erstmal noch ein paar Geräte, von denen ich Fotos habe. Zuerst mal die zweite Grundig Truhe, eine 9010 von 1952:
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Die Truhe kostete damals 3250 DM, für 4000 DM bekam man einen VW-Käfer und ein Arbeiter verdiente zu der Zeit keine 300DM pro Monat. Der Plattenspieler ( hier leider noch mit einem falschen Tonarm verunstaltet ) hat ein Magnetsystem, die vielen Hebel rund um den Tonkopf sind die Bedienelemente für den eingebauten Entzerrer Vorverstärker mit einer Doppeltriode ECC40.
Das Tonbandgerät ist die Einbauversion des Grundig-Koffers Reporter 700, das Radio ist ein Chassis aus dem Tischradio 5010 mit veränderter Endstufe. Unten im Gehäuse kann man das zusätzliche Anodenspannungsnetzteil für die Endröhren sehen, zwei EL12/375, die hier auch mit 375 Volt betrieben werden. Laut Katalog soll das Radio 25 Watt Ausgangsleistung haben, die mit zwei Übertragern auf acht Lautsprecher verteilt werden - zwei Bässe, zwei Konus Mitteltöner und vier elektrostatische Hochtöner.
Leider ist die Truhe optisch und auch technisch ziemlich mitgenommen. Sie gehörte der Besitzerin eines großen Berliner Radiohandels und ist auf dem Dachboden aufgetaucht, als die Villa der Besitzerin nach ihrem Tod geräumt wurde. Die letzten Jahre hatte ich sie weggestellt, weil ich an einigen Stellen nicht mehr weitergekommen bin. Vor einigen Jahren sind noch öfter optisch gute Exemplare für kleines Geld aufgetaucht, bei denen das Innenleben nicht mehr original war, ich ärgere mich mittlerweile, nicht einfach so eine Truhe als Gehäusespender gekauft zu haben. Aber sei es drum, ein neuer Anlauf steht an - ich kenne vom Hören bisher nur die kleinere Schwester 8010, bei der hat man schon das Gefühl, die Kapelle würde im Wohnzimmer stehen, ich will die 9010 unbedingt mal spielen hören.
Dann noch das hier:
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Das ist ein Schaub Supraphon von 1952. Das Radioteil geht auf einen Schaub Weltempfänger von 1941 zurück, das im Krieg als Exportmodell für die Devisenbeschaffung gebaut wurde. Für das Supraphon hat man die Kurzwellenbereiche zu einem zusammengeführt, UKW ergänzt und die nicht mehr belegten Tasten für das Laufwerk verwendet, eine Kombination aus Schellackplattenspieler und Drahttongerät. Das Supraphon gab es unter mehreren Namen, u.a. Lorenz Heimstudio, und es war trotz seines Preises von über 2000DM recht erfolgreich, weil es in der Schweiz von der Firma Radio Steiner vermarktet wurde. Mein Exemplar hat neben dem Kriegsradio noch einen TO1003 als Tonarm, eine Weiterentwicklung des TO1000 von 1938/39. 1953 gab es vom Supraphon noch einen letzten Nachfolger, mit PE Plastiktonarm und normalem Fünfzigerjahre-Radio, danach verschwand es vom Markt. Für mich ist das Gerät deshalb so faszinierend, weil es ein tolles Beispiel für die Sturm- und Drangphase kurz nach der Währungsreform ist, wo vieles ausprobiert wurde, bevor sich Vinylplatte und Magnetband durchgesetzt haben.
Ein anderer Vertreter dieser Sturm- und Drangphase, den ich an anderer Stelle schonmal vorgestellt hatte, ist dieses Gerät hier:
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Das Tefifon selber ist nichts besonderes, es ist ein Radio M541 mit Laufwerk HS19, bevor das noch bekanntere Tefifon KC-1 auf den Markt kam, war dies das Standardmodell. Das besondere an dem Gerät ist der Magnettonzusatz. Leider habe ich bisher nur diese eine vergammelte Cassette finden können, an der erkennt man aber gut, dass hier keine Schallplattenrillen drauf sind wie bei normalen Tefi-Bändern, sondern Magnetspuren. Die Freiräume zwischen den Spuren sind als Rillen ausgeführt, in denen die Kopfeinheit geführt wird. Die Kopfeinheit sitzt über den Rollen unter einem Blechdeckel, das Bedienteil für Aufnahme und Wiedergabe kann man links neben dem Laufwerk sehen. Das Ronette Mikrofon hatte im original ein TEFI-Label und einen speziellen Anschlussstecker - hier nochmal danke ans Forum, man hat mir damals sehr gut geholfen, diesen Stecker zu finden. TEFI wollte wohl nach dem Krieg anfangs eine Art Multifunktionslaufwerk bauen, mit dem man aufzeichnen und sogar Platten spielen konnte. Der Magnettonzusatz ist aber eigentlich über das Prototypenstadium nie hinausgekommen. Nach wenigen Jahren war das Teil schon wieder verschwunden, hat nie richtig funktioniert, und es gibt trotz der geringen Stückzahlen viele Varianten davon. Der wohl größte Nachteil war, dass es keinen Schnellstop und keinen Rücklauf gibt, Man kann das Ding nur anlaufen lassen, die Köpfe draufsetzen und aufnehmen bzw. abspielen.
Ich kenne ausser dem Supraphon und dem Magnetton Tefifon eigentlich nur noch eine einzige derartige Skurrilität - Es gab von Blaupunkt einen Plattenwechsler mit dem Namen Phonomat, und diesen konnte man mit einer Vorrichtung zum Bespielen und Abhören von Magnetplatten bestücken. Zu einem größeren kommerziellen Erfolg wurden diese Magnetplatten später bei Diktiergeräten von Assmann, dass es das am Anfang für einen Plattenwechsler gab, darüber gibt es nur wenige Informationen. Selbst die Blaupunkt Raumton-Truhe von Herrn Borgward, die in einem Bremer Radiomuseum steht, hat diese Vorrichtung nicht. Ich denke, dass man hier auch den Grund erkennt, warum das Innovationstempo der frühen Nachkriegszeit kaum jemand wahrgenommen hat. Es hat kaum jemand daran teilgehabt - selbst die Leute, die es sich hätten leisten können, hatten kein Interesse daran. Die Geräte fliegen noch heute in den Schrott, weil sie meist auf Standardgeräten aufbauen, und kaum jemand die feinen Unterschiede erkennt.
Gruß Frank