Tonbandforum

Normale Version: Der nächste Star Wars wird auf Filmrolle gedreht - nix Digital
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Eben ähnliche Gründe, wie bei denen, die im Tonstudio noch immer eine Halbzoll 2 Spur Maschine haben und die Aufnahmen erstmal analog abmischen.
Ganz normal, fast zu 100% werden heute Spielfilme immer noch auf 35 mm Negativfilm gedreht, warum? Ganz einfach, die Bildqualität kann Digital einfach nicht bieten, die warmen Farben, und die Tiefenschärfe. Herr Spielberg sagte erst vorige Woche bei Radio New York was ich täglich höre, ich möchte das meine Enkel und Urenkel den Film noch in 100 oder 200 Jahren sehen können, in 20 Jahren haben wir für alte Digitalfilme kein Abspielsystem mehr, bei Chemiefilmen, geht das immer. Das Originalnegativ wird erst hinterher durch eine hochauflösende HD-Kamera gescannt, Entwicklungsfehler oder Fehlbelichtungen ausgeglichen, und dann im Computer ins Positiv überstellt. Für Digital-Kinos, geht’s dann auf Festplatte, bei Normal-Kinos die noch mit Filmrolle arbeiten, wird mit Hilfe eines Lasers, der Positiv –Film belichtet, was man Auffatzen nennt. Das ist jetzt nur eine grobe sehr grobe Darrstellung, es ist eigentlich komplizierter. Besser wäre es, wie man es schon immer machte. Negativ an Tonnegativ, und dann auf Kontaktkopie Positivfilm, so habe ich es im Kopierwerk gelernt, und die Ergebnisse konnten sich damals sehen lassen.
... speziell der hier genannte Film wird doch zu mindestens 70% am Rechner erstellt. Animationen ohne Ende. Das wird alles auf Film gedreht? Lustig. Würde ich gerne sehen.

In der Filmindustrie ist fast der gesamte Prozess der Filmerstellung digitalisiert. Animation, Compositing, Color Correction bzw. Grading etc. Und am Ende gibs eine Datei.

Wovon wird denn hier geträumt? Was soll Spielberg da erzählt haben? Seinen Enkeln kann er nur die Spielszenen mit den Schauspielern auf Film hinterlassen. Das war es. Den Film als ganzen würden seine Enkel nicht sehen können.
Das ist richtig was Du sagst, aber der Roh-Film an sich ist Zelluloid, der Rest Spezial-Efekte u.s. w. wird am Computer erstellt. Und natürlich hat er das gesagt, er dreht lieber auf 35 mm, das ist die Grundlage. Der liebe gute alte Tatort wird auch noch auf Super 16 mm gedreht, oder hat da der Kameramann von der Truppe der hier wohnt etwa auch unrecht…grins.
Holger,'index.php?page=Thread&postID=160626#post160626 schrieb:Der liebe gute alte Tatort wird auch noch auf Super 16 mm gedreht

Das ist doch mittlerweile alles Geschichte, viele Produktionsfirmen arbeiten auch beim Tatort (den Tatort gibt es ja nicht) digital, zum Beispiel mit Sony SRW-9000 und Anverwandten.

Gruß Ulrich
Die Orginal-Erstellung, der "Dreh", kann auf verschiedenen Medien in verschiedenen Qualitäten gedreht worden sein. Dabei spielt das Film-Neagiv allerdings eine immer kleinere Rolle. Ausnahmen bestätigen die Regel - wie z. B. "The Master" von P.T. Anderson, der sogar auf 65mm gedreht wurde. Mir hat es gut gefallen. Aber: Alle Produktionen durchlaufen eine komplett digitale Post Production. Da spielt FIlm keinerlei Rolle mehr. "Nix digital" ist also eine Behauptung ohne Bedeutung. Der Tatort mag in Teilen noch auf Film erstellt worden sein, aber der 16mm-Verleih von Kameras ist in Köln quasi zum Erliegen gekommen. Arri Alexa, Red, Canon, Sony etc. bestimmen in weiten Teilen die TV-Film-Produktion. Fakt bleibt: egal wie gedreht wurde, am Ende des Prozesses steht eine Datei, auch wenn sie vielleicht wieder auf Film ausgespielt wird.
Holger,'index.php?page=Thread&postID=160591#post160591 schrieb:Ganz normal, fast zu 100% werden heute Spielfilme immer noch auf 35 mm Negativfilm gedreht, warum? Ganz einfach, die Bildqualität kann Digital einfach nicht bieten, die warmen Farben, und die Tiefenschärfe.
Falls Fakten von Interesse sind:

Zum Thema digital gedrehte Filme: http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_fil...in_digital

Zum Thema Schärfentiefe (nicht Tiefenschärfe!), die sich bei analog/digital nicht grundsätzlich unterscheidet, siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%A4rfentiefe

Und der Unsinn (sorry für die harten Worte) mit den wärmeren Farben hört sich für mich wie eine Adaption aus dem Audio-Bereich (wärmerer Klang) an.
Genau wie es im Audio-Bereich (Ulrich wird mir hier vermutlich widersprechen) sehr schlechte A/D-D/A-Wandler gab, die für den, leider bei einigen Leuten noch vorhandenen, schlechten Ruf der digitalen Audio-Technik sorgten, so lieferten die frühen digitalen Filmkameras flaue kontrastarme Bilder mit seltsamen Farben. Zusätzlich war der Belichtungsspielraum zu klein.
Auch wenn tatsächlich der analoge Film heute noch Vorteile hat, z.B. den größeren Belichtungsspielraum bei Negativ-Film, so hat die digitale Aufnahme und Wiedergabetechnik deutlich aufgeholt. Auf der Aufnahmeseite z.B. mit der Arri Alexa (2,8k) und auf der Wiedergabeseite mit dem Kontrastwunder Sony SRX 515 (4k).
Ich habe einige Aufnahmen für Skyfall auf dem 515er gesehen und kann wirklich nicht verstehen, wie jemand zu 35mm zurück will. Im Vergleich mit z.B. "The Dark Knight", der auch als 4k DCP vorliegt (4k Scan vom Interpositiv unter der Aufsicht von "Christopher Nolan"), kommt die 35mm Aufnahme nicht mehr mit.

Von dem größeren Farbraum und Kontrastbereich der analogen Aufnahme bleibt auf dem Weg zur 35mm Massenkopie einfach nichts übrig. Vor der Einführung des DI-Workflows (Digital Intermediate) sah der deutsche Kinobesucher 35mm oft in der 6ten oder 8ten Kopiergeneration.
Aber selbst Direktkopien vom Kameranegativ, welche es bis auf einige Ausnahmen seit den 60er Jahren nicht mehr gibt, können da nicht mithalten. Ich habe mit einem auch in diesem Forum schreibenden Filmsammler an einem Wochenende eine Direktkopie vom Kameranegativ, normale Massenkopien aus den 80er Jahren und ein 2k-DI aus 2004 auf 35mm gesehen. Das 2k-DI hat das Rennen in Bezug auf die Bildqualität gemacht.

Was aber noch viel wichtiger als das Aufnahmeverfahren ist: Fast alle heutigen Filme sind schlecht ausgeleuchtet, bieten grausame Wackelkamera und liefern (sofern noch auf Film gedreht) grobkörnige Aufnahmen durch viel zu empfindliches Material. Hinzu kommt dann noch eine Lichtbestimmung, die eher an ein Videospiel erinnert als an natürliche Aufnahmen.
Das ist der Nachteil heute. Früher gab es im Kopierwerk einen Lichtbestimmer, der noch eine Berufsehre hatte und deshalb nicht alles mitgemacht hat. Heute kann jeder in der Post an jedem Parameter drehen und macht das auch.
Der Tiefflug der Qualitätsansprüche in der Kino-Fotografie hat, mit wenigen Ausnahmen, schon in den 70er Jahren begonnen.


Holger,'index.php?page=Thread&postID=160591#post160591 schrieb:Herr Spielberg sagte erst vorige Woche bei Radio New York was ich täglich höre, ich möchte das meine Enkel und Urenkel den Film noch in 100 oder 200 Jahren sehen können, in 20 Jahren haben wir für alte Digitalfilme kein Abspielsystem mehr, bei Chemiefilmen, geht das immer.
http://www.wbs-law.de/allgemein/hdf-verl...013-44700/

<Zitat>
Größere Verleiher wollen ab September/Oktober den Anteil analoger Kopien komplett zurückfahren, kleine und mittlere Verleihfirmen werden zum Teil bereits ab August 2013 ihre Filme nur noch in digitaler Form ausliefern und die analoge Belieferung einstellen.
</Zitat

Irgendwann wird auch die Ersatzteilversorgung für analoge Filmprojektoren/Filmscanner ein Thema wie auch bei Bandmaschinen. Ob es wirklich einfacher ist, in 200 Jahren aus Farbauszügen wieder etwas zu restaurieren, oder einen Konverter für ein digitales Dateiformat zu schreiben, das muß sich erst noch zeigen.
Normale Kopien (wie angeblich von Herrn Spielberg genannt) werden nicht mehr erstellt (siehe oben) und sind auch nicht farbstabil.


Holger,'index.php?page=Thread&postID=160591#post160591 schrieb:Das Originalnegativ wird erst hinterher durch eine hochauflösende HD-Kamera gescannt, Entwicklungsfehler oder Fehlbelichtungen ausgeglichen, und dann im Computer ins Positiv überstellt.
Welche Entwicklungsfehler sollen an dieser Stelle ausgeglichen werden?


Holger,'index.php?page=Thread&postID=160591#post160591 schrieb:Für Digital-Kinos, geht’s dann auf Festplatte, bei Normal-Kinos die noch mit Filmrolle arbeiten, wird mit Hilfe eines Lasers, der Positiv –Film belichtet, was man Auffatzen nennt.
Nö, nennt man einfach "Ausbelichten". Was Du meinst ist "FAZen".


Holger,'index.php?page=Thread&postID=160591#post160591 schrieb:Besser wäre es, wie man es schon immer machte. Negativ an Tonnegativ, und dann auf Kontaktkopie Positivfilm, so habe ich es im Kopierwerk gelernt, und die Ergebnisse konnten sich damals sehen lassen.
Was wäre daran besser als ein DI-Workflow in 4k?


Olllafff,'index.php?page=Thread&postID=160631#post160631 schrieb:Die Orginal-Erstellung, der "Dreh", kann auf verschiedenen Medien in verschiedenen Qualitäten gedreht worden sein. Dabei spielt das Film-Neagiv allerdings eine immer kleinere Rolle.
Noch ist der Dreh auf 35mm in der Überzahl, aber Holgers 100% sind falsch.


Olllafff,'index.php?page=Thread&postID=160631#post160631 schrieb:Ausnahmen bestätigen die Regel - wie z. B. "The Master" von P.T. Anderson, der sogar auf 65mm gedreht wurde. Mir hat es gut gefallen. Aber: Alle Produktionen durchlaufen eine komplett digitale Post Production. Da spielt FIlm keinerlei Rolle mehr.
Wenn ich das jetzt nicht völlig falsch im Gedächtnis abgespeichert habe, hat "The Master" eine komplette analoge Post bei FotoKem durchlaufen. Auch gibt es immer noch kleine Produktionen, die sich ein DI nicht leisten können und rein analog arbeiten. Der größte Teil aus Hollywood ist aber durch eine digitale Post gelaufen.
Weil Du eben "The Master" angesprochen hast. Das einzige was bei "The Master" IMHO gut aussieht, sind die Aufnahmen des Fotografen im Kaufhaus. Der Rest des Films ist die heute leider übliche flache Fotografie mit zu geringer Schärfentiefe, wie sie auf 35mm an der Tagesordnung ist. 70mm lebt allerdings von Bildern mit großer Schärfentiefe, die dieser Film leider nicht bietet. Den gleichen Fehler hat auch Kenneth Branagh bei seinem 70mm Film "Hamlet" gemacht. Der von Roger Lanser für Herrn Branagh fotografierte Film "Viel Lärm um nichts" sieht viel besser aus, obwohl dieser nur auf 35mm in 1:1,85 gedreht wurde. Manchmal ist es besser, wenn der Regisseur den Kameramann einfach machen lässt. ;-)


Gruß

96k
Danke, 96k für die klaren Worte.
Wollte schon genauso antworten, hab mir's aber verkniffen!

Ob man in 200 Jahren noch Analog-Filme anschauen kann, bezweifle ich.
Das entwickelte Filmmaterial ist nicht zu 100% stabil und verliert kontinuierlich an Farbe und Kontrast.
Deswegen werden historische Film-Aufnahmen immer häufiger auf Digital überspielt und gleichzeitig restauriert.
Gutes Beispiel für eine gelungene digitale Wiederherstellung ist die Sissy-Trilogie in (fast) HD-Qualität.

Vor allem mit dem Absatz mit der "Wackelkamera" stimme ich zu 100% überein. thumbsup
Solche Filme erzeugen binnen Minuten akute Kopfschmerzen und in der Folge Augenkrebs! Big Grin
Fast jeder 2. "Actionfilm" wird nur mehr freihändig mit zusätzlichem massivem Verwackeln gedreht!
Hauptsache die Produktionskosten sind niedrig!
Ich bin ja auch im Filmvorführerforum und ein Knackpunkt ist ja, dass beim Digitalkino man bisher auf technische Daten setzte, die vielleicht von der Bildauflösung einem 16 mm Film gleich kommen, aber 35 mm nicht ersetzen können, auch wenn es besser aussieht, als die teilweise sehr miesen Filmkopien.
Hat ja auch was mit dem Korn zu tun und damit, dass bei Bewegtbildern die zufällige Verteilung eine Auflösungserhöhung zur Folge hat. Im Gegensatz dazu ist digitales Bewegtbild auch nicht anders als ein Standbild.
96k,'index.php?page=Thread&postID=160645#post160645 schrieb:Genau wie es im Audio-Bereich (Ulrich wird mir hier vermutlich widersprechen) sehr schlechte A/D-D/A-Wandler gab,

Warum sollte ich da widersprechen?
Es gab richtig schlechte Umsetzer, aber das war nun mal Gestern und ist nicht Heute.

Gruß Ulrich
uk64,'index.php?page=Thread&postID=160654#post160654 schrieb:Warum sollte ich da widersprechen?
Es gab richtig schlechte Umsetzer, aber das war nun mal Gestern und ist nicht Heute.
thumbsup thumbsup