Sorry, daß ich mich hier, und auch noch genau beim passenden Autor, noch einmal einklinke, aber mir dreht sich gerade der Magen um, bezüglich der Quintessenz nach knapp 20 Postings.
Ja, ich kenne fast alle der besprochenen Plattenspieler.
Das Subchassis ist ursprünglich Thorens-Typisch, wurde in dieser Form meines Wissens erstmals mit dem 126-er eingeführt. Es existieren ellenlange Berechnungsformeln dafür und es ist gar nicht sooo primitiv, wie es wirkt. Die Thorens-Auslegung betraf ursprünglich eine Minimierung von Gleichlaufschwankungen, durch starre Verbindung von Tellerlager und Tonarmbasis, natürlich, und weiterer Punkte, über die uns Holger sicherlich detailliert aufklären kann.
Den Erfahrungen vom Highlander kann ich nur zustimmen. Diese Philips-Modelle waren auch für das Auge als direkte Konkurrenz zu Thorens angedacht und haben in der Tat ein wesentlich geschickter durchentwickeltes Subchassis, wenn auch das Origin bei Thorens liegt (weiterentwickelter Clone). Auch die Tonarme dieser Geräte waren nicht ganz ohne (na ja ...). Ich besitze in meiner Sammlung zB. noch einen Philips 308 (22GA308/16Z) mit diesem berühmten "Philips-Schwabbel" Subchassis sowie dem Philips GPM 500 Tonabnehmer. Vor einigen Jahren hatte ich ihn mal im A-B-Vergleich zu einem 168-er Thorens mit originalem Stanton-Tonabnehmer, jedoch einem nicht originären Tonarm (das Headshell war geändert) an einer Gibbert-Phono-85. Der Philips wirkte in der Tat in jeder Lebenslage deutlich souveräner, obgleich er für das Auge etwas "geschrumpft" aussieht, neben einem Thorens. Die Philips-typische Höhenauflösung war dem Thorensianer weit überlegen, aber auch das Fundament war deutlich besser, als man es dem Holländern nachsagt. Ein Thorens klingt fast "mittig" dagegen. In jedem Fall ein schönes Stück
und eine tolle Haubenmechanik (grins ...)
Der klassische Streit zwischen BRAUN und Thorens ist ja weltbekannt - Braun hatte zumindest zeitweise ebenfalls ein sehr hochwertiges Subchassis, welches bei uns Service-Technikern stets ein breites Grinsen auslöste; Das Subchassis war über Modellbau-Öldruck-Stoßdämpfer aufgehängt. Eine Schwierigkeit aller Thorensianischen (und Clones) Subchassis besteht darin, daß sie gerne aufschwingen, falls die Resonanzabstimmung nicht mehr paßt (Grasso rechen lassen ...) und die Resonanzgüte des Sub zu groß wird.
Die "Deutsche Tradition" im Plattenspielerbau (z.B. Dual und viele andere mehr) betrifft ein einziges schwergewichtiges Chassis, welches federnd auf einer ansonsten leeren Zarge gelagert ist. Außer Tonarm und Plattenteller ist auch der Motor traditionell starr am Chassis befestigt. Bei korrekter Abstimmung ist das absolut in Ordnung. Die Schwingungen des Motors übertragen sich auf das GANZE Chassis, d.h. Tonarm und Tellerlager schwingen gleich und die Motor-Störungen heben sich somit gegenseitig auf. (je leichter der Tonarm ... je geschickter der Motor angebracht ... usw., nicht einfach) Im Vergleich zu den extern aufgehängten Motoren der Thorensianischen Welt ergeben sich weniger Gleichlaufschwankungen, weil beim Thorens-Subchassis das "Schwabbeln" natürlich direkt in den Antrieb eingeht.
Alte Dual´s gegen Thorensianer zu hören gilt zwar als verpönt, weil eine ganz andere Snobismusklase, aber wenn man es dennoch probiert, erlebt man sein blaues Wunder. Auch ich habe mal mit Dual´s angefangen (wer nicht) und es mag Heute lächerlich erscheinen, daß die ganz frühen Wurzeln etwa einer Gibbert Phono 85 auf einem Dual 1256 beruhten, den ich mir halt leisten konnte. Dann habe ich in den Ferien mal Doppelschicht gejobbt und meinen Dual verkauft und voller Stolz hatte ich das Geld für einen TD 318. ich habe gekotzt ! In meiner damaligen Schülerzeit-Kette (BRAUN RC 8, 2 große Saba-Breitbänder in je einem Sperrholz-Kleiderschrank, sowie "urform" der Gibbert Phono 85) war es ein Abstieg wie vom vierten Stockwerk in den Keller. Ich habe Jahrelang geschraubt, bis mein 318-er "Doppelschicht" Modell so halbwegs lief und viel zu viel Geld dabei ausgegeben. Falls man es Heute versucht, gibt es bei einem alten Dual natürlich stets die Frage, wie gut die Mechanik und die Lager noch sind. Gerade bei alten Dual-Wechslern verschmutzt das Tellerlager gerne, und das Reibrad trocknet aus (wird hart) und in einer solchen Konstellation ist der Dual natürlich unterlegen. Der Vergleich ist nur dann fair, falls beide Stücke technisch tadellos sind, und sich im Serienzustand befinden. Bei gleichem ehemaligen Neupreis gewinnt der Dual im A-B-Vergleich dann stets.
Es mag sich bescheuert anhören, aber gerade vorletzte Woche habe ich mal für Spaß ein altes Shure M 75 in einen Telefunken 50& (?) spätfünfzigerjahre ´reingeschraubt, der in meiner alten Braun-Musiktruhe ´drin ist, Kröpfungswinkel neu berechnet, Systemadapter angefertigt, ´n bischen Antiskating und ab der Film. Der uralte Plattenspieler ist tadellos in allen Lagern und das Reibrad ist noch gut, das als Vorgabe. Van den Hul Nadel ´rein, an einer Gibbert Phono 85 angeklemmt und es ergibt sich eine Klanggüte, da man sich fragt, ob das wirklich ein 50-er Jahre Plattenhobel mit Bananentonarm ist. Sattes, kühles Fundament, strahlende, völlig unverzerrte Höhen, erstklassige Stereo- Durchsichtigkeit, kein wahrnehmbares Rumpeln (na ja - fast kein) vielleicht baue ich mir noch eine Zarge ´drum und nutze ihn als "Nick" für die Blindtests denn das Ding ist ein Erlebnis abseits jeder Norm. Ein Thorens klingt verstopft dagegen, und hat nicht diese Kühle im Fundament. Warum bin ich nur als Schüler nicht auf diese Idee gekommen, ich hätte viel Geld gespart.
Einen Project hat mein Nachbar. Nach einem kurzeln ablächeln über die urige Art der Drehzahlumschaltung per "Kaffeelöffel" und seine osteuropäische Herkunft haben wir ihn mal an die kleine Gibbert Phono 98 geklemmt und gegen einen alten TD 160 mit SME und Ortofon F 15 gehört, der Project mit einem Serien-Grado. Das Niveau, welches der Project im fairen Vergleich erreicht, hat mich umgehauen - ein Wolf im Schafspelz. Für dynamische U-Musik in jedem Fall der überlegene Plattenspieler, mehr Punch, mehr Druck, mehr Spielfreude und mehr Ausdruckskraft. Allein bei experimentieller Musik zeigte der Thorens etwas mehr an Auflösung, und bei Klassik etwas mehr Ruhe. Bedenkt man den Preisklassenunterschied und das Alter und die Ersatzteilsituation der beiden abgehörten Kontrahenten ist der ProJect der bessere Plattenspieler.
Das Tellergewicht (Stichwort Massel-Aufwerk) kann man übrigens auch virtuell erhöhen, indem man unter dem Teller ein schnell laufendes Pulley als Schwungmasse anordnet. Idealerweise ist dieses Pulley inversdrehend zum Plattenteller und bewirkt eine zusätzliche Stabilisierung nach dem Kreiselkompaßprinzip. Man kommt dann zum sog. Kombinationstriebler (Riemen UND Reibrad), wie er vom Deutschen Hersteller PE schon in 1953 eingeführt wurde, und später zB. im TD 124 einen Höhepunkt fand. Mein Liebling unter den klassischen Laufwerken ist der PE-34, originärer, näher an seiner Entwicklungsstufe als die folgenden Thorensianer, ein unauffälliger, fast häßlicher, kantiger 60-er Jahre Plattenspieler, der im tadellos restaurierten Originalzustand bereits auf ca. 67 dB S/N kommt, und einen TD 124, Sereinzustand, zumindest in diesem Punkt überbietet.
Die Technologie des PE 34 habe ich seinerzeit in einem mehr als 10 Seiten Thread, leider noch in Holgers Forum, offengelgt, wer dem Jürgen-Link folgt sollte ihn finden und dabei feststellen, daß meine oben genannten Überzeugungen wedert "neu" noch "aus aktuellem Anlass erfunden" sind. Den Thread halte ich nach wie vor für lesenswert, er wird viele der hier aufgekommenen Fragen schon im Vorfeld beantworten und die Diskussion auf ein anderes Niveau bringen. Den Millieubedingten Tonfall besagten Threads bitte ich zu entschuldigen. Den DECCA-Plattenspieler, bekanntermaßen ebenfalls einer meiner Lieblinge, habe ich dort nicht diskutiert. Erstens ist er (oh Shiet) ein Direkttriebler, und zweitens hätte der "Neid der Nichthabenden" wahrscheinlich jede Forendiskussion abgeblockt. Ich habe auch nie wirklich einen besessen, die Dinger kommen halt so bei mir vorbei ...
Der unschlagbare Vorzug des "üblichen" Thorens betrifft (von Sonderfällen abgesehen) seine fast primitive Konstruktion. Sie ist, auch nach Bastlermethoden, vergleichsweise einfach zu reparieren, und zudem ziemlich robust. Außerdem gibt es noch Ersatzteile, und thorensianisches Schrauben ist im Moment so Hipp wie früher das Frisieren von Mopeds oder dann später am Opel. Auch an dem im Antiskating-Thread abgebildeten Thorens ist außer Zarge, Teller und Tellerlager wirklich nichts mehr original, und das Tellerlager ist bei mir ja eigentlich auch schon irgendwie modifiziert (Glimmerläufer und Rohloff-Fett). Bei einem Thorens muß das wohl einfach so sein
wie es halt auch beim Opel Manta so üblich war bzw. ist.
Was den vom Jürgen angekündigten Test angeht, sollten wir schon vorab einbeziehen: 1. Alle drei Plattenspieler sind vom gleichen Hersteller und somit ähnlich abgestimmt. Fairer wäre ein Test mit Laufwerken der jeweils originären Hersteller, sowie gleichen Meßwerten (z.B. S/N, usw.). 2. wird seine Gibbert Phono 98 zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingespielt sein. Die Elektronik liegt zwar schon bei mir im Regal und hat mir Heute die ersten drei Sinfonien Beethoven vorgespielt, aber damit is´se noch nicht fertich (gelle, Jürgen ...). Der A-B-C-D-E-F Verglech wird fair sein, aber nicht auf vollem Niveau laufen.