Tonbandforum

Normale Version: Pfeifen bei Revox B 710
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Hallo Freunde!

Nachdem ich mich hier ja wieder blicken lassen kann, möchte ich Euch jetzt eines von meinen Problemen schildern:

Ich hatte vor geraumer Zeit aus der Bucht ein Revox B 710 zu einem annehmbaren Preis geschossen. Als es hier ankam, habe ich es gereinigt und es lief sowiet auch erstmal. Es wurde offensichtlich schonmal im Werk überholt, denn es hat auf der rechten Seite die nitrierte Capstanwelle aus dem MkII erhalten. Mir ist dann allerdings ein ZUNÄCHST leises Pfeifen (etwa 12,5 kHz mit dem Ohr geschätzt) im rechten Kanal bei Wiedergabe aufgefallen. Ich konnte dies beim verkäufer reklamieren und er hat mir einen Teil des Geldes zurückerstattet. Der Preis für das Gerät betrug nach Rückzahlung im Endeffekt 130 Euro. Ich denke, der Fehler läßt sich bestimmt finden.

Dieses Pfeifen wird öfters mal deutlich lauter und auch mal sehr laut. Und zwar folgendermaßen:

- Kassettendeck ist lange Zeit komplett vom Strom (Netzkabel ausgesteckt), wird ans Netz gehangen und eine Kassette abgespielt: Kein Pfeifen hörbar
- Kassettendeck wird ohne Kassette ans Netz gahangen und ist damit in Standby: Beim drücken der Bandspanntaste im Kassettenfach laufen die beiden Wickelmotoren, die Aussteuerungsanzeige zeigt nichts
- Kassettendeck läuft gut 10 Minuten: Plötzliches einsetzen des Pfeifens auf dem rechnten Kanal, es kommt nicht langsam, sondern ruckartig. Versetzt man das Kassettendeck in Standby, entnimmt die Kassette und drückt die Bandspanntaste, so leuchten nach ein paar Sekunden beide Aussteuerungsanzeigen in den ersten zwei bis drei Segmenten auf.
- Kassettendekc wird über mehrere Tage immer mal wieder benutzt: Plötzliches starkes Erhöhen des Pfeifgeräusches, es geht manchmal soweit, daß die Aussteuerungsanzeige im Playbetrieb trotz leerer Kassette beim rechten Kanal bis zur 0 dB - Marke hochshnellt, beim linken Kanal weniger; auch hier tritt ein Pfeiffton auf, auf beiden Kanälen verbunden mit einem von der Art typischen Netzbrummen, nur in der Frequnez deutlich höher.
- Bei Kassettenwiedergabe kommt es immer wieder zu in den Lautsprechern deutlich hörbaren statischen Entladungen (?)

Als absoluter Nichtelektroniker klingt das für mich nach einem tauben Kondensator, der die Steuerspannung von den Capstan- und oder den Wickelmotoren aus dem Audiokreis raushalten soll.

Die Ferndiagnose ist eröffnet. Vielen Dank im Voraus!

Liebe Grüße
Martin
Hallo Martin,
auch wenn ich den B710 technisch nicht kenne, aber die Symptome sind mir bei meinen Basteleien so ähnlich auch schon untergekommen: es war eine nicht korrekt (wieder-)hergestellte Masseverbindung. Eine nicht fest genug gezogene Schraube kann da schon ausreichen.

Du schreibst, dass das Gerät deiner Meinung nach im ReVox-Werk überholt worden sein soll; muß das wirklich genau so gewesen sein? War da vielleicht ein Amateur am Werk :S ? Aber eben auch Profis können Fehler passieren... :whistling:

Aber wie gesagt: IMHO ist es ein "Masse"-Problem.

Gruß
Jochen
Hallo Freunde, nachdem ich mich lange hier nicht mehr drum gekümmert habe, habe ich mich gestern, da ein wenig Zeit zu überbrücken war, da nochmal drangesetzt.

Ich hoffe, daß ich den Fehler der unterschiedlichen Lautstärken des Pfeifens (mal leise, mal urplötzlich bis zur 0 dB - Marke) gestern gefunden habe. Es war der gestörte Schalter für die Wiedergabeentzerrung auf derFrontplatte. Nach gründlicher Spülung bleibt das Pfeifen jetzt bei um die -30 dB auf der Anzeige und wird leiser, wenn das Gerät ein paar Minuten beispielsweise eine leere Kassette wiedergibt.

Damit Ihr Euch ein Bild von dem Pfeifen machen könnt, habe ich das heute mal oszillographiert:

Linker Kanal (Pfeifen nicht hörbar, aber auf dem Oszi sichtbar):[attachment=4251]

Rechter Kanal (Pfeifen deutlich hörbar bei Widergabe einer leeren Kassette (mit Löschdrossel gelöscht):[attachment=4252]

Einstellungen des Oskars: 0,1 mV / cm - 20 mys

Das Pfeifen wird wie gesagt deutlich leiser bei Aktivierung des Dolbyschaltkreises; es entsteht also davor.

Vielleicht fällt Euch da ja noch ein Hinweis ein, wo ich suchen könnte.

Gruß
Martin
Mal abgesehen davon, das ich auf den Bildern nicht viel erkennen kann, wie bekommst du dein Oszi auf 0,1mV/cm?

Gruß Ulrich
Pfeifen ? ich tippe mal auf ein Masseproblem oder eine Unterbrechung Richtung Kopf. Kann auch ein Elko in der Entzerrung oder im vorverstaerker sein.

- 30db, da schafft manch preiswerteres deck bessere werte.
Sorry, Schreibfehler, 0,1 V per cm.

Das Pfeifen hört sich so in Richtung Grillenzirpen an.

Klar liefert selbst ein einfaches Deck bessere Werte; da ist ja hier wohl auch noch was kaputt...:-)

Gruß
Martin
Die von Jochen und Ralf erwähnte Massegeschichte ist ein Ansatzpunkt, nur leider messtechnisch schwierig zu erfassen.

Du kannst aber auch auf dem Repro Amp mal den Eingang kurzschließen. Das geht am besten direkt und mit kürzester Verbindung (keine Korokoklemmen oder ähnliches verwenden) am Stecker J1 oder den Kondensatoren C31/32. Dann stört das Rauschen etwas weniger und über die Köpfe kann auch nicht mehr kommen. Das erleichtert die Messungen.

Eine weitere Quelle von eventuellen „Einstrahlungen“ ist das Zählwerk, auch das kann man versuchsweise relativ einfach deaktivieren.

Gruß Ulrich
Ahh, Ulrich, lieben Dank schonmal!

Hab das Gerät sowie Schaltplan grad nicht vor mir, daher aus der Entfernung die präzise Frage, was genau ich an den genannten Cs von wo nach wo kurzschließen soll (ich vermute mit ner angelöteten Drahtbrücke)?

Komme vermutlich aber erst nächste Woche dazu.

Besten Dank im Voraus!

Gruß
Martin
Ganz genau, einfach mit einer Drahtbrücke oder ganz simpel mit Lötzinn (überlöten) überbrücken.
Je nach Ergebnis, ob es es immer noch "pfeift" oder auch nicht, kann man dann weiter vorgehen.

[attachment=4253]

Gruß Ulrich
Hallo,

ich darf aus leidvoller Erfahrung dazu anmerken, dass die Platinen im A/B710 von einer solchen Qualität sind, dass selbst das Wackeln an einem Bauteil manchmal schon Lötstellen und Leiterbahnen brechen lässt. Bleibt man zu lange mit dem Lötkolben auf der Lötstelle, löst sich die Leiterbahn fast wie von selbst.

Gruß
Michael
Was für ein Service! Vielen Dank schonmal!

Gruß
Martin
Grad nochmal den Oskar angeschhmissen. Direkt nach dem Einschalten des Decks (also mit etwas mehr "Pfeiffpegel") konnte ich für kurze Zeit ein gut stehendes Bild erzeugen. Demnach läge die Haupfrequenz in dem Mischmasch des Pfeiffens bei 28..30 kHz. Eine Periode dauerte gut 35 Mikrosekunden.

Hilft das noch was zur Eingrenzung? Ich vermute zwar eher nicht, aber das weiß man ja bei Euch wirklich tollen Experten ja nie....;-)

Weiterhin vielen Dank!

Gruß
Martin