert. Sämtliche Elkos's der Servosteuerung
getauscht.Den Leistungstransistor, der den Motor steuert ist auch getauscht.
Die Motorkondensatoren habe ich auch durchgemessen und sie haben die Kapazität
die im Schaltplan der GX255 angegeben sind.

Das Problem ist, das die Maschine bei Aufnahme und Wiedergabe mit
gleichbleibender Frequenz leiert. Wenn von 19cm/s auf 9,5cms/s umgeschaltet wird,
halbiert sich die Frequenz des Leierns gefühlt.

Ich habe den Motor auch schon zerlegt, gereinigt und geölt. Ich habe
leider kein spezielles Sinterlageröl. Ist dies zwingend erforderlich?

Was mir beim zerlegten Motor noch aufgefallen ist. Unter der vorderen Lagerabdeckung
befindet ich eine Filzscheibe oder ähnliches, die wohl als Ölspeicher dient. An einer Stelle
scheint diese Filzscheibe wohl die Tonwelle zu berühren. Muss das so sein, oder kann es sein
das durch das Berühren der Filzscheibe mit der Welle, der Motor gebremst werden könnte und
dadurch unrund läuft?
Laut SM gab es die Vordere Abdeckung und die darunter befindliche Filzscheibe als Ersatzteil
von AKAI. Nur wie bekomme ich die Abdeckung ab, ohne etwas zu beschädigen?

Ich weiß nicht was ich noch machen soll. Ich vermute noch, das der
Motor einen Lagerschaden haben könnte.

Ich würde gern einen anderen Motor probieren. Nur will ich dafür meine GX620 nicht
auseinander rupfen. Sie läuft ohne Probleme. Nach dem Motto: Never touch a running
System.
Hat hier von euch vielleicht jemand eine solchen Capstanmotor auf Lager aus einem
Schlachtgerät, den ich evtl abkaufen könnte? Der TYP ist AKAI SCM-200B
Oder kennt jemand von euch jemanden der einen solchen Motor haben könnte?

Zum Thema Andruckrolle, sie ist neu. Das hat aber auch nichts geändert. Die Maschine
habe ich mit dem Problem gekauft.


Ich bin für jeden Rat und Tip dankbar.

Gruß
Florian
Hi Florian!

-Ist es sichergestellt das es der Tonmotor ist, der in seiner Drehzahl nicht konstant hält?
-Wodurch wurde der Befund festgestellt (durch Hören, durch die Wiedergabe einer Aufnahme, durch Messung am Drehimpulsgeber des Tonmotors) ?
-Hast Du die Regelung überprüft, geht die Regelung in die Begrenzung?
-Ganz sicher solltest Du handelsübliches Sinterlageröl für den Motor verwenden!

Gruß

Thomas
Moijn Florian,

vorab nur kurz zum Thema Kondensator messen - wie hast Du dies gemacht ???
Einfach die Kapazität messen ist nur die halbe Miete. Mindestens ebenso wichtig
ist der Isolationswiderstand ... und den man bitte unter Spannung misst. Ein
simples Ohmmeter in einem Vielfachmessinstrument hilft nix. Da wird dann ein R
angezeigt, der gegen unendlich geht....und sowie die Betriebsspannung anliegt,
dann hat der Kondensator vielleicht noch 50k...und ist reif für die Tonne.

Zu Deinem Thema:

die Akai-Motoren gehen eigentlich selten kaputt. Neben den absolut richtigen
Anmerkungen von Gyrator - schau Dir mal den Regelkreis an, der die Drehzahl
vom Capstan Motor einstellt. Hilfreich wäre auf jeden Fall auch ein Oszilloskop,
ein Service Manual hast Du ja wohl schon. Ich würde auch erstmal nicht die
Idee mit der Filzscheibe weiter verfolgen (ist aber nur meine ganz persönliche
Meinung....).


gerd
Hallo Florian,

...so ein Motorkondensator kann zwar immer mal mt der Zeit seinen Geist aufgeben - ein Austausch kann also generell nicht schaden - aber ich würde auch, wie schon zuvor empfohlen, mal die Regelimpulse des Tachogenerators unter die Lupe nehmen. Mir liegt hier zwar nur das SM der 620er vor aber ich nehme an, die Funktion des Regelkreises wird auch im SM der 255er beschrieben sein und dürfte ähnlich (oder gar identisch) sein. Dazu benötigst Du allerdings neben dem Oszilloskop auch einen Frquenzgenerator.

Gruß
Peter
Was sind das denn überhaupt für Gleichlaufschwankungen?
Damit man sie am Drehzahlsensor gemessen mit dem Oszi oder mit einem Frequenzzähler erkennt müssen sie schon sehr groß sein.

Eventuelle doch erst mal den üblichen Weg gehen, Messungen über Band.
Wenn das Messgerät dazu fehlt 3150Hz (oder auch 3000Hz) aufzeichnen und digitalisieren. Diese Datei, kann ruhig mp3 sein, hoch laden und man kann weiter schauen.
Eine andere Möglichkeit ist das dort vorgestellte Programm.

WFGUI - Wow & Flutter Echtzeitmessung per Software

Gruß Ulrich
Hallo zusammen,

erst mal vielen Dankfür die für die regen Tips.
Meine Vater hat ein Osziloskop. Ich habe die Signale auch schon mal
gemessen, vor dem Tausch der Elektrolytkondensatoren. Dabei ist mit
aufgefallen, das das Signal an der Basis TR7 nicht so sauber aussieht im
SM gezeichnet. Es sieht mehr so aus wie ich mit rot eingezeichnet habe.
Die restlichen Signale sehen eigentlich in Ordnung aus. Wo wird
eigentlich das Signal FG INPUT SIGNAL im SM gemessen. Direkt am
Tachogenerator des Motors, oder an der Basis Transistor 4?
Was auch
zu sagen wäre, das ich die Signale bis jetzt nur im Leerlauf gemessen
hab. Nicht unter Belastung, also wenn kein Band läuft. Wenn sich ja
unter Belastung, also wenn ein Band läuft, Unregelmäßigkeiten ergeben
sollten, würde das ja gegebenenfalls für eine mechanische
Beeinträchtigung sprechen.
Die Kapazität der Motorkondensatoren habe
ich im ausgebauten Zustand mit einem Multimeter gemessen und konnte dann
die Werte aus dem SM messen. Die Idee das der Isolationswiderstand
nicht mehr in Ordung sein könnte war mir aber auch schon mal in den Sinn
gekommen, habe ich aber bis jetzt nicht weiter verfolgt.
Ich habe mir auch jetzt mal etwas Sinterlageröl bestellt und werde es damit nochmal versuchen.

Ich
sollte vielleicht erwähen, das ich von Beruf Elektroniker für
Betriebstechnik bin. Hab zwar mehr mit Motoren und SPS-Steuerungen zu
tun, aber die grundlegenden Funktionalitäten und Eigenschaften von
Kondensator, Transistor usw. sind mir bekannt.

Das mit dem
Programm, werde ich auch bei Gelegenheit machen. Wie genau muss das denn
gemacht werden. Muss ich dazu ein Band mit einem Messton haben, auf der
GX255 wiedergeben und mit dem Programm auswerten. Oder soll ich mit der
GX255 einen Ton mit einer Frequenz von 3000Hz bzw. 3150Hz aufnehemem
und auswerten?

Wenn ich weitere Erkenntnisse habe werde ich hier berichten!

Gruß
Florian
Florian,'index.php?page=Thread&postID=175651#post175651 schrieb:Muss ich dazu ein Band mit einem Messton haben, auf der
GX255 wiedergeben und mit dem Programm auswerten. Oder soll ich mit der
GX255 einen Ton mit einer Frequenz von 3000Hz bzw. 3150Hz aufnehemem
und auswerten?


Ton mit der GX255 Aufnehmen und anschließend auswerten.
Probiere es einfach aus, vieles erklärt sich von selbst.

Was die Motorkondensatoren betrifft, die werden viel zu oft ohne
Grund gewechselt.

Wird der Motor im normalen Betrieb ungewöhnlich heiß?
Wie verhält sich den der Motor wenn er mit der Hand abgebremst wird?
Spürt man dann deutlich wie die Regelung entgegen steuert und hat der Motor genug Kraft?

Gruß Ulrich
als Vergleich schiebe ich mal ein WFGUI Beispiel von einer(unrevidierten/istwiesieist) GX620 nach:

[attachment=6451]

Gruß Ulrich
Das kann auch eine einfache mechanische Ursache haben, Schlupf an der Capstanwelle. Wie sieht die Andruckrolle aus ? Ist der Hebel mit der Andruckrolle frei beweglich ? Kannst du den Anpressdruck der Andruckrolle messen ? Nimm mal einen Messton auf und höre dabei ab. Jetzt drück mal die Andruckrolle über den Hebel fester gegen die Capstanwelle und höre, ob die Schwankungen kleiner werden. Das kann ein Indiz für zu geringen Anpressdruck sein.

MfG, bitbrain2101
Hallo zusammen,
habe das mit der Software mal probiert. Der Wert bei Peak geht teilweise bis 0,3 und der Wert bei RMS geht teilweise auch bis 0,23.
Habe auch mal kleine MP3's im Zip angehängt, wie es sich bei 19cm/s und 9,5cm/s anhört.
Vielleicht lässt das noch irgendwelche Rückschlüsse zu...
Hab mir nochmal eine neue Andruckrolle besorgt, macht es aber auch nicht besser...

Gruß
Florian
Hallo Florian,
hört sich übel an.
auch wenn es nicht wirklich weiterhilft, aufgrund der Art der Schwankung, sie ist ja hauptsächlich Sinusförmig, denke ich eher an einen elektrischen Fehler bzw. den Motor selbst.

Gruß Ulrich
Ich hab die beiden kurzen Dateien noch mal etwas anders ausgewertet.
Oben die Schwankung bei 9,5cm/s und Unten bei 19cm/s.

[attachment=6600]

Der Verlauf ist wirklich annähernd ein Sinus, bei 9,5cm/s mit der Periodendauer von 200ms (5Hz) und bei 19cm/s von 100ms (10Hz). Man müsste jetzt mal rechnen ob sich das mit der Umdrehung des Motors deckt.

[attachment=6601]

Nachtrag: Wenn die Tonwelle der GX255 identisch ist, die Tonwelle einer GX620 hat einen Durchmesser von 5,9mm und damit einen Umfang von 18,54mm. Die Tonwelle muss sich für 19,1cm/s 10,3 mal in der Sekunde drehen. Das passt leider mit den Messungen gut überein.

Nachtrag 2: Hier noch mal in linearer Darstellung:

[attachment=6602]

Gruß Ulrich
Hallo Ulrich,

danke für deine Hilfe. Ich fühle mich in dem bestätigt, was ich schon lange vermutet habe.
Ja in der GX620 ist im Prinzip der gleiche Motor verbaut, habe ja auch eine GX620. Bei der GX255 ist es ein SCM-200B und bei der GX620 ein SCM-200.
Ich weiß auch nicht wo der Unterschied liegt. Vom Aussehen und den Explosionszeichnungen im SM her sehen die Motoren gleich aus.
Mich würde nur mal interessieren, welche Software du zur Analyse benutzt hast bzw wie die Messungen sich nennen, mit denen du die
Signale ausgwertet hast. Ich könnte mir vorstellen das es eine teure Software ist...
Ich habe mir im Amiland einen Motor aus einem Schlachtgerät bestellt für inkl. Transport ca. 70€. Ich finde der Preis ist ok, vorausgesetzt der Motor ist in Ordnung.
Warte nur noch darauf, das er die Tage bei mir eintrudelt. Hoffe das es dann besser wird. Hier in Deutschland hab ich niemanden gefunden,
der einen solchen Motor zu verkaufen hätte.
Weil Elektronik möchte ich schon fast langsam ausschließen, nachdem da so gut wie alle C's der Servoregelung und der Spannungsversorgung
der Servoregelung getauscht sind und sich dadurch keinerlei Besserung aufgetan hat.

Wenn der Motor da ist, werde ich wieder berichten.
Vielen Dank nochmal Ulrich

Gruß Florian
Florian,'index.php?page=Thread&postID=176059#post176059 schrieb:Mich würde nur mal interessieren, welche Software du zur Analyse benutzt hast

Der Haken ist an die (Frequenz-) demodulierte Gleichlaufschwankung zu kommen.
Die alte Version von WFGUI konnte sie als WAVE/PCM abspeichern, in der Aktuellen fehlt diese Funktion leider.
Ich ging hier über ein real existierendes Messgerät (Philips PM6307), die haben in der Regel einen Ausgang für die demodulierte Schwankung.
Der Rest ist die Wellendarstellung bzw. eine FFT.
Das letzte Bild wurde z.B. mit Visual Analyser erzeugt, ein kostenloses Programm.

Gruß Ulrich
Hallo zusammen,

ich habe gutes zu berichten. Die GX255 läuft wieder wunderbar. Der Capstanmotor aus den Staaten war angekommen. Flux eingebaut und siehe da, das Leiern ist weg.
Scheinbar hat der Motor doch einen Lagerschaden oder die Welle hat mal einen Schlag abekommen. Ich hab zwar noch nicht gemessen, aber vom Hören her ist es weg
und das ist für mich die Hauptsache Big Grin
Was ich noch gemacht habe ist die Geschwindigkeiten abgeglichen, indem ich mit der GX620 einen 1000Hz Sinus aufgenommen habe und die GX255 darauf eingestellt.
Ich bin echt happy, endlich ist das Kopfzerbrechen vorbei :-)

Nur eine Frage wäre noch, vielleicht hat da jemand Erfahrung. Laut SM kann man den Capstanmotor weitestgehend zerlegen, aber die Messingfarbene Kappe und hinten das Teil,
wo die Spule des Tachogenerators drauf sitzt habe ich nicht los bekommen. Hat das schonmal jemand gemacht? Geht es ohne Rohe Gewalt anwenden zu müssen bzw. ohne
etwas zu beschädigen?

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag Smile

Gruß
Florian
Florian,'index.php?page=Thread&postID=176356#post176356 schrieb:Scheinbar hat der Motor doch einen Lagerschaden oder die Welle hat mal einen Schlag abekommen.

Die Tonwelle wird wohl mal einen Schlag abbekommen haben, ein Lagerfehler sollte anders aussehen.

Gruß Ulrich
Habe die Tage einige SM anderer Herstelle zum Thema Lager ölen durchforstet.
Dabei ist mir eins untergekommen, wo beschrieben steht, das wenn es extreme wow und flutter Probleme geben sollte, die Position des Servogenerators eingestellt werden soll.
Das komische war bei mir nämlich, das es bei der GX255 dieses Problem gab, obwohl das Signal des Servogenerators in Ordnung war. Wurde damals mit dem Oszilloskop überprüft.
Nun kam mir die Idee, das wenn die mech. Postion des Servogenerators im Motor nicht Ordnung sein sollte, die Servoelektronik des Capstans so nachregelt, dass das Servosignal wieder passt, auch wenn der Antrieb dazu unrund laufen muss.
Ich hoffe man kann mir folgen. Der Signalgenerator im Capstanmotor ist eine Spule zwischen gezahnten Scheiben. Die Position, kann durch lösen der Schrauben verstellt werden.
Da ich die alten Motoren noch habe, werde ich bei Gelegenheit mal etwas experimentieren. Den Motor über Regeltrenntrafo betreiben und mit dem Oszilloskop gucken, wie sich das Signal des Generators ändert, wenn die mechanische Position des Generators verändert wird.
Hallo Florian,

die Zentrierung einer FG-Spule (Frequenzgenerator) geht recht einfach mit einem Oszilloskop. Wenn die Spule nicht zentriert ist, sieht man am Oszi Amplitudenschwankungen des Signals der Spule, wenn der Motor läuft. Zur Justage die Verstärkung vom Oszi so hoch einstellen, dass man die positiven Spitzen am oberen Bildschirmrand gerade noch sehen kann. Jetzt die Befestigung der Spule etwas lösen, damit sie verschoben werden kann. Zuerst die Spule in senkrechter Richtung auf minimum Amplitudenschwankung einstellen, dann in waagerechter Richtung, also um 90° zur ersten Richtung versetzt. Wenn der Abgleich klappt, sind keine Amplitudenschwankungen mehr zu sehen.

MfG, Tobias