Tonbandforum

Normale Version: Triacetatbänder
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Guten Tach. Heute früh auf unserem kleinen Flohmarkt habe ich, folgende Bänder für 0,50 Cent pro Spule erworben. Der Verkäufer sagte mir, er habe sie Mitte der 70iger Jahre beim großen Q…. bestellt. Ist ja eigentlich nix besonderes, wenn da nicht so ein Essiggeruch in meine Nase stechen würde.
Klarer Fall kein Polyester sondern Triacetatfilmunterlage wie die Kinofilme in den 80 zigern.
5 Stück an der Zahl hab ich erworben, mit Roten und grünen Startbändern nebst Schaltfolie.
Getestet habe ich auf Royal…Report…Philips 4420 (beide) und TG 1020.
Das TG und die Royal verzerrten bei der Aufnahme, aber das Report und die beiden Philipse brachten
beachtliche Ergebnisse in Aufnahme und Wiedergabe. Jetzt meine Frage:
Wie lange gab es in Deutschland solche Bänder….und wer könnte der Fabrikant sein. Es steht ja drauf Made in W.-Germany. Denn Universum war doch nur ein Handelskonzern oder?

[Bild: DSC01097.JPG]

[Bild: DSC01098.JPG]

[Bild: DSC01102.JPG]
Zitat:Holger postete
Denn Universum war doch nur ein Handelskonzern oder?
Universum war die Quelle-Handelsmarke für Unterhaltungselektronik.

Bei "West-Germany" kommen nur BASF und Agfa in Frage. In dem Fall tippe ich mal sehr stark auf Agfa. Man beachte die Gemeinsamkeiten bei Spule und Aufklebern:

[Bild: reel_pe41-15.jpg]
Ich würde vermuten, dass das Band nicht auf die Spule gehört, da gerade in Deutschland durch die frühe Verwendung von PVC (BASF) und PE (AGFA) Acetatbänder bis auf wenige Ausnahmen schon Anfang der 60er Geschichte waren.

Oder das Band wurde nicht in W.-Deutschland gefertigt sondern bestenfalls auf die Spule gewickelt.

Edit: Und diese Spulenform wurde von BASF seit 1967 oder '68 auch nicht mehr verwendet.

niels
Na das gibt ja jetzt Rätsel auf ...wie auch immer ,so genau werde ich wohl nicht mehr dahinter kommen. Vielleicht ist es auch bei ORWO hergestellt wurden,die haben doch damals alles gemacht um an West- Kohle zu kommen wer weis. Jedenfalls laufen sie einwandfrei ,und für meine Report hab ich wieder passendes Futter.
MFG Holger
Hallo,

ich dachte immer, Universum-Spulen wären mit Permaton bestückt ?

Die Spulenform ist nicht ungewöhnlich, diese wurden bis etwa 1975 von Quelle verkauft. Ohne Labelaufkleber, der kam erst mit der schwarzen Drei-Fenster-Spule um 1978/1979.

Übrigens konnte man die Dreistegspule in transparenter Ausführung als Leerspule noch 1984 im Pro-Markt kaufen, das Stück zu DM 1,99 in achtzehner Größe.

Gruß
Thomas
Zitat:grundig tk 240 postete
ich dachte immer, Universum-Spulen wären mit Permaton bestückt ?
Das klingt ja geradezu so, als habe Permaton eine eigene Bandfertigung gehabt. :-)
Wenn die Acetatbänder Essig haben, dann gehören die schnellstens in die Mülltonne und nirgends anders hin!

Essig ist hoch ansteckend und die Zersetzung weder rückgängig zu machen, noch aufhaltbar! Lediglich durch Zugabe von Molekularsieb kann die Zerfallsreaktion merklich verlangsamt werden.

Dies ist für den archivarischen Erhalt alter Kinofilmkopien nach der Nitrozeit bis zum Beginn der Polyesterzeit von großer Bedeutung. Weiterhin ist eine luftdichte Verpackung wichtig.

Im Gegensatz zum bestehende Essigsyndrom, wo aus den geschilderten Gründen eine luftdichte Verpackung vonnöten ist, ist für Acetatmaterialien, die noch kein Essig aufweisen, eine stark lufdurchlässige Verpackung, bzw. gar keine Verpackung die richtige Aufbewahrungsart. Die immer in gaaanz gaaaanz geringen Mengen austretende Essigsäure kann so an die Umgebungsluft entweichen und verhindert den Start der autokatalytischen Reaktion des Essiggsyndroms.

Gruß
MArtin
Zitat:timo postete
Zitat:grundig tk 240 postete
ich dachte immer, Universum-Spulen wären mit Permaton bestückt ?
Das klingt ja geradezu so, als habe Permaton eine eigene Bandfertigung gehabt. :-)
Das ist zumindest aus früheren Diskussionen hier zu lesen und es gibt für mich keinen Grund, es nicht zu glauben.

Gruß
Thomas
Zitat:grundig tk 240 postete
Zitat:timo postete
Das klingt ja geradezu so, als habe Permaton eine eigene Bandfertigung gehabt. :-)
Das ist zumindest aus früheren Diskussionen hier zu lesen und es gibt für mich keinen Grund, es nicht zu glauben.
Bist Du sicher? Ich kann mich nicht daran erinnern, daß das irgendwann mal behauptet wurde. Ich war mir bisher eigentlich sicher, daß Permaton nur ein Kassetten- und Tonband-Konfektionierer war.
Holger, eine Verständnisfrage:

woran machst Du fest, dass es sich bei Deinem Kauf um Azetat-Bänder handelt? Allein am Essiggeruch? Kennst Du den speziellen Geruch von THF (Tetrahydrofuran)?


F.E.
Moin,Moin nee den Geruch kenne ich nicht,da ich aber von der Pike an in der Filmbrance arbeitete,war immer die damalige Grundlage beim 70-35-16-Super 8 und 8 mm Film,Triacetat oder auch Safetyfilm genannt, bis dann das Polyester kam.( Allerdings hatte ich auch mal die Ehre auf einer Ernemann 7 b einen auf Nitrobasis hergestellten Film vorzuführen,der Angstschweiss saß mir damals richtig im Nacken.) Aber das nur am Rande.Von meinen damaligen Ausbildern weis ich, dass Tonbandmaterial auch auf Triacetatbasis entstanden ist.Der typische Essiggeruch war damals eindeutig vernehmbar.Ebenfalls steht das noch in meinen Lehrbüchern,allerdings sei angemerkt, dass ich das Zeitalter dieser Bänder nicht mehr erlebte,da auch in der DDR keine solcher Bänder mehr hergestellt wurden. Na ja ich bin kein Chemiker, da kenne ich mich nun gar nicht mehr aus. Rolleyes Ich dachte das mir nur. Wegwerfen werde ich sie nicht sie laufen ja sehr gut.
L.G. Holger
Ist der Wickel bei seitlicher Beschau lichtdurchlässig?

niels
Grüß Dich Niels,ja der Wickel ist lichtdurchlässig!

L.G. Holger
Holger, bitte opfere einen Meter Band und ziehe mal kräftig an beiden Enden. Dehnt sich der "Schnürsenkel" unter deutlichem Längengewinn und rollt sich ein, kann der Träger eigentlich kein Azetat sein. Reißt er mehr oder weniger ohne Verdehnung durch, stimmt Deine Vermutung.

Nach meinen Informationen war das letzte Zellulose-Azetat-Band der Agfa der Typ FS, gefertigt 1951 bis 1954, und zwar als Standardband (FSP war, der letzte Buchstabe verrät's, bereit auf PVC-Folie gegossen).

Was ich so von Nitrofilmen gehört habe, lässt mich Deine seinerzeitige Angst durchaus nachfühlen - der Brand, der 1935 die Magnetophon-Premiere überschattet hat, ist nach aller Wahrscheinlichkeit auch von einem Nitrofilm ausgelöst worden.

F.E.
Ja, hmm opfern? RolleyesNa gut hab ich gemacht. Das Zeug lässt sich sogar noch mit Filmkitt kleben,hab ich probiert, weil es mir keine Ruhe gelassen hat. Das Band reisst sofort wenn ich da richtig dran ziehe,ohne das sich da was verzieht. Vielleicht hat der Flohmarktverkäufer sich ja geirrt,und das Band ist in Laufe von Jahren mal ausgewechselt wurden. Es riecht jetzt auch nicht mehr sooo nach Essig. Aufnehmen tut es wie der Teufel.

MFG Holger
Angst vor Nitrofilm (Nitrozellulose) muß man nicht unbedingt haben, bitte aber viel Respekt!
Nitrofilm hat einen hohen Sauerstoffgehalts und verbrennt deshalb unabhängig von Sauerstoffzufuhr. Löschen ist nicht! Einfach brennen lassen und Abstand halten.

In einem für Nitrofilm zugelassenen BWR (Bildwerferraum) würde ich eine Nitrokopie (nach Prüfung) ohne Angst vorführen (600m Überblendung, Feuerschutztrommel usw.).
5000m Nitrofilm am Stück auf Teller ist aber Selbstmord. Da würde ich den BWR noch nicht mal betreten.

Hier mal ein paar Versuche:
http://www.film-tech.com/warehouse/trail...trate1.mpg
http://www.film-tech.com/warehouse/trail...trate3.mpg

Und hier Nitrofilm unter Wasser:
http://www.film-tech.com/warehouse/trail...trate2.mpg


Nitrofilm unterliegt seit einigen Jahren dem Sprengstoffgesetz, da es das Gesetz über den Sicherheitsfilm nicht mehr gibt.


Gruß

96k
Ja...grins stimmt genau was Du schreibst. Es war damals in meiner Lehr und Drangzeit auch der einzige Nitrofilm den ich vorführte,damals alles noch mit Vorführschein A und B. A=ab 1000 Watt Lichtleistung ,B= bis 1000 Watt. Gibt es heute auch schon lange nicht mehr. Hat aber Spass gemacht damals. Ein Eimer Sand stand da das war Pflicht! Die Maschinen hatten auch noch funktionierende Feuerschutztrommeln und Abbrandschalter. Der BWR war auch durch große Elektomagneten haltende Klappen zum Saal abgesichert,im Lichtkanal (Panikklappe).

MFG Holger
Friedrich: Schöne Testmöglichkeit mit dem Reißtest! Da habe ich nicht dran gedacht, weil ich destruktive Testmethoden ungern anwende.

niels
Aha, diese Sache ist also eindeutig geklärt. Zusammengefasst: Doppelspielband auf Zelluloseazetat-Basis. Spule ohne Herstellerkennzeichnung (wobei auch Markenhersteller "maßgefertigte" Spulen und dergl. von Zulieferern bezogen, BASF z.B. sehr viel von Carl Schneider, Oberramstadt).

3M hat 1962 das letzte Azetatband gefertigt (Typ 201, Standardband). Orwo ist nur mit Hilfe der einschlägig bewanderten Forums-Mitglieder zu ermitteln. Japanische Fertigung dürfte wenig wahrscheinlich sein.

Lohnt es sich, bei Quelle selbst nachzuforschen? Sollte mich wundern, wenn da ein entsprechend leistungsfähiges Archiv existieren würde.

Chancen, den Hersteller zu ermitteln: gering.

F.E.
Hallo Friedrich,ich habe jetzt auf den Plastikspulen etwas endeckt!
Jetzt nur mal zu Vor-Information,ich stelle noch das Bild ein.
Da steht EVP 0,82 ....EVP hat in der DDR bedeutet in den 60 ziger Jahren,
Einzelverkaufspreis= 0,82 Pfennig also die Spule. Wie kommt ein Bundesdeutscher der damaligen Zeit an so eine Spule mit DDR -Preis...mein Verdacht verdichtet sich immer mehr...hergestellt in Wolfen bei Orwo...na ja Quelle hat ja bei uns viel herstellen lassen...Deutsch-Deutsche Zusammenarbeit.
Also alles geklärt, ich danke euch allen für eure Beiträge,sind wir nun wieder etwas schlauer. Ich denke der Fall ist gelöst.Smile

MFG Holgi