Tonbandforum

Normale Version: AKAI GX-215D Band läuft am Capstan aus der Führung bzw. "entgleist" nach innen (und andere Fehlerchen)
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Liebe Leute im Bandmaschinenforum,


ich habe ein leicht schlechtes Gewissen, mich wegen der Bitte um Hilfestellung hier angemeldet zu haben! Andererseits fand ich in den Forenregeln keinerlei Hinweise, dass das vielleicht unerwünscht sei.
Vielleicht findet sich ja jemand, dem das nichts ausmacht, ich werde mich jedenfalls bemühen, durch möglichst genaue Angaben "unauffällig" zu bleiben Wink

Wie in der Überschrift angedeutet habe ich bei meiner vor etwa 1 Jahr erstandenen GX-215D das Problem, dass das Band - allerdings lediglich der Plastikvorspann (!) - prinzipiell am Capstan von der Gummirolle läuft, und zwar in Richtung Gehäuse, also zum Gerät hin, nicht zum Bediener. Da sich der Fehler auch durch eine neue Andruckrolle nicht beheben ließ, stehe ich vor einem Rätsel.

Freilich habe ich die Tonwelle exzessiv gereinigt, um sicherzustellen, dass sie durch Rückstände nicht etwa kegelförmig ist und so das Band um die Kurve lenkt. Mein Verdacht ist nun, dass vielleicht der Andruck der Gummirolle ungleichmäßig ist. Könnte ja sein, dass das Band dadurch auf die Seite wandert. Hat hier jemand eine Idee?

Ein weiteres Problem betrifft unterschiedliche Pegel bei der Wiedergabe in Reverse-Richtung. Meistens geht nur der linke Kanal und aus dem rechten ist ein lautes Brummen zu hören. Ist die Maschine kalt, kommen manchmal beide Signale fast sauber, der rechte ist nur ein klein wenig leiser. Habe bisher die Information gefunden, das könnten die Kontakte am mechanischen Umschalter sein. Werde deshalb die Maschine zerlegen und sehen, ob ich da mit Kontakt WL und danach 60 was erreiche. Ich werde doch nicht die Elkos tauschen müssen?

Für jegliche Tipps und Hinweise bin ich sehr dankbar!

Bei der Forensuche wurde ich im obigen (ersten) Problem gar nicht fündig. Sollte ich zu doof zum Suchen gewesen sein, freue ich mich über jeden Link, der mich einer Lösung näherbringt.

Vielen Dank schon mal an die, die bis hierher gelesen haben und noch mehr an die, die vielleicht was beisteuern können!


Beste Grüße
Stiftenkopf alias Robert
So, liebe Gemeinde des Bandsalats Big Grin


Nun habe ich also erstmalig mein Schätzchen zerlegt und mich ihm lediglich 2 1/2 Stunden gewidmet, schon läuft es wieder wie am ersten Tag!

Und da mich Forenbeiträge nerven, die lediglich "Gelöst" aussagen, ohne zu erklären, wie denn eine Lösung zustandekam, werde ich mich jenen geistlosen Zeitgenossen nicht anschließen, sondern hier bisschen aus dem halblaienhaften Nähkästchen plaudern.

Die Erfahrenen unter den Tonbandbastlern habens sicher gleich gewusst: da gibt es bei der GX-215D diese Bandführung rechts vom Capstan und somit oberhalb der Andruckrolle. Wenn dieser Bandführungsstift nicht 100%ig exakt in der richtigen Höhe justiert ist, läuft einem das Band von der Rolle. Zur Justierung nimmt man einen sehr dünnen Imbusschlüssel, löst die winzige Imbusschraube in der Bandführung und kann letztere dann durch Drehung nach links oder rechts höhenjustieren, dann die Impusschraube wieder gefühlvoll festziehen. Vorsicht, da genügen schon feine Drehungen und das Band wandert plötzlich nach außen bzw. nach innen, bzw, wenn man es dann geschafft hat, nirgendwohin außer geradeaus!

Das zweite Problem ließ sich tatsächlich allein mit Kontaktreiniger beheben. Wenn man die Maschine aus dem Gehäuse entnommen hat, sieht man auf der Rückseite auf Höhe des Wiedergabekopfs einen gut 4cm langen dünnen Umschalter, erkennbar an einer weißen Plastiknase, die hinten heraussteht. Da hab ich bisschen durchgespült mit Kontakt WL und nach Trocknen nochmal mit 60, und schon war (wiederum nach Trocknung) das Problem gänzlich behoben!

Ein dritter Fehler ist mir ebenfalls noch begegnet, der problemlos behoben werden konnte: Am Bandende bei normalem Lauf schaltete die Maschine nicht in den Pausemodus, um das Band anzuhalten. Die Mechanik wurde zwar ausgelöst, aber die Pausetaste rastete nicht ein, sondern wanderte wieder nach unten, was zur Folge hatte, dass der Bandwickel endlos herumschleuderte. Dies ließ sich einfach beheben, indem ich eine kleine Metallfahne, an der die "Pausenmechanik" einrastet, mit dem Schraubenzieher noch etwas mehr aufbog, als sie ohnehin gebogen war.

Mein Schätzchen läuft nun im Alter von geschätzten 36 Jahren (waren die Dinger nicht Baujahr 1978?) wieder einwandfrei und macht mich glücklich.

So. Nun ist das hier ein Monolog geworden. Sorry dafür, aber vielleicht haben ja andere ein ähnliches Problem und können mit meinem Geschreibsel was anfangen.


Danke fürs Zuhören!

Stiftenkopf alias Robert
Hallo Robert,

herzlich willkommen im Forum! Schön zu hören dass es dir gelungen ist, die Probleme an der Maschine so rasch zu lösen. Hier gibt es viele nette Menschen, die einander helfen, das habe ich zumindest in den letzten 9 Monaten so erlebt. Manchmal löst sich eine Sache innerhalb weniger Stunden, ein andermal braucht es einen langen Atem. Ich wünsche dir viel Freude mit deiner Maschine !

Gruß, Martin
Hallo Martin,


danke für den Willkommensgruß :-)

Ich hatte Glück mit meiner Kiste, dass die Elektronik noch so gut funktioniert. Nach Elkos rauslöten wäre mir jetzt einfach nicht gewesen. Und die ganze Kapazitätsmesserei und so... Dazu fehlt mir auch ein geeignetes Messgerät, stelle ich grad fest.


Schönes Wochenende
Robert

Jürgen Heiliger

Hallo Robert,

zunächst einmal ein herzlich Willkommen hier im Forum und schön dass Du die Fehler weitestgehend selber beheben konntest, uns aber daran teilhaben lässt.

Nur zwei Dinge möchte ich anmerken........

Zitat:Das zweite Problem ließ sich tatsächlich allein mit Kontaktreiniger beheben. ......... Da hab ich bisschen durchgespült mit Kontakt WL und nach Trocknen nochmal mit 60, und schon war (wiederum nach Trocknung) das Problem gänzlich behoben!
..............
Mein Schätzchen läuft nun im Alter von geschätzten 36 Jahren (waren die Dinger nicht Baujahr 1978?) wieder einwandfrei und macht mich glücklich.

Damit dieses einwandfreie "laufen" auch so bleibt solltest Du ganz dringend das kontakt 60 wieder ausspülen, denn dieses ist, wenn überhaupt, nur zum reinigen gedacht und sollte niemals in den Schaltern oder gar Potis als zuletzt eingesetztes mittel verbleiben. Ich persönlich rate sogar von deren Verwendung ab.
Kontakt 60 greift sehr stark die zu reinigenden Flächen an und zerfrisst über jahre deren Oberflächen regelrecht.

Auf dieser Seite kann man schön sehen was Kontakt 60 in nur 6 Monaten anrichtet......
Kenwood BasiC 2

an der Stelle von Kontakt 60 gehört hier entweder Kontakt 61 oder KONTAKT 41443 (MoS2 Superlangzeitfett), welches nur hauchdünn aufgetragen wird.

Ich selber reinige Schalter und auch Potis gänzlich ohne Zuhilfenahme von irgendwelchen "Wässerchen" sondern zerlege sie und nutze die Reinigungskraft eines Glasfaserradierers. So erfolgte Reinigungen waren/sind meiner Erfahrung nach langlebiger.

Gruß
Jürgen
Hallo Jürgen,


vielen Dank für die wertvollen Hinweise!

Kontakt 61 also. Das hauchdünne Auftragen von MoS2 bzw. die Bearbeitung der Kontakte mit einem Glasfaserradierer kann ich definitiv nicht leisten, da eine Totaldemontage und Zerlegung des Schalters jenseits meiner zeitlichen und technischen Möglichkeiten liegt. Vielleicht kann das Einbringen von K61 ja die ätzende Wirkung des K60 einigermaßen eindämmen? Jedenfalls gut zu wissen, dass hier ein vorsichtigerer Umgang mit den Mitteln angeraten ist.

Werd's mir merken Smile


Beste Grüße
Robert

Jürgen Heiliger

Hallo Robert,

ich würde bei Dir folgend vorgehen........

rund um den Schalter, so gut es geht, alles abdecken / schützen und dann mit WL den K-60 rausspülen...... das Ganze mit Pressluft rausdrücken den Schmodder. Danach wiederholen in 3-4 Durchgängen mit K-61.

Nur so kannst Du den Dreck (K-60) loswerden.

Gruß
Jürgen
Hallo Robert, hallo Jürgen,

vielen Dank für die "komplette" Schilderung des Reparaturverlaufes und die Ergänzungen dazu. So macht das Mitlesen Spaß! Ich kam nicht einmal dazu nach Bildern zu fragen (für diejenigen, die keine 215 haben).

Gruß
Frank
@Jürgen

Siehste, das sind eben die Tipps, auf die der gelegentliche Hobbybastler nicht kommt! Kontakt 61 und Druckluft sind bestellt. Nach Eintreffen werde ich die GX-215D erneut einer Behandlung unterziehen und so vorgehen, wie Du es mir empfohlen hast. Klingt absolut plausibel und sollte tatsächlich am Ende sowas wie einen - hoffentlich - nicht mehr ätzenden Schutzfilm von K61 hinterlassen ^^

Danke für die Hilfestellung! thumbsup

Da fällt mir ein: Wahrscheinlich ist das ein komplexes Thema (für das ich wohl nen eigenen Thread öffnen müsste), aber macht es Sinn, sich um den Capstan-Motor zu kümmern, wenn der nicht mehr ganz so leise läuft, sondern ein leises Rattern von sich gibt (das bei 19cm schon etwas laut ist)? Kann man da mit Schmieren irgendwas machen? Ich hab ja Null Ahnung, wie der bei dem Gerät gelagert ist. Jedenfalls hab ich den Eindruck, es kommt vom Motor selbst, nicht von der über Riemen angetriebenen Capstanwelle. Solltest Du (oder jemand anderes) dazu auch noch ne Idee haben - immer her damit Big Grin

@Frank

Ich versuche, dran zu denken, Bilder zu schießen, wenn das Ding geöffnet ist. Aber ach, als Neuling hier, wo hinterlege ich die dann eigentlich? Oder werden die etwa auf den Forenserver hochgeladen? Ich klicke jetzt vorsichtshalber nicht auf "Bild einfügen"...


Beste Grüße
Robert

Jürgen Heiliger

Hallo Robert,

ich kenne die 215er aus persönlicher Ansicht nicht von Innen, es wird aber so sein dass die Capstanwelle in einem Sinterlager (Gleitlager) geführt sein wird (war zu jener zeit fast üblich) und da tut ein Tropfen entsprechendes Öl immer gut.

Wenn Du also ein Sinterlageröl nicht im hause haben solltest, kannst Du in der Bucht gerne mal nach Klüber PD-65 auf die Suche gehen. Da gibt es einige verkäufer die dieses auch in Kleinstmengen abgeben, also 20 ml und geringer, denn von der Fa. Klüber ist die kleinste Abgabemenge 1 Ltr. was für Dich selber viel zu viel wäre.

Gruß
Jürgen
Hallo Jürgen,


sehr gut, bin bereits fündig geworden und habs mir gleich bestellt. Wieder was dazugelernt! Sinterlageröl, tsts. thumbup
Werde berichten, inwieweit sich die Laufeigenschaften ändern, was die Geräuschentwicklung betrifft.


Vielen Dank und beste Grüße
Robert