Tonbandforum

Normale Version: AKAI GX77 schlappe Zugmagneten
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marsi

Hallo Zusammen!

Nach jahrelangem Zögern hatte ich nun doch eine GX77 aus der Bucht gefischt. Hab mich riesig gefreut, als ich sie zum ersten mal
einschaltete und sich das Band in Bewegung setzte. Aber wie zu erwarten gab es ein paar technische Mängel:

1.Die Bandführung war ungenau.
2.Bei der Aufnahme wurden die Signale vorher nicht vollständig gelöscht.
3.Reverse und Rewind waren zu langsam und nur mit Anschubsen in Gang zu bekommen.
4.Alle Potis hatten Kontaktprobleme.

Folgende Mängel liessen sich beheben:
1.-2. Schlapper Loading Roller: Die abgebrochene Lasche nach Michaels Beschreibung (http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic.php?
threadid=6077&highlight=GX77) durch eine Schraube ersetzt. Hat prima funktioniert, Danke!
3.Bremse rechts nach SM neu eingestellt (leicht gelöst). Die 77 läuft einwandfrei.
4.Kontaktprobleme der Potis: Mit Kontaktspray lies sich da nichts mehr machen. Also hab ich diese ausgelötet, ultraschallgereinigt,
konserviert und wieder eingelötet. Alles wunderbar.

Nun zum Problem:
Um die Verkleidungsteile abbauen zu können, hab ich den Loading Roller mit „UP/DOWN“ in obere Position gefahren und das Gerät, bevor
dieser wieder runterfährt, ausgeschaltet. Nach dem Zusammenbau und dem ersten Einschalten blieb der Loading Roller oben. Auch die
anderen Laufwerksfunktionen liessen sich nicht schalten. Allerdings hört man das Klacken der Zugmagneten, wenn die Laufwerkstasten
gedrückt werden. Beim Fehlersuchen viel mir die durchgebrannte Sicherung F3 (Power Supply Board) auf, die ich dann austauschte.

[Bild: PW.jpg]

Laufwerk funktioniert trotzdem nicht. Allerdings ziehen die Magneten für FDW/REV(7-2 SL903;7-4 SL902) und Brake (7-32 SL904), wenn
sie angestubst werden. Dann läuft die 77 normal; auch REC funktioniert. Der Loading Roller fährt nach dem Entriegeln des grossen
Zahnrades in die obere oder untere Endposition, bleibt dann allerdings jeweils dort. An den Loader Plunger (7-26 SL904) komme ich leider
so nicht ran, um den manuell bewegen zu können.

[Bild: S1.jpg]

Nun weiss ich nicht, ob der Grund für die mangelnde Zugkraft der Magneten ein defekter Transistor ist, oder etwas anderes nicht stimmt.

Kann mir jemand helfen?

Grüsse und schöne Pfingsten,
Percy

GXNet

Hallo Percy,

na das ist doch wieder einmal ein schön, ausführlicher Bericht über ein Problem!

Also zwei Dinge fallen mir spontan ein: Der Loding-Roller hat oben in der Nähe des Zählwerkes einen Endschalter. Den mal rüfen.

Die Zugmagnete können meiner Meinung nach nur nicht richtig funktionieren, wenn sie nicht richtig versorgt werden oder Windungschluss. Mal einen abklemmen und mit dem Labornetzgerät mal testen.

Add: In der Schaltung messen, wieweit die 17 Volt auf 0 Volt beim Schalten gehen. Punkt 43,46,44,48

Vielleicht sind auch nur die Achsen eingerostet, schwergängig! Ein Tropfen Sprühöl?

Interessieren würde mich noch die Reinigung mit Ultraschall (die Chemie) und die Konservierung (auch Chemie)

Add: Der Ehre halber: Die Idee mit der Schraube am Loading Roller stammt nicht von mir, davon hat mir mal TBRheiner beim TB-Stammtisch berichtet.

VG
Michael
Da musst da mal etwas tiefer in die Schaltung schauen.
Die Hubmagnete erhalten zwei verschieden Spannungen, einmal eine kurzzeitig höhere Anzugspannung und einmal eine dauerhafte aber niedrige Haltespannung.

Die Anzugspannung kommt über die Sicherung F3 > Gleichrichter D3 > Ladeelko C4, über den Transistor TR38 wird diese Spannung kurzzeitig auf die Hubmagnete geschaltet.

Wenn sich nun die Hubmagnete mit der Hand “anschubsen" lassen deutet das auf einen Fehler mit dieser Anzugspannung hin, zu mal die Sicherung F3 ja ausgelöst wurde und das machen Sicherungen für gewöhnlich nicht ohne Grund.

Gruß Ulrich

GXNet

Hallo

wenn ich das richtig sehe (Schaltplan ist etwas klein und ich habe mein eigens SM noch nicht zur Hand) wird über Punkt 17 des Netzteils und Punkt 40 des Mainboards D34 und T?(Irgendwas, was ich nicht erkennen kann) der Spule des Magneten eine Spannung angeboten. Der andere Anschluss der Spule wird uber die Darlingtons an Minus geführt. Wenn da ne Haltespanung ist, müßte es sich bei den beiden Transistoren um dicke "Leistungstransistoren" handeln, wenn die nicht in die Sättigung schalten. Müßte man mal messen wie die Restspannung über Kollektor und Emitter ist. Wenn die Spulen ok sind, müßte an dieser Stelle der "Saft" fehlen. Mein Eindruck ist (und mein Gehöhr sagt mir), dass die Zugmagnete "digital" arbeiten. Andererseits weiß ich um Ulrichs Wissen! Ich hab sicher was übersehen, muss mal nach dem SM suchen um das besser lesen zu können.

VG
Michael

Add: Ja, ich glaube jetzt sehe ich es auch, T37/38 usw. da passiert noch was...

Über Punkt 13 und 41 kömmt noch eine zweite Spannung und D34 entkoppelt die beiden ...

@Ulrich: Kann das sein, das diese Spannung entgegenwirkt ? Beispielsweise um den Magneten wieder in die andere Richtung zu bewegen ?

Noch ein Hinweis für den Loading Roller: Der Roller fährt zwar auf und ab, wenn ich mich aus der Erinnerung nicht täuschen sollte dreht der Antrieb (das weiße Zahnrad mit dem Hebel, Führung) aber immer in die selbe Richtung.
Zitat:GXNet postete
@Ulrich: Kann das sein, das diese Spannung entgegenwirkt ? Beispielsweise um den Magneten wieder in die andere Richtung zu bewegen ?
Ne, so was gibt es nicht, die Hubmagneten kennen nur eine aktive Richtung.

Zitat:......müßte es sich bei den beiden Transistoren um dicke "Leistungstransistoren" handeln, wenn die nicht in die Sättigung schalten.....
Mein Eindruck ist (und mein Gehöhr sagt mir), dass die Zugmagnete "digital" arbeiten.
Natürlich werden diese Transistoren immer in die Sättigung gefahren.
Stichworte sind hier z.B. Transistor als Schalter und Übersteuerungsfaktor.
(Schalttransistor an induktiver Last lassen wir mal unter den Tisch fallen).
Das hat aber nichts mit der Anzug- oder Haltespannung zu tun.

[Bild: gx77highlowvolt.jpg]

High Voltage - Anzugspannung

Low Voltage - Haltespannung

Gruß Ulrich

GXNet

Hallo Ulrich,

ok, zwei Spannungen. Aber wozu ? Da wird meiner Meinung nach nichts gehalten. Da fällt auch nichts ab, wenn ich die Maschine ausschalte, ausgenommen, gerade getestet, die Plunger für die Vorwärts- und Rückwärtsantriebe/Bremsen. Das wird wohl irgendwie zusammenhängen. Ich denke mit Messen an den besagten Stellen wird Percy weiterkommen.

VG
Michael
Zitat:GXNet postete
Da wird meiner Meinung nach nichts gehalten. Da fällt auch nichts ab, wenn ich die Maschine ausschalte, ausgenommen, gerade getestet, die Plunger für die Vorwärts- und Rückwärtsantriebe/Bremsen.
Um die ging es doch, oder nicht???

Zitat:marsi postete
Allerdings ziehen die Magneten für FDW/REV(7-2 SL903;7-4 SL902) und Brake (7-32 SL904), wenn
sie angestubst werden. Dann läuft die 77 normal;
Gruß Ulrich

GXNet

Hallo Ulrich,

ich hatte mehr das hier im Sinn:

>>>>>>>> Um die Verkleidungsteile abbauen zu können, hab ich den Loading Roller mit „UP/DOWN“ in obere Position gefahren und das Gerät, bevor
dieser wieder runterfährt, ausgeschaltet. Nach dem Zusammenbau und dem ersten Einschalten blieb der Loading Roller oben. Auch die
anderen Laufwerksfunktionen liessen sich nicht schalten. Allerdings hört man das Klacken der Zugmagneten, wenn die Laufwerkstasten
gedrückt werden. <<<<<<<<<<<

Deshalb habe ich mich wohl mehr auf den oberen für den Loading-Roller "fixiert". Scheint aber ohnehin alle zu betreffen.

VG
Michael

marsi

Erst mal vielen Dank an Euch für die vielen Infos!

Die Vorgeschichte mit dem Loading Plunger hatte ich deswegen geschrieben, weil ich annahm, dass mit dem Ausschalten während des Betriebes ein Positionierungsfehler oder ähnliches verursacht wurde, der die Steuerung durcheinander brachte und die Sicherung durchbrennen lies.

Es ist so, dass die 77 , bevor ich mit dem 2. Instandsetzungsversuch begann, wunderbar funktionierte. Wenn diese verflixten Kontaktprobleme der Potis und Schalter nicht gewesen wären, hätte ich da nix mehr angefasst.

Mechanisch scheint alles i.O. zu sein. Hubmagneten und Mechanik haben ausreichend Spiel.
So, jetzt schau ich mal was sich da messen lässt. Gebe Euch Bescheid.

@Michael:
Die Potis und Schalter schwammen im Ultraschallbad, ca. 4h im 60°C warmen Wasser + Spülmittel. Danach getrocknet, mit Kontaktspray eingesprüht und die Kontakte mit Polfett konserviert. Mit der Methode hatte ich schon einmal richtig „Tote“ zum Leben erweckt ☺ ..und die leben nach 3 Jahren immer noch absolut knisterfrei in einer GX625 – sind wie neu.

Danke und Grüsse vom Bodensee,
Percy

marsi

..so, das ist nun das Ergebnis. Bei den Nachkommastellen gab es einige Schwankungen. TR37/38 zeigen ungewöhnliche Werte.

Anschlüsse:
In Ruhe: 42-49 = 41,3V
FWD läuft: 44 = 0V; übrige = 17,5V
Reverse läuft: 46 = 0V; übrige = 17,5V
Loader einschalten: 44-43 = 0V (kurzzeitig, dann wieder auf >40V)

TR36; 32; 34; 30: stimmen mit Vorgaben überein

TR37
In Ruhe: E = 0V; C = 17,5V; B = 0V
FWD läuft: E = 0V; C = 15,6V; B = 0V

TR38
In Ruhe: E = 41,6V; C = 0V; B = 0V
FWD läuft: E = 24,5V; C = 0V; B = 17,8V

Lässt sich daraus denn der mögliche Fehler erkennen?

Grüsse vom Bodensee,
Percy
Da stimmt irgendwas nicht, einige Messwerte passen auch nicht zusammen.

Nur mal einige Beispiele:

Zitat:marsi postete
TR37
In Ruhe: E = 0V; C = 17,5V; B = 0V
In Ruhe müsste die Kollektorspannung ca. 41 Volt betragen.

Zitat:marsi postete
In Ruhe: E = 41,6V; C = 0V; B = 0V
Eine Basisspannung von 0 Volt an TR38 kann nicht sein.
Zusätzlich passt deine Messung von TR37 nicht zu der von TR38.
Kollektor von TR37 17,5 Volt und Basis von TR38 0 Volt?

Zitat:marsi postete
TR38
FWD läuft: E = 24,5V; C = 0V; B = 17,8V
Am Emitter von TR38 müssen immer ca. 41 Volt anliegen.
Differenz Emitter - Basisspannung ist zu hoch.
Kollektorspannung 0 Volt kann nicht.

Gruß Ulrich

marsi

Hallo Ulrich,
ich hab das noch mal gemessen und nun ist das rausgekommen:

TR37
In Ruhe: E = 0V; C = 41V; B = 0V
FWD läuft: E = 0V; C = 17,1V; B = 0V

TR38
In Ruhe: E = 42,5; C = 40.7V; B = 40.8V
FWD läuft: E = 42,5V; C = 17,9V; B = 17,9V

Kann man damit was anfangen?

..sollte wohl mehr aufpassen was ich da mache.

Grüsse,
Percy
So ganz passt das auch nicht.
Bleiben wir mal bei der Ruheposition, alles andere wird schwierig zu messen da TR 37 und TR 38 immer nur kurzzeitig angesteuert werden.

TR37 ist eindeutig gesperrt da die Basisspannung 0 Volt beträgt.
Da durch TR37 kein Strom fließt gilt das auch für die Widerstände R87 und R88.
Damit muss auch TR38 gesperrt sein, Basis und Emitterspannung sollten annähernd den gleichen Wert haben. Da TR38 gesperrt sein muss sollte der Kollektor auf ca. 17,7 Volt liegen.
Nach deinen Messwerten ist TR38 in Ruhe aber leitend.
Wenn du dir da sicher bist tausche erst mal TR38, nach deinen Werten könnte er einen Schluss Basis - Kollektor haben. Wenn nicht löte TR37 aus und messe dann noch mal an TR38.
Für einen 2SB605 kannst du auch einen BC640 nehmen, nur auf die Anschlussfolge achten.

Gruß Ulrich

marsi

Nr. 5 lebt!

Hallo zusammen,
dank eurer Hilfe funktioniert die GX77 wieder. Der TR38 war,s, wie es Ulrich diagnostizierte. :respekt:

Als ich gestern Abend zu Hause ankam und die Ersatztransistoren auch schon da waren, hab ich mir den Lötkolben geschnappt und den 2SB605 gegen einen BC640 ausgetauscht. Einschalten – „klack“ - die Magneten ziehen, der Loading Roller fährt up and down – einfach herrlich. Vielen, vielen Dank für die tolle Unterstützung! :heildir:

[Bild: GX7703.jpg]

[Bild: GX7701.jpg]

Grüsse vom Bodensee, :bier:
Percy

PS: Nr.5 ist die 5. Bandmaschine in meiner Sammlung.

GXNet

Hallo in die Runde,

wie schön! Wieder eine GX-77 reanimiert! Ich denke du wirst viel Spaß mit dem Maschinchen haben und wieder hat Ulrich den entscheidenden Hinweis geliefert! Ich habe mein Service Manual immer noch nicht gefunden.Egal! Viel Freude mit der GX-77!

VG
Michael